proTOS - Aus den Augen des Ausstellers

Am Abend des 28.11.1994 war der ganze Spuk vorbei - doch beginnen wir am Anfang.

Wie alles anfing

Nachdem schon die "proTOS" in Ulm (April’94) so erfolgreich verlaufen war, setzten die Veranstalter von der Fa. Akzente kurzerhand eine Wiederholung der "proTOS" für Ende November 1994 an. Es war naheliegend, diese zweite Messe ins Zentrum Deutschlands zu verlegen.

Nachdem die ATARI-Händler, Softwarehäuser, Entwickler usw. im Spätsommer 1994 über den genauen Standort informiert wurden, gingen bundesweit in den Räumen der ATARI-Fachleute die Vorbereitungen los. Als Anwender macht man sich wahrscheinlich keine großen Gedanken darüber, welche Schritte eingeleitet werden müssen, um erfolgreich auf einer Computermesse vertreten sein zu können. Als Aussteller kalkuliert man, wieviele qm Standfläche man sich leisten sollte bzw. wieviele überhaupt notwendig sind. Darüberhinaus macht man sich Gedanken über den Standaufbau: „Wird es ein individueller Stand oder miete ich Standelemente?“ Schließlich überlegt man sich, welche Produkte vorgestellt werden sollen, welche Neuentwicklungen bis dahin fertiggestellt sein müssen, welche Preise man veranschlagen sollte und wieviele Mitarbeiter bzw. Helfer gebraucht werden.

Ankunft

Der Tag-X rückte immer näher, bis schließlich die Reise beginnen konnte. Am Ziel angekommen, begaben wir uns erst einmal in unser Hotel um unsere Koffer loszuwerden. Die Zeit drängte: Am Samstag um 9.00 Uhr morgens sollten die Tore geöffnet werden. Eine riesige Besuchermenge wurde erwartet - schließlich waren Busreisen aus dem gesamten Bundesgebiet organisiert worden. Am Messegelände angekommen, wurden wir positiv überrascht. Vom modernen und funktionellen Äußeren abgesehen, war auch die Messehalle toll organisiert. Neben den vielen Ständen fand man auf den 3000 qm auch ein großes Cafe/ Restaurant sowie eine Snack-Bar. Überall liefen viele bekannte Gesichter aus der Branche herum. Man begrüßte sich kurz, tauschte einige nette Worte aus, doch so richtig viel Zeit hatte keiner. Hätte man das Treiben aus einer gewissen Höhe betrachtet, so hätte man sicherlich das Bild eines fleißig schuftenden Ameisenvolkes gesehen. Am späten Abend, es wird kurz vor Mitternacht gewesen sein, löste sich die Menge langsam aber sicher auf, um am darauffolgenden Morgen rechtzeitig und ausgeschlafen anwesend sein zu können.

Der erste Messetag

Am Samstag, den 27.11.1994 ging es früh morgens weiter: Einige unverbesserliche (es waren die meisten) hatten bis um 9.00 Uhr noch viel zu tun. Die letzten Stand-Dekorationen wurden angebracht, Programme kopiert und Vorführgeräte aufgebaut. 9.00 Uhr - Einlaß. Endlich war es soweit; Die Tore wurden geöffnet und einige hundert Frühaufsteher strömten neugierig in die Halle. Schließlich hatte es soviele Neuankündigungen gegeben, dass sich ein ausgiebiger Messebesuch auf jeden Fall lohnen sollte. Mit einem Messeplan bewaffnet gingen die Besucher zielstrebig auf die Highlights der Messe zu. Hierzu gehörten sicherlich auch „MagiCMac“, die MEDUSA T60, der EAGLE, sowie der Spitzenraytracer „NEON“, die Bildbearbeitungssoftware „Apex Media“, über die wir in dieser Ausgabe berichten und (den Eindruck hatten wir zumindest) auch die ATARI-Inside.

Doch sowohl die Firma Application Systems Heidelberg als auch der FALKE Verlag (das sind wir) mussten die neugierigen Fans enttäuschen, da die neusten Produkte (MagiCMac und ATARI-Inside Sonder-Ausgabe) noch nicht zum Verkauf verfügbar waren.

Wir hatten auf einer unserer Abo-Karten den Hinweis auf das 10-tägige Rücktrittsrecht des Kunden vergessen und daher liefen wir Gefahr, wegen der Mißachtung der wettbewerbsrechtlichen Reglementierungen mächtigen Ärger zu bekommen. Daher mussten wir den Druck kurzerhand korrigieren. Die Sonderausgabe wurde aber zum Glück am Samstag fertig und konnte von einem Mitarbeiter des Verlages bis nachts um 1.15 Uhr in Bonn angeliefert. Im Laufe des Tages füllten sich die Gänge, bis um 15.00 Uhr wohl der Zenith erreicht worden war: Rund 3500 Besucher drängten sich durch die Halle, von einem Stand zu anderen. Die Gesichter der meisten Besucher zeigten Zufriedenheit, was bedeuten soll, dass sich der mühevolle Einsatz von mehr als 60 Ausstellern gelohnt hatte. Es wurde gekauft, gefragt, verkauft und beraten. Endlich konnten die ATARI-User den Fachmännern (-und Frauen) direkt Fragen stellen und bekamen die Antworten aus erster Hand. Das Interesse an ATARI-Produkten war groß. Der zufriedene Ausdruck auf den Gesichtern der Besucher wurde wohl auch dadurch hervorgerufen, dass alles glatt gegangen ist. Ab 18.00 Uhr wurden die Türen geschlossen. Die letzten eisernen Besucher verließen die Hallen gegen 18.30 Uhr. Dann ging das allgemeine Aufräumen los und der run auf das Buffett begann, so dass für die letzten Aussteller nur noch einige Salatblätter mit Dressing und ein kühles Bier übrigblieben.

Viele Aussteller gingen noch zum gemeinsamen Informationsaustausch und Smalltalk noch gemeinsam etwas trinken. Der Sonntag verlief hingegen etwas ruhiger. Dies ist wohl darauf zurückzuführen, dass Fernreisende sich den Samstag ausgesucht hatten. Nichts desto trotz konnten insgesamt weit mehr als 5.000 Besucher gezählt werden.

Fazit

Sollte man dem subjektiven Gefühl, der Markt wäre am Zerbrechen, Glauben schenken, dann wäre diese hohe Besucherzahl eine kontradiktionäre und paradoxe Entwicklung. Um 18.00 Uhr war das Spektakel vorbei. Die Stände wurden abgebaut, die übriggebliebenen Sachen eingeladen; man ging noch etwas essen und machte sich auf den oft langen Heimweg, denn am Montag mussten die meisten wieder für ihre Kunden da sein. Glücklich waren diejenigen, die am Montag frei hatten und in Ruhe einpacken konnten.

Diese Messe hat es allen gezeigt, die den ATARI-Markt tot geglaubt haben: Händler, Entwickler und Programmierer scheinen aktiver denn je zu sein. Es konnten fantastische Neuentwicklungen vorgestellt werden, die in den kommenden Monaten noch Aufsehen erregen werden. Viel wichtiger ist jedoch, dass auch ATARI-User gesehen haben, dass es den Markt noch immer gibt und dass man für ATARI-Computer nahezu alles bekommen kann, was es auf anderen Systemen gibt. Eines steht jetzt schon fest: Auch im kommenden Jahr soll es wieder ATARI-Messen geben, sowohl im Frühjahr (FEZ-A-BIT) als auch im Spätherbst (proTOS). Wir freuen uns schon darauf, auch Sie auf einer dieser Messen begrüßen zu dürfen!



Aus: Atari Inside 02 / 1995, Seite 33

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