Computer-Magazin-Archiv

Sylvies Tratschecke: Normen packt...

Eppelheim - Es war eine echte Herausforderung, Normen Kowalewski für ein Gepräch zu erreichen. Als ich mich das erste mal nach ihm umhörte, wurde mir erzählt, daß er schon in Ami-Land sei - was sich im nachhinein aber als Ente herausstellte. Zwei Tage telefonierte ich quer durch Deutschland und hörte des öfteren: "Ja, Normen war hier, ist dabei- schon wieder auf dem Weg zurück". Wo bitte schön liegt ZURÜCK? Endlich, in einem kleinen Kaff bei Bonn, konnte ich Ihn ausgraben. Telefon mit M&P (Mama&Papa):"... wir notieren Ihren Namen, und Normen wird Sie dann zurückrufen, wenn er will!" Normen rief zurück, und ich war nicht da. Er quatschte aufs Band, und ich lief beim Abhören im Kreis. Verpaßt! Heute startete ich den 2.Versuch. Er macht einen ruhigen, zufriedenen Eindruck. Ich erzähle ihm, was ich von ihm will. Alles, die ganze Geschichte, von Anfang an! Von 1986-90 studierte Normen linformatik in Bonn. Während seiner Studienzeit organisierte er ein Café. Es war ein gerneinnütziger Verein, der in einer selbst renovierten Bibliothek ein Café für ALLE betreiben wollte. Normen erzählte mir, daß es seine Schule fürs Leben gewesen sei. Wer einmal Linke, Rechte, Punker, Ökos und die intellektuelle Szene versucht hat, unter einen Hut zu bringen, hat wirklich viel erlebt. Eine Anekdote dieser Karriere war ein Punkkonzert, bei dem die Zuschauer die Polizei vor der Tür mehrfach aufgefordert hatten, doch hineinzukommen (höhnisches Grinsen bei den Punks).

Es scheppert im Hintergrund, M macht offenbar Mittagessen und Norman einen Gedankensprung. Zurück nach 1986: Normen dachte über den Kauf eines ATARIs nach, der damals "sündhaft teuer war"! Durch eine Kleinanzeige versuchte er Leute für eine Sammelbestellung zu gewinnen. 20 Leute meldeten sich auf die Anzeige. Alle wollten einen ATARI. Zur gleichen Zeit schaltete Gerhard Oppenhorst (heute seines Zeichens nach Inhaber von Logilex) eine Kleinanzeige mit gleichem Vorhaben in Bonn. Gerhard entdeckte die Anzeige von Normen und rief Ihn an. Wie sagt man so schön: Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Jeder warf seine 20 Leute in einen Topf, rührte kräftig um, und schon konnte man hier noch einmal einen sagenhaften Rabatt von 50 DM bei der Bonner Firma Plasma heraushandeln. Gerhard wurde dann feierlich in einem Wohnhaus das Geld übergeben und die ATARIs direkt aus dem Lieferwagen der Firma entgegengenommen. Normen hatte seinen ersten ATARI: Einen 520 ST plus! Das war, wie gesagt, 1986.

Während seines Studiums beschäftigte Normen sich intensiv mit diesem Rechner: "Vor allem interessierten mich die Innereien, welcher Chip mit wem wann redet und was das Betriebssystem dazutut, um aus der Elektronik einen funktionierenden Computer zu machen. Zum Ende meiner Schulzeit hatte ich mich mit einem Freund - wie so viele andere auch - ziemlich intensiv mit einem 64er auseinandergesetzt. Aber als der ST rauskam, gab es für mich einfach kein Halten mehr - ich wollte natürlich auch hier ins Eingemachte". Als die c't dann ein 68020- Beschleuniger-Board herausbrachte, war es soweit: Der Autor hatte eine Anpassung des TOS 1.02 an diese CPU durchgeführt, aber TOS 1.04 war bereits erschienen. Damit konnte sich Normen aber nicht abfinden und begann, das TOS 1.04 zu reassemblieren und an dieses Board anzupassen. Darüber entstand ein Kontakt zu anderen Tüftlern, die sich ebenfalls mit Veränderungen am TOS befaßten, vor allem zu Andreas Kromke, der damals gerade seine allerersten Vorarbeiten zum KAOS-TOS gemacht hatte. Ein intensiver Austausch über mögliche TOS-Änderungen begann.

Auf der ATARI-Messe 1989 knöpfte Normen dann die ersten Kontakte zur Firma proVME, die damals den ersten Umbau des ST auf 16 MHz mit Cache gezeigt haben, und zwar als VME-Bus-Board, gedacht vor allem als preiswertes Grafikterminal für Industrieanwendungen. Nebenbei wurde von Ihnen auch einer der ersten Einbau-Hardware- Beschleuniger für den ST vorgestellt. Die Idee, eventuell einen Beschleuniger mit einer schnelleren und moderneren CPU zu bauen, schien proVME zu dem Zeitpunkt noch nicht so recht ins Auge zu fassen. Das Problem war: Es gab kein angepaßtes TOS. Aber genau damit hatte sich Normen ja intensiv auseinandergesetzt, und so lag es nahe, daß man über ein solches Projekt nachdachte. Der Prototyp des Hypercache030 entstand und Normen bastelte die dazu nötigen Anpassungen ins TOS 1.04, wobei die Kompatibilität zum unmodifizierten TOS 1.04 das wichtigste Merkmal war. Gleichzeitig blieben die TOS-Bastler auch weiterhin in Kontakt - dieses führte sogar zu einem Gespräch mit ATARI Deutschland, inwiefern KAOS oder bestimmte TOS-Modifikationen lizenzierbare Software werden könnten, damals noch in Raunheim. Hier, im Frühjahr 1990, wurde der erste Kontakt zu ATARI auf offizieller Ebene geknüpft. Dies führte schließlich dazu, daß Normen Kowalewski mit ATARI über eine Lizenz für die Modifikationen am TOS verhandelte, damit für das Beschleuniger-Board ein rechtlich einwandfreier Vertrieb möglich wurde. Nach entsprechenden Verhandlungen mit Dr. Hans Riedt gelang das Kunststück, und er bekam eine Lizenz zur Modifikation des TOS 1.04.

Anscheinend waren die Gespräche zwischen ATARI und Normen von nachhaltiger Wirkung: Im Verlauf des Sommers ergab sich nicht nur die Einladung, auf der ATARI-Messe im August 1990 als Mitarbeiter am Neuheitenstand zu arbeiten, sondern später auch noch ein Angebot, den Entwicklersupport - damals noch in den Händen von Harald Müller - zu verstärken.

Seit dem 1. November 1990 war Normen Kowalewski bei ATARI Deutschland angestellt. In dieser Funktion hat er vor allem den Entwickler-Support TOS organisiert, die ATARI-Mallbox als wichtiges Support-Instrument installiert und gepflegt sowie die Vorzüge der ATARI- Technik in diversen Vorführungen und Schulungen mit ungebrochener Begeisterung an den Mann bzw. die Frau gebracht.

Das Angebot, in die TOS-Gruppe bei ATARI USA einzutreten, konnte er natürlich nicht abschlagen. Er zieht nun ein paar Warteschleifen bis seine Papiere genehmigt sind. Ich wünsche Dir, lieber Normen, alles Gute im Ami- Land ...

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San Francisco - Nintendo und Silicon Graphics Inc. haben beschlossen, das sie nun gemeinsam an einer Spielemaschine frikkeln. True Color, true noise, true feeling, was sonst alles bunt und 3D und 64-Bit ist ... In die Spielhöllen kommt das Ding 1994 mit den Spielen Jurassic Park und Terminator II. Ab Juli 1995 dann auch fürs Homeoffice zu beziehen US$ 250,-.


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