Drei auf einmal - Digitizer im Vergleich

Daß der ATARI ST hervorragende Grafik erzeugen kann, wurde längst durch verschiedene Grafikprogramme bewiesen. Zur Erstellung aufwendiger Bilder ist man aber trotz guter Programme auf die eigenen Fähigkeiten angewiesen. Aber was die Natur nicht bietet, verleiht die Technik: Mit einem Digitizer ist jeder ein Künstler. Wir haben drei Geräte getestet.

Es ist nicht leicht, einen Vergleichstest über verschiedene Geräte zu machen und dabei objektiv zu bleiben: Man wird von den einzelnen Features unterschiedlicher Geräte beeinflußt; dadurch kann der Überblick verlorengehen. Hinter jedem Gerät steckt ein anderes Konzept, so daß allgemeine Eigenschaften mal besser, mal schlechter gelöst wurden. Für die gleiche Idee gibt es völlig verschiedene Gerätelösungen, die nur bedingt zu vergleichen sind. Trotzdem möchten wir versichern, daß unter Berücksichtigung aller unterschiedlichen technischen Merkmale ein Vergleich möglich und sinnvoll ist. Zwar ist es nicht unsere Absicht, alles zu relativieren und zu dem Schluß zu gelangen, daß alle Geräte gleichwertig sein könnten. Aber das absolute ’Gut’ oder 'Schlecht’ ist mehr eine Frage der Scholastik: Jedes Gerät hat seine Vor- bzw. Nachteile. Bei einigen sind die Hardware-Merkmale hervorragend gut, aber die mitgelieferte Software nicht ausreichend. Einige können direkt Farbe verarbeiten, aber die Auflösung bleibt gering. In jedem Gerät steckt ein gewaltiges Stück an technischem Knowhow, ohne das die Realisierung eines Digitizers nicht möglich wäre.

Eine analog-digitale Kontroverse und der technische Hintergrund

Die Video-Kamera oder jede andere Video-Quelle, mit der ein Bild aufgenommen wird, liefert eine Serie von Impulsen (Spannungsschwankungen), die der Rechner nicht verstehen kann. Ein Digitizer ist nichts anderes als ein Wandler, der diese Spannungspalette (Analogsignal) in eine Folge von digitalen Informationen umformt. Ein von der Kamera geliefertes Signal beinhaltet die sogenannte BS-Information (FBAS Farb-, Bild-, Austast-Signal). Dieses BAS-Signal hat einen Pegel von 1 Vss (Volt Spitze Spitze), wobei der Spannungsbereich bis 0,3 Vss für die Synchroninformation reserviert ist. In dem übrigen, sehr engen Bereich liegt das gesamte Aussehen eines von der Kamera abgetasteten Objektes. Diese Information, die als Analogsignal an der Eingangsbuchse des Digitizers vorliegt, wird von der Hardware in eine für den Rechner verständliche Information umgewandelt, also in entsprechende digitale Zahlenwerte. Für diese Umwandlung braucht der Digitizer eine gewisse Zeit, die vom Aufwand der Hardware abhängig ist.

Ein anderer wichtiger Punkt, der oft nicht sauber gelöst wird, ist die Anpassung des Bildformats, wie es z. B. von einer Kamera geliefert wird, mit der Darstellung dieses Bildes auf einem Monitor. In der Regel stimmt das von der Kamera aufgenommene Objekt nicht mit dem Bildausschnitt, der auf dem Computer-Monitor zu sehen ist, überein, so daß nur ein Teil des Bildes digitalisiert wird. Das liegt an der Tatsache, daß das Bild einer Videokamera oder eines Fernsehers ein anderes Verhältnis von Fänge zu Breite hat als das des ST-Rechners.

Bild 1: Das Originalbild; Aufnahme vom Bildschirm

Original und Fälschung

Um Ihnen eine Vorstellung von der Qualität der digitalisierten Bilder zu geben, haben wir als Motiv eine gefüllte Obstschale gewählt. Dieses Bild ist hier einmal als Original abgedruckt. Bei den verschiedenen Geräten ist es dann oft in mehreren Graustufen oder auch in Farbe digitalisiert wiederzufinden.

Der Farbzauberer - Colordigitizer von Füle Electronic

Der Mensch nimmt seine Umgebung farbig wahr. Nur in besonders künstlerischen Kreisen wird Schwarz-Weiß oder Farblosigkeit von Bildern bevorzugt. Deshalb versucht der Mensch, die Bilder aus seiner Umwelt naturgetreu zu reproduzieren. Ein technisches ’Auge’ nachzuahmen, ist aber nicht einfach. Man muß nicht nur die Formen richtig wiedergeben, sondern auch jede Fläche mit der richtigen Farbnuance aufnehmen.. Ein Digitizer ist nichts anderes als ein Bindeglied zwischen dem Aufnahme-Gerät und dem Computer, der die verschiedenen Informationen weiterverarbeitet.

Ein Digitizer, der zudem die Farben wiedergeben kann, bedeutet eine noch größere und aufwendigere Technik. Der F.E.T. Farbdigitizer von Füle Electronic ist ein Vertreter dieser Gattung. In einem Gehäuse mit den Maßen 19 x 11 x 5 cm (LxBxH) ist die Hardware untergebracht. Nach draußen sind nur die Anschlüsse zur Kamera und zum Rechner zu sehen. Der Anschluß zum Rechner erfolgt über den ROM-Port, eine im Gehäuse integrierte BNC-Buchse dient der Verbindung zur Kamera. Die Stromversorgung erfolgt durch den Rechner.

Bild 2: Der F. E. T. Farb-Digitizer

Die von der Kamera abgetasteten Bilder werden durch die Hardware verarbeitet und in Form von Impulsen an den Rechner weitergeleitet. Die Software ist voll in GEM eingebunden, so daß die Bedienung sehr komfortabel ist. Nachdem Sie das COLORDIGT. PRG Programm eingeladen haben, erscheint ein Menü-Balken, in dem sich verschiedene Optionen zur späteren Verarbeitung eines digitalisierten Bildes befinden. Möchte man ein Objekt digitalisieren, so wird es durch Betätigung der rechten Maustaste in einen anderen Bildschirm versetzt, wo an STelle des Cursorpfeils ein Kamerasymbol erscheint. Jetzt wird die Betätigung der linken Maustaste verlangt, beim Loslassen wird eine Aufnahme ausgelöst. Jeder erneute Tastendruck löst eine neue Aufnahme aus. Man kann nun auf dem Bilschirm die Entstehung eines digitalisierten Bildes verfolgen. Die Geschwindigkeit ist mit 3,3 Sekunden pro Bild nicht umwerfend, aber immerhin in Farbe.

Speichern und Nachladen

Die auf diese Art und Weise hergestellten Bilder lassen sich jetzt auf Diskette abspeichern. Hier bietet die Software die Möglichkeit, die Bilder in verschiedenen Formaten zu speichern; Neochrom- oder Degas-Format etwa ist für die spätere Verarbeitung eines digitalisierten Bildes sehr hilfreich. Noch zwei andere Format-Optionen sind in dieser Menüauswahl enthalten: Super Paint und ein vom Hersteller genanntes Spezialformat.

Farbmanipulation

Die vom Digitizer aufgenommene Farbe kann später beeinflußt werden. Der Menüpunkt COLOR ermöglicht die Manipulation der verschiedenen Farben in einem schon vorhandenen Bild. Klickt man bei dieser Option die Auswahl SET-Table an, erscheint eine Farbpalette und der Pfeil verwandelt sich in einen Pinsel. Man kann jetzt in der Palette die gewünschte Farbe aussuchen, mit der man das Bild weiterverarbeiten will. Hat man die gewünschte Farbzusammenstellung erreicht, wird nach Betätigung der rechten Maustaste das Bild in der neuen Farbmischung auf dem Monitor erscheinen. Die so zusammengestellte Farbmischung läßt sich separat auf Diskette speichern. Später kann diese gespeicherte Farbmischung geladen und wieder beeinflußt werden. Eine besondere Möglichkeit zur Farbkomposition bietet die Auswahl PORTRAIT: Da die Flautfarbe vom Computer schwer zu reproduzieren ist, wird eine fertige Farbmischung geliefert, die annähernd diese Farbnuance erstellt.

Die Sonderfunktionen

Einige Sonderfunktionen zur direkten Beeinflussung eines Bildes sind in der Software enthalten. So z. B. eine ZOOM-Funktion, die das Vergrößern eines Bildausschnittes ermöglicht. Zwei Print-Optionen lassen dem Anwender die freie Auswahl zwischen einem schwarzweißen oder farbigen Ausdruck. Die Farbausdrucke sind allerdings mit dem OKIMATE 20 möglich.

Die Sache mit der Helligkeitseinstellung

Die ersten Versuche mit diesem Digitizer werden wahrscheinlich nicht die erwarteten Ergebnisse liefern. Für ein korrektes Bild ist ein genauer „Abgleich“ des am Gerät befindlichen Helligkeits- und Kontrastreglers erforderlich. Sind diese übrigens sehr kleinen und schlecht zu bedienenden Einsteller nicht an die Kamera und die Lichtverhältnisse angepaßt, so kann es durchaus passieren, daß der gesamte Bildschirm schwarz erscheint oder die Farben des aufgenommenen Bildes nichts mit der Realität zu tun haben. Im Test hat sich gezeigt, daß erst nach vielen Versuchen mit unterschiedlichen Flelligkeitswerten das aufgenommene Objekt naturgetreu wiedergegeben wird.

Außer der Hardware und einer Diskette, die die benötigte Software beinhaltet, wird eine in Deutsch und Englisch geschriebene Bedienungsanleitung mitgeliefert. Sie enthält alle nötigen Informationen, die für die Bedienung des Gerätes erforderlich sind. Technische Informationen darüber, wie das Gerät funktioniert, werden nicht mitgeliefert.

Der F.E.T. Colordigitizer ist insgesamt ein gut durchdachtes Produkt. Man sollte sich unbedingt über den technischen Hintergrund Gedanken machen, um eine genaue Vorstellung über die Komplexität eines solchen Gerätes zu haben. Einer der größten Pluspunkte, die diesem Gerät sogar eine gewisse Exklusivität verleiht, ist die Tatsache, daß direkt in Farbe digitalisiert wird.

Trotzdem ist einiges zu bemängeln: Das Gerät arbeitet nur in der niedrigsten Auflösung, wodurch die Wiedergabe ziemlich verfremdet wird. Die Kontraste zwischen zwei benachbarten Farben reichen nicht immer aus, so daß feinere Konturen nicht zu erkennen sind. Mühselige und zeitraubend ist die Einstellung des Helligkeits- bzw. Kontrastreglers. Leider werden die digitalisierten Bilder in der Horizontalen gedehnt, so daß z. B. ein runder Teller als Ellipse auf dem Monitor erscheint.

Klein, aber fein - der „Realtizer“ von Print Technik

Fast so groß wie eine Zigarettenschachtel ist der ’Realtizer’ von Print Technik. Was sich in diesem engen Raum versteckt, ist durchaus erstaunlich. Der Digitizer wird, wie das Gerät von F.E.T., an den ROM-Port des ST angeschlossen, und die Versorgungsspannung wird ebenfalls vom Rechner geliefert. Eine an der oberen Seite angebrachte Cinch-Buchse bildet den Eingang des Videosignals. Hier kann, wie bei allen Digitizern, jede gewöhnliche Video-Quelle angeschlossen werden. Das Kabel wird nicht mitgeliefert, weil es in der Regel zum Lieferumfang jeder Kamera gehört. Die Einstellung von Kontrast und Helligkeit ist bei diesem Digitizer besser und bequemer gelöst. Man braucht keinen Regler, denn alles wird softwaremäßig eingestellt.

Nach dem anschließen des Gerätes an den Rechner wird die Software geladen. Die mitgelieferte Software enthält ein Programm für die niedrigere und hohe Auflösung. Mit dem Schwarz/ Weiß-Monitor kann man Bilder generieren, die bis zu 16 verschiedene Graustufen beinhalten.

Vor dem Versuch, die Software zu starten, sollte man sich vergewissern, daß die Kamera eingeschaltet ist, ansonsten erfolgt eine Fehlermeldung. In der Menüleiste findet man eine sehr hilfreiche Option, die vor der ersten Digitalisierung zu beachten ist: Durch den Menüpunkt DIGI-CALIB läßt sich eine automatische Kalibrierung der Helligkeit erreichen. Solange die Lichtbedingungen nicht geändert werden ist eine neue Kalibrierung nicht notwendig. Jetzt ist das Gerät in der Lage, optimale Bilder zu digitalisieren. Das Aufnehmen eines Bildes kann man in zwei verschiedenen Formen erreichen: Durch DIGITIZE erfolgt eine einmalige Digitalisierung, mit DIGI-CONT werden fortlaufend Bilder digitalisiert und angezeigt. Bildqualität und Geschwindigkeit der Wiedergabe hängen stark von der Zahl der gewählten Graustufen ab. Man kann während der Digitalisierung von mehreren Bildern die Helligkeit und den Kontrast mit den Funktionstasten beeinflussen. Mit der ’ESC’-Taste wird diese Auswahl verlassen.

Diese Serie von Bildern wird vom Hersteller Real-Time-Digitalisierung genannt. Man muß freilich erwähnen, daß dieser Vorgang in direktem Zusammenhang mit den Graustufen steht, sehr langsam verläuft und nicht den Eindruck einer Filmsequenz hinterläßt. Verzichtet man auf jegliche Grautöne, wird er erheblicher schneller, allerdings nur in schwarzweiß. Für das Digitalisieren eines Bildes mit sechzehn Graustufen benötigt der Realtizer etwa 4,1 Sekunden.

Abbildung 3: Der Realtizer in zwei Graustufen

Maximal 16 Graustufen

Eine der stärksten Seiten des Digitizers ist die Verarbeitung von Graustufen. Bis zu 16 verschiedene Grautöne lassen sich auf dem Bildschirm wiedergeben. Die Wiedergabe von Graustufen bewirkt einen fließenden Übergang von weiß bis hin zu schwarz, wodurch ein Bild einen weichen, fotoähnlichen Charakter bekommt. Bei einer Schwarz-Weiß-Digitalisierung ohne Erkennung von Grauwerten wird theoretisch jeder einzelne Pixel des Monitors entweder gesetzt oder nicht gesetzt. Beim Realtizer von Print Technik ist die maximale Auflösung jedoch immer eine 2x2 Matrix (vier Pixel), was einer Auflösung von 320x200 Bildpunkten entspricht. Um Grautöne auf einem Schwarzweiß-Monitor wiederzugeben, muß man sich verschiedene Muster schaffen, die aus mehreren Pixeln "bestehen. Dadurch entsteht zwar eine Verminderung der Auflösung (4x4 Matrix), der Gesamteindruck eines Bildes wird jedoch meist verbessert. Man kann in der Menüleiste zwischen vier verschiedenen Optionen wählen: Gar keine Grautöne (bedeutet schwarzweiß), vier, acht oder sechzehn. Erwähnenswert ist die Mühe, die sich der Softwarehersteller bei der Realisierung dieser

schwierigen Funktion gemacht hat. Teilweise wurden sogar Sondermuster geschaffen, um bessere Zwischenstufen zu erreichen. Ist man trotzdem mit der Wiedergabe nicht zufrieden oder möchte man bei der Verteilung der Grautöne selbst experimentieren, so läßt sich durch die Option LOOK-UP zu jeder einzelnen erfaßten Graustufe ein neuer Ton zuordnen. Beim Schließen dieser Funktion werden die Flächen mit den neuen Mustern gerastert.

Abbildung 4: Der Realtizer in 16 Graustufen

Farbe auf Umwegen

Am Anfang der Fotografie, als Aufnahmen in Farbe nicht denkbar waren, wurden Schwarz-Weiß-Bilder von Hand koloriert. Diese bunten Bilder waren der Natur gegenüber etwas verfremdet, aber deswegen nicht weniger künstlerisch - in jedem Fall sehr reizvoll (siehe Titelseite dieser Ausgabe).

Der Digitizer von Print Technik kann das auf einem Schwarzweiß-Monitor digitalisierte Bild nachträglich einfärben. Das geht genauso wie bei dem oben genannten Verfahren: Ein Schwarzweiß-Bild wird auf einem Farbmonitor abgebildet. Mit der Funktion LOOK-UP kann nun jeder Graustufe eine der 512 möglichen Farben zugeordnet werden. Die Fläche erscheint jetzt in der gewünschten Farbe. Dadurch entsteht ein Bild wie damals, als die Pioniere der Fotografie ihre ersten Experimente mit Farbfotos gemacht haben.

Dreimal schwarzweiß ergibt Farbe

Der Digitizer von Print Technik kennt noch einen anderen Modus, um Farbbilder zu erzeugen. Er beruht auf der Tatsache, daß ein buntes Bild aus der Mischung der drei Grundfarben Rot, Grün und Blau entsteht. Mischt man die Einzelbilder, so entsteht ein Farbbild. Genauso wird es bei diesem Digitizer gemacht: Bei Verwendung eines Farbmonitors und mit dem mitgelieferten DIGICOL-Programm werden drei Bilder unter Zuhilfenahme von drei Farbfiltern (Rot, Grün und Blau) aufgenommen. Aus diesen drei Einzelkomponenten setzt der Rechner ein farbiges Bild zusammen. Man darf natürlich keine bewegten Objekte mit dieser Methode aufnehmen. Eine andere Einschränkung ist, daß diese Art von Digitalisierung nur in der niedrigsten Auflösung funktioniert: Eine ziemlich seltsame Methode, die sich aber als sehr sinnvoll und trickreich erwiesen hat.

Die besonderen Features

Die Software ermöglicht das Abspeichern und Nachladen von digitalisierten Bildern in verschiedenen Formaten: Neo-Chrome, Degas, Doodle, Art-Director und Bit-Images. Außerdem verfügt die Software über eingebaute Funktionen, die zur Weiterverarbeitung der digitalisierten Bilder dienen. Invertieren, Spiegelung sowie Vergrößerung der im Speicher befindlichen Bilder kann mit diesen Sonderfunktionen sehr leicht erzielt werden. Um die erzeugten Bilder ausdrucken zu können, werden verschiedene Druckertreiber mitgeliefert. Über das Menü PRN-PARAM kann man zwischen vier verschiedenen Drucker-Typen oder deren Kompatiblen wählen. Ein Druckertreiber für einen Tintenstrahldrucker und einen Laserdrucker ist auch vorhanden. Breite und die Höhe des Ausdruckes lassen sich durch speziell eingebaute Funktionen beeinflussen.

Bild 5: R-G-B Digitalisierung mit dem Realtizer

Die Toolbox

Zum Lieferumfang des Print-Technik-Digitizers gehört ein besonderes Programm, das zur Unterstützung von normalen Malprogrammen dient, aber speziell an die Verarbeitung digitalisierter Bilder angepaßt ist. Normale Bilder, die mit dem Malprogramm Degas oder Neochrom gezeichnet wurden, können ebenfalls mit dieser TOOLBOX verarbeitet werden.

Die Grundidee ist, daß man einen Ausschnitt eines Bildes definiert und diesen dann manipuliert. Die Möglichkeiten reichen vom Kopireen des Bildausschnittes bis zum Biegen in horizontaler oder vertikaler Richtung. Die Toolbox verfügt über zwei getrennte Bildschirme, die das Kopieren von Teilen eines Bildes in ein anderes Bild ermöglicht. Bildausschnitte lassen sich stufenlos drehen sowie in ihrer Größe verändern.

Der Realtizer von Print Technik ist zweifellos für alle Anwender, die sich viel mit Grafik beschäftigen, ein sehr hilfreiches Produkt. Für diejenigen, die mit Desktop-Publishing-Programmen ihr Layout erstellen, bietet dieser Digitizer ein exzellentes Werkzeug zum Erzeugen grafischer Objekte, die später in den Text gemischt werden können. Erfreulich ist die mitgelieferte Software, vor allem die Toolbox, die über das erwartete Maß eines Digitizers hinausreicht. Leider werden auch bei diesem Digitizer die Bilder nicht maßstabsgetreu wiedergegeben. Die aufgenommenen Bilder sind um ca. zehn Prozent in der Vertikalen gedehnt.

Der dritte im Bund der digitalen Bildverarbeitung

Das dritte Gerät in diesem Vergleich stammt aus unserer eigenen Produktion und wird voraussichtlich Ende April unter dem Namen Easytizer auf den Markt kommen. Wir sind von der Qualität dieses Digitizers überzeugt; deshalb haben wir ihn in diesen Vergleich einbezogen, obgleich er unser Produkt ist. Der Easytizer ist in Sachen Auflösung und Geschwindigkeit den anderen hier vorgestellten Geräten weit überlegen. Er nutzt die hohe Auflösung des monochromen Monitors vollständig aus und sorgt durch eine aufwendige Synchronisierung dafür, daß das digitalisierte Bild mit dem Bild der Kamera übereinstimmt. Die Bilder werden also maßstabsgetreu wiedergegeben. Bedingt durch diese Tatsache erreicht der Easytizer eine Auflösung von 640 x 380 Bildpunkten. Diese hohe Auflösung ist natürlich nur im Schwarz-Weiß-Modus möglich, aber dann mit einer Geschwindigkeit von 18 Bildern pro Sekunde! Bei dieser Geschwindigkeit werden sogar schnelle Bewegungen vor der Kamera auf dem Computermonitor sichtbar gemacht. Man kann also durchaus von Echtzeit-Digitalisierung reden.

Abbildung 6: Easytizer in 2 Graustufen

Die Hardware

Um Bilder sehr schnell auf dem Bildschirm zu reproduzieren, braucht man entweder eine sehr ausgereifte Software (mit der man aber auch schnell die Grenzen erreicht), oder man hilft dem Rechner mit fremder Hardware. Der 68000 ist ein leistungsfähiger Prozessor und in der Ausführung seiner Befehle sehr schnell. Doch wird dieser bei einer Hardware-Konfiguration wie der des ATARI ST, bedingt durch die Menge an Bausteinen mit Sonderfunktionen, stark gebremst. Kaum einer der wichtigen Chips dieses Rechners arbeitet selbständig. Der große Koordinator ist und bleibt die CPU. Für diesen enormen Aufwand braucht der Prozessor eine gewisse Zeit.

Aus diesem Grund entlastet die Hardware des Easytizers den Rechner so weit wie möglich. So erfolgt der komplette Bildaufbau einschließlich der Erzeugung aller notwendigen Synchronisierungssignale auf der Platine des Easytizers. Dazu sind auf der Easytizerplatine 32 KByte RAM integriert, in denen das fertige Bild gespeichert wird. Anschließend wird dieser 32 KByte-Block komplett in den Rechner kopiert. Dieser große technische Aufwand ermöglicht die Darstellung von Bildern in hoher Qualität und Geschwindigkeit. Eine Folge dieser enormen Leistung sind die Abmessungen der Platine: Die Karte, die in den ROM-Port des ATARI ST eingesteckt wird, ist größer als der Digitizer von Print Technik.

Die Software

Die Hardware ist, wie bei allen anderen Geräten auch, nur ein Teil des Digitizers. Die Auswertung der Daten wird von der Software erledigt. Das Programm ist in GFA-BASIC geschrieben und beinhaltet einige Routinen in Assembler, die vor allem für die zeitkritischen Probleme zuständig sind. Selbstverständlich wird auch dieses Programm über die Maus bedient. Alle Funktionen lassen sich durch die Software steuern, so daß der Easytizer, wie auch der Realtizer von Print Technik, keine Bedienungselemente wie z. B. einen Helligkeitsregler benötigt. Ist man im Besitz einer Video-Kamera mit motorgetriebenen Zoom-Objektiv, das sich über Kabel auch fernsteuern läßt (Remote Anschluß), so ist es möglich, das ZOOM-Objektiv mit der Software einzustellen. Dazu besitzt die Software neben den Helligkeitsreglern einen ’ZOOM’-Einsteller, der mit der Maus verstellt werden kann, so daß sich das Objektiv von der Tele- bis zur Weitwinkel-Einstellung positionieren läßt.

Um Bilder zu digitalisieren, hat man mehrere Alternativen. Unter der Auswahl Justieren läßt sich ein Bild digitalisieren, gleichzeitig werden im unteren Teil des Bildes die Regler für Helligkeit bzw. Kontrast und das ZOOM-Objektiv eingeblendet. Das Resultat einer Verstellung dieser Regler, also auch das Zoomen, können Sie sofort auf dem Computer-Monitor in Echtzeit mitverfolgen. Sind alle Einstellungen gemacht, können Sie sich das gesamte Bild in Echtzeit ansehen. Dies ist aber, wie gesagt, nur mit zwei Graustufen möglich. Standbilder können Sie dann mit vier, acht und sechzehn Graustufen digitalisieren. Selbstverständlich erhöht sich mit jeder Graustufe die Digitalisierungszeit.

Bildergalerie

Zur späteren Verarbeitung der Bilder bietet das Programm den wichtigen Menüpunkt Galerie. Aktiviert man ihn, so hat man eine Fülle von Möglichkeiten, die Bilder zu manipulieren. So ist es z. B. möglich, Bilder logisch miteinander zu verknüpfen, die Bilder in voller Größe anzuzeigen, sie zu speichern, usw. Auch die Option, digitalisierte Bilder auf einen Drucker auszugeben, findet sich hier. Ein Manko dieser Druckoption ist, daß sie nur für einen Epson- oder Epson-kompatiblen Drucker konzipiert ist. Unter dem Menüpunkt Animation kann man sich eine Sequenz von Bildern, die aufgenommen und in der Bildergalerie gespeichert wurden, quasi als Film auf dem Monitor darstellen.

Der Easytizer ist in diesem Bereich das neuste Produkt. Seine Stärken sind die hohe Auflösung und die Geschwindigkeit. Das Handbuch ist sehr ausführlich. Der kommentierte Quellcode des Programmes (GFA-BASIC) wird mitgeliefert, so daß sich der eine oder andere seine eigenen Routinen, z. B. Mustererkennung mit Digitizern, selber schreiben kann.

Zum Zeitpunkt diese Testberichtes lag der Easytizer nur als Prototyp vor, so daß wir hier nicht ins Detail gehen möchten. Das Endprodukt, das sicher noch einige interessante Features bieten wird, werden wir in einer der nächsten Ausgaben ausführlich besprechen.

Schlußwort

Ein Videodigitizer ist bei der Erstellung von Bildern, die man später weiterverarbeiten kann, ein sehr nützliches Werkzeug. Der Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt: Vom persönlichen Portrait zur Datenbank bis hin zur Archivierung von Landkarten etc. ist alles denkbar. Aber auch Sonderaufgaben, etwa Raumüberwachung oder Mustererkennung, sind eine sinnvolle Anwendungsmöglichkeit. Der Einsatz solcher Geräte bei der Erstellung von Seiten-Layouts oder beim Kopieren von Schaltbildern wird sich in Zukunft mit der Einführung von Desktop-Publishing-Programmen noch vergrößern. Man hat mit dem Atari ST einen leistungsfähigen und preiswerten Rechner. Dadurch ergeben sich beim Einsatz hochtechnifizierter Geräte wie Digitizern die besten Aussichten einer weiten Verbreitung.

(MM + UB)

F.E.T. Colordigitizer
Auflösung: 384 x 240 Punkte
Preis: DM 498,-

Füle Elektronik Trading GmbH F.E.T.
Postfach 14 25
6057 Dietzenbach 1

Realtizer
Auflösung: 320 x 200 Punkte
Preis: DM 398,-

Print Technik
Nikolaistr. 2
8000 München 40

Easytizer
Auflösung: 640 x 380 Punkte
Preis: unter DM 600,-

ST Computer
Schwalbacher Str. 64
6236 Eschborn



Aus: ST-Computer 04 / 1987, Seite 13

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