ZX Spectrum-Spielereviews

Barbarian

Bevor ich näher auf das Programm eingehe, muß ich vorwegschicken, daß es sich wieder einmal um ein recht brutales Kampfsportspiel handelt, vielleicht sogar um das brutalste, welches bisher auf den Markt kam. Während man bei anderen Programmen vielleicht noch anführen kann, daß die Grafik weit, von der Realität entfernt ist und das Töten und Prügeln sich nur auf irgendwelche Roboter oder sonstige Bits und Bytes bezieht, ist das bei "Barbarian" kaum noch möglich. Die Grafik, besonders die der beiden kämpfenden Figuren, ist dermaßen gut gestaltet, daß sich eindeutige Bezüge zur Wirklichkeit herstellen lassen.. Der folgende Text bezieht sich also auf die programmtechnische, Umsetzung, nicht jedoch auf die fragwürdige Handlung.

Ort des Geschehens ist eine Lichtung im Wald, die zur Arena umgebaut wurde. Es gab einmal ein Programm mit dem Namen "Arena", das durchaus ähnlichkeit mit "Barbarian" hatte. Auf der Lichtung treten sich nun zwei Kämpfer gegenüber, die entweder von zwei Spielern oder von einem Spieler und dem Computer gesteuert werden. Beide Kontrahenten,.. wilde Barbaren à la Conan, sind mit Schwertern bewaffnet. Der Gewinner eines Zweikampfes tritt gegen den nächsten Gegner an, der in der Regel etwas stärker ist als der vorherige. Dies geht dann immer so weiter.

Für jede Runde erhält man Punkte, so daß auch eine High-Score-Jagd möglich ist. Gesteuert wird mit dem Joystick. Insgesamt sind 16 verschiedene Aktionen möglich (einmal acht Richtungen ohne und einmal mit Feuerknopf), von denen je acht der Defensive und der Offensive dienen. Offensive klingt vielleicht zu harmlos für das, was man mit etwas übung anstellen kann.

Besonders makaber wird es, wenn man dem Gegner mit einem wohlgezielten Schlag den Kopf absäbelt, der dann im hohen Bogen auf die Erde plumpst. Zu allem übel erscheint nach Beendigung einer Runde auch noch ein kleiner grüner Zwerg auf der Lichtung, kickt den Kopf in den Wald und schleift den Körper weg. Das alles sieht so realistisch aus, daß es fast schon ekelhaft ist. Ansonsten sind noch Fußtritte und Kopfstöße möglich und einige Schwerthiebe mit weniger blutigem Effekt.

Die Animation ist den Programmierern hervorragend gelungen. Das gilt, auch für die defensiven Maßnahmen wie Ducken und Springen oder - sehr schön anzusehen - die Rolle nach vorn oder hinten. Wenn Palace Software mit der Brutalität nicht dermaßen übertrieben hätte, könnte man das Programm durchaus zur gehobenen Klasse zählen.

Dazu trägt auch die Ausstattung bei. Neben einer großformatigen Hülle wird noch ein Poster mitgeliefert, auf dem ein Paar abgebildet ist, das man getrost mit Arnold Schwarzenegger und Samantha Fox vergleichen könnte zumindest, was die Proportionen betrifft.

System: Spectrum
Hersteller: Palace
Bezugsquelle: Naujoks

Stephan König

Greyfell

"Düstere Trauer liegt über drum Lande Greyfell wie ein fein gewobenes Spinnennetz im Spätsommer. Der böse Zauberer Mauron hat den goldenen Ball des Lebens gestohlen und tief in seiner Festung versteckt. Der Standort dieser Festung ist bekannt, aber wo genau der Ball sich befindet, weiß nur Mauron allein. Solange er im Besitz des Balles ist, kennt das Land weder Lachen noch das fröhliche Geschrei spielender Kinder."

Wenn es nach den Programmierern dieses Spiels geht, hält die traurige Stimmung aber nicht lange an. Sie haben nämlich 'Norman erfunden, den mutigen Kater, der nur noch auf seinen Steuermann, also den Käufer des Programms, wartet. Dieser 'sollte auf jeden Fall Freude an langwierigen Suchspielen haben, denn genau darum handelt es sich bei "Greyfell".

Das Land Greyfell ist in einzelne Orte aufgeteilt, von denen jeweils einer auf dem Bildschirm erscheint. Dort sieht man dann Hütten, . Bäume, merkwürdige Wesen und andere Dinge. Der Kater - auf dein Monitor sieht er eher wie Schweinchen Dick aus - stiefelt nun durch diese Gegend. Stiefelt ist dabei schon fast übertrieben, richtiger wäre vielleicht schleichen.

Leider läuft in diesem Programm alles quälend langsam ab. Die Bewegungen der Figu-, ren sind davon ebenso betroffen wie das Umschalten zwischen den einzelnen Bildern. So macht das Spielen mit "Greyfell" einfach keinen Spaß, obwohl der Rest des Programms gut gelungen ist.

System: Spectrum
Hersteller: Starlight
Bezugsquelle: Naujoks

Stephan König

Gunrunner

Wie der Name bereits andeutet, handelt es sich bei diesem Action-Programm des Software-Hauses Hewson um ein Schießspiel. Man schlüpft dabei in die Rolle eines "jungen Helden" (so die englische Anleitung), um eine Aufgabe zu erfüllen, die viele andere vor ihm nicht geschafft haben. Sie besteht darin, zehn auf dem Planeten pro zum Transport von Plutonium gedachte Pipelines mit dem Blaster von den Resten verschiedener Saboteur-Teams zu reinigen.

Auf einen Nenner gebracht, heißt das, der Spieler hat alles, was ihm vor seine Raumflinte gelangt, zu atomisieren! Damit dieses Ziel. nicht allzu schwer wird, kann er entlang der Pipeline immer wieder so nützliche Geräte wie Multifireblaster, Schutzschild oder Jet-Pack aufnehmen und eine Zeitlang benutzen.

Auf dem Bildschirrn sieht das Geschehen dann so aus, daß die laufende, springende oder mit dem Jet-Pack fliegende Spielfigur möglichst unverletzt an das Ende der im aktuellen Level vorhandenen Pipeline zu bringen ist. Dabei sieht der Spieler immer nur einen Teil der Rohrleitung, der er, bei nach links scrollendem Bild, bis zum Ende eines Levels entlangläuft., Hat er -dies geschafft, kann er in einer Bonusrunde mit bestimmtem Zeitlimit weitere Punkte erreichen, bevor er im nächsten Level auf eine neue Pipeline angesetzt wird.

Die Animation des laufenden Gunrunners ist recht gut gelungen, nur die in verschiedenen Formationen anfliegenden Gegner sind etwas einfallslos dargestellt. Da es auch im Hintergrund nichts Besonderes zu sehen gibt, kann sich der Spieler voll auf das Schießen konzentrieren. Man kann sagen, daß es sich bei "Gunrunner" um ein Action-Spiel der Mittelklasse handelt. Es ist besonders interessant, wenn man schon immer wissen wollte, was denn im nächsten Level nun schwieriger ist.

System: Spectrum
Bezugsquelle: Naujoks

Thomas Bertoldo

Hydrofool

Das Label FTL (Faster Than Light) hat in der kurzen Zeit, die es besteht, bereits gute und schlechte Programme herausgebracht. Mit "Hydrofool" ist eindeutig wieder einmal ein empfehlenswertes Spiel auf den Markt gekommen.

"Das Deathbowl, das riesige Planetenaquarium, ist heute so verschmutzt, daß die einzige Lösung darin besteht, es ganz zu leeren, indem alle vier Hauptstöpsel herausgezogen werden. Jeder Stöpsel wird von Spezialgegenständen bedient,, die auf Bodenplatten um das Becken herum zu finden sind. Diese Gegenstände können einfach herumliegen, obgleich sie bewacht sind, oder sie können Teil eines Bewohners sein, der auszuschalten ist. Glücklicherweise sind Waffen mit beschränkter Munition reichlich zu finden."

Soweit ein Auszug aus "Der Aquarienhalter im Sternenreich". Jetzt aber nichts wie rein in den Taucheranzug und ab in die Tiefe. Ein bißchen erinnert "Hydrofool" an das alte Programm "Scuba Dive", jedenfalls was die Landschaft unter Wasser betrifft. Diese ist den Programmierern gut gelungen. Eine wirklich neue Spielidee kann aber auch "Hydrofool" nicht bieten.

Das Aquarium besteht aus unzähligen Räumen, die manchmal mehrere Ausgänge haben, mitunter auch nur einen versteckten. In den Räumen lauern die unmöglichsten Gestatten und warten nur auf den kleinen Taucher, um ihm das Leben schwerzumachen. So gesehen handelt es sich also auch hier wieder um ein Labyrinthspiel, nur, daß man nicht läuft; sondern schwimmt.

Da Grafik und Animation aber hervorragend gelungen sind, kann man "Hydrofool" Freunden kniffliger Programme nur empfehlen. Einfach ist die gestellte Aufgabe nämlich nicht zu lösen.

System: Spectrum
Hersteller: FTL
Bezugsquelle: Naujoks

Rolf Knorre

Kinetik

Hüpfende Bälle und Kugeln sind bei Computerspielen seit längerer Zeit in Mode. Wenn man sich die neuen Programme dieses Monats ansieht, dann wird das wohl noch eine Weile so bleiben. Auch bei "Kinetik" spielt solch ein Ball die entscheidende Rolle, wenngleich es sich hier um eine Art Raumschiff handelt.

Kinetik ist ein Planet, auf dem die Gesetze der Bewegung und der Schwerkraft etwas durcheinandergeraten sind. Das soll aber nicht so bleiben, und deshalb erhält der Spieler die Aufgabe, drei Buchstaben zu finden, -die die Formel zur Reparatur des Schadens darstellen. Fauna und Flora des Planeten sind eigentlich sehr friedlich, haben aber Eigenarten, die sehr störend wirken können.
Das Hauptproblem liegt jedoch in den nicht berechenbaren Bewegungsabläufen.

Manchmal wird die Kugel einfach am Boden festgehalten, manchmal kreist sie endlos lange um bestimmte Punkte im Raum; einmal geht alles sehr. schnell, dann wieder langsam und 'zähflüssig. In Verbindung, mit den natürlichen und künstlichen Bewohnern des Planeten stellt die Suche nach den Buchstaben ein schweres Stück Arbeit dar.

Trotz einiger bunter Blumen und etwas Grün wird die Planetenoberfläche überwiegend dunkel dargestellt. Sie ist voller Ecken und Kanten, an denen der Ball manchmal hängenbleibt. Ich glaube, "Kinetik" kann man nur mögen oder ablehnen. Hektische Spieler werden an diesem Programm keine Freude finden, da man nur mit Geduld und Ausdauer weiterkommt.

System: Spectrum
Hersteller: Firebird
Bezugsquelle: Naujoks

Stephan König

Firestorm

Die Geschichte dieses Programms erinnert etwas an das uralte "Donkey Kong". Der Held des Ganzen, hier Firestorm genannt, muß seine entführte Freundin aus dem 12. Stockwerk eines Bauwerks befreien. Sie wird dort von einer kriminellen Organisation festgehalten, die unseren Helden in ihre Gewalt bekommen möchte.

Die Aufgabe des Spielers besteht nun darin, Firestorm durch die verschiedenen Etagen zu seiner Freundin zu bringen. Dabei ist aus der Vogelperspektive der Ausschnitt des aktuellen Stockwerks, in dem sich die eigene Figur gerade aufhält, zu sehen. Hat man in einer Etage deren Zentralkontrolleinheit aufgespürt und vernichtet, so sind alle dort vorhandenen Sicherheitseinrichtungen abgeschaltet; der Weg zum Lift ist frei. Da der Komplex aber mehrere Aufzüge besitzt-, lassen sich schon zu Beginn verschiedene Stockwerke anfahren.

Natürlich hat unser Held auch verschiedene Waffen zur Verfügung, die er in ihrer Kapazität durch Funde in den einzelnen Etagen wieder aufstocken kann. So vernichtet er z. B. mit seinem Fireball die umherfahrenden Roboter; man kann sie dann mit der Telekinese steuern. Daneben sind noch andere Gegner und weitere verschiedenartige Roboter unter wegs. Da die anzuwendende Waffe richtig ausgewählt werden muß, benötigt der Spieler eine gute Portion Taktik, um eine Etage zu meistern. Die Grafik ist zwar nicht gerade die beste, doch ist dies bei einer solchen Handlung auch nicht so wichtig.

System: Spectrum
Bezugsquelle: T .S. Datensysteme

Thomas Bertoldo



Aus: Computer Kontakt 10 / 1987, Seite

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