Gemulator 95 - der ATARI im PC

Nach dem Janus-Board und MagiCMac schickt sich der neue Gemulator ebenfalls an, sich zu einem erfolgreichen ATARI-Emulator für Fremd-Systeme zu entwickeln.

In alten Zeiten ist es noch üblich gewesen, dass andere Computersysteme auf dem ATARI emuliert werden. Kein Wunder, war die ATARI-Hardware doch stets schnell genug, um selbst bei den Emulationen so schnell wie das Original zu sein. Die Zeiten haben sich geändert. Auch die ATARI-Hardware kommt für die eine oder andere Anwendung in die Tage, so dass der Computer-User heute Alternativen wählen kann: Entweder er beschleunigt seinen ATARI, oder er schafft sich eine neue Hardwareplattform an, auf der sich eine ATARI-Emulation befindet.

Einer der ersten Kandidaten, die einen ATARI auf dem PC emulierten, war der Gemulator. In der Vergangenheit litt er unter dem Ruf, wenig kompatibel und langsam zu sein. Die Hersteller des Gemulator'95 legen nun großen Wert darauf, das das heutige Produkt mit seinem Vorgängern nicht mehr zu vergleichen sei. Einer der Gründe hierfür mag in der Tatsache liegen, dass der Gemulator eigentlich ein Softwareemulator ist, der sehr stark von der Rechnerleistung des jeweiligen PC abhängig ist. Heutzutage sind PCs noch viel schneller als etwa vor zwei Jahren. Kaum ein verkaufter PC trägt nicht den Chip-Namen "Pentium". Dies lässt darauf schließen, dass auch der Gemulator davon profitieren wird.

Einbindung

Der Einbau des Gemulator ist denkbar einfach: Eine ISA-Steckkarte, die das TOS- Betriebssystem beherbergt, wird in einen der PC-Slots gesteckt und eine entsprechende Softwarediskette wird installiert - fertig! An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass der Gemulator'95 nicht umsonst diesen Namen trägt: Da die Emulation an das 32-bit-System des neuen Windows 95 angepaßt wurde! kann der neue Gemulator nur unter Windows 95 oder mit Hilfe einer Win32s- Erweiterung auf Windows 3.x betrieben werden.

Betrieb

Die nun möglichen Emulationen beziehen sich auf die Rechnersysteme ATARI ST/ Mega ST und ATARI STE/ Mega STE. Die Optionen 7030 und Falcon sind derzeit noch nicht anwählbar, was nicht zuletzt auch an der Frage der Lizenzen für die Betriebssysteme höher als TOS 2.06 ist. Weitere Einstellungen können in Bezug auf den Speicher (abhängig vom Speicherausbau des PC), die Optionen Blitter, ST Sound, Stereo Sound, Gem-Beschleunigung, Bildschirmdarstellung usw. vorgenommen wer-den. Grundsätzlich erlaubt der Gemulator eine Bildschirmdarstellung von max. 1600 x 1200 Punkten sowie 2 oder 16 Farben. Entsprechende Updates sollen hier Verbesserungen bringen. Darüber hinaus beträgt der derzeit verwendbare ATARI-Speicher 512K- bis maximal 14 MB-RAM. Schließlich können hohe Datentransferraten von bis zu 115.000 Bit/s erreicht werden, so dass ISDN-Performance mit ATARI-Systemen möglich wird. Schnittstellen-Unterstützung Grundsätzlich werden wichtige, vom ATARI bekannte Schnittstellen unterstützt. So sind die serielle- und parallele-Schnittstelle den entsprechenden PC-Schnittstellen zuzuordnen (seriell ab Win'95). Kompatibilität Grundsätzlich laufen nahezu alle ATARI-Programme, die weder TT- noch Falcon- spezifische Routinen verwenden (z.B. Nutzung des DSP). So wurden bei unserem Test folgende Programme berücksichtigt: Calamus 1.09/ SL, Signum 3!, Kobold 2.5, Script5.0, That's Write 4.0, Photo Line, 7up, Everest, Connect, Pix Art3, DA's Picture, ECopy, Raystart 3.1, Texel usw. Die genannten Programme liefen alle einwandfrei und ohne abzustürzen, so dass davon auszugehen ist dass auch noch viele andere sauber programmierte Produkte unter dem Gemulator arbeiten werden.

Praxis

In der Praxis stellt sich der Gemulator als praktikable Software heraus, die das schnelle Umschalten zwischen PC- und ATARI-Modus zuläßt. So konnten wir hervorragend Grafiken mit Profi-Bildbearbeitungen erstellen, abspeichern und im ATARI-Modus unter Calamus ebenso problemlos wieder einlesen. Umso witziger ist die Tatsache, dass der ATARI im PC auch einfach in einem Fenster unter Windows 95 ablaufen kann. Der Gemulator'95 ist also bedenkenlos weiter zuempfehlen, so man folgende Einschränkungen, die es in der aktuellen Version noch gibt, beachtet: Der ROM-Port wird nicht unterstützt (z.B. für Dongles bei Cubase, Notator usw.), bei aufwenigen und mehrfarbigen Grafiken kann es zu einem ganz leichten Ruckeln beim Bewegen der Maus kommen (auch MagicMac hatte anfangs dieses Problem!), der Speicherausbau beträgt max. 14 MB und auf die original wabbelige ATARI 1040 Tastatur muss verzichtet werden. Desweiteren kann es bei der Benutzung einiger Soundkarten zu Inkompatibilitäten mit dem ATARI-Soundsystem kommen. Wer diese Einschränkungen, die bei zukünftigen Updates ausgebessert werden sollen, akzeptieren kann, dem kann der Gemulator'95 bedenkenlos empfohlen werden. Schließlich werden Sie aber auch nach der reellen Performance des Gemulator'95 fragen. Nun, der tatsächliche Geschwindigkeitszuwachs hängt erheblich von der verwendeten PC-Plattform ab. Wer seinen alten 386er-PC als Basis verwenden möchte, sollte beim ATARI bleiben - er würde keinen Spaß mit dem Gemulator haben. Empfehlenswert ist auf jeden Fall ein schnellerer 486er- PC. Ein DX-50 erreicht in etwa die original TT-Ges6hwindigkeit. Ab einem Pentium60- Prozessor beginnt es, wirklich Spaß zu machen, denn die 1.5-fache Geschwindigkeit ist außer Frage gestellt. Auf jeden Fall wirkt sich die Verwendung von VDI-Beschleunigern wie z.B. NVDI positiv auf die Darstellungsgeschwindigkeit des Systemes aus. Dieser Emulator kostet in der Standardausführung DM 349.- ohne TOS 2.06 und 399.- DM inklusive TOS 2.06 und ist zu beziehen bei: Compo Software GmbH Vaalserstr. 540 52074 Aachen

oder bei ATARI-Fachhändlern


Helge Bollinger
Aus: Atari Inside SH / 1996, Seite 63

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