Speed Resolution Card

Schon kurz nach der Verkaufseinführung des Falcon030 stellten diverse Hardwareentwickler Beschleuniger für den besagten Raubvogel vor. Da selbst ein Falcon für heutige Verhältnisse nicht mehr den Geschwindigkeitsansprüchen vieler Anwender genügt, werden wir in unserer Zeitschrift diverse Hardwarezusätze unter die Lupe nehmen und Ihnen somit eine Einkaufshilfe geben. In dieser Ausgabe testen wir die "Speed Resolution Card".

"Speed Resolution Card", eine Karte zum Modifizieren der Geschwindigkeitsauflösung? Natürlich nicht, denn wenn man genau hinschaut, dann erkennt man, dass "Resolution" zur Abgrenzung des Wortes "Speed" ebenfalls groß geschrieben wird. Diese Hardwareerweiterung paßt sich bzgl. ihrer Anzahl von Funktionen ganz dem derzeitigen Trend der Haarshampoos an: So hätte man sie auch "Hardwareerweiterung zwei-in-eins" nennen können, denn sie beinhaltet sowohl einen Beschleuniger als auch eine Grafikerweiterung. Diese Tatsache wird auch dafür sorgen, dass sich dieser Testbericht eines solchen Konzeptes bedienen muss.

Das Päckchen

In einem ca. 30 cm x 20 cm x 10 cm großen Päckchen traf die "Speed Resolution Card" bei uns ein. Nach dem öffnen erwartete uns eine Menge Polstermaterial, in dessen Mitte sich ein weiteres, gut verklebtes Päckchen befand. Erst nach dessen öffnen bekamen wir das Multitalent zu sehen: Wir fanden eine kleine, ordentlich verarbeitete Platine (ca. 10 cm x 7 cm), einen Lüfter (4,4 cm x 3,5 cm), ein Blech mit Vorbohrungen und eine kleine Tüte, in der sich Schrauben, Kabel, ein Stecker sowie ein kleiner Chip befanden. Zusätzlich wurde die Packung durch zwei Handbücher ver- vollständigt.

Es geht los: Im Handbuch wird man vorsichtshalber darauf hingewiesen, dass der Einbau mit geringfügigen Lötarbeiten verbunden ist. Es sind zwar alle Lötstellen erreichbar, bei älteren Geräten muss jedoch auch ein Kabel an einem feinen SMD-Chip angelötet werden. Doch hierauf werden wir zu einem späteren Zeitpunkt eingehen. Um Ihnen einen präzisen Einblick in die Einbautechnik dieser Erweiterung zu geben, werde ich im Folgenden sehr genau auf die Vorgehensweise eingehen.

Vorbereitung

Nach dem öffnen der Abdeckung sollte die Tastatur durch das Abziehen des Verbindungskabels vom Computer entfernt werden. Anschließend müssen die Blechabschirmungen durch das Lösen von Schrauben und das Geradebiegen von Blechlaschen entfernt werden. Nach dem Entfernen des Lautsprechers und des Netzteils müssen nur noch die Festplatte und die Speicherkarte des Falcon030 entfernt werden. All diese Schritte erweisen sich auch für den Laien als einfach, da lediglich Schrauben gelöst und Bauteile bzw. Kabel abgezogen werden müssen.

Erste Lötarbeiten

Als erstes sollten Sie nun nachsehen, ob Ihr Falcon schon zur neueren Baureihe gehört. Wenn ja, dann finden Sie etwa in der Mitte des Motherboards, auf dem "IC 36 U63 ", ein IC-Huckepack aufgelötet. Diese Modifikation ist für die Verzögerung des Systemtaktes des DMA-Kanals notwendig. Anders kann eine korrekte Arbeit von Floppy und Festplatte bei höher getaktetem Betrieb nicht garantiert werden. Sollten Sie eine ältere Computer- Platine besitzen, so müssen Sie den von Hard & Soft mitgelieferten IC nachträglich anlöten (bei unserem Testgerät war dies glücklicherweise nicht notwendig). Hierzu gehören das Entfernen von Widerständen, kleineren Drähten, das Abschneiden von Pins und das Löten. Dieser Vorgang wird im mitgelieferten Handbuch anhanden einer Grafik genaustens erläutert. Wer sich dennoch nicht sicher fühlt, sollte spätestens jetzt einen Fachmann zu Rate ziehen.

Der Einbau der Karte

Nach dem Anschrauben eines Abstandsbolzens kann die Karte auf diesem Bolzen festgeschraubt werden. Dabei ist die Platine so konstruiert, dass die Aussparung genau um einen Kondensator fahrt. Nun wird es relativ kompliziert, denn auf der Karte befinden sich 23 Anschlüsse. Dem Handbuch folgend, beginnen wir mit den Anschlüssen 1 - 10. Hierbei müssen wiederum Widerstände von SMD- Chips gelöst und durch neue Widerstände ersetzt werden, die anschließend über ein mitgeliefertes Kabel an den Anschlüssen der Karte befestigt werden. Sämtliche Vorgänge zu bebildern oder zu beschreiben würde hier jedoch den Umfang unseres Beitrages sprengen. Daher beschränken wir uns auf eine detaillierte Beschreibung. Der Anschluß der Pins 16-19 dient der softwaremäßigen Umschaltung des Taktes und zur Ansteuerung der Grafikerweiterung. Bis zu diesem Zeitpunkt sollten Sie ca. 20 Ab- bzw. Anlötungen vorgenommen haben. In Anbetracht der Tatsache, dass diese Lötarbeiten an gut erreichbaren Plätzen mit relativ großzügigen Bearbeitungsflächen vorgenommen werden müssen, sollten diese Schritte für einen geübten Anwender jedoch noch keine großen Probleme darstellen.

Der schwierigste Teil...

der Aufgabe folgt aber beim Anschluß der Taktleitung für den Grafik- chip, sofern Sie nicht ein Motherboard der Revision D/C oder später besitzen. Hierbei sollten Sie darauf achten, dass die Kabelverbindung so kurz wie möglich gehalten wird. Genau unterhalb der Stelle, an der sich vorher die 2,5"-Festplatte befand, sitzt der Grafik-Chip des Falcon030. Der Einbau erweist sich als relativ kompliziert, da es sich hierbei um einen äußerst empfindlichen, dünnbeinigen SMD-Chip handelt. Wenn Sie also glücklieher Besitzer eines neueren Motherboards sind, so müssen Sie lediglich ein Kabel an einer Durchkontaktierung auf dem Board befestigen, welches anschließend an einen der Pins der Karte gelötet wird. Sollten Sie aber ein älteres Gerät besitzen, so müssen Sie außerdem eines der mitgelieferten Lötpads an Pin 14 des Grafikchips befestigen. Wie dies im einzelnen zu geschehen hat, erfahren Sie auch im mitgelieferten Handbuch.

Das Finale

Schließlich wird nur noch ein kleiner Schalter an der Außenseite des Gehäuses befestigt. Dieses dient der externen Halbierung des CPU- Taktes bei gleichbleibendem BUS-Takt. Eine - wir ich finde - sehr sinnvolle Funktion, da es durchaus einige Programme geben kann, die mit der höher getaktetet CPU nicht funktionieren, auf diesem Wege aber dennoch vom schnelleren Zugriff auf die Peripherie profitieren können. Zum Einbauen des Kühlelementes kommt endlich auch das mitgelieferte Blech zum Tragen. Es stellt eine Ersatz- Festplattenhalterung dar. Dieser Lüfter bzw. Kühler dient der Abkühlung des Grafikchips, da er bei langzeitigem Betrieb zu heiß werden könnte. Nach der leichten Montage des Lüfters und der Festplatte sollten Sie den Computer nun wieder zusammenschrauben und einen Testlauf wagen... Sofern Sie beim Anbau keine Fehler gemacht haben, sollte Ihre "Speed Resolution Card" nun funktionieren. Dennoch ist noch lange nicht alles überstanden, da es nun noch gilt, die Software korrekt zu konfigurieren.

Beschleuniger-Software

Beim Installieren der Software wird automatisch ein ACC namens "Taktum" auf die Partition C kopiert. Mit Hilfe dieser Software können Sie per Software zwischen 16/32, 18/36 und 20/40 MHz umschalten. Schließlich muss zur Wirksamkeit dieser Umschaltung ein Reset ausgelöst werden. Sofern die Umschaltung auf den halben Systemclock über den Schalter erfolgt, ist der Wechsel auch wärend des Betriebes möglich. SM 124 Sollten Sie einen ATARIMonitor SM 124 betreiben, müssen Sie das mitgelieferte Programm SM124.PRG in den AUTO-Ordner kopieren. Somit können Sie den SM 124 auch im 36- bzw. 40 MHz- Modus betrieben werden.

Man kann mit Sicherheit sagen, dass die "Speed Resolution Card" auch im höher getakteten Modus sehr stabil läuft. Probleme konnten bislang nur bei folgenden Applikationen festgestellt werden:

Falcon Speed / Screen Eye

Dieser Emulator funktioniert nur bis zu einem CPU BUS Takt von 36/ 18 Mhz. Bei höheren Taktfrequenzen kann es durchaus zu Fehlern kommen.

DSP

Der DSP kann nur mit einer CPU-Geschwindigkeit von 36 MHz betrieben werden.

Falcon Wings

Diese Speichererweiterung arbeitet nicht korrekt mit der "Speed Resolution Card" (Bildstörungen). Durch das Anbringen zusätzlicher Bauteile auf der Beschleuniger-Karte kann dieses Problem jedoch behoben werden.

SCSI-Port

Bei einigen Rechnern funktioniert der SCSI-Port im 40 MHz-Modus nicht ganz fehlerfrei. Beim Hersteller wird über die HOT-LINE jedoch Abhilfe geleistet.

Resolution - Funktionen

Auf die Fähigkeiten der Bildschirmerweiterung wollen wir in diesem Bericht nicht näher eingehen, da diese Art von Falcon-Erweiterungen in der Vergangenheit bereits ausführlich besprochen wurde. Anhand der Infobox können Sie jedoch erkennen, welche Fähigkeiten die Grafikerweiterung besitzt.

Fazit

Es soll gleich eingangs verdeutlicht werden: Der Einbau dieser Karte sollte auf keinen Fall von einem Laien vorgenommen werden, da die Zerstörung des Computers nicht ausgeschlossen werden kann. Ansonsten erhält man mit der "Speed Resolution Card" eine der wohl leistungsfähigsten Erweiterungskarten für den Falcon030. Selbst wenn man zusätzliche Einbaukosten von DM 100.- (direkt beim Hersteller) bis DM 150.(nachträglich beim ATARI-Händler mit Reparaturservice) einkalkuliert, erhält man für einen Gesamtpreis von DM 499.- bis DM 549.- eine sehr leistungsfähige Karte. In Anbe- tracht der Tatsache, dass herkömmliche Bildschirmerweiterungen ca. DM 120.- kosten, hat der Beschleuniger einen Verkaufswert von DM 280.-! Ein Vorteil dieser Grafikerweiterung ist auch darin zu sehen, dass der analoge Joystickport des Falcon030 durch den internen Einbau nicht belegt wird. Wer also noch keine Bildschirmerweiterung besitzt, gleichzeitig jedoch Interesse an einem Beschleuniger hat, sollte diese Karte in die engere Auswahl ziehen.

CPU Werte 40 MHz 38MHz
CPU Register + 150 % + 125 %
CPU Divide + 150 % + 125 %
Bildschirm 40MHz 38MHz
Linien + 53% + 25%
Textausgabe + 39% + 25%
AES + 31% + 17%
Benchmarks der Speed-Resolution-Card

Resolution Card

Monochrom : 1024 x 768 Punkte 62-70Hz non int.
1280 x 800 Punkte >100Hz int.

16 Farben : 800 x 600 95 Hz non int.
1024 x 768 64 Hz non int.
1280 x 800 100 Hz non int.

256 Farben : 800 x 600 70 Hz non int.
1008 x 704 100 Hz int.

True Color : 512 x 400 68 Hz non int.
640 x 400 62 Hz non int.
640 x 480 68 Hz int.



Aus: Atari Inside sh / 1994, Seite 25

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