Luxgraph - Grafik zum Staunen

Was in den 8-Bit-Ataris steckt, fördert das Programm "Luxgraph" mit verblüffendem Ergebnis zutage.

Eine Vielzahl interessanter Sonderfunktionen nacht das Grafikprogramm "Luxgraph" attraktiv. Neben den üblichen Features wie Geraden, Kreise und Rechtecke können hier auch Ellipsen, Vielecke, Bögen und Sterne gesetzt werden. Das Programm ist mit einer Hardcopyroutine leider nur für Seikosha 500AT und Atari 1029 ausgestattet und kostet 50,- DM.

Die Arbeit mit "Luxgraph" gestaltet sich recht einfach. Die meisten Funktionen lassen sich über Menüs aufrufen, die man durch Funktionstasten anwählt. Auch farblich hat "Luxgraph" einiges zu bieten. Nach der Erstellung eines Bildes im Vierfarbmodus kann dieses dann im Multicolormodus mit 128 gleichzeitig darstellbaren Farben (auszuwählen aus einer Palette von 255) aufgewertet werden. Hierdurch ergeben sich sehr schöne Effekte, die die Fähigkeiten des kleinen Atari gut ausnutzen.

Für alle, die über der Arbeit mit dem Computer die Zeit vergessen, ist in "Luxgraph" eine Uhr implementiert. Diese muß jeweils nach dem Läden gestellt werden und macht dann durch gelegentliches Flackern in der linken unteren Bildschirmecke auf sich aufmerksam. Das Freihandzeichnen ist durch die 20stu-fige Zeichengeschwindigkeit regelbar. So wird vermieden, daß man über das Ziel hinausschießt. Sollte sich aber dennoch einmal ein Fehler einschleichen, kann die gerade durchgeführte Aktion mit einem Druck auf die HELP-Taste rückgängig gemacht werden.

Durch die Vielzahl der gebotenen Grafikfunktionen hat der künstlerisch ambitionierte User viele Gelegenheiten, sich auszuleben. Besonders faszinierend ist die Funktion "Stern". Es lassen sich damit Sterne mit beliebig vielen Strahlen und in allen Größen erstellen. Die Option "Vieleck" ist nach Ansicht des Programmautors Jürgen Meyer der wohl mächtigste Grafikbefehl von "Luxgraph". "Vieleck" erlaubt die Konstruktion beliebiger gleichseitiger Vielecke. Die Anzahl der Ecken ist fast unbegrenzt. Bei der Funktion "Bogen" müssen die Parameter Anfangsgrad und Endgrad eingegeben werden, bevor "Luxgraph" loslegt. Eine Fülloption ist für jedes Grafikprogramm selbstverständlich. "Luxgraph" bietet jedoch auch hier mehr als das Gewohnte. Zum Füllen von Flächen kann man eines aus 255 möglichen Mustern wählen. Ein Linienmenü bietet vielseitige Auswahlmöglichkeiten zur Gestaltung von Linien.

Zu diesen leistungsfähigen Grafikfunktionen gesellen sich noch allerlei Blockoperationen. Blöcke, also beliebig definierbare Bildschirmausschnitte, können auf viele Arten manipuliert werden. Die gängigste davon ist die Spiegelung in eine von vier Richtungen. Man kann einen Block auch auf den Kopf stellen, invertieren oder an eine frei wählbare Stelle auf dem Bild kopieren. Wird ein Bildausschnitt öfter gebraucht, so kann er abgespeichert und für ein anderes Bild wieder geladen werden.

Auch das Verformen von Blöcken ist für "Luxgraph" kein Problem. Hierzu muß man zwei Parameter eingeben. Mit der Funktion "Verformen" lassen sich exotische Effekte erzielen. Experimentieren ist erlaubt und lohnt sich.

Texteingaben können entweder durch Anwählen der Option "Text" im Grafikmenü oder durch Druck der Taste <T>auf-gerufen werden. Letzteres erlaubt die Texteingabe in vier Schriftgrößen. Zwei der Schriftarten unterstützen eine Darstellung mit 80 Zeichen/Zeile. Das "Ein- und Ausgabemenü" steuert alle Operationen, die mit der Diskette oder dem Drucker zu tun haben. Auswählbar sind hier die Funktionen Laden, Speichern, Directory, Drucken und Format. Größte Vorsicht ist bei dem Befehl "Format" geboten! Er hat nichts mit dem Druckerformat zu tun, das es bei anderen Programmen dieser Art gibt. Nach dem Anwählen von "Format" beginnt "Luxgraph" ohne vorherige Sicherheitsabfrage damit, die gerade im Laufwerk befindliche Diskette zu formatieren.

Die Funktionen "Speichern" und "Laden" offenbaren eine betrübliche Tatsache: "Luxgraph" eignet sich nicht zum Dialog mit Fremdprogrammen. Die uns zum Test vorliegende Version speichert die Bilder in einem sehr ungewöhnlichen Format ab. Andere Grafik- bzw. Hardcopyprogramme wie "Design-Master", "Atari Artist" oder die gängigen Screendumps zeigen nach dem Laden von "Luxgraph"-Dateien rechtsseitig verschobene Bilder. Diese haben am rechten Rand einen Überlauf von 8 Pixeln, die auf der anderen Seite wieder erscheinen. Dementsprechend kommt "Luxgraph" selbst auch nicht mit Bildern fremder Zeichenprogramme zurecht; es tritt ein Überlauf nach links auf. Die mangelnde Kompatibilität des Bilddateiformats stellt den schwersten Nachteil des Programms dar.

Diese Einschränkung läßt "Luxgraph" nur für Besitzer der bekannten 7-Nadel-Drucker interessant erscheinen, die keine anderen Zeichenprogramme parallel dazu benutzen wollen. Durch seine Farbenvielfalt und dem ungewohnten Reichtum an leistungsfähigen Optionen ist das Programm für diese Anwendergruppe zum Preis von 50 DM sicher eine lohnende Anschaffung.

Mittlerweile liegt übrigens auch eine ST-Fassung von "Luxgraph" vor. Diese soll umfangreiche Gestaltungsmöglichkeiten und mehrere integrierte Hardcopyfunktionen bieten. Der Preis soll bei 80 DM liegen.

Bezugsquelle: Jürgen Meyer Tilsiter Str. 16 4005 Meerbusch 3


Martin D. Goldmann
Aus: Atari-Magazin 04 / 1988, Seite

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