DFÜ-Ecke - Erstes FAX-Modem am ST


Ein FAX zu verschicken ist gar nicht so schwierig, wie man denkt. Deshalb war es auch verwunderlich, daß lange Zeit kein geeignetes Programm erhältlich war, obwohl der PC-Markt bereits mit verschiedenen FAX-Karten und -Programmen boomte wie nie zuvor. Daß sich endlich ein Programmierer erbarmte, ein solches Programm zu schreiben, zeigt, daß wohl doch ein recht großer Markt vorhanden sein muß.

ST-Fax ist voll in GEM eingebunden. Dadurch wird die Bedienung auch für den Laien zum Kinderspiel. Um ein einfaches FAX zu senden, wird lediglich ein ASCII-Text benötigt. Dieser kann entweder mit dem mitgelieferten PD-Editor erzeugt werden, oder man nimmt ein anderes Programm wie Tempus, Harlekin, Word-plus, Edison usw. zur Hand.

IMG und TIFF

ST-Fax verarbeitet aber nicht nur ASCII-Texte, sondern auch Grafiken. Dabei können Image-Bilder und solche im TIFF-Format verwendet werden. Die einfachste Anwendung dieses Features: ST-Fax verwaltet einen Header und eine Fußzeile.

Diese können natürlich auch aus einer Grafik bestehen. Dadurch wird z.B. Firmen die Möglichkeit gegeben, ihr Logo auch auf einem FAX weiterzuverwenden.

Paßt das Bild nicht ganz auf die FAX-Seite, wird es vom Programm automatisch auf die richtige Breite zusammengepreßt -eine praktische Funktion. Unpraktisch ist allerdings, daß man die Grafiken nicht beliebig im Text positionieren kann. Sie werden grundsätzlich in der Reihenfolge angenommen, in der sie angegeben wurden. Möchte man beispielsweise eine Grafik in einem Text unterbringen, muß man den Text per Hand dort in zwei Texte trennen, wo die Grafik erscheinen soll. Somit wäre die Reihenfolge, die man angeben muß “Text 1, Grafik, Text 2” usw.


Bild 1: Das Main-Window von ST-Fax.

Signum!-Schriften

Theoretisch ist es auch möglich, das gesamte FAX nur auf Signum!-Schriften aufzubauen (im Normalfall wird die Seite aus dem eingebauten Zeichensatz aufgebaut, der sehr gut lesbar ist). Dazu wird ein Grafikprogramm wie beispielsweise Arabesque benötigt, das mit solcherlei Schriften arbeiten kann. Solcherlei FAXe müssen dann als IMG oder TIFF abgespeichert werden und können dadurch problemlos in ST-Fax eingebunden werden. Natürlich hätte man die Lösung eleganter anbieten können, doch auch so ist es noch akzeptabel - warum sollte man schließlich das Rad zweimal erfinden, wenn es komfortable Grafikprogramme schon gibt?

Paßt eine Grafik in der Länge nicht auf ein Blatt, wird sie einfach zerschnippelt -der fehlende Rest wird dann automatisch auf der folgenden Seite eingefügt. Bei Bildern muß man also aufpassen, daß sie auf eine Seite passen, das erledigt das Programm nicht von selbst.

Alle Einstellungen, die für das Programm wichtig sind, können in einer ASCII-Datei festgelegt werden. Hier wird zum Beispiel bestimmt, wie lang eine Seite oder Kopf- und Fußteil sind, wie das Modem in bestimmten Fällen reagieren soll (Lautsprecher, Besetzt-Meldung etc.), können in einer ASCII-Datei komfortabel mit einem Texteditor geändert werden. Alle Optionen sind im Klartext ausgeschrieben, dadurch benötigt man zur Änderung nicht einmal ein Handbuch, sondern nur klaren Menschenverstand.


Bild 2: Ein FAX im Preview.

Auflösungen

Bevor ein FAX versendet wird, kann man es sich natürlich mit einer “Preview”-Funktion ansehen. Wer einen Großbildschirm mit entsprechender Grafikkarte hat, kann sogar die gesamte Auflösung benutzen und dadurch eine komplette FAX-Seite auf einmal ansehen. Wer diesen Vorteil nicht nutzen kann, muß die FAX-Seite mit Scroll-Balken hin- und herschieben.

Wem die Preview-Funktion noch nicht genügend Details zeigt, der kann die Auflösung sogar verdoppeln. Dabei werden alle Pixel genau angezeigt, und man kann genau sehen, wo ein falscher Punkt gesetzt ist oder wo einer fehlt. Die Bedienung dieses Features ist denkbar einfach: ein Mausklick - fertig.

Ein weiterer Vorteil des Programms: Fast alle Funktionen lassen sich auch per Tastatur aktivieren. So kann die Maus ruhig in der Ecke bleiben. Für die, die auf der Tastatur schneller sind, ist diese Funktion sicher eine große Erleichterung.

Platzhalter

Im FAX-Text können auch Platzhalter eingesetzt werden, die beim Erstellen des Texts noch nicht feststanden oder variabel sind. So existieren Variablen für die Seitennummer, Telefonnummer, den Empfänger, Tag, die Zeit, den Wochentag, Monatsnamen und das Jahr. Außerdem kann bereits im Text festgelegt werden, wo sich ein Seitenende befindet. Dadurch werden SerienFAXe denkbar einfach, denn dabei muß lediglich die Telefonnummer geändert werden, um das FAX erneut an einen anderen Empfänger zu senden - das Programm setzt dann automatisch die entsprechenden Werte in die Variablen ein.


Bild 3: Die größte Darstellung um Preview-Modus.

Wem die GEM-Version zu umständlich ist, kann auch die mitgelieferte TTP-Version benutzen. Dabei sind nur die gewünschten Bilder und Texte sowie die Telefonnummer in der Parameterzeile zu vermerken, alles andere läuft automatisch ab. Deshalb eignet sich das Programm hervorragend, um es in andere Anwendungen einzubauen. So besteht bereits die Möglichkeit, aus dem ebenfalls von TKR vertriebenen Mailboxprogramm Magie-Box ST Faxe zu versenden.

Gut oder fein?

Diese Frage ist positiv zu beantworten. ST-Fax ist ein ausgereiftes Programm. Dazu kommt ein unglaublich geringer Preis von DM 98,-, der das Programm sehr attraktiv macht. Es arbeitet mit allen Modems zusammen, die auf dem FAX-Chipsatz von Sierra aufbauen (zum Beispiel dem BEST 2448 LF). Natürlich kann man bei TKR auch gleich das passende Modem kaufen, es kostet DM 358,- (300, 1200, 2400 Baud und FAX). Der Paketpreis für Modem und Programm beträgt DM 398,-. Für diesen Preis kann man kein FAX-Gerät kaufen, selbst ein 2400-Baud-Modem kostet meistens mehr - das Wort “Alternative” ist also weit untertrieben.

Bezugsadresse:

TKR Projensdorfer Straße 14 2300 Kiel

MP



Aus: ST-Computer 10 / 1990, Seite 154

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