In den Startlöchern: Hardware-Power mit Turbo-Speed

Seit unserem letzten Vergleichstest von Hardware-Beschleunigern sind fast zwei Jahre ins Land gegangen. Zwei Jahre Zeit für die Entwickler und Bastler sich neue Möglichkeiten und Tricks auszudenken, um aus gewöhnlichen ATARI-Computern echte Rennmaschinen zu machen.

Tatsächlich hat man diese Zeit genutzt und es entstanden einige sehr Interessante Boards, die wir Ihnen mit den folgenden Tests näher bringen wollen. Fünf Lösungen zur Hardware-Beschleunigung (davon 2 für den Falcon030) lagen uns zum Test vor. Ursprünglich sollte auch die neue PAK68/3 in dem Bericht berücksichtigt werden. Da uns bis zum Redaktionsschluß allerdings kein funktionierendes gepatchtes TOS für die PAK68/3 vorlag, konnten wir die Tests nicht rechtzeitig abschließen. Wir werden diesem Board aber einen gesonderten Testbericht in der nächsten Ausgabe widmen.

Neben den üblichen Kriterien wie Einbau, Servicefreundlichkeit, Funktionsstabilität und Preis ist natürlich der Geschwindigkeitsgewinn gegenüber einem Original-System das wichtigste. Wir haben uns dazu verschiedene Testverfahren vorgenommen um ein möglichst breites Anwendungsspektrum abdecken zu können. Näheres erfahren Sie in dem Info-Kasten „Benchmarks“ auf Seite 40..

Richter 32MHz

Nachdem der Falcon030 das öffentliche Interesse wecken konnte und sich mancher Anwender zu ungeahnten Höhenflügen abheben sah, wurde dem räuberischen Vogel genauer unter die Federn geschaut. Zutage traten kleinere optimierungswürdige Dinge, derer sich in der Zwischenzeit Drittanbieter annahmen - so auch im vorliegenden Fall des Beschleunigers der Firma Richter Distributor.

Obwohl die oftmals seltsame Züge annehmende Gier nach mehr „Rechen-Power“ manch einen zum Kopfschütteln bewegt, fordert vor allem neue Software auch schnellere Computer. Insbesondere in den Bereichen des DTP und der EBV können Computer gar nicht schnell genug rechnen, aber auch ATARIs MultiTOS verlangt in seiner bisher verfügbaren Form dem Rechner einiges an Leistung ab. Neben der sicherlich berechtigten Forderung an die Software-Anbieter, ihre Programme auf Geschwindigkeit hin zu optimieren, besteht für den Anwender die naheliegende Lösung darin, die Taktfrequenzen der CPU und einer eventuell vorhandenen FPU zu erhöhen - dieser Weg wurde auch in der vorliegenden Hardware der Firma Richter Distributor eingeschlagen.

Die gelieferte Hardware versteckt sich in einer kleinen Box mit den Maßen 12 * 25 * 40 mm, die über sieben Leitungen auf der Falcon030-Platine Anschluß findet. Mit ihr ist es möglich, die CPU und, sofern vorhanden, die FPU mit 32MHz zu takten. Dabei wird allerdings erwartungsgemäß nicht der gesamte Falcon030 doppelt so schnell getaktet, das restliche System und insbesondere der Zugriff auf den Speicher erfolgt weiterhin mit 16MHz.

Der Einbau

Die beidseitig bedruckte Anleitung in Form einer DIN-A4-Seite mag wenig erscheinen , der Text und die Abbildungen reichen jedoch völlig aus, um dem geneigten Käufer den relativ einfachen Einbau zu ermöglichen. Man sollte sich immer vor Augen halten, daß der Einbau nur dem versierten Bastler zuzumuten ist, immerhin ist die Elektronik des Falcon030 auf einer 6-La-gen-Platine montiert. Andererseits ist im Vergleich zum ST das Auslöten der CPU nicht mehr nötig - vor allem letzteres sorgte früher für einige Probleme -, der Einbau beschränkt sich also weitestgehend auf das Anlöten der Leitungen.

Um den normalerweise ausgeschalteten Beschleuniger zu aktivieren, ist ein kleines Programm für den AUTO-Ordner notwendig - bei Bedarf kann programmatisch auch wieder auf 16MHz heruntergeschaltet werden. Noch nicht getestet werden konnten ein voraussichtlich schon erhältliches Accessory und ein CPX-Modul, das diese Aufgabe ebenfalls und komfortabler erfüllen soll.

Konnte der Beschleuniger funktionstüchtig eingebaut werden und meldet das Speicher-Test-Programms keinen Fehler, kommt der Anwender in den Genuß der 32MHz. Anhand einiger Werte möchte ich aufzeigen, wie intensiv sich der Genuß im Alltag einstellt.

Prinzipbedingt muß klargestellt werden, daß der Beschleuniger nur bei internen Berechnungen der CPU oder FPU schneller rechnet - dies betrifft auch Routinen, die im internen Cache der CPU ablaufen (damit wird die Frage nach einem zusätzlichen Cache für den Beschleuniger ad absurdum geführt: Ein Second-Level-Cache neben dem CPU-Cache würde keine nennenswerte Beschleunigung, jedoch gewaltige Kosten erzeugen). Um den Aussagewert des Quick-Index-Tests zu erhöhen, wurden noch drei weitere Werte ermittelt, bei denen eine Beschleunigung zu erwarten und zu erhoffen war.

Die praktischen Erfahrungen mit dem Beschleuniger haben die Prognosen bestätigt: Im allgemeinen Umgang mit den Programmen und der Bedienung der GEM-Oberfläche hat sich keine merkliche Beschleunigung eingestellt. Fallen allerdings sehr intensive Berechnungen an, macht sich der Geschwindigkeitsgewinn angenehm bemerkbar - mehr kann man auch nicht erwarten, was vor dem Hintergrund des äußerst günstigen Preises auch nicht schmerzt. Für die eingangs erwähnte Klientel ist also der Einsatz des puren 32MHz-Beschleunigers nicht die Lösung, dort müssen viel aufwendigere Beschleunigerkarten mit entsprechend schnellen Speicherzugriffen eingesetzt werden. Die dabei anstehenden Anschaffungskosten liegen jedoch in der Regel um das Zehnfache höher.

Oliver Michalak

Preis 148,- DM

Bezugsquelle:
Richter Distributor
Hagener Straße 65
58285 Gevelsberg

Geschwindigkeitsvergleich

Referenzsystem: Falcon030,TOS 4.02, 640*480 in 16 Farben

16MHz 32MHz 16MHz, NVDI 2.5 32MHz, NVDI 2.5
Quick-Index 1.5: Werte relativ zu ST-Hoch und TOS 1.04 in Prozent
CPU-Memory: 411 565 411 565
CPU-Register: 406 811 406 811
CPU-Divide: 507 1014 507 1014
CPU-Shift: 1737 3534 1737 3534
GEM-Draw: 221 234 625 664

Compiler-Lauf:
Pure-C V1.1 übersetzt und linkt per ALT-X zehn Module
(Summe: 529.126 Bytes) zu einem Programm.
Angaben nach Handmessung in Minuten:Sekunden.

1:55 1:48

LHarc V2.22:
Einpacken von 78 Dateien aus obigen C-Projekt.

5:16 | 5:00

Gem-View:
Laden und Anzeigen einer Grafik. Werte laut GEM-View 2.30.

XIMG-Grafik: 0:44,0 0:38,1 JPEG-Grafik: 1:08,3 1:03,7

Mighty-Sonic

Neben den Low-Cost-Beschleunigern für den Falcon030, die lediglich den CPU-Takt erhöhen (siehe ST-Computer 9/93, Seite 42) hat die Firma GE-Soft schon zur CeBIT ’93 ein echtes Beschleuniger-Board vorgestellt, das neben einer eigenen 32MHz-CPU auch die Möglichkeit bietet, 32 Bit breites Fast-RAM in Form von Standard-SIMMs einzusetzen.

Inzwischen hat diese Karte, die auf den Namen „Mighty-Sonic“ getauft wurde, die Serienreife erlangt und wird über die Firma MW-Electronic vertrieben. Freundlicherweise stellte man uns einen kompletten Falcon030 mit eingebautem Mighty-Sonic zum Test zur Verfügung.

Auffällig ist zunächst, daß das original-Gehäuse des Falcon nicht ohne weiteres weiterverwendet werden kann. Die Karte wird in den internen Erweiterungsslot des Falcon030 gesteckt und nimmt durch ihre Bauhöhe so viel Platz in anspruch, daß die Tastatur nicht mehr an ihrem gewohnten Ort bleiben kann. Die Lösung ist eine externe Tastatur und ein separates Gehäuse für den Falcon. Neben diversen, bereits vorgestellten Tower-Lösungen kann hier auch eine einfache Möglichkeit herhalten, die von der Hannoveraner Firma DDD angeboten wird. Statt der Originaltastatur wird ein grau gespritzer Blechaufsatz auf das Falcon-Unterteil geschraubt. In Verbindung mit einem Tastatur-Interface und einer dazu passenden PC-Tastatur entsteht so ein waschechtes Falcon-Desktop-System, in das die Mighty-Sonic-Karte bequem hineinpaßt.

Der Einbau

Leider ist der Einbau der Mighty-Sonic nicht so einfach wie es zunächst scheint. Mit dem simplen Aufstecken der Karte auf den Erweiterungsport ist es nicht getan. Insgesamt neun weitere Leitungen müssen an diversen Punkten der Hauptplatine angelötet werden, zudem muß der Originalprozessor auf der Hauptplatine inaktiviert werden, indem zwei Pins von der Platine gelöst und eines davon per Kabel mit Masse verbunden werden. Bei einem aufgelöteten PLCC-Chip ist das nicht gerade ein leichtes Unterfangen und sollte deshalb nur von erfahrenen Bastlern vorgenommen werden. Besser wäre es noch, wenn Sie die Karte gleich bei einem ATARI-Fachhändler einbauen lassen. MW-Electronic bietet einen solchen Einbauservice an.

Fast-RAM

Die Mighty-Sonic besitzt acht SIMM-Sockel zur Aufnahme von RAMs. Damit sind Bestückungen von 4 bis 32 MB RAM möglich. Das RAM ist über einen 32 Bit breiten Datenbus mit dem Prozessor verbunden, so daß es die gleiche Geschwindigkeiterreichen sollte, wie das Fast-RAM im TT. Unsere Meßergebnisse (siehe Tabellen) konnten dies tatsächlich bestätigen. Es können handelsübliche 8- oder 9 Bit SIMMs verwendet werden. Je nach Bestückung müssen auf der Mighty-Sonic entsprechende Jumper umgesteckt werden. GE-Soft garantiert die Funktion mit Toshiba und Samsung-SIMMs. Das Fast-RAM wird vom Falcon030 beim Booten noch nicht erkannt. Dazu muß zunächst ein Programm gestartet werden, daß sich im Lieferumfang der Mighty-Sonic befindet. Ist ein Falcon030 mit TOS 4.04 ausgestattet, kann man das Programm auch im Autoordner ausführen lassen. Bei anderen TOS-Versionen gibt es allerdings Probleme und man sollte das Fast-RAM erst nach der Boot-Phase des Rechners installieren. Übrigens: die Falcon-eigene Speicherkarte. die ja ebenfalls 4- oder gar 14 MB RAM enthalten kann bleibt weiterhin aktiv und addiert sich voll zum Fast-RAM auf der Karte. Ein Maximalausbau würde sich also im Augenblick auf 32 MB Fast-RAM plus 14 MB Falcon-RAM gleich 46 MB Gesamtspeicher belaufen. Dies sollte selbst für anspruchsvolle Anwendungen ausreichend sein.

Die Praxis

Bei unserem Testgerät waren fast alle B au-teile inkl. der CPU, die sich im Gegensatz zur original-CPU auf der Mutterplatine, in einem keramischen PGA-Gehäuse befindet, gesockelt, was recht servicefreundlich ist. Positiv ist zudem, daß die Entwickler der Mighty-Sonic daran gedacht haben, den Erweiterungs-Port des Falcon030 durchzuschleifen. Somit ist es möglich, eine weitere Karte auf die Mighty-Sonic aufzu stecken sofern der Platz nach oben dafür noch reicht. Versuche mit dem MS-DOS-Emulator „FalconSpeed schlugen allerdings fehl. Diese Erweiterung arbeitet leider nicht mit der Mighty-Sonic zusammen. Schwierigkeiten hatten wir allerdings mit dem Aufsatzgehäuse von DDD. Nach einiger Zeit im Dauerbetrieb waren umvermittelt Abstürze zu beobachten. Nachdem wir das Gehäuse geöffnet hatten lief der Rechner problemlos auch über mehr als 10 Stunden hinweg. Offensichtlich gibt es hier termische Probleme, denen der kleine Lüfter im Falcon030 nicht gewachsen ist. Allerdings versicherte uns die Firma MW-Electronic, daß dies offenbar ein Einzelfall sei, der nur bei unserem Testgerät auftrat. Unserer Meinung nach wäre allerdings ein gut belüftetes Desktop- oder Tower-Gehäuse in Verbindung mit der Mighty-S onic vorzuziehen, da hierbei termische Probleme nicht zu erwarten sind.

Die Umschaltung auf 32MHz Erfolg ebenfalls mit einem separaten Programm, so daß der Falcon zunächst original mit 16MHz und ohne Fast-RAM bootet. Dementsprechend konnten wir auch keinerlei Inkompatibilitäten zur irgendwelchen Programmen feststellen. Auch bei eigeschaltetem Turbo-Modus und aktiviertem Fast-RAM konnten wir keine Probleme mit Programmen feststellen. Auch diverse Sound-Programme, die z.B. den DSP intensiv nutzen (Digitape, Musicom, DIGIT-II) verrichteten einwandfrei Ihren Dienst. Lediglich, wie fast zu erwarten war, einige Spiele wollten nicht mehr mitspielen. Allerdings hilft auch hier das zurückschalten auf 16MHz. Läuft das System mit 32MHz spürt man sofort den wesentlich schnelleren Bildschirmaufbau. Auch MultiTOS profitiert stark von der Erweiterung, mit 32MHz und Fast-RAM wird der Einsatz dieses Multitasking-Betriebssystems erst richtig sinnvoll. Alles weitere können Sie aus unseren Tabellen mit den Benchmarks entnehmen.

Schlußwort

Die Mighty-Sonic kostet als Leerkarte, also ohne bestücktes Fast-RAM, 745,- DM. Das erscheint zunächst sehr hoch, legt man aber die Möglichkeiten zugrunde, die sich mit der Karte eröffnen, ist das eigentlich nicht zuviel. Besonders der Einsatz von 32-Bit-Fast-RAM macht den Falcon030 für professionelle Anwendungen wie DTP und EBV interessant und zum ernsthaften Konkurrenten des TTs.

CM

Preise:

Mighty-Sonic (ohne RAM): 745,-DM
1 MB-SIMM-Modul: 99,- DM
DDD-Aufsatzgehäuse inkl. Tastatur-Interface: 260,- DM
MF2-Tastatur (Standard), 79,- DM
MF2-Tastatur (Cherry), 109,- DM
Einbauservice für Mighty-Sonic: 90,- DM

Bezugsquelle:
MW-electronic
Heisterbacher Str. 96
53639 Königswinter 1

HBS 640/28 & HBS 640/36

Die Aachener Firma Heyer&Neumann hat unlängst gleich zwei neue Hardware-Beschleuniger auf den Markt gebracht. Es handelt sich dabei um die Nachfolger der bekannten 16MHz-Turbo-Boards HBS240 und HBS210 (siehe ST-Computer 3/92, Seite 20).

Neue Fertigungstechnologien bei der Chipherstellung erlauben höhere Taktraten! Dies ist eine Tatsache, die sich die Aachener Hardware-Entwickler zu Herzen genommen haben. Durch Experimente haben sie die momentanen Grenzen des (eigentlich schon recht ergrauten) Prozessors M68000 ausgelotet. Sage und schreibe 36MHz sind dabei als Maximum herausgekommen. Flugs hat man sich hingesetzt und eine entsprechende Hardware-Beschaltung entwickelt, die den Einsatz eines solchen Prozessortaktes in einem normalen ATARI-ST ermöglicht. Herausgekommen sind dabei zwei Turbo-Boards, der HBS640/28 und der HBS640/36.

Der Einbau

Wie die Bezeichnungen vermuten lassen, laufen die 68000er-CPUs der beiden Boards jeweils mit 28 bzw. mit 36MHz Taktfrequenz. 64 KB Daten- und Instruktions-Cache stehen dabei hilfreich zur Seite. Das Board wird, wie bei Hardware-Beschleunigern üblich, anstelle des internen 8MHz-Prozessors eingesetzt. Dazu muß dieser von der Hauptplatine entfernt werden, was sicherlich nicht ganz unproblematisch ist. Anstelle des Prozessors wird ein Sockel eingelötet, auf dem das Board Platz findet. Derbei den Mega-STs verwendete Blitter sollte ausgebaut, zumindest jedoch abgeschaltet werden. Ein Ausbau ist allerdings sicherer. Dieses Problem haben allerdings fast alle Beschleuniger-Boards (siehe auch ST-Computer 3/92).

Wer auf den original CPU-Takt von 8MHz zurückschalten möchte, kann dies durch Anschluß eines Schalters ermöglichen. Auch der Cache läßt sich separat per Schalter inaktivieren. Interessant ist die Fast-ROM-Option, die ebenfalls schaltbar ist. Bei bisherigen Turbo-Boards bewirkte die Fast-ROM-Option, daß der Prozessor mit erhöhter Geschwindigkeit direkt auf das Betriebssystem im ROM (bzw. EPROM) zugreifen konnte. Bei Taktfrequenzen bis 16MHz ist dies mit entsprechend schnellen ROMs/EPROMs auch noch möglich. Bei 28 bzw. 36MHz allerdings versagt diese Methode schlicht und einfach. Hier hat man sich etwas Neues einfallen lassen. Die aktivierte Fast-ROM-Option bewirkt, daß ROM-Zugriffe ebenfalls über den Daten- und Instruktions-Cache laufen. Dadurch können auch Betriebssystemaufrufe stark beschleunigt werden. Dies hat allerdings den Nachteil, daß die Routinen im Betriebssystem cachefest sein sollten, was leider erst ab TOS 2.06 der Fall ist. TOS 1.04 versagt den Dienst bei eingeschalteter Fast-ROM-Option meist schon beim Booten.

FPU-Option

Mit 48 mal 94 mm ist die Platine erstaunlich klein geraten. Möglich wurde dies durch konsequenten Einsatz von SMD-Bauteilen und von einer Multilayer-Platine. Die 36MHz-Version unterscheidet sich oberflächlich nur durch den anderen Quarz, der die Taktfrequenz liefert, und durch schnellere Cache-RAMs. Auffällig sind bei beiden Boards zwei eingelötete Pfostenfeldbuchsen. Hierauf kann eine Zusatzplatine mit einem mathematischen Coprozessor gesteckt werden. Natürlich handelt es sich hierbei lediglich um eine Register-FPU, da der 68000er-Prozessor noch keine „echte“ FPU-Einbindung erlaubt. Allerdings ist diese kompatibel zur ATARI-eigenen FPU-Erweiterung für STs.

Die Praxis

Wir haben beide Boards in unterschiedliche AT ARI-Computer eingebaut. Schwierigkeiten gab es nur bei einem Mega-ST mit IMP-Chipsatz. Dort ließ sich die 36MHz-Version partout nicht zum Arbeiten überreden. Im Handbuch von Heyer&Neumann wird auf dieses Problem noch nicht explizit hingewiesen, eine Rücksprache mit dem Hersteller ergab aber, daß die Schwierigkeiten bekannt seien und man bereits an einer kleinen Schaltung mit dem Namen „IMPerator“ arbeite, die den Einsatz der Turbo-Boards auch auf Rechnern mit IMP-Chipsatz ermöglichen soll. Bei einem Mega-ST mit „normalem” Chipsatz liefen beide Boards ohne Probleme. Lediglich bei dem 36-MHz-Board trat während des Betriebs zeitweise ein horizontales „Verspringen“ der Bildschirmdarstellung um 16 oder 32 Pixel auf. Dies läßt auf Probleme mit der Synchronisation des Shifters schließen, führte aber nicht zum Absturz des Systems. Der dritte Testrechner war ein älterer 520ST+ mit TOS 1.04. Wie schon erwähnt, muß hierbei die Fast-ROM-Option abgeschaltet werden, dann arbeiten beide Boards auch auf diesem ATARI-Veteran problemlos. Sogar ein Dauertest von mehreren Wochen in unserem Mailboxrechner brachte keinerlei Probleme zutage.

Kompatibilität

Durch den Einsatz eines 68000er-Prozessors traten erwartungsgemäß kaum Kompatibilitätsprobleme auf. Lediglich einige Spiele, die offensichtlich mit CPU-Zeitschleifen arbeiten, liefen nicht im Turbo-Modus, und man muß auf 8MHz zurückschalten. GEM-Anwendungen sind davon in der Regel nicht betroffen. Auch Multi-TOS und MagiX! bereiteten uns mit den HBS-Beschleunigern keine Probleme. Besonders MagiX! profitiert auch ohne Fast-ROM-Option von der höheren Geschwindigkeit, da unter MagiX! keinerlei ROM-Zugriffe mehr stattfinden, weil das komplette Betriebssystem im RAM liegt.

Geschwindigkeit

Dazu gibt es nicht viel zu sagen, ein Blick in die Tabelle sagt mehr als tausend Worte. Die erzielten Ergebnisse können sich allesamt sehen lassen. Zwar kommt man selbst mit dem 36MHz-Board noch nicht in die Nähe der TT-Performance, aber der subjektive Eindruck beim Arbeiten mit einem HBS-System unterscheidet sich kaum von dem eines TTs.

Fazit

Insgesamt gesehen kann man den neuen Beschleunigern von Heyer&Neumann sein-gute Noten ausstellen. Besonders die 28MHz-Version lief bei uns problemlos in fast allen Konfigurationen und zudem äußerst stabil. Wer noch mehr Geschwindigkeit braucht, könnte auch auf die 36MHz-Version zurückgreifen, wenngleich hier doch höhere Instabilitäten auftraten. Der Preis von 349,-DM für die 28MHz-Version ist im Augenblick als unschlagbar anzusehen. Ob 200,-DM mehr für die 36MHz-Version gerechtfertigt sind, sollte allerdings jeder Anwender selbst entscheiden.

CM

Bezugsquelle:
Heyer&Neumann GbR
Hansmannstraße 195
2080 Aachen

Die Benchmarks

Um die Geschwindigkeit eines Computers festzustellen, haben sich die Programmierer immer neue und teilweise recht ausgeklügelte Testprogramme einfallen lassen; letztendlich sagt aber der subjektive Eindruck, den man von einem System hat. wenn man vor dem Rechner sitzt und damit arbeitet, wesentlich mehr aus. Leider läßt sich diese subjektive Empfindung in einer Fachzeitschrift nicht übermitteln, so daß wir darauf angewiesen sind mit Zahlen und Tabellen zuwerfen. Insgesamt fünf verschiedene Testprogramme haben wir auf die ATARIs losgelassen.

Der bekannteste Vertreter dürfte „Quickindex“ in der Version 2.1 sein. Hier war allerdings eine Kuriosität zu beobachten. Trotz installiertem NVDI 2.5 konnte Quickindex auf dem FalconOßO keine wesentliche Beschleunigung der TOS-Textausgabe messen. Offensichtlich liegt dies am Testverfahren, das Quickindex dabei anwendet.

„GEMBENCH“ ist der Name eines relativ neuen Geschwindigkeitstestprogramm, das besonders in den Mailboxnetzen Verbreitung gefunden hat. Das Programm führt zunächst eine Systemanalyse durch und bietet umfangreiche, besonders auf die GEM-Benutzeroberfläche abgestimmte Tests an. Die Ergebnisse werden in Prozent ausgedrückt, wobei man das Bezugssystem aus allen existierenden ATARI-Computern auswählen kann. Wir haben uns für einen ST mit 8MHz in der hohen ST-Auflösung als Bezugssystem entschieden. GEMBENCH kann übrigens auch in der Redaktionsmailbox (069-292...) bezogen werden.

Das dritte Testprogramm ist „the Ness Benchmark“ hierbei werden mathematische Berechnungen (ohne Coprozessoreinsatz), Speicherzugriffe und Grafikausgaben getestet. Die Ergebisse der Tests werden jeweils in Sekunden und Prozent (relativ zu einem 8MHz-ST) angegeben.

Unter dem Namen „Speedometer“ fungiert ein weiteres Benchmark-Programm, das die Performance des Rechners aus verschiedenen CPU-internen Werten zusammensetzt, Grafikausgaben werden dabei nicht berücksichtigt. Das Ergebnis wird in einem Prozent-Balken ausgegeben.

Derfünfte und letzte Test stammt wiederum aus der Feder der Redaktion. Wir haben ein kleines Programm geschrieben, das den bekannten Archivierer „LHARC“ nachstartet, weichereinen Ordner mitTestdateien zunächst packt und anschließend wiederauspackt. Die Ergebnisse - sprich: die benötigten Zeiten -werden in Sekunden ausgegeben. Um Faktoren wie die Geschwindigkeit des verwendeten Massenspeichers und dessen Fragmentierung auszuschließen, läuft das ganze auf einer 1024KB großen RAM-Disk ab. Die Ergebnisse dieses Tests sollten also recht praxisnah sein.

Mighty-Sonic

*Positiv:

stabile Funktion
bis zu 32MB-Fast-RAM on Board
TT-Performance wird erreicht
interner Erweiterungsport durchgeschleift

Negativ:

neues Gehäuse notwendig
hoher Preis
keine Beschleunigung der FPU vorgesehen

HBS640/T28

Positiv:

gute Ergebnisse
gutes Preis/Leistungsverhältnis
hohe Kompatibilität
stabile Funktion

Negativ:

Cache und Taktfrequenz nicht MegaSTE-kompatibel schaltbar

Richter 32MHz

Positiv:

sehr günstiger Preis
einfacher Einbau
durchdachte, stabile Konstruktion

Negativ:

prinzipbedingt nur mittelmäßiger Geschwindigkeitszuwachs

HBS640/T36

Positiv:

sehr gute Ergebnisse
hohe Kompatibilität

Negativ:

Cache und Taktfrequenz nicht MegaSTE-kompatibel schaltbar
läuft nicht in allen Rechnern stabil

the Ness Benchmark Mega ST (8MHz) Mega STE (16MHz) Falcon030 TT (Fast-RAM) HBS640/28 HBS640/36 Richter/32 Mighty-Sonic (Fast-RAM) Medusa-T40 (Copy-Back)
Math routines 16,58/100 9,08/181 6,45/255 3.31/497 6.05/272 5.07/324 5 51/298 2,97/554 0,77/2138
Memory fetch/store 16 26/100 10 48/154 619/260 3,47/465 9,61/167 9.53/169 5.99/269 2,90/557 0,84/1932
Dialog box draw 17,02/284 10.13/477 8,48/570 5.80/834 7.67/630 6.92/698 7,50/644 6.54/739 5,23/923
Graphics 31,51/254 16 98/472 10 26/781 5 76/1392 11,16/718 8,98/892 7.43/1079 5.44/1474 6,31/1271
Qindex2.1 Mega ST Mega STE (8MHz) Falcon030 (16MHz) TT (Fast-RAM) HBS640/28 HBS640/36 Richter/32 Mighty-Sonic (Fast-RAM) Medusa-T40 (Copy-Back)
CPU memory 100 164 423 819 220 283 649 884 1110
CPU register 100 204 402 827 358 462 811 827 1720
CPU divide 100 203 500 1024 357 461 1014 1014 2253
CPU shifts 100 207 1708 3534 363 468 3534 3534 7321
TOS text 270 493 459 794 618 782 582 855 2355
TOS string 927 1773 252 3062 2021 2929 295 306 5774
TOS scroll 131 164 238 316 218 235 251 257 161
GEM dialog 294 505 590 864 704 754 651 766 1900

Tabelle: Die Quick-Index-Benchmark-Ergebnisse auf einen Blick - alle Tests wurden mit NVDI 2.50 und ohne Blitter durchgeführt.

Speedometer Mega ST (8MHz) Mega STE (16MHz) Falcon030 TT (Fast-RAM) HBS640/28 HBS640/36 Richter/32 Mighty-Sonic (Fast-RAM) Medusa-T40 (Copy-Back)
Ret.Geschw. 100,00 188.29 335 65 603,13 288,06 329.12 433.71 622,58 2031,00
Speedtest Mega ST (8MHz) Mega STE (16MHz) Falcon030 TT (Fast-RAM) HBS640/28 HBS640/36 Richter/32 Mighty-Sonic (Fast-RAM) Medusa-T40 (Copy-Back)
Packen 115,01 64,46 54,1 54,1 43,29 36,40 51,49 24,74 7,15
Entpacken 13,78 7,42 4,88 2,49 4,88 3,95 3,885 2,60 1,46
GEM Bench v3.28c ST MegaSTE Falcon030 TT030 HBS 640/28 HBS640/36 Richter32MHz Mighty Sonic MedusaT40
GEM Dialog Box: 300% 504% 630% 908% 695% 761% 456% 836% 1300%
VDI Text: 873% 1426% 2792% 4622% 2127% 2437% 1419% 5058% 8378%
VDI Text Effects: 738% 1256% 2227% 3790% 1740% 2146% 1709% 4086% 6025%
VDI Small Text: 555% 962% 1898% 2460% 1423% 1633% 1398% 2730% 3496%
VDI Graphics: 361% 684% 1036% 1863% 1068% 1295% 1242% 1876% 2114%
GEM Window: 268% 412% 474% 798% 505% 555% 219% 571% 841%
Integer Division: 99% 203% 582% 1171% 356% 459% 1165% 1168% 1913%
Float Math: 99% 188% 197% 327% 295% 359% 238% 248% 385%
RAM Access: 99% 200% 291% 489% 351% 452% 364% 592% 876%
ROM Access: 87% 199% 276% 455% 351% 450% 380% 362% 3505%
Blitting: 171% 306% 597% 972% 471% 575% 127% 1060% 1362%
VDI Scroll 447% 554% 1117% 1433% 850% 900% 391% 1312% 903%
Justified Text: 243% 410% 704% 1125% 567% 676% 333% 1154% 1373%
VDI Enquire: 188% 312% 390% 689% 442% 541% 414% 758% 3540%
Average: 323% 544% 943% 1507% 802% 945% 703% 1557% 2572%
Graphics: 414% 682% 1186% 1866% 988% 1151% 770% 1944% 2933%
CPU: 96% 197% 336% 610% 338% 430% 536% 592% 1669%


Aus: ST-Computer 02 / 1994, Seite 30

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