Leserbriefe

Ein Wort in eigener Sache

In den Jahren, die unsere Zeitschrift existiert, haben wir immer wieder versucht, durch die Beantwortung der bei uns eingehenden Briefe ein wenig Licht in das Dunkel zu bringen, das bei der Arbeit mit dem ATARI ST schon so manch einen aus der Fassung bringen konnte - eine Tatsache, die nicht nur Ihnen, verehrter Leser, sondern auch uns oft genug zu schaffen machte. Nichtsdestotrotz haben wir uns bemüht, die Probleme zu lösen und diverse Leserbriefe zu veröffentlichen, da wir der Meinung waren, daß die jeweilige Thematik auch einen größeren Leserkreis interessieren könnte. Trotzdem gibt es immer wieder Briefe, die wir nicht beantworten können oder dürfen. Damit Sie nicht allzusehr enttäuscht zu sein brauchen oder keine Antwort erhalten, möchten wir Sie bitten, sich an folgende Spielregeln zu halten, die sich aus unserer Erfahrung ergeben haben Fällt Ihr Brief nicht unter die folgenden Kriterien, hat er gute Chancen, positiv beantwortet oder wenigstens als Hilferuf an unsere Leserschaft gedruckt zu werden.

  1. Leider gehen immer wieder Briefe mit dem Wunsch ein, ein Produkt für diesen oder jenen Anwendungsfall vorzuschlagen, verschiedene Produkte bezüglich der Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen und zu bewerten. Es ist uns aus Wettbewerbsgründen nicht erlaubt, ein bestimmtes Produkt zu favorisieren, selbst wenn wir das eine oder andere in der Redaktion überzeugt einsetzen. Wir können Sie in diesem Fall ausschließlich auf die von uns möglichst objektiven Tests und eventuell anstehende Fachmessen hin weisen. Bedenken Sie bitte, daß auch wir nicht jede Textverarbeitung, jedes Malprogramm und soweit erkennen und bestimmte Produkte dadurch in das Abseits drängen würden.
  2. Oft erreichen uns Briefe, die sich positiv oder auch negativ über bestimmte Händler, Softwarehäuser oder deren Produkte auslassen. Sicherlich interessieren uns solche Bemerkungen. Bitte haben Sie aber Verständnis, daß wir weder Lob noch Tadel abdrucken dürfen, da diese Aussagen meist subjektiv sind. Anders sieht die Sache beispielsweise bei Gerichtsurteilen aus, die Sie, verehrte(r) Leser(in), erfochten haben.
  3. Aufgrund der Vielzahl an Briefen, die uns täglich erreichen, sind wir leider nicht in der Lage, Programmfehler anhand von Listings oder ähnlichem zu korrigieren. Dennoch sollte ein Problem möglichst detailliert beschrieben sein, denn Ferndiagnosen sind prinzipiell sehr schwer, jedoch mit genauerer Angabe der Symptome eventuell durchführbar.
  4. Von Zeit zu Zeit erreichen uns Briefe mit der Bitte, die Adresse des Lesers zwecks allgemeiner Kontaktaufnahme zu veröffentlichen. Würden wir dies in die Tat umsetzen, würde sich der Umfang des anderen redaktionellen Teils beträchtlich verkleinern. Ausnahmen stel len Leser in fernen Ländern dar, für die eine Kontaktaufnahme im eigenen Land recht schwierig ist.

Zum Schluß sollen ein paar Tips eventuell voreilig geschriebene Briefe verhindern.

  1. Wenn Sie ein Problem bezüglich einer bestimmten Problematik haben oder an einem bestimmten Produkt interessiert sind, finden Sie interessante Artikel darüber eventuell in vorhergehenden Ausgaben userer Zeitschrift- Zur Auswahl eignet sich das Jahresinhaltsverzeichnis besonders gut, das immer am Jahresende in der ST Computer abgedruckt wird.
  2. Sollten die Probleme mit der Handhabung eines Produktes zu tun haben, wenden Sie sich zunächst an Ihren Händler und über diesen an den Distributor beziehungsweise an das Software-Haus. Die Wahrscheinlichkeit, daß Ihnen das Software-Haus weiterhelfen kann, ist um ein Vielfaches höher als die, daß wir Ihnen helfen können.
  3. Lesen Sie aufmerksam die Leserbrief-Seite. Viele Fragen wiederholen sich immer wieder, obwohl wir bestimmte Probleme schon mehrfach angesprochen haben.

Dirsleft?

Auf Empfehlung der Firma Atari wende ich mich an Sie mit der Frage, ob Sie mir mit den von Ihnen vertriebenen PD-Programmen bei der Lösung folgender Software-Probleme behilflich sein können:

a) Bei der Festplatte SH205 vermisse ich das auf der mitgelieferten Diskette “Atari Hard Disk Utilities” das in der Literatur erwähnte Programm DIRSLEFT.PRG zur Ermittlung der noch zur Verfügung stehenden Directories.

b) Beim Ausdruck einer ASCII-Datei auf einem HP DeskJet erscheint für das auf dem Bildschirm sichtbare “ß” ein “Pts”. Wie kann ich das verhindern?

c) Eine Hardcopy läßt sich nicht ausdrucken. Es erscheinen nur wirre Zeichen. Gibt es hierfür einen speziellen Druckertreiber?

Gerd G., Köln

Red.: Es ist schön, daß die Firma Atari Sie an uns verwiesen hat (!), das macht sie sehr oft. Früher wurde das Programm “Dirsleft” auf der SH205-Diskette ausgeliefert. Wenn es auf Ihrer Diskette fehlt, sollten Sie sich an Ihren Händler wenden. Daß der HP DeskJet ein Pesetas-Zeichen ausdruckt, liegt daran, daß beim Atari ST das scharfe S den ASCII-Code 158 besitzt, während fast alle anderen Rechner es bei ASCII 225 positioniert haben. Durch einen entsprechenden Druckertreiber (z.B. mit 1st_Word-plus) läßt sich das entsprechend verhindern. Die andere Möglichkeit ist, für ein scharfes S immer den Buchstaben mit dem Wert 225 einzugeben, was aber nur mit einer Umdefinierung der Tastatur möglich ist (die z.B. mit dem Programm Harlekin funktioniert). Für eine Hardcopy gilt das gleiche: Sie benötigen dazu einen entsprechenden Druckertreiber.

Pro und Contra Speichererweiterung

Lieber Kummerkastenonkel! Seit vier Monaten bin ich mehr oder weniger zufriedener Besitzer eines 1040 STe. Bei der Anschaffung war von vornherein klar, daß es hauptsächlich im Bereich CAD zum Einsatz käme. Dieses brachte ich gegenüber dem Verkäufer klar zum Ausdruck, der mir den heiligsten Pfadfindereid schwur, daß ein RAM-Speicher von 1 MB auch für umfangreiche technische Zeichnungen mehr als ausreichend sei. Alles Lüge! Schon nach kurzer Einarbeitungszeit stieß ich an die Grenzen der Speicherkapazität. Verständnisvolle, wohlwollende Händler, die mit derartigen Problemen vertraut zu sein scheinen, bieten als Lösung Speichererweiterungen an. Hier nun die Masterfrage: Wie betriebssicher sind solche Speichererweiterungen? Einige Händler versicherten mir, eine Speichererweiterung sei völlig problemlos und außerdem das Größte seit Erfindung des Rads. Andere erklärten mir mit vor Entsetzen verzerrtem Gesicht, sie lehnten derartige Speichererweiterungen grundsätzlich ab. Angegebener Grund: ständige Systemabstürze! Von TOS-Fehler 35 war die Rede. Wem soll ich nun glauben, dem, der da sagt “Null Problemo!” oder dem, der meint “il catastrophico!”?

Stefan S., Oldenburg

Red.: Schicken Sie den Händler zum Teufel, der Speichererweiterungen ablehnt. Er will Ihnen lediglich ein neues Gerät verkaufen und damit mehr Geld verdienen. Gerade beim STe ist eine Speichererweiterung kein Problem: Sie müssen nur passende SIMM-Karten einstecken und die Erweiterung ist vollbracht. Leider kann es aber sein, daß in Ihrem STe bereits 4 Karten stecken, die insgesamt 1 MB ergeben. Wenn Sie hier auf 2 MB erweitern wollen, können Sie das vorhandene Megabyte vergessen und müssen 2 neue MB kaufen. Sollten Sie nur eine SIMM-Karte mit 1 MB haben, benötigen Sie nur eine weitere mit einem Megabyte. Der TOS-Fehler 35 tritt normalerweise nur dann auf, wenn versucht wird, eine korrupte Programmdatei zu starten.

STe inkompatibel?

Ich bin seit kurzem Besitzer eines Atari 1040 STe. Leider mußte ich erfahren, daß meine Maschine nicht 100% kompatibel zu anderen STs ist. Da ich das Risiko. Programme für gutes Geld zu kaufen, die nicht laufen, nicht eingehen möchte, habe ich folgende Frage: Welche guten Spiele laufen auf dem Atari 1040 STe einwandfrei?

Roland H., Bregenz

Red.: Leider können wir Ihnen keine Liste aller funktionierenden Programme für den STe präsentieren, da die Liste den Umfang einer Ausgabe sprengen würde. Am besten sollten Sie das entsprechende Programm bei Ihrem Fachhändler ausprobieren.

XF 551-Floppy

Seit 4 Monaten arbeite ich mit einem 520 ST. Vorher hatte ich einen Atari 130 XE mit der Floppy XF551. Ich möchte meine Programme vom XE auch auf dem ST weiterverwenden. Ist es also möglich, die Floppy XF55I am ST zu verwenden und wenn ja, wie bzw. wer nimmt den Umbau vor? Gibt es einen Emulator für den ST, unter dem die XE-Programme laufen (möglichst als PD-Software)?

DanteI D., DDR Blankenhaini Thüringen

Red.: Es ist nicht möglich, das alte Laufwerk am ST zu betreiben. Es existiert allerdings ein XL-Emulator, mit dem teilweise auch die XE-Programme zusammenarbeiten müßten. Dieser Emulator ist nach unseren Informationen sogar PD.

C64 zum ST

Im März dieses Jahres brachten Sie in der Rubrik Programmierpraxis einen Beitrag von Helmut Büche mit dem Titel “Commodore 1581-Wandler“. Auch ich besitze neben meinem ST einen 64er, mit dem ich immer noch gelegentlich arbeite. Vor allem aus vergangenen Computer-Jahren habe ich noch ein paar Dateien auf dem 64er, die ich gerne mit meinem ST weiter nutzen würde. Leider besitze ich kein 1581-Laufwerk, sondern noch eine alte 1541-Floppy. An meinem ST habe ich allerdings eine 5,25”-Floppy angeschlossen - die Diskettengröße spielt also keine Rolle. Gibt es irgendeine Möglichkeit, Commodore Disketten mit diesem Laufwerk einzulesen? Ich habe bereits versucht, mit einem Kopierprogramm 64er-Disketten auf 3,5”-Disks zu kopieren -bisher aber ohne Erfolg.

Edgar D., Nürnberg

Red.: Die direkte Übertragung einer 1541 Diskette ist nicht möglich, da die 1541 ein komplett anderes Diskettenformat besitzt als die 1581 - man sieht es bereits an der Anzahl der freien Blöcke auf einer Diskette. Die einzige Möglichkeit, alte Dateien weiterzubenutzen, wird die Überspielung per Nullmodem-Kabel sein. Dieses können Sie beispielsweise bei Mükra oder Resco kaufen, oder es selbst bauen. Die genaue Bauanleitung erfahren Sie am besten bei Arnd Wängler, einem Redakteur der 64'er, unter der Telefonnummer (089) 461... .

Vektorverbieger

Zu Weihnachten bekam ich etwas für den Golfspieler, “der schon alles hat“: vergoldete Tees aus Christbaumkugelglas. Unwillkürlich mußte ich einen Vergleich ziehen. Was kann ein Programmierer für die Zeitschrift ST Computer denn noch programmieren? Viele haben schon MULTIFIX Ver. 3.09, RAPIDO Ver. 2.18 und Emulatrix IV. Schon beim passenden Namen wird es schwer, die halbe Götterwelt ist bereits besetzt und anspruchsvoll soll der Name doch sein! Ach, was bin ich als Leser froh, daß ich kein Vektorverbieger bin!

Rudolf B., Bremerhaven

Red.: Sie haben recht: Tatsächlich ist die halbe Götterwelt bereits mit Namen belegt. Allerdings sollten sich einige Programmierer besser überlegen, ob sie ihren Programmen nicht lieber einen passenden Namen geben sollten, der sofort aussagt, was man damit anfangen kann und was nicht. In der Tat sagt ein Programmname wie “Aphrodite“ oder “Caesar“ recht wenig aus - Umdenken ist angesagt. Allerdings sollte man auch nicht alle Programmnamen in der ST-Computer allzu wörtlich nehmen...

Sozobon C

Ich benutze seit einiger Zeit den Public Domain C-Compiler Sozobon C. Dabei sind mir zwei Fehler aufgefallen. Das Compiler-Programm HCC (V1.01) hängt sich auf, wenn ein Kommentar nicht abgeschlossen wird. Beim Durchsehen der Quelltexte zu HCC war es nicht schwer, den Fehler zu lokalisieren. In der Datei TOK.C gibt es eine Routine namens dospec(), an deren Anfang folgende Schleife steht:

do {
    c = mygetchar();
} while (c != '*' );

Listing 1: Die fehlerhafte Version in Sozobon...

Wird ein Kommentar nicht abgeschlossen, bleibt HCC in dieser Schleife hängen, da das Dateiende nicht angeprüft wird. Mit der folgenden Änderung läßt sich der Fehler beheben:

do {
    if ((c = myget char()) == EOF)
        fatal("unbalancad comment delimiters");
} while (c != '*');

Listing 2: ...und die verbesserte.

Weitaus schwerwiegender ist ein Fehler im Assembler-Programm JAS (V1.1). Bei den Bitoperationen (BSET, BCLR, BCHG, BTST) mit direkter Angabe der Bit-Nummer wird falscher Objekt-Code erzeugt. Der Assembler setzt die Bit-Nummer in ein 32 Bit breites Feld, anstatt in ein 16 Bit breites. Auch dieser Fehler läßt sich einfach beheben, wenn man den Quelltext besitzt. Dazu müssen nur in der Datei OPCODES.H alle Size-Flags bei den Bit-Operationen von S_L in S_W bzw. von F_L in F_W geändert werden. Wer den Quell-Code nicht besitzt, kann trotzdem ohne weiteres mit dem Compiler arbeiten, da die die Bit-Befehle von HCC nicht verwendet werden (zumindest nicht in Version 1.01).

Andreas E., Mainhardt

Red.: Obwohl man Kommentare üblicherweise abschließen sollte, bedanken wir uns für den Tip.



Aus: ST-Computer 07 / 1990, Seite 186

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite