IBM-Kompatibilität mit TURBO XT

Der Traum vieler TI-User ist es, zumindest ab einer gewissen Ausbaustufe, IBM-Kompatibilität zu erreichen. Bis jetzt hatte man nur die Möglichkeit, seinen TI beiseite zu schieben und einen kompatiblen Rechner zu kaufen oder zweigleisig, d.h. mit TI und IBM, zu fahren. Beide Wege sind mit erheblichen Kosten verbunden.

Seit dem 1. März 1987 hat sich die Situation gewandelt. An diesem Tag stellte die in San Francisco, Kalifornien, beheimatete Firma Triton Products Company einen TI/IBM-Clone vor. Dahinter verbirgt sich meiner Meinung nach eine tolle Sensation. Das Gerät nennt sich TURBO XT und besteht aus zwei Teilen, nämlich einem IBM-XT-Gehäuse und einer Bridge Box mit durchgeführtem Datenbus zum Anschluß an den seitlichen I/O-Port des 99ers.

Im IBM-Gehäuse befinden sich ein Motherboard mit 256 KByte RAM, gesockelt für 640 KByte, ein DS/DD-Diskettenlaufwerk inklusive Controller, eine CGA-Farbgrafikkarte, eine parallele Schnittstelle sowie weitere sechs Steckplätze für zusätzliche Karten. Die Bridge Box enthält Eingänge für TI-Video-Input, XT-Video-Input, XTKeyboard-Output sowie den Monitor-Output. Daneben bietet sie auch noch die komplette Software, die erforderlich ist, um die verschiedenen Tastaturmodi untereinander anzugleichen. Dazu zählen beispielsweise die diversen Steuerzeichen und andere unterschiedliche Tastenfunktionen für den IBM, wie z. B. die HOME-Funktion für den Cursor.

Laut Zitat handelt es sich hier um die "beste Verbindung zwischen der TI-99- und der IBMWelt". Dies ist nicht nur ein Werbespruch, sondern entspricht meiner Meinung nach der Wahrheit. Der TURBO XT ist ein vollständig IBMkompatibles Computersystem, das an die TI-Konsole angesteckt wird. Alle Eingaben nimmt man über das vertraute, 48 Tasten umfassende Keyboard vor. Auf dem Motherboard arbeitet ein 8088-Mikroprozessor, der wahlweise auf 8 oder 4.77 MHz getaktet wird:

Der durchgeführte Bus in der Bridge Box bietet dem Anwender die Wahl, ein wie auch immer ausgebautes TI-99-System oder einen IBM-Kompatiblen zu bearbeiten. Es ist allerdings nicht möglich, vom TI aus auf die in den TURBO XT eingebaute Peripherie zuzugreifen. Vielleicht wird sich dies in Zukunft noch ändern. Wer Basic oder Extended Basic gewählt hat, kann durch ein einfaches CALL XT in den anderen Rechner wechseln, wobei alle Daten erhalten bleiben. Derselbe Effekt läßt sich auch durch gleichzeitiges Drücken von FCTN, CTRL und ENTER erreichen. Mit der gleichen Kombination gelangt man vom XT-Modus wieder in den TI zurück.

Welche Möglichkeiten damit gegeben sind, soll ein kleines Beispiel verdeutlichen. Man wählt den XT-Mode, lädt ein beliebiges Terminalprogramm, logt sich in eine Datenbank ein und beginnt mit dem Up- oder Download beliebig großer Datenmengen. Sobald die übertragung begonnen hat, schaltet man mit FCTN, CTRL und ENTER in den TI-Modus und arbeitet dort, woran man will. Hier laufen also zwei Betriebssysteme absolut unabhängig voneinander!

In den USA wurden die unterschiedlichsten Kombinationen getestet, von der TI-Grundversion und einem voll ausgebauten TURBO XT bis hin zu zwei kompletten Systemen. Alles klappte ohne irgendwelche Beanstandungen. Auch die verschiedensten Steckkarten für den IBM liefen ohne Probleme.

Beide Rechner teilen sich lediglich Tastatur und Bildschirm. Verschiedene Kabel erlauben aber auch, mit beiden, ein Modem oder einen Drucker zu benutzen; ja sogar die Datenübertragung vom einen auf das andere System wird möglich. Dem Ausbau und den Anwendungen sind bald keine Grenzen mehr gesetzt.

Geliefert wird der TURBO XT in den USA mit einer "30-Tage-Geld-zurück"- und einer Einjahresgarantie auf alle Bauteile und die Verarbeitung. Der Preis ist für mein Empfinden sensationell; er beträgt 499 + 19.90 $. Name und Sitz der Vertriebsfirma wurden bereits genannt (Triton Products Company, San Francisco, California, USA). Die genaue Adresse ist uns bisher leider noch nicht bekannt.

TI 99er Workshop Rheinland


Mike Heuser
Aus: Computer Kontakt 08 / 1987, Seite

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite