Der Soundmaschinist - Interview mit Jürgen Piscol

8-Bit-User kennen die "Soundmaschine". Wir haben den Programmierer dieses Programms nach weiteren Plänen gefragt.

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Junge vielversprechende Software-Autoren gibt es nicht nur in England. So besuchte uns kürzlich Jürgen Piscol, der Programmierer des erfolgreichen Atari-Programms "Soundmachine" in der Redaktion.

ATARImagazin: In vielen Leitschriften werden englische Software-Autoren vorgestellt. Daß es auch Software made in Germany gibt, haben Sie bewiesen, Herr Piscol. Wie kamen Sie denn Oberhaupt zum Computer?

J. Piscol: Ich beschäftige mich mit Computern seit der 12. Klasse im Informatik-Unterricht. Auf einem alten Commodore habe ich Basic gelernt. Es dauerte nicht lange, bis ich mir selbst den Colour Genie kaufte, der damals neu auf dem Markt war. Nach Basic kam ich zu Assembler, und zwar dem Z-80-Assembler.

ATARImagazin: Wie kam die Verbindung Musik - Computer zustande?

J. Piscol: Da ich früher Klavierunterricht erhielt, hat mich natürlich der Soundchip im Rechner sehr interessiert. Ich versuchte damals schon, kleinere Musikprogramme zu schreiben. Als dann die Ataris der Serie 800 immer billiger wurden, kaufte ich einen.
Ich habe mich auch damals mit Maschinensprache und mit. Sound- Programmen beschäftigt und erkannte schnell, daß der Programmierer hier wenig Unterstützung findet. Auch die Features des Chips wurden nicht op- timal genutzt. Ich habe lange herumexperimentiert und begann dann zu programmieren. Nach ungefähr sechs Monaten hatte ich die "Soundmachine" fertiggestellt und habe sie anschließend verkauft. Damit war für mich der kleine Atari zunächst erledigt, und ich ging zum ST über.

ATARImagazin: Was steht nun an im Hause Piscol?

J. Piscol: Im Augenblick habe ich nicht sehr viel Zeit für den Computer, da ich mich auf mein Studium der Elektrotechnik konzentrieren möchte. Wenn mir aber wieder mehr Zeit zur Verfügung steht, will ich für das ATARImagazin einen Sampler und ein paar kleinere Programme entwickeln. Demos sind ebenfalls geplant, und die Hintergründe der Musikprogrammierung sollen eingehender erklärt werden.

ATARImagazin: Muß man eigentlich musikalisch sein, um mit einer Musicmachine arbeiten zu können?

J. Piscol: Das Programm "Soundmachine" setzt eigentlich nur voraus, daß man Noten lesen kann. Es lassen sich somit fertige Musikstücke recht einfach übertragen. Da schon ziemlich viele Vorgaben eingestellt sind, kann man mit wenig Aufwand viel herausholen. Es ist natürlich klar, daß sich bei größerem Interesse für die Musik die Möglichkeiten besser ausschöpfen lassen.

ATARImagazin: Wie sehen Sie die Chance, ein eigenes Programm zu vermerkten?

J. Piscol: Ich mußte feststellen, daß es ziemlich schwierig ist, ein Programm zu verkaufen. Es hat sehr lange gedauert, bis ich überhaupt einen Interessenten fand. Dann hätte ich allerdings nie damit gerechnet, daß die Resonanz auf mein Programm so groß sein könnte.

ATARImagazin: Wollen Sie sich auch anderen Bereichen, wie z.B. der Programmierung von Spielen, zuwenden?

J. Piscol: Was mich noch fasziniert, sind Grafiken und die Nutzung aller Möglichkeiten, die das Gerät hier bietet. Da der Markt auf diesem Gebiet aber bereits gesättigt ist, dürfte es schwierig sein, eine Absatzchance zu finden. Auch fehlen mir dazu die Ideen. Ich bin nun mal Musiker und schreibe lieber noch ein paar gute Sound-Programme.

ATARImagazin: Haben Sie für den ST etwas geplant, vielleicht sogar schon in Arbeit?

J. Piscol: Da will ich heute noch nichts verraten.



Aus: Atari-Magazin 06 / 1987, Seite

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