Digitale Bilder auf dem ST

Wer sich bereits mit den verschiedenen Malprogrammen abgegeben hat, der weiß, wie schwierig es für einen nur durchschnittlich künstlerisch begabten Menschen ist. den Bildern eine gewisse Realität zu verleihen. Daran ändern auch noch so ausgefeilte Programme wenig. Nicht zuletzt aus diesem Grund birgt die Digitalisierung von Objekten eine gewisse Faszination in sich.


Durch ein Gerät namens ’Video-Digitizer’ der Firma Print-Technik ist es nun auch mit dem ST ganz einfach, Bilder zu digitalisieren. Was benötigt man dazu? Zuerst einmal eine Kamera, die eine Aufnahme des Objekts macht. Hierbei handelt es sich um eine ganz normale Video-Kamera, wie sie im Handel in den unterschiedlichsten Preisklassen erhältlich ist. Das Signal der Kamera wird vom Video-Digitizer gewandelt und an den Centronics-Port des ST weitergeleitet. Ebenso gut läßt sich übrigens das Signal eines Videorecorders verwerten. Die einzige Bedingung ist lediglich, daß ein Standbild des Videorecorders digitalisiert wird, da die Bildverarbeitung durch den Digitizer zirka 4 bis 5 Sekunden in Anspruch nimmt. Der Digitizer wird wahlweise in zwei verschiedenen Ausführungen geliefert. Die Standard-Ausführung zum Preis von 598 Mark liefert eine Auflösung von 256 mal 256 Punkten. Die Pro-Ausführung dagegen liefert 512 mal 286 Punkte. Beide Geräte werden inclusive Software für monochromen und farbigen Monitor geliefert.

Die mitgelieferte Software wird natürlich durch GEM unterstützt. Alle Funktionen können mittels der Maus über die Pull-Down Menüs ausgeführt werden. Digitalisiert wird einfach über dem Menüpunkt ’Digitize’. Liegt dann ein Bild vor, kann man noch eine Reihe von Veränderungen daran vornehmen. Mittels des Menüpunkts ’View Zomm’ beispielsweise kann man Ausschnittvergrößerungen des bestehenden Bildes vornehmen. Hierbei wird über die Maus einfach ein Rechteck am Bildschirm festgelegt, das den zu vergrößernden Ausschnitt angibt. Vor allem bei diesem Menüpunkt wirkt sieh die höhere Auflösung der Pro-Version des Digitizers deutlich aus.

Besitzt man einen Farbmonitor, so kann man ein Bild in 16 Graustufen digitalisieren. Es wird hierbei die niedere Auflösung des Atari ST genutzt. Jede der 16 Grauwerte kann somit mit einer Fehlfarbe belegt werden. Die Farbwahl wird ähnlich wie bei dem bekannten Malprogramm Neochrom durchgeführt. Man wählt zunächst das zu ändernde Farbregister in einem Untermenü aus. Dann kann man in einer kompletten Farbpalette die neue Farbe anklicken. Ist einmal eine günstige Farbbelegung gefunden, kann diese Farbtabelle auch auf Diskette gespeichert und bei Bedarf wieder abgerufen werden. Die fertigen Bilder können natürlich auch auf Diskette gespeichert werden. Wahlweise legt man sie als komplette Bilder (beispielsweise 512 mal 286 Punkte) oder im Neochrom-Format ab. Mittels einer auf der Programmdiskette befindlichen Routine kann man aus dem Neochrom-Bild schließlich auch noch ein Bild im Degas-Format machen, sodaß die Weiterverarbeitung eines digitalisierten Bildes mit den beiden bekanntesten derzeit erhältlichen Malprogrammen für den ST sichergestellt ist.

Die Version für den monochromen Monitor arbeitet natürlich in der höchsten Auflösung des ST, also mit 640 mal 400 Punkten. Ein hiermit digitalisiertes Bild ist jedoch nicht schärfer als das in der niederen Auflösung erstellte Farbbild. Dies liegt daran, daß auch in dieser Version mit 16 Grauwerten gearbeitet wird, die hier jedoch über Bitmuster realisiert werden. Die Zuordnung verschiedener Bitmuster zu den einzelnen Grauwerten kann auch in diesem Fall beliebig vorgenommen werden. Die Speicherung der Bilder erfolgt hier im Doodle-Format, wobei solch ein Bild wiederum in das Degas-Format konvertiert werden kann.

Die Software des Digitizers erlaubt es auch, die digitalisierten Bilder auszudrucken. Es sind Treiber für Epson-Kompatible und Itho-Drucker integriert. In der Farbversion ist zusätzlich ein Treiber für den Canon JP 1080 vorhanden. Hierbei handelt es sich um einen Tintenstrahl-Drucker, sodaß auch farbige Ausdrucke möglich sind. Die Größe des Ausdrucks läßt sich beliebig einstellen. So ist vom Paßbild - bis zum DIN A4 Format jede Größe wählbar. Da immer nur das auf dem Papier ausgegeben wird, was gerade auf dem Bildschirm sichtbar ist, kann man mit Hilfe der Ausschnittvergrößerung auch nur bestimmte Bildteile ausdrucken.

Die Qualität der erzeugten Bilder ist vor allem bei der Digitalisierung großflächiger Gegenstände hervorragend. Auch Personen sind klar zu erkennen. Die Grenzen des Digitizers liegen jedoch bei der Erkennung dünner Linien und schwacher Kontraste. So ist vor allem eine Mustererkennung kaum durchführbar. Als Hilfsmittel zur Grafikerstellung allerdings ist dieses Gerät nur zu empfehlen.

(Wolfgang Czerny)



Aus: ST-Computer 05 / 1986, Seite 36

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