Archivarius - Fotoalbum

Bestach von Thomas Müller schon die Diaschau SHOWTIME durch überzeugende Leistung und durchdachte Bedienung (ST-PD 350), so setzt der Autor nun mit ARCHIVARIUS noch eins drauf (ST-PD 437). Es läuft unter einer eigenen Benutzeroberfläche „Cliq“ mit GEM-ähnlichen Fenstern und neuen, iconorientierten Dialogboxen. Sinn und Zweck dieses Programmes ist die Verwaltung von Bilddateien.

Gut gePACkt?

Nach dem Programmstart sucht das Programm automatisch in dem aktuellen Verzeichnis nach Bilddateien, wobei man schnell auf den einzigen Nachteil des Programmes stößt: es interessiert sich ausschließlich für komprimierte Dateien im PAC-Format, wie sie von STAD (Application Systems Heidelberg) erzeugt werden. Es ist zwar sehr empfehlenswert, speicherfressende Grafiken platzsparend abzuspeichern (Ersparnis bis zu 80 Prozent), doch gibt es dazu noch Alternativen: *.IMG oder *.CMP von PUBLIC PAIN-TER. Andererseits kommt auch das PD-Programm PAD 2.0 inzwischen mit dem PAC-Format klar (ST-PD407), so daß man nicht unbedingt auf ein kommerzielles Produkt angewiesen ist.

Hat man diese Klippe umschifft, wird einem hoher Komfort geboten: in einem Textfenster werden alle gefundenen Bilddateien mit ihrem Namen angezeigt. Ein zweites Fenster darunter steht für die Bildanzeige zur Verfügung. Die Größe und Position der Fenster lassen sich ändern und zusätzlich zwischen verschiedenen Einstellungen hin- und herschalten. Läßt man sich nur ein Teilbild anzeigen, besteht die Möglichkeit, den Grafikfensterinhalt separat scrollen zu lassen. Sehr angenehm ist auch, daß sich dabei alle Funktionen grundsätzlich per Maus und Tastendruck anwählen lassen!

Bildersalat

Um sich einen Überblick über die gespeicherten Bilder zu verschaffen, gibt es mehrere Funktionen: einerseits kann man im Textfenster einen beliebigen Namen anklicken, wodurch die entsprechende Datei geladen und angezeigt wird. Schon geladene Bilder werden in einem dynamischen Cache-Speicher abgelegt, der sich dem freien RAM anpaßt. Dadurch wird die Zugriffsgeschwindigkeit auf Bilder deutlich erhöht. Sucht man eine bestimmte Datei, die man (ungefähr) mit Namen kennt, kann man sie auch suchen lassen. Dabei werden schon beim Eintippen des ersten Buchstabens alle in Frage kommenden Dateien herausgefiltert, so daß die Suchfunktion sehr schnell ist. Die Abbildung zeigt, daß zum Beispiel mit „F“ nur die Bilder zum Thema „FLORA_XX“ beginnen. Bei „B“ wären dagegen zunächst noch „BAU_XX“ und „BILD_XX“ möglich, aber schon beim zweiten Buchstaben blieb nur noch ein Thema übrig. Nach einem Druck auf Return wird dann das erste passende Bild gezeigt. ARCHIVARIUS verfügt auch über eine eingebaute Datenbank, die einen 60 Zeichen langen Text zu jedem Bild verwaltet.

Darüber hinaus gibt es noch zwei weitere Methoden sich einen Überblick zu verschaffen. Über ein Pop-Up-Menü, das man per Mausklick aufruft, gibt es noch ein Untermenü. Hier kann man sich alle Bilder in einer stark verkleinerten Darstellung auf dem Bildschirm anzeigen oder sich in einer Diaschau bei einstellbarer Anzeigedauer und verschiedenen Überblendeffekten (hier nicht wählbar) vorführen lassen. Die verkleinerte Darstellung ist aber nur bedingt zu empfehlen, da viele kleinere Objekte darin leider zu schwarzen Flecken verkümmern. Die Bilddarstellung kann aber auch in Echtzeit um 200% oder 400% vergrößert werden. Diese Lupe wirkt selbstverständlich bei allen Funktionen.

Einbahnstraße

Wurde eingangs bemängelt, daß sich das Programm auf das komprimierte PAC-Format beschränkt, zeigt sich im Diskettenmenü doch noch eine kleine Einbahnstraße in andere Formate. Die angezeigten Bilder können wahlweise auch im Degas- oder Doodle-Format abgespeichert werden (P13 bzw. DOO/PIC). Klickt man einen Dateinamen bei gedrückter Alternate-Taste an, erfährt man, wieviel Speicherplatz man mit den anderen Formaten verschwendet.

Da die üblichen Diskettenstationen recht langsam sind und auch nicht so besonders viel Platz für eine umfangreiche Grafiksammlung bieten, macht ARCHIVARIUS erst mit einer Festplatte so richtig Spaß, da es dann beim Rumstöbern in den Dateien kaum zeitliche Verzögerungen gibt.

Unter diesen Bedingungen ist es auch sinnvoll, das Programm als Anwendung anzumelden; ein Doppelklick auf eine PAC-Datei startet dann die Bilderverwaltung automatisch. Mit Disketten läßt sich unter Berücksichtigung der üblichen Einschränkungen allerdings ebenfalls ganz gut arbeiten. Da man aber noch immer den besten Überblick mit Hilfe einer gedruckten Übersicht erhält, könnte man m.E das Programm ruhig um eine Katalogfunktion mit automatischen Ausdruck aller (oder ausgewählter) Bilder erweitern.

thl

Archivarius 2.0
ST-PD 437



Aus: ST-Computer 06 / 1991, Seite 169

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