Damast

Allen TI 99/4A-Besitzern zum Trost: Obwohl Texas Instruments die Produktion des Computers eingestellt hat, bieten zahreiche Firmen neue Hard- und Software an. Ein neue Software-Paket trägt den Namen Damast und verspricht Datenbankfunktionen. Damast steht für Datenmanagementsystem und ist für die Verwaltung mittelgroßer Datenmengen auf dem TI 99/4A gedacht.

Unter mittelgroßer Datenmenge sind - laut Autor - zirka 300 bis 400 elektronische » Karteikarten« (bei Mindestgerätekonfiguration) zu verstehen. Das Programm ist in dieser Beziehung also, wie der Hersteller in seinem Prospekt auch kundtut, zum Beispiel zur Mitgliederverwaltung von Vereinen, Kundenverwaltung von kleineren Betrieben und Klientenverwaltung von Maklern geeignet.

Bei Damast handelt es sich übrigens nicht, wie man vielleicht denken könnte, um ein einzelnes Programm, sondern um eine ganze Reihe von Programmodulen (das heißt Programmteile, die in sich geschlossen und getrennt auf Diskette gespeichert sind). Sie sind einzeln erhältlich und ergänzen sich alle zusammen zum kompletten Datenverarbeitungssystem. Je nach den gestellten Anforderungen kann man sich so sein individuelles System zusammenstellen und jederzeit nach Belieben erweitern.

Der Kern des ganzen Systems besteht aus dem Kartenverwaltungs- und Analysemodul. Mit diesem Teilsystem ist es dem Anwender schon möglich, Karteikartendaten zu bearbeiten, das heißt den Inhalt anzuzeigen, Eintragungen, Änderungen und Löschungen vorzunehmen.

Zur besseren Übersicht und zur Analyse der gesammelten Daten ist S außerdem ein Unterprogramm integriert, welches für die Anzeige der Grunddaten, des Inhalts der Datenbank und des Speicherbelegungsgrades in Prozent auf Drucker oder Bildschirm zuständig ist. Mit Hilfe eines Druckprogramms und des Drucklistengenerators kann man die Daten, die man in den Karteikarten gespeichert hat, in beliebiger Form zu Papier bringen. Auf diese Weise können zum Beispiel Adreßetiketten oder Formulare beschriftet werden. Hierbei kann man bis zu drei Drucker ansteuern.

Ebenfalls ausdrucken lassen sich Serienbriefe, die man mit dem Texteditor erstellen und mit Variablen versehen kann. So ist es ein Leichtes, eine Vielzahl ähnlicher Briefe mit geringem Aufwand zu erstellen. Dies weiß sicher jeder zu würdigen, der schon einmal eine große Zahl von Einladungen oder Werbebriefen mit persönlicher Ansprache erstellen mußte.

Die Bedingungen und die Bildschirmmasken lassen. sich durch die Verwendung der entsprechenden Module individuell an die jeweiligen Erfordernisse anpassen. Man kann zum Beispiel das Aussehen der Karteikarten je nach Verwendungszweck beliebig umgestalten.

Wird durch die Eingabe der Daten ein gewisser Auslastungsgrad erreicht, kann es notwendig werden, daß man mit dem Reorganisationsmodul seine Daten neu ordnen muß. Dieses Modul komprimiert die Daten und erzielt damit eine optimale Speicherplatzausnutzung. Angesichts der geringen Diskettenkapazität des TI 99/4A ist eine solche Reorganisation außerordentlich praktisch.

Alle Module sind übrigens menügesteuert, wodurch sich der Benutzer recht leicht im Programm zurechtfindet. Als zusätzliche Unterstützung wechseln die Bildschirmfarben bei bestimmten Operationen oder fehlerhaften Eingaben. Hundertprozentig abbruchsicher bei Falscheingaben ist Damast allerdings nicht, so daß man Vorsicht walten lassen muß, um nicht eventuell Daten, die zwar eingetippt, aber noch nicht abgespeichert sind, zu verlieren.

Damit der Anwender die ganzen Möglichkeiten auch voll ausschöpfen kann, wird eine umfangreiche Bedienungsanleitung mitgeliefert. Diese dürfte aber vor allem Neulinge auf diesem Gebiet vor nicht geringe Probleme stellen. Einzelne Teile werden nämlich sehr kompliziert beschrieben. Auch mit Beispielen ging man sehr sparsam um. Gerade bei diesem wichtigen Punkt hätte man (auch im Hinblick auf den relativ hohen Preis) ruhig anwenderfreundlicher arbeiten können. Es wäre besser, wenn der Hersteller etwas mehr Rücksicht auf Anfänger in der Datenverarbeitung nehmen würde.

Ein weiterer kritischer Punkt ist die Verarbeitungsgeschwindigkeit. Da erstens das Programm in Extended Basic geschrieben ist und nur bei den Unterroutinen mit Maschinensprache arbeitet, und zweitens immer nur ein Modul auf einmal eingelesen wird (die anderen verbleiben auf Diskette), kommt es zwangsläufig immer wieder zu Wartezeiten während der Abarbeitung. Diese bleiben jedoch noch im Rahmen des vertretbaren; die Geschwindigkeit von Damast ist gerade noch ausreichend.

Zusammenfassend kann man Damast als gelungenes Datenverarbeitungsprogramm sehen, dessen einziger gravierender Nachteil lediglich in einem für meine Begriffe zu kompliziert geschriebenen Bedienungshandbuch liegt. Aber das kann sicher noch verbessert werden.

Für die Nutzung des Softwarepakets benötigt man den TI 99/4A, das Extended Basic, die 32-KByte-RAMErweiterung, 1 bis 3 Diskettenlaufwerke und 1 bis 3 Drucker (optional).
Die Preise für die einzelnen Programmteile: Kartenverwaltung und Analysemodul 218 Mark, Generierungs- und Reorganisationsmodule 89 Mark, Druckprogramm mit Drucklistengenerator und Selektionsgenerator 129 Mark und Texteditor Expert mit Verknüpfungsprogramm 129 Mark.


Wolfgang Czerny
Aus: Happy Computer 06 / 1984, Seite

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