Kreativ arbeiten - Mit dem Filter-Modul

Heute will ich mich einmal mit einigen Tricks bei der Arbeit mit dem Filter-Modul im Calamus beschäftigen. Nehmen wir einmal an, wir benötigen für eine kleine Illustration einige dreidimensionale Formen, wie zum Beispiel Kugeln. Eigentlich sind derartige Anlagen ja eine Domäne der 3D-fähigen Software-Produkte, besonders wenn noch Lichtreflexionen oder gar Schatteneinfall hinzukommen. Ist man im Besitz einer solchen Software, können diese Arbeiten natürlich dort erledigt werden, wobei die Berechnung mitunter etwas dauern kann. Es geht aber auch direkt im Calamus mit Hilfe des Filter-Moduls und von „Merge“ innerhalb weniger Minuten.

An Modulen benötigen wir für diese Gestaltungsarbeiten außer Filter und Merge vielleicht noch das Masken-Modul. Es ist nicht unbedingt notwendig (darum wird im weiteren Verlauf der Weg auch ohne dieses Modul erläutert), macht die Arbeit aber eleganter und führt noch ein wenig schneller zum Ziel. Die Kugelform habe ich hier nur als einfach nachvollziehbares Beispiel gewählt. Mit den gleichen Arbeitschritten lassen sich natürlich alle möglichen Formen und Objekte herstellen.

Der 3D-Effekt einer Kugel muß durch einen weichen Farbverlauf „um die Kugel herum" beschrieben werden. Um diesen Effekt zu erreichen, machen wir uns eine Eigenschaft des Weichfilters aus dem Filter-Modul zunutze.

Weiche Ränder

Wenn wir im Calamus mit Hilfe des Filters eine schwarze Fläche weichzeichnen, das kann zum Beispiel ein Text sein oder eine Vektorgrafik, dann bleibt die Fläche natürlich schwarz. Weichgezeichnet werden lediglich ihre Ränder. Im Filter lassen sich die Parameter für die Intensität der Weichzeichnung einstellen. Ein eingegebener Wert von z.B. „13“ heißt dann, daß, ausgehend vom Rand der Fläche, 6 Pixel nach außen und 6 Pixel nach innen gerechnet werden. Das 13te Pixel liegt dann also genau auf dem Rand, von dem aus gerechnet wird. Genau an dieser Stelle liegt die „Weichheit" bzw. die Abstufung des Vollfarbtons in der Mitte zwischen Vollton (Flächenfarbe des Kreises) und Hintergrundfarbe (zum Beispiel die weiße Dokumentenseite).

Soweit die Theorie, die wir nun in die Praxis umsetzen. Wir legen 3 konzentrische Kreise (Rasterflächenrahmen) in unterschiedlichen Grauwerten an. Ich nehme für dieses Beispiel einmal Grauwerte, die sich im nachhinein leichter in beliebige Farben wandeln lassen, wie wir noch sehen werden. Der Punkt, an dem eine imaginäre Lichtquelle unsere Kugel treffen soll, bekommt einen kleinen schwarzen Rasterflächenrahmen. Davon ausgehend, werden zwei weitere angelegt, in heller werdenden Abstufungen, die später die dunkleren Bereiche der Kugel sein werden (wir arbeiten gerade negativ ...). In unserem Beispiel waren das 14, 38 und 100 Prozent.

Die drei Kreise werden so, wie in der Abbildung zu sehen, übereinandergelegt und in einem Gruppenrahmen zusammengefaßt. Dieser Gruppenrahmen wird nun mit dem Filter-Modul weichgezeichnet. Der einzugebende Pixel-Wert, der den Bereich des Filters beschreibt, richtet sich nach der Größe und gewünschten Auflösung des Bildes. Aber das ist wirklich leicht durch eigenes Probieren herauszufinden, sieht man im Vorschaufenster des Filter-Moduls doch immer schnell das zu erwartende Endergebnis. Der hellste Punkt des errechneten weichen Verlaufs eines Kreisrandes ist nun der Grauwert des nächsten Kreises und so weiter. Im Ergebnis haben wir eine negative Darstellung unserer Kugel.

Schattenwürfe

Da der Weich-Filter sich natürlich auch auf den äußersten Kreis auswirkt, der nun nach außen „ausläuft“ und keine scharfe Kante mehr hat, muß hier noch maskiert werden. Das kann entweder mit dem Masken-Modul geschehen (mit einer vorher angelegten Kopie des äußersten Kreises) oder durch eine sogenannte „Lochmaske“, die mit dem Vektor-Modul angelegt werden kann. Die Anlage solch einer Lochmaske haben wir in einer früheren DTP-Praxis ja schon ausgiebig durchgearbeitet.

Nun müssen wir der Kugel nur noch eine Farbe geben. Ein entsprechend eingefärbter Rasterflächenrahmen und die Kugel werden dazu in Merge gemischt. Im Formular von Merge wird „Maske“ negativ gestellt, wodurch die dunklen Bereiche der Kugel die Hintergrundfarbe annehmen, in unserem Beispiel also das Weiß der Calamus-Dokumentenseite.

Was sich hier lange liest, ist sehr schnell getan. Die Anlage des kompletten Beispiels hat weniger als 30 Minuten in Anspruch genommen. Auch der Schatten der kopierten zweiten Kugel ist schnell angelegt. Eine hellgrau eingefärbte Ellipse (Rasterfläche) wird in den gewünschten Winkel gedreht und auf die hintere Kugel gelegt -dahin, wo sich der Schatten befinden soll. Die weiteren Arbeitsschritte, um diesen Bildbereich mit der darüberliegenden Form halbtransparent abzudunkeln, erledigt das Merge-Modul in wenigen Sekunden.

Die kleine Verbindung mit der dritten Kugel wurde mit dem neuen Verlaufsmodul angelegt. Es geht aber auch mit LineArt 1.5 oder einem importierten Verlauf aus irgendeinem EBV-Programm, der dann im Calamus nur noch maskiert werden muß.

Bild 1: Der Ausgang für unsere Filterarbeiten: drei Rasterflächenrahmen in unterschiedlichen Grauwerten, übereinandergelegt und gruppiert. Dazu ein gedrehter Rasterflächenrahmen für die Schattenseite der Kugel.
Bild 2: Der Gruppenrahmen wird im Filtermodul weichgezeichnet und anschließend mit einer Maske (Lochmaske) abgedeckt oder maskiert (Maskenmodul).
Bild 3: Die unmaskierte Kugel, nach dem Mischvorgang in Merge.

Jürgen Funcke
Aus: ST-Computer 05 / 1995, Seite 78

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