BBSP: Viele Probleme ein Programm!

Da Atari bekanntermaßen die längst überfällige Beseitigung von Mängeln und die Optimierung des Betriebssystems TOS/GEM immer wieder hinauszögert, ist der hartgesottene Atarianer in der Regel auf einen ganzen Berg kleiner Hilfsprogramme angewiesen, die über den AUTO-Ordner oder als Accessory installiert werden müssen (und selbst das ist manchmal eine Wissenschaft für sich): TOS.FIX, VDIFIX, POOLFIX, RAM-Disk, Bildschirmschoner. Zeitanzeige, Hardcopy und so weiter und so fort.

Um dieses Einschaltritual etwas zu vereinfachen und Speicherplatz zu sparen, hat Bernd Blank BBSP-Multitool entwickelt, das viele wichtige Aufgaben in sich vereinigt. Das 8488 Bytes lange Programm wurde deshalb vollständig in Assembler geschrieben. Es wird ferner durch ein kleines Konfigurationsprogramm ergänzt, mit dem sich bestimmte Voreinstellungen des Hauptprogramms vornehmen lassen.

Nach dem Start - "normal“ oder sinnvollerweise im AUTO-Ordner - wird zunächst die Hardware-Uhr auf ein plausibles Datum überprüft und der Benutzer gegebenenfalls zur Datums- und Zeitangabe aufgefordert. Durch die interne Überprüfung auf sinnvolle Werte wird man nach einem RESET nicht erneut mit der Abfrage behelligt, da dann Uhrzeit und Datum im allgemeinen noch stimmen. Dies dürfte vor allem Atarianer ohne batteriegepufferte Uhr freuen. Drückt man während der Programminstallation eine Taste, kann diese Eingabe zu Korrekturzwecken auch erzwungen werden (das Jahr wird dabei ohne die vorgehende „19.." angegeben). -Anschließend kann man auf die Möglichkeiten des Programms jederzeit über ein kleines Menü zugreifen, das sich über die Tastenkombination Alternate/Help aufrufen läßt.

Silizium-Diskette

Obligatorisch für ein Universalprogramm ist natürlich auch eine RAM-Disk. Man kann ihre Größe in dem Konfigurationsprogramm frei einstellen, die Laufwerkskennung vorgeben (C bis P) oder automatisch zuordnen lassen (ein Icon fürs Desktop muß man aber noch selbst anmelden, während die Dateiauswahlbox sie allein erkennt). Im Gegensatz zu einigen anderen RAM-Disk-Programmen ist sie leider nicht resetfest, d.h. ihr Inhalt geht nach einem RESET verloren. Dieser kleine Nachteil - wirklich wichtige Daten speichert man eh nicht in einer RAM-Disk - wird dafür durch eine andere, recht nützliche Funktion ausgeglichen: Diese RAM-Disk kann man auch nach der Installation nicht nur vergrößern, sondern über das oben erwähnte Menü auch jederzeit ohne Datenverlust verkleinern! Natürlich muß man dabei beachten, daß die aktuell belegte Größe nicht unterschritten wird (die Grundeinstellung stellt allerdings die maximale Größe dar). So kann man für speicherhungrige Programme kurzfristig Platz schaffen.

Mehr Nadeln, mehr Probleme

Ein Problem, mit dem sich immer mehr ATARI-Benutzer herumschlagen müssen, betrifft die „eingebaute" Hardcopy-Routine, die leider nur auf einem 9-Nadeldrucker einen brauchbaren Ausdruck erzeugt. Wer sich nun in Hoffnung auf bessere Qualität und höhere Ausdruckgeschwindigkeit einen 24-Nadler angeschafft hat, erhält ohne Hilfsprogramm nur „Schrott". BBSP Multitool hilft auch hier mit einer Routine weiter: Es stehen zwei verschiedene Größen zur Auswahl (klein und normal), bei denen zusätzlich auch der Bildausschnitt bestimmt werden kann. Bei der kleineren Version kann man außerdem zwischen links- und rechtsbündig sowie mittig wählen. Über eine weitere Taste kann man auf die alte Hardcopy-Routine oder andere dort installierte Programme verzweigen. Hier muß man allerdings ein bißchen probieren, da sich nicht alle Programmkombinationen miteinander vertragen.

Zum Thema Drucken hält das Allround-Utility noch eine andere Funktion bereit: Kleindruck. Über diesen Menüpunkt kann man den Drucker auf Superscript (Exponenten-Schrift) und halben Zeilenabstand einstellen. So lassen sich Probeausdrucke, Listings und Lies.mal-Dateien papiersparend ausdrucken. Es passen dann statt 72 nun etwa 136 Zeilen auf ein normales Blatt (12 Zoll). Zusätzlich dürfen außerdem die einzelnen Zeilen länger werden, so daß sich beispielsweise auch breitere Tabellen ausdrucken lassen.

Der Maus Beine machen

Eine sehr schöne Hilfe, die es ebenfalls in vielen Programmen als Zugabe gibt, ist ein sogenannter Mausbeschleuniger. Hier wird die Maus nicht einfach schneller, sondern verhält sich abhängig von der Rollgeschwindigkeit: je schneller man sie bewegt, desto größer ist die Strecke, die sich der Mauspfeil über den Bildschirm bewegt. Eine originelle Idee verbirgt sich auch hinter dem Wrap-Modus: erreicht die Maus den einen Bildschirmrand, taucht sie auf der anderen Seite wieder auf (sofern ein Programm nicht eigene Mausroutinen verwendet)! Diese Funktion läßt sich nach Bedarf für x- und y-Achse getrennt einstellen. - Eine Kombinationen dieser Mausfunktionen ist zwar zunächst recht gewöhnungsbedürftig, aber schließlich doch ganz praktisch (man denke an die langen Wege in die Menüs).

Kleinkram

Klar, daß ein abschaltbarer Bildschirmschoner genauso wie ein Abschalten des Disk-Verify und ein Invertieren des Bildschirms (weiße Schrift auf schwarzem Grund) ebenfalls ins Repertoire gehören. Auch ein Kalt- und Warmstart lassen sich über Tastatur auslösen. Zu guter Letzt bietet das Programm natürlich noch eine Datums- und Zeitanzeige in der Menüzeile sowie eine Terminerinnerung: ist der gewählte Zeitpunkt erreicht, werden der Bildschirm invertiert und Maus wie Tastatur solange blockiert, bis die Escape-Taste gedrückt wird.

Der Kenner wird wissen, daß jede einzelne Funktion von BBSP Multitool in einem anderen Programm bereits auf die eine oder andere Weise verwirklicht wurde. Hier sind aber die wichtigsten Funktionen in einem Programm zusammengefaßt. Dadurch, daß es nicht als Accessory ausgelegt wurde, sondern über Alternate/ Help aufgerufen wird, kann man es auch in Verbindung mit accessory feindlichen Programmen wie Signum! oder STAD verwenden. Ein weiterer Vorteil ist, daß sich überdas Menü die gewählten Voreinstellungen jederzeit ändern und somit an die jeweilige Situation anpassen lassen (z, B. Abschalten der Zeitanzeige in einem Malprogramm oder Vergrößern der RAM-Disk für umfangreiche Kopiervorgänge).

thl

ST-PD 376



Aus: ST-Computer 03 / 1991, Seite 187

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