Overlay als Videotitelgenerator

center

Jeder Videofilmer - egal ob nur als Hobby oder mit Ambitionen -, wird früher oder später seine Videos betiteln wollen.

Für den Atari gibt und gab es einige Videobetitelungsprogramme, von denen die meisten inzwischen als Public Domain freigegeben worden sind (auf der Whiteline Omega befnden sich z. B. zwei). Die Alternative sind eigene Betitelungscomputer, bei denen sich die Leistungsfähigen im Bereich ab 700 DM tummeln. Unter "Leistungsfähig" versteht man in diesem Fall verschiedene Schriften - meist bis zu acht -, Textattribute und kleinere Effekte. Mit Overlay gibt es nun ein Programm, dass dies alles bietet und obendrein nur 99 DM kostet. In diesem Kurs wird es über die Eignung von Overlay als Videobetitler gehen, aber auch um das Gestalten von Vor- und Abspann. In diesem Teil möchte ich aber erst einmal die Unterschiede zwischen Overlay und einem Titelgenerator klären.

Systemvoraussetzungen

Sicher läuft Overlay auch auf kleinen Systemen, aber für die Videbetitelung sollte Ihr Atari über Vektorfonts, 16 Farben und eine Auflösung von 768*576 verfügen. Letztere Auflösung hat einen Grund: Es ist die maximale PAL-Auflösung und garantiert so, das es keine störenden schwarzen Ränder gibt. Als Ideal-Maschine ist derzeit ein Falcon zu bezeichen, da er die obigen Eigenschaften erfüllt und durch seine kompakte Bauweise auch leicht zu transportieren ist. Bloß der Geschwindigkeit sollte man mit einer Turbokarte etwas auf die Sprünge helfen oder weniger komplexe Objekte benutzen.

Multitasking ist für Overlay ebenso nutzlos wie ein Emulator. Beim Arbeiten mit dem Programm fallen - bedingt durch die Arbeitsweise von Overlay -, große Datenemengen an und wenn sich Overlay dann noch den Speicher mit anderen Programmen teilen muss wird es eng. Overlay ist grundsätzlich auch auf Emulatoren lauffähig, doch steht hier der Aufwand in keinem Verhältnis zum Nutzen, da man zum einen den PC erst einmal zum Videorekorder transportieren müsste und zum anderen noch die Anschaffung einer TV- bzw. VGA-Karte mit TV-Ausgang ins Haus steht.

Objekte

Overlay arbeitet Objektorientiert, d.h. jeder eingefügte Text und jede Grafik ist ein eigenständiges Objekt und kann frei auf der Seite angeordnet werden. Dies ist sowohl Vor- als auch Nachteil, denn während man bei herkömmlichen Titelgeneratoren Texte sehr leicht untereinander anordnen kann, ist dies mit Overlay nur schwer möglich. Ein Gitter oder ähnliche Erleichterungen gibt es nicht. Dafür kann aber auch Grafik plaziert werden, was mit einem herkömmlichen Titelgenerator nicht möglich ist.

Da jedes Objekt unabhängig vom anderen ist, können diese auch unabhängig voneinander angesprochen, verändert und gelöscht werden.

Text

Die Texteingabe wird nicht direkt auf der Seite erledigt, sondern in einem speziellen Dialog. Danach kann der Text auf der Seite plaziert werden. Ist der Text erst einmal auf der Seite, behandelt ihn Overlay jedoch als Grafik, womit eine nachträgliche Änderung nicht möglich ist - es sei denn, der ursprüngliche Text liegt noch im Texteditor. Die Bedienung ist in diesem Bereich etwas gewöhnungsbedürftig und so ist mit Overlay das schnelle Gestalten eines Abspanns nicht möglich, dafür können vielfältige Effekte angewandt werden.

Genlock

Mit diesem Gerät kann das Computer- mit dem Video-Signal gemischt werden. Eine Farbe wird dabei im Computer als transparent definiert (in den meisten Fällen schwarz), an dessen Stelle später das Videosignal erscheint. Einfache Anwendungen sind Untertitel oder ein Vorspann. Mit etwas aufwendigeren Genlocks ist auch der beliebte Blue-Screen Effekt möglich, der auch in Nachrichtensendungen oder vielen Filmen verwendet wird. Für jeden, der seine Vor- und Abspänne nicht vor einem schwarzen Hintergrund ablaufen lassen möchte, ist ein Genlock deshalb Pflicht.

Leider wurde hier Overlay jedoch ziemlich im Regen stehengelassen. Es bietet zwar Unterstützung für Genlocks und ist auch für die Betitelung sehr geeignet, aber wartet es auf die Hardware meist vergebens. Genlocks für Ataris sind derzeit nur gebraucht erhältlich und bis auf das FalconGEN von der Leistung her eher unbefriedigend. Es wäre schön, wenn jemandem die Anpassung eines Amiga-Genlocks gelingen würde, denn professionelles Video-Gestalten scheitert beim Atari an der externen Hardware. Eine Schande, wenn man bedenkt, das selbst der C64 mit leistungsfähigeren Genlocks gesegnet ist!

Die externen Titelgeneratoren besitzen übrigens alle ein eigebautes Genlock.

Effekte

Mit Effekten ist Overlay reichhaltig ausgestattet und kann somit zwischen zwei Seiten ziemlich aufwendig umblenden. Ob Jalousie, Serpentine, Radar oder eher "Klassiker" wie Fade - die Auswahl ist groß und mit der eines professionellen Effektgenerators zu vergleichen. Leider gibt es keinen "Star-Wars-Effekt" (Bewegung der Grafik auf einen Fluchtpunkt). Außerdem sind die meisten auf einem ST kaum zu gebrauchen, wenn man eine sanfte und keine ruckhafte Überblendung haben möchte.

Farbtiefe

Overlay bietet keine Möglichkeiten, Overlay-Dateien, die in anderen Farbtiefen erstellt wurden, zu konvertieren. Also sollte man schon sehr genau wissen, wieviel Farben man benötigt.

Beurteilung

Overlay ist sehr gut als Titelgenerator geeignet, da es aber kein vernünftiges Genlock gibt, ist das Einsatzgebiet beschränkt. Es kann also momentan keinen Titelgenerator vollständig ersetzen. Die Software bietet übrigens noch viel mehr und kann nicht nur auf dieses Einsatzgebiet reduziert werden: So ist das Einbinden von Videos im FLI-Format für den Einsatz als Titelgenerator zwar ziemlich unsinnig, aber für eine kleine Multimedia-Show durchaus vorstellbar.

Im nächsten Teil geht es um das Gestalten eines Abspanns. Bis dahin besorgen Sie sich bitte ein SCART-Kabel und einen Falcon, falls noch nicht geschehen.

center


Mia Jaap
Aus: ST-Computer 06 / 1998, Seite 60

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite