Atari 600 XL auf 800er Standard

Die nachfolgende Beschreibung erhielten wir als Leserbrief. Wir möchten deshalb vorher darauf hinweisen, daß wir keine Gelegenheit hatten, den hier beschriebenen Umbau zu testen. Den Umbau sollte deshalb nur derjenige vornehmen, der schon etwas Löterfahrung hat.

Beim Atari 800 XL ist der RAM-Speicher mit 8 Bausteinen 64 K x 1 aufgebaut. Im Gegensatz dazu werden beim Atari 600 XL nur zwei Bausteine (TMS 4416p-15) verwendet, die in 16 K x 4 Bit organisiert sind. Deshalb war es bisher nicht möglich, ihn ohne größeren Aufwand auf 64 KByte zu erweitern, es sei denn, man verwendete des Speichererweiterungsmodul 1064.

Neuerdings bietet die Industrie jedoch Speicherbausteine an, die 64 K x 4 Bit organisiert sind. Damit ist es möglich, den Atari 600 XL mit minimalem Aufwand auf 64 KByte zu erweitern und auf den Status des Atari 800 XL zu bringen, ohne am System etwas zu ändern. Die nachfolgend genannten Bausteine haben die gleiche PinBelegung und das gleiche Timing wie die ursprünglich im Atari 600 XL verwendeten 16 K x 4 Bit RAMs. Lediglich die Verlustleistung ist etwa doppelt so hoch, was aber nicht stört, da das Netzteil dafür ausgelegt ist. Als RAM-Baustein habe ich den Typ HM 50464 P-15 von Hitachi eingesetzt. Es eignen sich dafür aber auch andere Bausteine wie z. B.: uPD 41464 von NEC, MB 81464 von Fujitsu oder der TMS 4464 von Texas. Welchen Typ man einsetzt, wird letztendlich von der Verfügbarkeit und vom Preis abhängen. Sie sind jedenfalls laut Datenblätter sowohl in der Pinbelegung als auch elektrisch kompatibel.

Da im Atari 600 XL alle ICs gesockelt sind, ist es verhältnismäßig einfach, die nachfolgend beschriebenen Änderungen durchzuführen.

  1. Die RAM-Bausteine U 11 und U 12 (TMS 4416 P-15) werden aus ihren Sockeln gezogen. An ihre Stelle werden die neuen RAMs gesteckt. Hier wie auch bei den folgenden Arbeiten sollte man etwas Vorsicht walten lassen, die Sockel sind nicht die stabilsten!

  2. Das OR-Gatter U 18 (74 S 32) wird gezogen und auf dem Sockel werden die Pins 8 und 10 miteinander verbunden. Ich habe das mit einem 14 pol. DIL-Stecker gemacht, auf den ich die Brücke lötete.

  3. Die Adreß-Multiplexer U 5 und U 6 (74 LS 158) werden aus ihren Fassungen gezogen. Die Pins 3, 6, 10 und 13 der beiden ICs werden so hochgebogen, daß sie die Fassung nicht mehr berühren können. Dann werden beide ICs wieder an ihren Platz gesteckt. Jetzt müssen die hochgebogenen Pins der beiden ICs mit den Adreßleitungen A 8 bis A 15 verbunden werden. Dazu verwendet man am besten dünnen isolierten Draht, z. B. lackierten Fädeldraht oder isolierten WRAP-Draht. Tauchlötpunkte, an die man die Drähte anlöten kann, ohne die Platine zu beschädigen, findet man für A 8 bis A 12 rechts neben dem Modul-Schacht, für A 13, A 14 und A 15 oberhalb vom ANTIC.

Folgende Punkte müssen miteinander verbunden werden:

A 8 mit U 5 Pin 3,
A 9 mit U 5 Pin 6,
A 10 mit U 5 Pin 13,
A 11 mit U 5 Pin 10,
A 12 mit U 6 Pin 3,
A 13 mit U 6 Pin 6,
A14 mit U6 Pin 13,
A15 mit U6 Pin 10.

Damit ist alles erledigt. Der Atari 600 XL hat jetzt einen internen RAM-Speicher von 64 KByte. Beim Zusammenbau sollte man etwas aufpassen, daß die hochgebogenen Beinchen von U 5 und U 6 nicht das Abschirm-Bleche berühren. Ein Memory-Test nach dem Zusammenbau bestätigt, daß man jetzt statt der dürftigen 16 KByte satte 64 KByte an RAM-Speicher zur Verfügung hat.

Mit etwas Bastelgeschick und einem Elektronik-Lötkolben mit feiner Spitze läßt sich der ganze Umbau in einer guten Stunde erledigen. An Kosten entstanden mir ca. 30 DM für die beiden RAMs. (Die waren damals noch ziemlich teuer, inzwischen dürften sie wohl billiger sein).

Mein Atari 600 XL läuft mit dieser Erweiterung seit nunmehr drei Monaten problemlos mit allen Programmen und Spielen, die sonst nur dem Atari 800 XL vorbehalten waren oder eine 1064 Speichererweiterung brauchten.


Günter Dollein
Aus: Computer Kontakt 08 / 1986, Seite

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