Midi-Maze II - Midi mal anders!

Ein schneller Blick um die Ecke. Da ist einer! Ein ahnungsloses Opfer, also nichts wie hinterher. Der andere ist ganz schön fit. Er rast mit halsbrecherischer Geschwindigkeit um alle Ecken, und um ein Haar hätte er es geschafft, mich abzuhängen. Aber ich bleib’ dran und warte auf meine Chance. Er verschwindet um eine Ecke, ich reiße den Knüppel rum.

Mist! Da ist noch einer. Die beiden liefern sich ein Duell. Mein Opfer scheint schon angeschlagen zu sein. Er weicht zurück. Zu spät entdeckt er mich. Ein Gnadenschuß, und er ist erledigt. Der Dritte ist jetzt sicher sauer. Ich habe ihm ja seine Beute vor der Nase weggeschnappt. Und gleich wird er sich noch viel mehr argem, denn er wird mein nächstes Opfer.

Er schießt. Ich weiche geschickt nach hinten um die Ecke aus. Vorbei! Ein reflektierender Schuß um die Ecke, ich höre, wie er trifft. Ich stürme nach vorne. Da ist er mit seinem breiten Grinsen im Gesicht. Doch das vergeht ihm gleich, denn auch mein nächster Schuß sitzt. Im Sterben feuert er nochmal. Wahrscheinlich Auto Answer. Egal. Endlich reicht das Geld für Quick. Und weiter geht’s mit doppelter Geschwindigkeit.

Midi-Maze II ist ein Action-Spiel erster Sahne. Der Vorgänger ist schon fast ein Klassiker, denn erbegeistert schon seit Jahren viele Atari ST-Besitzer. Bis zu 16 Rechner können, über Midi verbunden, an einem Spiel teilnehmen. Jeder der Spieler steuert eine grinsende Kugel durch ein Labyrinth, das er in 3D-Sicht auf dem Bildschirm hat. Das Ziel desSpiels ist so einfach wie martialisch. Einzeln oder in Teams jagt man sich durch das Labyrinth und versucht alles, was sich bewegt, umzunieten.

Doch sollte man sich nicht gleich durch die Einfachheit oder den kriegerischen Aspekt des Spiels abschrecken lassen. Die Faszination liegt darin, daß die grinsenden Kugeln aus Bits nicht von einem hirnlosen Algorithmus gelenkt werden, sondern von Menschen, die sich immer wieder neue Strategien und Tricks ausdenken. In einer Gruppe ab vier Spielern macht es soviel Spaß, daß man leicht Stunden vordem Bildschirm verbringt. Wen die Schießerei stört, der kann sich ja vorstellen, daß man Schwarzer Peter spielt, und wem zuerst drei schwarze Peter zugeworfen wurden, der hat verloren.

Jeder der in der ersten Version eine größere Vielfalt an Aktionsmöglichkeiten vermißte, der dürfte jetzt getröstet sein. Mit dem Geld, das man durchs An- und Abschießen erhält, kann man in Midi-Maze II viele nette Überraschungen kaufen. Das fängt bei Übersichtskarten des Labyrinths an, auf denen für etwas mehr Geld auch die Gegner eingezeichnet sind, und endet mit kompletter Unsichtbarkeit und der Fähigkeit, durch Wände zu laufen. Je nützlicher eine Fähigkeit ist. desto mehr muß man dafür bezahlen. Und da man mit einer vorher festgelegten Menge Geld gewinnt, sollte man es sich gut überlegen, ob und für was man das Geld ausgibt.

So kann man sich leicht Überblick über ein Labyrinth verschaffen.

Da gibt es Sachen wie Got You und No Got You. Besitzt man ersteres, so wird man nicht verwundet, sobald man getroffen ist. Stattdessen bekommt der Angreifer die Auswirkungen seines eigenen Schusses zu spüren. Es sei denn, dieser besitzt No Got You, dann ist die Wirkung von Got You aufgehoben. Da Got You teurer als No Got You ist, ist es relativ leicht, sich zu schützen, und man muß sich überlegen, ob man das Geld für Got You ausgeben will. Auf alle Fälle nützlich sind Reflective Shot, Fast Shot, Quick und Auto Answer. Ersteres läßt den Schuß an den Wänden des Labyrinths abprallen und eignet sich deshalb hervorragend zum um die Ecke schießen. Fast Shot verleiht dem eigenen Schuß doppelte Geschwindigkeit, und Quick verdoppelt die Bewegungsgeschwindigkeit der Spielfigur. Auto Answer schießt, sobald man getroffen wird, in die Richtung zurück, aus der der Angriff kam. Das ist besonders für Leute, die einem in den Rücken schießen, eine böse Überraschung. Da die Geldmenge, die zum Gewinnen nötig ist, sowie alle Zusatzeigenschaften, die man erwerben kann, für jeden Spieler einzeln festgelegt werden, ist auch ein Spiel in einer Gruppe aus Midi-Maze-Kennern und Anfängern interessant.

Midi-Maze II kann man mit Maus oder Joystick, in Schwarzweiß oder Farbe und auch in selbstgebauten Labyrinthen spielen. Es ist schneller als der Vorgänger und es können bis zu 27 verschiedene Extras aktiviert werden. Das Spiel ist Shareware und wer sich registrieren läßt, bekommt ein Midi-Maze-T-Shirt. Also auf zur nächsten Midi-Maze-Session!

Midi-Maze II
ST-PD 385


Manuel Chakravarty
Aus: ST-Computer 04 / 1991, Seite 191

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