Harlekin - Das Multi-Talent

Es ist sehr schwer, ein Programm wie Harlekin zu beschreiben, da es sich hierbei um ein Multi-Accessory handelt, bei dem versucht wurde, möglichst viele Funktionen und diese auch noch möglichst ausgereift zu integrieren. Die Überschrift des Artikels hätte somit auch “Alles, was man braucht" lauten können, denn in Harlekin ist eigentlich fast alles eingebaut, was man zur täglichen Arbeit mit dem ST benötigt.

Harlekin trägt sich in der Accessory-Leiste ein und ist somit aus jedem GEM-Programm erreichbar. Wählt man es an, erhält man eine Auswahlbox (s. Bild 1). Hier lassen sich nun folgende Funktionen anwählen, die entweder in eigenen Fenstern oder Dialogboxen arbeiten: ein Editor, ein “Personal Planner" (Terminverwaltung & Datenbank), ein Druckertreiber, ein Terminal-Programm, eine ASCII-Tabelle, ein Taschenrechner, ein Disketten-, Datei- und Speichermonitor, Tastaturmakros, Diskettenkopier- und -formatierfunktionen, eine RAM-Disk, ein Wecker, ein Drucker-Spooler u.v.m.

Mitgeliefert wird ebenfalls ein Konfigurationsprogramm, mit dem sich alle wichtigen Grundeinstellungen vornehmen lassen. Außerdem verfügt es noch über einen Systemzeichensatz- und Icon-Editor (letzterer leider nur für den Personal-Planner) u.v.m. Mehr davon später.

Schnelle Schreibe

Der Editor Harlekins ist auf Wunsch resetfest und arbeitet in zwei verschiedenen Modi, dem Absatz und dem Zeilenmodus. Der Absatzmodus besitzt einen automatischen Zeilenumbruch, während der Zeilenmodus hauptsächlich für Quelltexte gedacht ist. In ersterem wird der Text automatisch reformatiert. Umfangreiche Tastaturkommandos stehen für ein komfortables Arbeiten zur Verfügung.

Alle Kommandos lassen sich auch über eine im Editor eingebaute Menüleiste erreichen. (Schon mal Menüleisten in einem Fenster gesehen?)

Neben den üblichen Editorfunktionen ist es bei der Druckausgabe von Vorteil, daß man sowohl eine Kopf- als auch eine Fußzeile angeben kann.

Ähnlich Wordplus können diese Zeilen sogar links-, rechtsbündig oder zentriert ausgegeben werden. In jede der beiden Zeilen können außerdem wahlweise (auch kombiniert) die aktuelle Seitenzahl, Spaltenzahl, der aktuelle Dokumentname, das Datum und die Uhrzeit eingefügt werden. Wenn Ihnen das immer noch nicht genug ist, können Sie noch die Seitenlänge sowie den oberen und unteren Rand einstellen.

Der Editor weist eine sehr gute Geschwindigkeit auf und steht dem derzeitigen Maßstab aller Editoren. Tempus, in bezug auf Scrolling kaum nach. Ein Beispiel: Um einen Text mit einem Umfang von 278 kB von oben nach unten zu scrollen, benötigt Tempus genau 3:20:90 Minuten. Harlekin braucht kaum weniger, nämlich nur 45 Hundertstel Sekunden, also 3:21:35 Minuten. Nach dem Test mit Wordplus mußte ich die Batterie meiner Stoppuhr wechseln: 12:13:30 Minuten. Ein anderer Test: Wir tauschen im gleichen Text 15.852mal ein “e” gegen ein “a" aus. Dafür benötigt Tempus exakt 9,4 Sekunden, Harlekin schafft es in der ebenfalls akzeptablen Zeit von 38,5 Sekunden. Auch hier wieder als glänzendes Schlußlicht Wordplus mit rasenden 2:21:15 Minuten. Eine Anwendungsmöglichkeit des Editors liegt zum Beispiel bei Calamus: Sie können, ohne Calamus zu verlassen, einen mit Wordplus formatierten Text einladen und diesen weiterverarbeiten. Leider haben die Programmierer keine Möglichkeit eingebaut, das Wordplus-Format direkt zu lesen und schreiben. Deswegen muß man zum Schluß die variablen Leerzeichen in die Leerzeichen von Wordplus (ASCII 30) konvertieren, und schon können Sie den Text in Calamus verarbeiten.

Bild 1: Die Hauptauswahlbox Harlekins
Bild 2: Die Menüleiste des konßgurationsprogramms
Bild 3: Der schnelle Editor

Termine & Daten

Der resetfeste Personal-Planner (kur/ PP) ist eine Kombination aus Terminkalender und Datenbank, mit der Sie sämtliche wichtigen Termine, Geburtstage und sonstigen Ereignisse speichern können. Ebenso ist es möglich, Notizen, Briefe, Literaturverzeichnisse oder sogar 100 Seiten lange Berichte zu schreiben. Für jeden Anwendungsbereich können Sie im Konfigurationsprogramm ein eigenes Icon entwickeln (s. Bild 4). Maximal zwölf verschiedene läßt Harlekin zu. Wenn Sie eines der Symbole anklicken, erscheinen auf dem Bildschirm nur Einträge aus eben diesem Bereich. Auch Kombinationen mehrerer Symbole und logische Verknüpfungen sind erlaubt. So ist es möglich, viele verschiedene Dinge in einer großen PP Datei zu speichern und durch die Auswahl trotzdem den Überblick zu bewahren.

Einträge im PP können nach zwei verschiedenen Gesichtspunkten aufgelistet werden. Zum einen geht das in Listenform, zum anderen anhand des Datums. Wenn die Anzeige nach dem Datum geordnet werden soll, bestehen wiederum drei verschiedene Möglichkeiten: Sie können eine Übersicht eines Monats, eines Jahres oder eines Tags anzeigen lassen. In der Jahresübersicht wird für jeden Tag die Anzahl der notierten Einträge gezeigt, bei der Monatsübersicht alle Einträge mit einer Überschrift (dies in einem GEM-Fenster. in dem man hoch und herunterscrollen kann). Wird die Tagesübersicht gewählt, zeigt der PP alle Einträge für diesen Tag an. diesmal sogar mit der dafür abgespeicherten Uhrzeit. Sollten Sie nicht mehr wissen, unter welchem Symbol ein Text abgespeichert wurde, steht Ihnen eine Textsuchfunktion zur Verfügung. Nehmen wir an. Sie hätten mit dem PP ein Plattenarchiv angelegt und geben als Suchbegriff “Beethoven” ein, und Harlekin zeigt alle Einträge an, in denen das gesuchte Wort vorkommt. Natürlich können alle Einträge auch ausgedruckt werden, um sie z.B. zu verschicken oder zu archivieren.

Schwarz auf Weiß

Harlekin verfügt auch über einen Druckertreiber, mit dem es möglich ist, Zeichen zu konvertieren, die zum Drucker geschickt werden sollen. Welches Zeichen in welches gewandelt werden soll, ist frei definierbar. Der Treiber läßt sich ähnlich wie bei Wordplus edieren. Zusätzlich ist auch noch ein Drucker-Spooler eingebaut. Der Clou bei der Sache ist aber, daß der Spooler automatisch erkennt, ob eine Grafik oder Steuercodes zum Drucker geschickt werden. Bei einer Grafik wird kein Zeichen konvertiert, sondern alles direkt weitergeleitet. Andere Spooler-Konverter-Kombinationen haben damit fast immer Probleme. Ein hübscher Vorteil des Spoolers ist außerdem, daß seine Größe frei einstellbar ist. Während des Betriebs kann der Spooler auch aus- und wieder eingeschaltet werden. um Speicher zu sparen oder über den ATARI-Laserdrucker zu drucken, mit dem sich der Spooler nicht verträgt. Während des Drucks können Sie die Ausgabe an den Drucker (Papierstau...) auch ganz einfach stoppen, indem Sie einfach auf Ausgabe stoppen klicken - sofort wird der Druck unterbrochen. Harlekin zeigt Ihnen auch an, wieviel Platz des Spoolers bereits belegt ist. Zuletzt bietet der Spooler noch die Möglichkeit, seinen Inhalt komplett zu löschen (und damit eine Datei, die aus Versehen geschickt wurde, nicht auszudrucken) oder auf Diskette abzuspeichern.

Weiterhin verfügt Harlekin über anwenderdefinierbare Buttons für Druckerbefehle. Damit ist es Ihnen möglich, bis zu acht Befehlssequenzen für den Drucker zu definieren. Diese Befehle werden dann zum Drucker geschickt, wenn der entsprechende Button in der Druckertreiberbox angeklickt wird. So läßt sich beispielsweise durch einen einfachen Knopfdruck ein Zeichensatz wechseln, der Zeilenabstand vergrößern, Kursivschrift einschalten usw.

Bild 4: Der Personal-Planner kann als Terminkalender und Datenbank verwendet werden.

Anschluß gesucht

Ebenfalls findet sich ein Terminalprogramm in Harlekin. Bevor eine Verbindung zustandekommen kann, muß die Baud-Rate eingestellt werden. Alle wichtigen Parameter lassen sich entweder direkt im Terminal oder über eine Dialogbox einstellen und abspeichern, damit sie beim Start automatisch geladen werden. Mehrere Übertragunsprotokolle wie z.B. XModem stehen Ihnen bei Harlekin zur Verfügung. Möchten Sie einige Texte aus Mailboxen abspeichern, damit Sie Ihnen später auch noch zur Verfügung stehen, öffnen Sie einfach eine Protokolldatei, in der all das automatisch mitgespeichert wird, was über die RS232-Schnittstelle bei Ihnen ankommt und herausgeht. Vorteilhaft: Sie können die Protokolldatei beliebig oft öffnen und wieder schließen, ohne die offene Datei zu schließen (dazu existiert eine eigene Funktion).

Rundumschlag

Mittels der ASCII-Tabelle Harlekins läßt sich jedes Zeichen per Tastaturmakro (s.u.) in jedes andere Programm übernehmen. Ferner können Sie jede Taste umdefinieren. Anwendungsbeispiele wären französische Sonderzeichen à, á, â auf ä, ü, ö oder IBM-Grafikzeichen auf den Zehnerblock zu legen. Letzteres bietet sich geradezu an, da ein IBM-Zeichensatz mitgeliefert wird und Sie dann nur noch einen geeigneten Drucker (fast alle verfügen über einen IBM-Zeichensatz) benötigen.

Das Problem eines Programmierers: “Hmmm, was ist denn jetzt wieder 256 mal 144?”. Harlekin eilt zu Hilfe und stellt einen Taschenrechner zur Verfügung, der sich auch vollständig über Tastatur bedienen läßt. Es läßt sich dezimal, hexadezimal und binär rechnen. Leider sind die Nachkommastellen begrenzt, und ihre Einstellung läßt sich nicht abspeichern.

Tief drinnen...

... können Sie hervorragend im Speicher, in Dateien oder auf einzelnen Sektoren von Disketten und Festplatten herumstöbern. Dazu existiert der eingebaute Monitor. Er ist in drei verschiedene Bereiche unterteilt: den Sektormonitor zum Bearbeiten von Sektoren auf Disketten, Festplatten oder RAM-Disks, den Dateimonitor zum Bearbeiten von Dateien und den Speichermonitor zum Anschauen und Verändern des ST-Speichers.

Alle Werte, die der Monitor (ganz gleich, in welchem Modus) anzeigt, werden sowohl hexadezimal als auch in ASCII angezeigt. Änderungen an den angezeigten Werten können in beiden Darstellungsmodi durchgeführt werden. Wenn Ihnen die Anzeige aller ASCII-Zeichen von 0 bis 255 zu verwirrend ist. können Sie sie auch ausschalten und nur “normale” lesbare Zeichen darstellen lassen.

Gerade beim Übersetzen von anderssprachigen Programmen ist diese Funktion sehr hilfreich, denn sie schafft Übersicht.

Um im Speicher gut suchen zu können, können Sie zu bestimmten Stellen im Speicher bzw. auf dem Speichermedium springen. Sie können wählen, ob Sie zum Boot-Sektor, dem Wurzelverzeichnis, zur FAT 1, FAT 2 oder zu einem bestimmten Sektor oder Cluster springen wollen. Dort angelangt, können Sie durch einen Druck auf den Button Suchen auch die Suchfunktionen benutzen. Hier sind sowohl ASCII- als auch hexadezimale Eingaben erlaubt. Auch der Bereich, in dem gesucht werden soll (von/bis), kann bestimmt werden. Eine interessante Funktion, die die ohnehin sehr schnellen Suchfunktionen noch schneller macht, ist die Möglichkeit, nur auf Wortgrenzen zu suchen. Dabei wird nur auf geraden Adressen nach dem Suchbegriff gefahndet.

Oftmals ist es notwendig, zwischen verschiedenen Sektoren bzw. Speicheradressen hin-und herzuschalten. Dafür bietet Harlekin vier verschiedene Marken, die Sie frei setzen können. Durch einen Tastendruck springen Sie dann wieder zurück zu Ihrer definierten Marke. Alle gezeigten Optionen können auch per Tastendruck erreicht werden.

Der Makroprozessor...

... belegt die Tasten bzw. Tastenkombinationen mit beliebigen Textmakros oder Befehlskürzeln. Durch Tastenkürzel können sämtliche hier beschriebenen Harlekin-Module aufgerufen werden. Zusätzlich zu diesen können auch die aktuelle Uhrzeit oder das heutige Datum auf ein Tastenkürzel gelegt werden. Aber auch normale Tastenkombinationen und ganze Tastenfolgen können abgespeichert werden. Arbeiten Sie oft mit Wordplus, ist es z.B. möglich, auf die Tastenkombination Alt-Shift-E die Tastenfolge <Alt-E, Cursor Up, Escape, “gut”, Cursor Down, Escape, “schlecht”, Return> zu legen. Wenn Sie nun in Wordplus Alt-Shift-E drücken, wird die eingegebene Tastenkombination ausgeführt: Die Auswahlbox für “Ersetzen” öffnet sich, und die Begriffe “gut” und “schlecht” werden eingetragen. Dann wird durch Return der OK Button aktiviert, und Wordplus ersetzt sofort alle “gut” durch “schlecht”.

Was bei MS-DOS (auch bei Tempus und anderen Programmen) längst zum Alltag gehört, wird nun durch Harlekin bei allen Programmen möglich: Jedes Zeichen ist über die Tastatur eingebbar, indem die Alternate-Taste gehalten und dann der ASCII-Code des Zeichens eingegeben wird. Wer diese Funktion benötigt, kann sie sich bei den Tastaturmakros aktivieren.

Bild 5: Der Disk-Monitor

Dateihandhabung

Mit Harlekin kommt auch eine neue erweiterte Fileselectbox. Sie bietet allerdings nicht viel mehr als die gängigen erweiterten PD-Fileselectorboxen. Anders sieht es mit den übrigen Dateioperationsmöglichkeiten Harlekins aus. Mit dem File-Utility kann man Dateien kopieren, verschieben, umbenennen und löschen. Schön ist hier die Möglichkeit, auch aus verschiedenen Ordnern Dateien auswählen zu können, die dann komplett nacheinander bearbeitet werden. Neben den weiteren Funktionen Erzeugen und Löschen von Ordnern gibt es außerdem eine Anzeige des Speicherplatzes einer Diskette bzw. Partition (gesamte, belegte und freie Bytes). Leider lassen sich keine ganzen Ordner auf einmal kopieren, was ein echtes Manko ist.

Ferner verfügt Harlekin über eine Formatierroutine, bei der zwischen 80, 81, 82 oder 83 Spuren, 9 oder 10 Sektoren gewählt werden kann. Zusätzlich läßt sich noch einstellen, mit welchem Interleave die Spuren geschrieben werden, und ob eine verkürzte FAT benutzt werden soll, da auf Disketten meistens ohnehin nicht alle Sektoren der FAT benutzt werden. Das bringt noch einmal zusätzliche 2048 Bytes pro Diskette, die ausgenutzt werden können. Mit dem gleichen Utility können auch Disketten kopiert werden. Hier kann gewählt werden, ob alle Spuren oder nur die belegten kopiert werden sollen; bei ziemlich leeren Disketten spart diese Option einiges an Zeit ein. Außerdem kann angewählt werden, daß auf der Zieldiskette auch nur die benutzten Tracks formatiert werden - vielleicht kann man diese Option sogar als Kopierschutz für Programme verwenden? Wer viele Disketten kopieren muß. wird sich über diese Möglichkeit auf jeden Fall freuen, denn die Zeitersparnis ist ungemein hoch.

Die RAM-Disk

Harlekin besitzt eine eigene resetfeste RAM-Disk. Sie kann einem beliebigen Laufwerksbuchstaben (ab “C") zugeordnet werden. Leider ist die RAM-Disk nicht dynamisch. Vor allem hier kommt ein großer Nachteil Harlekins zur Geltung, nämlich daß man den einzelnen Harlekin-Programmteilen zuvor im Konfigurationsprogramm eine bestimmte Größe zuordnen muß. RAM-Disk, Editor, PP usw., alle müssen dort konfiguriert werden. Hier sollten sich die Programmierer noch einmal an Harlekin dransetzen.

Doch nun wieder zu den Vorteilen. Ein wirklich großer ist das Autoload der RAM-Disk. Mit dieser Funktion können Sie deren Inhalt direkt nach einem Warm- oder Kaltstart einladen. Andere RAM Disks besitzen zwar auch diese Funktion, laden jedoch einzelne Dateien nacheinander ein. Deshalb dauert es bei herkömmlichen RAM-Disks recht lange, bis sie gefüllt sind. Harlekin benutzt ein anderes Prinzip, denn der Inhalt der Disk wird in einer einzigen Datei abgespeichert, die in einem Rutsch eingeladen und wieder abgespeichert werden kann.

Weitere Funktionen

Als ordentliches Multi-Accessory bietet Harlekin natürlich auch eine Uhr. die in der Menüleiste angezeigt wird. Ferner kann ein Wecker mit verschiedenen Funktionen eingeschaltet werden.

Im Harlekin-Kontrollfeld, das das Original-Kontrollfeld ersetzt und auch alle Funktionen des Originals bietet, kann man zusätzlich eine Quick-Maus und einen Bildschirmschoner finden. Außerdem können Sie auch neue Zeichensätze laden, die Sie mit dem Konfigurationsprogramm von Harlekin entworfen oder aus anderen Programmen übernommen haben.

Schließlich (und endlich) können Sie sich für jedes Modul von Harlekin anzeigen lassen, welchen Speicherplatz es in Anspruch nimmt und ob der Speicher resetfest ist. Weiterhin können der insgesamt von Harlekin belegte Speicherplatz, der Gesamtspeicherplatz des Rechners und der noch freie Speicherplatz abgefragt werden. Von hier aus können auch neue Definitionsdateien eingeladen und Einstellungen verändert werden. Das heißt im Klartext: Von 10 bis 12 arbeitet Papi am Rechner und lädt Harlekin mit “seiner" Definitionsdatei, die verschiedene Einstellungen enthält. Um 12 Uhr kommt dann der Sohn, der “seine" Definitionsdatei, diesmal aber ohne RAM-Disk, aber mit neuem Zeichensatz einlädt. Um 17 Uhr arbeitet die Mutter am Rechner, die “ihre" Definitionsdatei einlädt, die wiederum keinen neuen Zeichensatz, keine RAM-Disk, dafür aber Tastaturmakros enthält. So wird Harlekin zum flexiblen System für mehrere Anwender.

Das Konfigurationsprogramm

Im Konfigurationsprogramm können alle Einstellungen gemacht werden, die zum Schluß in einer Definitionsdatei festgehalten und bei jedem Start von Harlekin automatisch geladen werden. Hier können Sie zum Beispiel die Tastaturbelegung ändern.

Der Zeichensatzeditor des Konfigurationsprogramms besitzt die notwendigsten Funktionen (Löschen, Invertieren, Scrollen) und ist sehr leicht zu bedienen. Ein Vorteil zu normalen Zeichensatz-Editoren: Sie können sowohl den normalen Zeichensatz (8x16-Matrix) als auch den mittleren (8x8-Matrix) und den kleinsten (Icon-Schrift, 6x6-Matrix) ändern. Sie können den fertigen Zeichensatz dann in drei verschiedenen Formaten abspeichern (und natürlich auch einladen): im Harlekin-, im Tempus-Format oder als GEM-Fonts, wie sie beispielsweise Degas Elite und STAD verwenden. Mitgliefert wird ein IBM und ein MAC-Font. Tastaturmakros, die Sie häufig benötigen, werden ebenfalls im Konfigurationsprogramm eingegeben. Die Funktion wurde ja bereits oben beschrieben. Ebenfalls können Sie auch einen Druckertreiber zusammenbasteln, der Ihren Wünschen am besten entspricht, und diesen in ein Format wandeln, das Harlekin versteht. Nicht zu vergessen ist der Icon-Editor für die PP-Symbole.

Fazit

Harlekin bietet für den ST-Anwender ein breites Spektrum an Programm teilen, die eigentlich für den ST-Alltag mehr als ausreichend sein sollten. Es entfallen alle sonstigen Hilfsprogramme, die man bislang benötigte, und es kommen viele neue hinzu, die man nicht mehr missen möchte, hat man Harlekin erst einmal installiert. Das sollte den Preis von DM 129,- eigentlich rechtfertigen. Deutliches Manko ist, daß man jedem Programmteil zuvor Speicher zuteilen muß, und dies nicht automatisch nach Bedarf geregelt wird. Nichtsdestotrotz kann man damit leben, da doch die positiven Punkte deutlich überwiegen.

MP

Bezugsadresse:

MAXON Computer Schwaibacherstr 52 6236 Eschborn

Bild 6: Umfangreiche Dateioperationen erleichtern den täglichen Umgang mit dem ST.
Bild 7: Systemzeichensätze lassen sich erstellen und einbinden.


Aus: ST-Computer 02 / 1990, Seite 23

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