Jede Menge Diagramme - Fachbuchproduktion im DTP (2)

Bild 1: Eine Funktion, die in DA's Layout noch fehlt: In DA's Vektor lassen sich beliebigen Vektorflächen beliebige „Tiefen" geben.

Illustrationen sind Handarbeit. Um die von den Autoren eines Fachbuches vorgelegten Skizzen oder Fotos in anschauliche und auch informative Bildbeispiele umzusetzen, benötigt man eigene, gut ausgebildete Fähigkeiten. Aber auch die zur Verfügung stehenden Softwarewerkzeuge können helfen und dazu beitragen, eine trockene Skizze in eine gelungene Illustration zu verwandeln. Wir wollen uns heute einmal mit den Vorarbeiten zu einer Illustration sowie deren Anlage mit EBV-Arbeiten in DA's Layout beschäftigen.

Bei der Gestaltung eines Fachbuches ist es nicht selten, daß die Illustrationen nicht nur im Buch, sondern auch noch für weitere unterschiedliche Anwendungen benötigt werden. Wird dieses schon im Vorfeld bei der Anlage der Grafiken berücksichtigt, kann man sich später sehr viel Arbeit sparen.

Grafische Vorarbeiten

So sollten auch die Illustrationen zu unserer „Marktübersicht „Thermische Solaranlagen" nach Drucklegung des Buches noch für Schulungen in Fachbetrieben und zu Dokumentationszwecken im Umweltministerium verwendet werden. Geliefert werden sollten dazu u. a. Overheadfolien von jeder einzelnen Grafik. Schon jetzt, noch bevor der erste Vektorpfad gezogen wurde, stellt sich bereits die Frage, ob wir die gesamten Grafiken nicht gleich als farbige Grafiken anlegen - wie sie später für die Overheadfolien benötigt werden - und diese dann für das Buch bei der Montage einfach in ein Graustufenbild umrechnen sollen. Der umgekehrte Weg, aus Graustufen farbige Bilder zu entwickeln, ist ungleich aufwendiger.

Aus diesem Grund wurden also alle Grafiken, Illustrationen und Diagramme von Anfang an als Farbbilder angelegt, obwohl sie für das Buchprojekt nur als Graustufenbilder vorliegen mußten. Lange Erfahrung zeigt, daß man sich über diese Dinge (wie die weitere Verwendung der Bilder, eine geplante Neuauflage des Buches usw.) selbst beim Auftraggeber informieren muß. Er kann nicht wissen, wie effizient wir arbeiten können, wenn wir spätere Arbeiten schon bei der Erstgestaltung berücksichtigen können.

Die Anlage der Illustrationen als Vektorgrafiken bietet hier gleich mehrere Vorteile: Sowohl in der Entwicklung der Grafiken als auch der des gesamten Buches werden in den nächsten Wochen immer wieder Änderungen vorgenommen werden müssen. Da kommen vielleicht noch ganz aktuelle Meßwerte, die gerade angelegte Diagramme unbrauchbar machen, oder es werden in der Korrekturphase noch umfangreichere Textergänzungen geliefert, die einen völligen Umbruch erzwingen. Während wir an den Grafiken arbeiten, arbeiten ja auch die Autoren noch an ihrem Text. Mit solchen Unwägbarkeiten muß man also auf jeden Fall rechnen.

Da ist es natürlich leichter, in einer Vektorgrafik ein paar Rohrleitungen oder Pumpen zu verlegen. Und auch bei der späteren Umgestaltung in Schwarzweißbilder bietet das Vektorformat erhebliche Arbeitserleichterungen. Eine bloße Konvertierung vom Farb- ins Graustufenformat dürfen wir nicht ohne weiteres vornehmen, da die Farbbilder sehr viel mehr Farbinformationen und insofern auch Kontraste mehr enthalten, als bei einer Umrechnung in Graustufen noch darstellbar wären. Steht beispielsweise in der Farbanlage eine rote Fläche neben einer blauen, sind diese deutlich voneinander unterscheidbar. Konvertiert man diese Farben einfach in ein Graustufenbild, wird von dem Kontrast nicht mehr viel übrig bleiben. Wir werden also auch diese Konvertierung „zu Fuß" vornehmen müssen, um das Erscheinungsbild der Farbgrafik zu erhalten.

Illustrieren und ...

Nehmen wir als Beispiel einmal eine etwas komplexere Illustration. Dargestellt werden sollte ein Röhrenkollektor, der als räumliche Abbildung das Kollektorprinzip und seine wichtigsten Bestandteile auch für den Laien anschaulich macht.

Als Vorlage für die Illustration diente eine vom Buchautor angefertigte Handskizze. Das einfachste Vorgehen ist nun - abhängig von der Qualität der Skizze - die Handskizze zu scannen und als Vorlage zur ersten groben Bearbeitung im Vektorzeichenprogramm, in diesem Fall DA's Layout, zu benutzen. Nun müssen alle Flächen, die später in unterschiedlichen Farbtönen erscheinen sollen, als einzelne Vektorobjekte angelegt werden. Farb-verläufe in den einzelnen Flächen, die einer imaginären Lichtquelle durch Licht und Schatten für eine räumliche Wirkung sorgen, lassen sich mit den Blendfunktionen der Software sekundenschnell anlegen. Hier läßt es sich also sehr gut probieren, bis man den richtigen Effekt gefunden hat.

Um die Rohrleitungen dann auch perspektivisch korrekt in den Kollektorkasten zu legen, wurden diese erst einmal in der Aufsicht angelegt. Mit der Funktion „Perspektivisch verzerren" von DA's Layout bearbeitet, kann diese dann sauber in den Kasten montiert werden. Um hier wirklich sauber zu arbeiten, wird die Sichtbarkeit aller inaktiven Objekte abgestellt (Bild 2). Der Bildschirmaufbau ist deutlich schneller und anhand der jetzt nur noch sichtbaren Pfade kann die Montage sehr präzise erfolgen.

Manchmal kommt man sich vor wie ein Installateur. Bei der Arbeit an den Illustrationen war es sehr hilfreich, häufig benötigte Einzelobjekte wie Rohrleitungen, den Kollektorkasten, Piktogramme, usw. aufs Clipboard zu legen. Als Job abgespeichert, steht dann im weiteren Verlauf der Arbeit immer das gesamte Archiv zur Verfügung und in der Gesamtzahl der Grafiken bleiben Größenverhältnisse sowie ein konstanter Aufbau erhalten.

Bild 2: Zur exakten Montage der Glasplatte (wie auch anderer Objekte) wird in DA's Layout die Sichtbarkeit der aktiven Objekte ausgeschaltet Sichtbar sind nun nur noch die Vektorpfade, in welche die Glasplatte präzise einmontiert werden kann.

... Bildarbeiten in DA's Layout

Wie kommt nun das Glas auf den Kollektorkasten? Zunächst einmal zeichnen wir mit einigen Vektorpfaden die Umrisse der Glasfläche direkt in den Kasten und zwar so, daß diese exakt die Position der Glasoberfläche im Kasten beschreibt. Als nächstes wird die Dicke der Glasplatte angelegt. Dieses kann durch eine Funktion automatisiert werden, die leider in DA's Layout noch nicht implementiert ist, wohl aber in DA's Vektor, aus demselben Entwicklerhause: dem 3D-Extruder. (Bild 1)

In DA's Layout muß das Glas nun noch eine halbtransparente Fläche bekommen. Die hinter dem Glas liegenden Rohre sollen etwas durchscheinen, um zum einen die dem Kollektor innewohnende Technik deutlich zu machen, zum anderen aber auch, um die Glasplatte als eine solche in der Illustration darzustellen. Hier bietet das optional erhältliche DA's Layoutmodul „Composer" sehr gute und leicht zu bedienende Hilfe.

Die Objektgruppe, als eine solche haben wir das Glas aus DA's Vektor importiert, wird nun exakt auf den Kollektorkasten montiert (der sich in einem Gruppenrahmen befinden sollte), aufgelöst. Nur die Glasoberfläche wird aufs Clipboard geschoben (nicht kopiert!). Dieses Objekt wird uns im weiteren Verlauf als Maske dienen (und als stille Reserve, falls bei den folgenden Operationen mal was schieflaufen sollte....).

Die übrigen Objekte der „Glasplatte" werden gruppiert und mit allen anderen auf der Arbeitsfläche befindlichen Objekten zu einer gemeinsamen Gruppe verbunden. Dieses Verfahren ist notwendig, da ja nun unsere Maske mit einem zweiten Objektrahmen - eben dem des gesamten Kastens - gemischt werden soll. Nachdem beide Objekte, Kasten und Glasplatte selektiert wurden, wird das Compose-modul aufgerufen (Bild 3).

Hier wählen wir „Transparenz" und eine Auflösung von 200dpi. Jegliche Veränderung an den Einstellungen wird sofort in der Vorschau des Moduls dargestellt, so daß man die Einfärbung und Stärke der Transparenz schon vor der eigentlichen Berechnung sehr gut beurteilen kann.

Bild 3: Das Compose-Modul von DA's Layout In ihm lassen sich die Transparenzen erzeugen, die wir für eine realistische Darstellung der Glasplatte auf dem Kollektor benötigen. Der Magenta- und Yellow-Anteil der Glasplatte wird zusätzlich noch etwas reduziert, um dem Glas eine leichte Blaufärbung zu geben.
Bild 4: Das Resultat unserer Arbeit

Transparenzen maskieren

Erst jetzt wird's kniffelig! Das vom Composemodul erzeugte Pixelbild verdeckt nun einen Teil des Kollektorkastens! Wenn wir das Bild transparent stellen, sind die unerwünschten „Abdeckungen" zwar verschwunden, aber überall dort, wo im Bild selbst noch weiße Pixel vorhanden sind, werden auch diese transparent und lassen den Hintergrund durchscheinen. Hier kommt wieder unsere „stille Reserve" zum Einsatz, die Maske, die wir vorhin aufs Clipboard gelegt haben. Die Maske wird also vom Clipboard auf die Seite kopiert. Bei diesem Vorgang muß die Control-Taste gedrückt werden, damit sich das Objekt automatisch wieder genau auf die vormals eingenommene Stelle legt. Die Maske (Flächenfarbe Weiß, Outline transparent) deckt nun exakt das, vom Composer erzeugte, Bild ab. Wird dieses (immer noch transparent gestellte) Bild nun in den Vordergrund geholt - also auf die weiße Maske gelegt - scheint der Hintergrund nicht mehr durchs Bild (Bild 4).

Beim „Optimieren" des Bildes im Bildformular von DA's Layout muß unbedingt darauf geachtet werden, daß die im Composemodul gewählte dpi-Einstellung auch hier eingestellt wird, sonst war die ganze paßgenaue Arbeit für die Katz. Im Composemodul reicht für ein Farbbild eine Einstellung von 200dpi aus, da die gesamten Grafiken in DA's Layout größer (ca. DIN-A4) angelegt wurden - im Hinblick auf die später folgenden Overheadanlagen - als dieses für das Buchlayout (DIN A 5) erforderlich gewesen wäre.

Im nächsten Monat werden wir uns mit der Entwicklung von Diagrammen im Calamus, weiteren Illustrationen sowie der Kompatibilität zwischen Calamus, DA's Layout und dem Rest der Softwarewelt beschäftigen.



Aus: ST-Computer 03 / 1995, Seite 52

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