CAB 2.6: Taxi online

Der Atari-Internetbrowser geht in eine neue Runde, begleitet von einer Reihe von Internet-Clients.

Neben CAB befinden sich Fiffi, ein FTP-Programm, und PPP-Connect, das für die Verbindung zum Internet sorgt, im Lieferumfang. Da es sich nicht um ein integriertes Packet handelt und jedes Programm auch einzeln betrieben werden kann, wird es keine Gesamtwertung geben.

CAB 2.6

Die größten Neuerungen dieser Version liegen im Inneren, denn es wurden viele Fehler beseitigt und der Speicherverbrauch optimiert. Trotz der Optimierung empfiehlt es sich aber, keine anderen Prozesse neben CAB laufen zu haben, da sonst der Ausflug ins Internet spürbar langsamer werden könnte - dies ist allerdings ein generelles Problem und tritt mit allen Browsern auf.

Bei der Hotlist ist deutlich der Einfluß von Netscape zu spüren, denn die CAB-Hotlist weist eine fast identische Bedienung auf. Das Organisieren von HTML-Seiten gestaltet sich so wesentlich flexibler als vorher. Zusätzlich lassen sich noch Netscape- und Internet-Explorer-Lesezeichen importieren, wer also eine schöne Verweissammlung im Internet entdeckt hat oder häufig zwischen Netscape und CAB wechselt, wird sich darüber freuen.

Die Anzahl der von CAB erkannten HTML-Befehle hat sich nur unwesentlich erhöht. Neben dem exotischen <LINK>-Befehl, dass den nächsten HTML-Standard wohl nicht überleben wird, wird auch die Netscape-Syntax für Hintergrundsound unterstützt. Die Unterstützung für bereits besuchte Verweise und angeklickte Verweise sucht man nach wie vor vergebens, obwohl diese Bestandteil des HTML-Standards 3.2 sind. Auch bei den Grafiken heißt es nach wie vor "alles oder nichts", denn man kann nicht eine Grafik gezielt nachladen, wenn man die Grafiken abgeschaltet hat.

Neu ist ein Menüpunkt um direkt von CAB aus die Homepage von ASH zu besuchen und eine Email an den Kundensupport zu schicken. Die Möglichkeit, Frames jetzt auch in ihrer Größe zu verändern (soweit vom Autor der Seite zugelassen) erweist sich bei deren und auch vielen anderen Seiten als besonders wichtig, denn die Unsitte, die eigenen Frames nicht zu entfernen, nimmt leider immer mehr zu. Gerade auf einem kleinen Monitor sieht man mitunter gar nichts mehr. Da dieses Frame-Problem selten auf eine Bösartigkeit des Autors zurückzuführen ist, sollte man ihn durchaus per Email darauf aufmerksam machen.

Modular

Mittels des Download-Moduls kann man seit v2.5 Dateien herunterladen. Dies geht ähnlich einfach wie bei den großen Vorbildern, benötigt jedoch Multitasking, da die Module im Prinzip normale Programme sind, denen eine einfache ASCII-Datei beiliegt, die den Namen des Moduls und des Programmierers sowie ein, zwei Parameter enthält. Es handelt sich also um keine richtige Plugin-Schnittstelle, denn dafür wurde CAB schließlich OLGA-ID4-kompatibel gemacht.

Darstellungsqualität

Bei der Darstellung der Seiten zeigt sich CAB sehr zuverlässig. Leider gehört es jedoch zu den Opfern des Streits zwischen Microsoft und Netscape: Man sieht in dem Fall - sofern der Anbieter generell sein Angebot nur für einen Browser verfügbar macht -, in die sprichwörtliche Röhre. Anzeigefehler gab es insbesondere bei nicht gefundenen Bildern (siehe Bild 2).

Internet-Anbindung

Die Internet-Anbindung kann über STING, MiNTNet und das mitgelieferte PPP-Connect erfolgen. Die Statusmeldungen während der Verbindung werden in der Infozeile des CAB-Fensters angezeigt, wobei man diese durchaus vollständig übersetzen sollte - denn es erscheinen zwischendurch englische Meldungen, was bei einem deutschen Programm nicht unbedingt sein müßte.

Fazit zu CAB 2.6

Evolution statt Revolution - anders war es aber auch nicht zu erwarten. Leider kann man einen Großteil des Programms nur unter Multitaskingbetriebssystemen nutzen. Der Hersteller empfiehlt hier natürlich sein eigenes, aber N.AES ist genauso gut geeignet. Der Abstand ist allerdings geringer geworden und die Konkurrenz sitzt CAB erheblich näher im Nacken als noch zur Zeit der Version 2.0. Es lohnt sich also durchaus, die drei Produkte miteinander zu vergleichen.

Fiffi

Der beste Freund des Taxis ist der Hund mag man sich in Heidelberg vielleicht gedacht haben. Fiffi ist ein FTP-Client und ermöglich es, Dateien von FTP-Servern zu holen. Dabei ist es jedoch auf PPP-Connect angewiesen und läuft z.B. nicht mit STiNG. Neben der Möglichkeit, sich aktuelle Software zu besorgen kann mit Fiffi auch die eigene Homepage hochgeladen werden.

Bedienung

Mit Fiffi sollte auch der Einsteiger zurechtkommen, denn das Programm ist einfach zu bedienen. Es reicht, um die eigene Homepage hochzuladen und sich Dateien aus dem Internet zu besorgen. Hierbei ist besonders die Hotlist praktisch, in der schon einige Server eingetragen sind - leider muß man einige bekannte FTP-Server erst noch hinzufügen, dafür sind die, aus Atari-Sicht uninteressanten, Server von Netscape und Microsoft voreingestellt. Für jeden Server lässt sich ein Paßwort eingeben, ansonsten wird versucht, "anonym" auf den FTP-Server zu gelangen.

Online-Sitzung

Der Umgang mit den fremden FTP-Servern unterscheidet sich nicht von anderen Programmen, jedoch könnte der Wechsel zwischen den Verzeichnissen einfacher gelöst sein. Auch ist es störend, das man selbst kleine UPL- oder DIZ-Dateien (beschreiben die eigentliche große Programmdatei) nicht schnell ansehen kann, ohne das sie vorher umständlich abgespeichert werden müssen. Ein Upload ist nur über die Dateiauswahl möglich, es wäre jedoch praktisch, einen lokalen Verzeichnisbaum einblenden zu können - ähnlich wie bei den Packern. Einmal wurde ein Datei-Download abgebrochen - leider ohne Kommentar. Fazit Stubenreiner FTP-Client ohne große Besonderheiten, aber für Einsteiger gut geeignet. Im Vergleich mit der STiNG-Konkurrenz hält sich Fiffi ganz wacker.

PPP-Connect

Das im letzten CAB-Testbericht ist mit PPP-Connect Realität geworden. Das Programm liegt sowohl CAB als auch dem seperat erhältlichen Emailer bei und soll die einfache Verbindung mit dem Internet ermöglichen. Einige Einstellungsprofile sind bereits für die Anbieter T-Online, Metronet, Compuserve und EUnet. AOL ist technisch nicht möglich, da man sich bei diesem Anbieter über eine spezielle Software einwählen muß. In meinem Fall mußte ich ein neues Profil anlegen, da mein Provider nicht dabei war.

Benutzeroberfläche

PPP-Connect erscheint im freundlichen Outfit mit Farbicons, wobei die enorme Größe der Resource-Datei vor allem durch die große Grafik im Info-Dialog zustande kommt. Da das Konfigurationsprogramm aber nur selten gestartet werden muß lässt sich dies verschmerzen. Das Betriebssystem muß jedoch fähig sein, Farbicons darzustellen, ansonsten bekommt man nichts zu sehen.

Konfiguration

PPP-Connect lässt sich im Profi- oder nicht-Profi-Modus konfigurieren. Im Profi-Modus sind einige versteckte Einstellungen zugänglich. Seltsamerweise sind die Profi-Dialoge alle in Englisch, was zwar den Vertreiber von PPP-Connect in Großbrittanien freuen wird, aber hier in Deutschland eher seltsam aussieht. Als Sprachbarriere, um forsche Neueinsteiger abzuhalten, gibt es geeignetere Sprachen.

Gerade bei der Konfiguration wurde eine BubbleGEM-Unterstützung schmerzlich vermißt. Leider wird auch der ST-Guide nicht unterstützt.

Die Daten meines Providers wurden von meinem PC, auf denen sie schon getestet wurden, in die PPP-Connect-Dialoge eingetragen.

Connected

Das Konfigurationsprogramm Iconf speichert die Daten für den eigentlichen Dialer ab. Vor dem Einwählen sollte man jedoch MagiC in den präemptiven Multitasking-Modus schalten. Die ersten acht Anwahlversuche endeten mit einem Absturz von PPP-Connect, wobei das Programm MagiC mit in das Verderben riß und sogar der Software-Reset Ctl+Alt+Del seinen Dienst versagte. So blieb leider nur ein Ausschalten des Rechners übrig, wobei das dem verbundenen Server sicher nicht gefallen hatte. Auch ein Verändern einiger Voreinstellungen führte zu keinem Ergebnis, so blieb nur ein Anruf bei freundlichen Computerhändler. Offenbar hatten schon mehrere ähnliche Probleme mit PPP-Connect gehabt, denn das Problem war bekannt - glücklicherweise auch eine Lösung von einem Kunden.

Login-Script

Die Lösung bestand darin, fast alles im Login-Script einzustellen, was natürlich bedeutet, den Komfort, der PPP-Connect gerade für Einsteiger attraktiv machen soll, zu ignorieren. Selbst das Paßwort und der Benutzername wurde im Script eingetragen. PPP-Connect fragt dann zwar nach jedem Login nach dem Benutzernamen und Paßwort, aber wenigstens funktionierte es danach. Das Login-Script lässt sich teilweise mit der Maus zusammenklicken, trotzdem ist es kaum komfortabler als bspw. ein STiK-Script. Nachdem diese Prozedur geschafft war, konnte mit CAB endlich durch das WWW "gesurft" werden.

Fazit

PPP-Connect ist keine so narrensichere Sache, wie es oft dargestellt wird. Auch hier sollte man Probleme erwarten, besonders, wenn der eigene Provider nicht in den Voreinstellungen zu finden ist. Leider schmilzt der Komfort im Problemfall eventuell sehr zusammen. Zudem sollte nicht unerwähnt bleiben, das PPP-Connect nicht mehr die einzige Möglichkeit ist, mit CAB und einer PPP-Verbindung das Internet zu erkunden: STiNG unterstützt ebenfalls PPP und bietet eine breite Auswahl an Clients.

Gesamt-Fazit:

Es ist insgesamt ein schönes Internet-Packet, wenn auch hier und da noch Schwächen sind. Daß die Wertung nicht höher ist, liegt hauptsächlich an der erstarkten Konkurrenz - so hat Oxo wohl endlich aus Fehlern gelernt und das neue Draconis Internet-Packet wird fast wöchentlich verbessert.

Wertungen:

CAB 2.6

Positiv:

* verbesserte Hotlist 
* niedrigerer Resourcenverbrauch 

Negativ:

* Grafiken können nicht gezielt nachgeladen werden 
* nur unter Multitasking vollständig nutzbar 

Wertung: 8.75 von 10 Punkten

Fiffi

Positiv:

* einfache Bedienung 
* Hotlist 

Negativ:

* Dateien können nicht direkt angezeigt werden 
* Umständlicher Datei-Upload 

Wertung: 8 von 10

PPP-Connect

Positiv:

* Einstellungen für die größten Provider 
* schöne Benutzeroberfläche 

Negativ:

* keine BubbleGEM- oder ST-Guide-Unterstützung 
* bei einigen Providern muß ein umständlicher Weg gegangen werden 
* läuft nur unter Multitasking 

Wertung: 7 von 10


Mia Jaap
Aus: ST-Computer 03 / 1998, Seite 13

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