EZ-Track Midi-Sequencer von Hybrid Arts


Endlich ist es soweit: Die lange angekündigten Midi-Programme der amerikanischen Firma Hybrid Arts sind, wenigstens zum Teil, lieferbar. Heute möchte ich mich mit dem einfachsten Produkt aus diesem Softwareprogramm beschäftigen: Einem kleinen Sequen-cer, der mit 20 polyphonen Spuren ausgestattet ist. Auf einem Rechner mit 1 Megabyte Speicher beträgt die Aufnahmekapazität ungefähr 63 000 Noten.

Dieses Programm wendet sich von seiner Konzeption her weniger an den Profi als den Hobby-Musiker, der nur gelegenlich und mit wenig Aufwand Musik machen möchte. Der Preis für den EZ-Track Sequencer liegt mit 150 DM in einer angemessenen Kategorie. Die Bedienung des Programms erinnert an die eines Tonbandgerätes. Die Steuerung erfolgt unter GEM. Der Bildschirm ist zweigeteilt: Links findet man Anzeigen für jede der zwanzig Spuren, rechts die ’Bedienungselemen-te’, die Start- und Stoptasten der elektronischen Midi-Bandmaschine. Sofort fällt auf, daß diese Bandmaschine weder eine Aufnahmetaste noch Tasten für Vor- und Rückspulen besitzt.

Am oberen Rand des Bedienungsfeldes findet sich die Anzeige für eine Versionsnummer sowie für Datum und Zeit, zu der diese entstanden ist. Bei jedem Abspeichern wird die Versionsnummer automatisch erhöht und das Datum (vorausgesetzt man hat die eingebaute Uhr gestellt) mitgespeichert. Man weiß also immer genau, in welcher Version des aufgenommenen Musikstückes man sich befindet. Das ist sehr praktisch und könnte den Herstellern professioneller Sequencer als Vorbild dienen. Mit der Tempoeinstellung kann man das Tempo zwischen 0,5 und 480 Schlägen pro Minute einstellen. Rechts daneben kann man eine Midi-Thru-Funktion einschalten, die alle ankommenden Midi-Daten sofort wieder an den Ausgang weiterleitet. Dabei kann die Eingabe unverändert oder auf einem bestimmten Midikanal ausgegeben werden.

Darunter findet man ein Zählwerk mit Rückstellknopf sowie einen Einsteller, mit dem das gesamte Stück transponiert werden kann, wovon alle Spuren betroffen sind; ausgenommen werden können nur einzelne Spuren, die auf einem bestimmten Midikanal senden. Rechts daneben befindet sich ein Metronom, das den Takt optisch anzeigt, und ein Lautsprechersymbol, mit dem das akustische Metronom an-und abgeschaltet werden kann. Der Klang des Metronoms ist richtig gut, nicht so ein Gepiepse wie bei den meisten Sequencern.

Schließlich folgen die Tasten für Stop, Abspielen und Pause sowie eine mit ’Keep’ bezeichnete Taste, auf deren Funktion ich gleich zu sprechen komme.

Ein Feld zeigt den belegten und den noch freien Speicher.

Wie funktioniert das Aufnehmen ohne Aufnahme-Taste? Ganz einfach: Der EZ-Track nimmt immer auf. Alles, was über die Midi-Schnittstelle ankommt, wird erst mal gespeichert. Um es wieder abspielen zu können, muß man eine Spur auswählen und die Aufnahme mit der Keep-Taste auf diese Spur kopieren. Das geht schnell und einfach. Beim Aufnahme-Betrieb stört allerdings erheblich, daß man wegen der fehlenden Vor- und Rückspultasten immer am Anfang des Stückes beginnen muß. Immer, wenn man die Abspieltaste betätigt, beginnt das Zählwerk wieder bei Null. Es ist völlig unverständlich, wieso auf ein so elementares Feature verzichtet wurde.

Eine zweite Aufnahme-Möglichkeit ist der Step-Modus. Ohne das ’Band’ mit der Abspieltaste zu starten, kann man durch Anklicken des Zählwerks um ganze Viertel oder einzelne Clocks (entsprechend einer 96tel Note) vor-und zurückwandern und dabei aufnehmen.

Ähnlich merkwürdig wie das Fehlen der Vor- und Rückspultsaten ist die Funktion der Transposition. Sie wirkt nämlich, wie bereits erwähnt, auf das ganze Stück. Dieses Verfahren geht an der musikalischen Praxis vorbei, denn das Transponieren eines ganzen Stückes ist selten notwendig. Daß man alle Spuren,d ie auf einem bestimmten Midikanal senden, von der Transposition ausnehmen kann, macht dieses Kommando immerhin etwas nützlicher.

Außer der Transposition stehen weitere Editierkommandos zur Verfügung: Man kann Tracks löschen oder mehrere Tracks zusammenmischen, außerdem kann man ganze Tracks kopieren. Ein 'Time correct’-Kommando, das es erlaubt, Spielungenauigkeiten auszugleichen, ist ebenfalls eingebaut. Die Funktion dieses Kommandos ist befriedigend.

Selbstverständlich kann jeder der zwanzig Spuren ein Midikanal zugewiesen werden. Außerdem kann jede Spur mit einem Namen versehen und an- oder abgeschaltet werden. Eine Solo-Funktion die es ermöglicht, nur eine einzige bestimmte Spur abzuhören, existiert ebenfalls. Bereits fertig aufgenommene Spuren können gegen irrtümliche Löschung geschützt werden. Außerdem erscheint nach jeder Änderung auf einer Spur ein kleines ’c’ hinter ihrem Namen, womit Änderungen an einer bestehenden Aufnahme leicht zu erkennen sind.

In der Menüleiste finden sich noch Kommandos für das Laden und Speichern von Stücken auf disk, auch das Formatieren von Disketten ist möglich. Mit dem Senden von Midi-Clock-impulsen können auch andere Geräte, z. B. Drumcomputer, gesteuert werden. Die speziellen Kommandos, mit denen Midi-Instrumente in einen bestimmten Empfangsmodus gesetzt werden können, stehen ebenfalls zur Verfügung.

Die Editiermöglichkeiten dieses Programms sind sehr einfach gehalten. Das erleichtert dem Gelegenheitsmusiker die Bedienung, macht Aufnahmen jedoch aufwendiger. Drei Dinge fehlen mir ganz besonders, die gerade dem Hobbymusiker die Arbeit sehr erleichtern könnten:

Natürlich soll dieser Sequencer nicht die Features eines professionellen Sequencerprogrammes bieten. Aber auch der Hobbymusiker wird die oben angesprochenen Möglichkeiten schmerzlich vermissen. Das Konzept des Programmes ist einfach zu eng an eine Tonbandmaschine angelegt. Für ein Midi-Sequencerprogramm ist der Preis natürlich sehr günstig. Doch bietet auch ein Programm wie das Activision Music Studio für den Hobbymusiker, der nicht über viele Midi-Keyboards verfügt, einiges (zum Beispiel Kopiermöglichkeiten), dafür jedoch keine Möglichkeit, Musik in Real-Time einzuspielen. Ich meine, der Programmierer des EZ-Tracks hätte lieber ein paar Editierungsfeatures mehr einbauen sollen und stattdessen ruhig weniger Spuren zur Verfügung stellen können. Welcher Hobbymusiker hat schon Keyboards, um zwanzig Spuren zu nutzen?

Zusammenfassend bleibt anzumerken, daß das Programm vernünftig funktioniert und nicht zu teuer ist. Auch die Bedienung ist kinderleicht. Manche Ideen in der Bedienerführung könnten sogar ein Vorbild für größere Sequencer sein (z. B. die automatische Versions-Kennummer oder das automatische Anlegen von Backup-Files beim Speichern auf der Disk). Lediglich die mögliche Zielgruppe des EZ-tracks ist rätselhaft. Jeder, der gelegentlich Musik macht (vielleicht mit einem midifähigen Portable Keyboard) und dafür ein Sequencerprogramm sucht, sollte sorgfältig abwägen, ob die vom EZ-Track gebotenen Features für seine Zwecke ausreichen.

Auf jeden Fall macht der EZ-Track neugierig auf das professionelle Sequencerprogramm von Hybrid Arts, das ich demnächst an dieser Stelle testen werden.

Vertrieb:

Hybrid Arts Deutschland GmbH Lindenscheidstraße 1 6230 Frankfurt am Main 80



Aus: ST-Computer 04 / 1987, Seite 72

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