MagiCMac in Höchstgeschwindigkeit auf dem Power Mac G4

Für die einen ist er ein optischer Leckerbissen, für die anderen einfach eine missratene Kühltasche: der Apple Power Mac G4. Die Gemüter erregt der „Mercedes Benz unter den Computern" aber allemal: Selbst das amerikanische Militär hatte Bedenken, den Export der Maschine zuzulassen, da er die Gigaflop-Schallmauer durchbricht und damit nach nach uralten NATO-Bestimmungen nicht ausgeführt werden darf. Ein Blick auf die Gehäuserückseite verrät dann auch, wie ein funkelnagelneuer G4 seinen Weg auf den Schreibtisch des entzückten st-computer-Redakteurs gefunden hat - ein Aufkleber verrät: „Assembled in Ireland“.

Apple in der st-computer?

Keine Sorge: Es besteht kein Grund für ein Schaudern oder leidige Erinnerungen an graue Zeiten, als mit dem Gedanken gespielt wurde, aus der st-computer eine Apple-Zeitschrift zu machen. Trotzdem hat sich das Atari-Computing weiterentwickelt und eine Richtung eingeschlagen, die vielleicht ein Novum in der Computerwelt ist: Neben den originalen Atari-Rechnern haben sich einige Clones durchgesetzt - und der Hoffnungsträger für eine Rückkehr zu alten Stärken ist zweifellos der Milan II. Atari-Computing findet aber längst auch auf anderen Plattformen statt: Nach dem Rückzug Ataris aus der Computerwelt Mitte der 90er Jahre sorgte besonders ASH dafür, dass das zum TOS kompatible Multitasking-Betriebssystem MagiC für viele überzeugte Atari-Anwender zum Inbegriff der Nutzung aktueller und leistungsstarker Hardware wurde - ohne die Eleganz, Benutzerfreundlichkeit und Geschwindigkeit bestehender Atari-Software einzubüßen. Besonders auf dem Apple Macintosh hat sich MagiC mittlerweile so homogen in das System integriert, dass es fast nicht mehr als Emulation, sondern eher als alternatives Betriebssystem wahrnehmbar ist - und dies nicht ohne Grund: In den 90er Jahren lieferte auch Apple seine Rechner mit der 68k-CPU aus, die auch in allen Ataris der ST-, STE-, TT- bzw. Falcon-Serie seinen Dienst tut. Auf Power Macs wird sie bereits vom MacOS nachgebildet. Der Kern von MagiCMac besteht aus der Umprogrammierung der PMMU (Paged Memory Management Unit), einem Coprozessor für die Speicherverwaltung, werden somit „nur" die Systemvariablen und Mac-spezifische Grafiktreiber emuliert. Das Ergebnis ist eine hohe Geschwindigkeit bei einer höchstmöglichen Stabilität.

Nachdem Apple in den vergangenen Jahren seine Fans durch eine unübersichtliche und überteuerte Produktpalette zu vergraulen drohte, sorgte der schon legendäre Firmengründer Steven Jobs bei seiner Rückkehr für die Rettung: Er straffte das Angebot, ließ seinen Rechnern ein unverkennbares Äußeres um die Elektronik schneidern und sanierte das Unternehmen mit dem iMac, einem Computer, der mit einem für Apples Verhältnisse geringen Preis und seiner formschönen Erscheinung den Home- und Einsteigermarkt anspricht - und damit auch den Markt, den Firmen wie Atari und Amiga vor Jahren verwaist zurückgelassen haben. Kurze Zeit später wurden auch die Produkte für den High-End-Markt, also die klassische Domäne des Unternehmens aus Palo Alto, überarbeitet: Erstes Ergebnis war der G3-Mac, der nach einer recht kurzer Lebensspanne durch seinen Nachfolger, den Power Macintosh G4 abgelöst wurde. Im Gegensatz zum iMac und dem G3 tauschte dieser das quietschbunte Äußere gegen einen gediegenen, blau-grauen Farbton.

MagiC auf dem G4

Obwohl der iMac eigentlich der Computer ist, der das klassische Clientel der Atari-Anwender anspricht, reizt natürlich auch der Einsatz von MagiC auf einem Power Mac G4, da dieser die derzeitige Leistungsspitze nicht nur auf dem Mac-Markt darstellt. Besonders DTP-Anwender schielen auf den G4, verspricht dieser doch, unter MagiC den bisher meisten Dampf unter den Layout-Boliden Calamus und Bildbearbeitungen wie Photoline und Smurf zu machen. Hinzu kommt, dass auf diese Weise eine optimale Kombination mit Standardsoftware wie Adobe Photoshop, der in der aktuellen Version für den G4 optimiert wurde, erst möglich wird. Aber nicht nur DTP-Profis profitieren von der Leistung und den Ausbaumöglichkeiten des „grossen" Mac: Im Gegensatz zum iMac bietet er einen Anschluss für handelsübliche VGA-Monitore und sogar moderne digitale TFT-Schirme (es muss ja nicht gleich das Cinema Display von Apple sein).

Dadurch kann ein eventuell vorhandener Monitor weiterverwendet werden - wer will sich schon auf das 15 Zoll große „Schlüsselloch" des iMac einlassen? Aber auch die Erweiterbarkeit über seine PCI-Steckplätze ist ein Vorteil für Atari-Anwender: Wird dem Rechner noch eine SCSI-Karte gegönnt (erhältlich ab DM 149.-), kann z.B. auf vorhandene SCSI-Wechselplatten- und CD-ROM-Laufwerke zurückgegriffen werden.

Der Rechner

Hier und dort hört man von Lieferproblemen seitens Apple bei seinen G4-Rennern, die besonders auf die 500-Mhz-Variante zutreffen sollen. Unser 400-Mhz-G4-Mac wurde innerhalb von 2 Wochen von der Firma Cancom geliefert. In dem beeindruckenden quadratischen Pappkarton (übrigens hervorragend als stabiler Sofatisch zu missbrauchen) befindet sich neben dem eigentlichen Rechner ein Extra-Karton mit Tastatur, Maus und Systemsoftware. Nach dem ersten Bestaunen der Optik und Freiräumen des Schreibtischs (so etwas gelungenes verbannt man schließlich nicht unter den Schreibtisch - wie soll man da den Neid der Kollegen erwecken?) kann der Rechner sogleich an den Monitor angeschlossen und gestartet werden. Bei dieser Gelegenheit drängt sich sofort die Frage auf, warum nicht mehr Computerkonstrukteure auf die geniale Idee gekommen sind, den Ein-/Ausschalter kurz oberhalb der eigentlichen Tastatur unterzubringen. Beim ersten Systemstart fragt der Mac dann gleich die persönlichen Benutzerdaten ab und sendet diese per eMail an Apple Deutschland ab -genauso sollte auch der Milan den Kontakt zum Support herstellen. Hat man diese Prozedur erfolgreich gemeistert, startet der Mac durch und lädt die eigene Oberfläche. Deutlich wird schon beim ersten Start: Nach wie vor ist der Mac kein Boot-Weltmeister. Im Gegensatz zu älteren Power-Mac-Modellen reicht es nun zwar nicht mehr zum Kochen eines Kaffees, jedoch immer noch vorzüglich zum Befüllen des Kaffeefilters. Auf der Mac-Oberfläche angekommen, gilt es nun erst einmal, sich etwas zurechtzufinden. Wer vorher MagiC und jinnee z.B. auf einem Atari TT verwandt hat, wird schon sehr bald feststellen, dass Apple trotz hunderten von Entwicklungsmitarbeitern und einigen Jahren Vorsprung bzw. regelmäßigen Updates bisher nicht geschafft hat, den Finder ähnlich komfortabel zu gestalten wie jinnee oder THING!. Was liegt also näher,so schnell wie möglich zum besten Teil des Tages zu kommen, zur...

…Installation von MagiC.

Der G4-Mac stellt Atari-Anwender vor ein offensichtliches Problem: Er bietet kein Diskettenlaufwerk. Wer also bereits MagiCMac auf einem älteren PowerMac eingesetzt hat, muss sich seine Version entweder auf CD brennen oder ASH unter Angabe der Registriernummer bitten, ihm das Programm auf CD oder per eMail nachzusenden. Sowieso ist es wichtig, dass Sie die absolut aktuellste Version der Mac-Variante von MagiC auf Ihrem G4 benutzen, da Versionen vor 6.1.4 nicht auf den aktuellen AGP-Modellen (der 350-Mhz-Power-Mac mit PCI-Grafikkarte wurde aus dem Programm genommen) laufen. Außerdem haben ältere Versionen Probleme mit dem aktuellen MacOS 9. Gleiches gilt auch für den iMac (DV) mit 350 bzw. 400 MHz und das iBook.

# Infobox 1: Alle G4-Modelle in der Übersicht
Produkt Power Mac G4 Power Mac G4 Power Mac G4
Hersteller Apple Apple Apple
Preis DM 3850.- DM 6000.- DM 8400.-
Prozessor PowerPC 7400 (G4) PowerPC 7400 (G4) PowerPC 7400 (G4)
Taktrate CPU 400 MHz 450 MHz 500 MHz
Takt Systembus 100 MHz 100 MHz 100 MHz
Arbeitsspeicher 64 MB 128 MB 256 MB
Max. Arbeitssp. 2048 MB 2048 MB 2048 MB
Arbeitssp.-Typ PC-100-SD-RAM PC-100-SD-RAM PC-100-SD-RAM
Steckplätze 3xPCI, 1xACP 2X 3xPCI, IxAGP 2X 3xPCI, IxAGP 2X
Grafikkarte ATI Rage 128 ATI Rage 128 ATI Rage 128
Max. Auflösung 1920x1440 1920x1440 1920x1440
Videospeicher 16 MB 16 MB 16 MB
Festplatte 10 GB 20 GB 27 GB
CD-ROM DVD-ROM DVD-ROM DVD-RAM
Zip-Laufwerk optional eingebaut eingebaut
Firewire 400 MBit/s 400 MBit/s 400 MBit/s
USB-Schnittst. 2 2 2
Modem 56k 56k optional

MagiCMac wird zur Zeit für DM 298.- verkauft. Wer es auf CD haben möchte, muss DM 20.- drauflegen - wie erwähnt liefert ASH nach Angabe der Registriernummer jedoch auch gern per eMail nach. Sind Sie Neukunde, so bitten Sie am besten gleich bei der Bestellung darum, dass Ihnen auch die aktuelle Version von NVDI 5 mit auf die CD gebrannt wird, da diese den Funktionsumfang von MagiCMac nochmals erhöht - doch dazu später mehr.

MagiC wird mit einem beiliegenden automatischen Installer in ein Verzeichnis eigener Wahl installiert. Die Installation ist nach nicht mal einer Minute vollzogen.

Konfiguration

Nun ist der „Power Atari" bereit für den Start: Nach einem Doppelklick auf das MagiC-Icon öffnen sich nacheinander drei Dialogboxen, in denen notwendige Einstellungen vorgenommen werden müssen: Besonders wichtig ist hier ohne Zweifel die Speicherzuteilung, in der festgelegt werden muss, wieviel Speicher MagiCMac für seinen Betrieb beanspruchen darf. Die empfehlenswerten Einstellungen hängen hier natürlich davon ab, für welche Aufgaben Sie das System nutzen möchten. Wenn Sie wie wir MagiC als Betriebssystem für den täglichen Gebrauch ersetzen wollen und das MacOS praktisch nur als „Unterbau" benötigen, sollten Sie hier nicht geizen: Bei unserem Rechner gönnten wir MagiC z.B. 256 MB, während wie dem MacOS 64 MB zustanden. Wer auch Calamus unter MagiCMac verwenden möchte, sollte schon bei der Speicherkonfiguration eine wichtige Einstellung vornehmen: Der untere I/O-Bereich muss für Programme nutzbar sein, ansonsten startet Calamus mit der Meldung „zuwenig Speicher" (was bei 320 MB doch im ersten Moment für einiges Kopfschütteln sorgt).

In der zweiten Einstellungsbox werden die eigentlichen Systemeinstellungen festgelegt. Dazu gehört z.B. die Farbtiefe. Standardmäßig kann MagiCMac alle Mac-Auflösungen mit bis zu 256 Farben übernehmen. Wenn es mehr sein soll (die True-Colour-Auflösungen der schnellen ATI-AGP-Grafikkarte bieten sich geradezu an), muss NVDI installiert sein. Dieses ist ebenfalls bei ASH zum Preis von DM 99-erhältlich. Ein weiteres Augenmerk sollte auf den Punkt Zeit an laufende Mac-Applikationen abgeben gelegt werden. Planen Sie, unter MagiC auf einen unter MacOS angemeldeten Standard-Drucker auszugeben, sollten Sie diesen Punkt aktivieren. Wenn Sie auch noch das letzte bisschen ungestörte Leistung aus MagiC herausholen wollen, sollten Sie diesen Punkt deaktivieren. Möchten Sie außerdem, dass Festplattenzugriffe unter MagiC asynchron erfolgen, müssen Sie auch diesen Punkt aktivieren - das System bleibt dann auch bei Kopieraktionen voll bedienbar.

Letzter Punkt, der beim ersten Start eingestellt werden muss, ist die Laufwerkszuordnung: Am besten Sie überlegen sich schon jetzt, wieviele Partitionen Sie unter MagiC nutzbar machen wollen und legen dafür im MagiCMac-Verzeichnis eigene Verzeichnisse an. Mit Hilfe einer Dateiauswahlbox sind diese dann als Partitionen auswählbar. Unter MacOS erscheinen sie weiterhin als ganz normale Verzeichnisse, sogar die auf den virtuellen Partitionen angelegten Ordner sind erkennbar, was für Kopieraktionen optimal ist. Ebenso erfreulich ist, dass auch Zusatzgeräte wie z.B. Wechselplatten direkt ausgewählt werden können. Somit lassen sich alle dem MacOS bekannten Laufwerke auch vollständig für den Atari nutzen, was natürlich auch auf das interne DVD-Laufwerk und externe Fest- und Wechselplatten zutrifft. Sogar Netzwerkzugriffe werden auf diese Weise sehr einfach möglich.

Jetzt geht's los

Wer die Konfiguration unbeschadet überstanden hat, kann nun endlich loslegen. MagiC startet wie gewohnt schnell und zeigt damit, dass auch moderne und komfortable Betriebssysteme innerhalb weniger Sekunfen hochfahren können. Von nun an beginnt der MagiC-Rausch: Wer vorher z.B. mit einem Atari Falcon in 16 oder 256 Farben gearbeitet hat, wird den Unterschied sofort merken: Fenster offenbaren nicht mehr recht behäbig ihren Inhalt, sondern fliegen förmlich auf den Desktop. Ist die entsprechende Option eingeschaltet, lassen sich Fenster in Echtzeit und auch bei schnellen Mausbewegungen absolut ruckelfrei verschieben.

Als erstes Programm sollten Sie NVDI (möglichst in der aktuellen Version) installieren, um alle Auflösungen des Mac zu nutzen. Sind Sie bereits Besitzer von NVDI, so stehen Sie nun wiederum vor dem unweigerlichen Problem, wie Sie die Disketten in den G4 bekommen sollen. Auch hier gilt: Entweder CD brennen, ASH um Hilfe bitten oder ein Diskettenlaufwerk kaufen. USB-Diskettenlaufwerke gibt es bereits zum Preis von ca. DM 150.- aufwärts. Wenn Sie viel Software haben, die auf Diskette vorliegt und kein Wechselplatten- oder ZIP-Laufwerk zum Datenaustausch haben, macht diese Investition durchaus Sinn.

Die einzelnen MagiC-Partitionen werden unter MacOS als Ordner verwaltet.
Der äußerst wichtige Bereich der Speichereinteilung: Calamus-Anwender sollten darauf achten, dass der untere I/O-Bereich für Programme nutzbar ist.
MagiCMac unterstützt standardmäßig 256 Farben - mit NVDI sind auch die True-Colour-Auflösungen verfügbar.
Bei der Laufwerkszuordnung sind auch evtl. vorhandene CD-ROM- und SCSI-Laufwerke einzubinden - eben alles, was der Mac erkennt.

NVDI

Es kann nicht oft genug darauf hingewiesen werden, dass mit NVDI die Leistungsfähigkeit von MagiC auf dem Mac um ein Vielfaches gesteigert wird.

Neben den zusätzlichen Farbtiefen ist hier besonders die Druckerunterstützung zu erwähnen. Wenn Ihr Drucker z.B. über eine serielle Schnittstelle verfügt, können Sie direkt über das GDOS Ihre Dokumente auf dieses Gerät ausgeben. Alternativ können Sie aber auch über den unter MacOS angemeldeten Drucker ausdrucken, womit also auch USB-Drucker nutzbar werden. In beiden Fällen brauchen Sie passende Treiber - und die liefert eben NVDI 5. Auch skalierbare Zeichensätze werden erst durch NVDI möglich. Unter MagiCMac können dann sogar die Zeichensätze genutzt werden, die im Font-Ordner des Macintosh untergebracht sind - dabei kann es sich also auch um Postscript-Zeichensätze handeln.

Hier einige GEMBench-Ergebnisse unter MagiCMac auf dem Power Mac - wohlgemerkt: MagiCMac lief in einer Blldschirmauflösung von 1280x1024 Bildpunkten bei 16.7 Millionen Farben ... wrooom...
Hier das oft erwähnte Testbild, das Papillon in zwei Sekunden darstellt.

Geschwindigkeit

Wie bereits oben erwähnt, ist die Geschwindigkeit von MagiC auf einem G4-Mac einfach atemberaubend. Dies bezieht sich nicht nur auf die Arbeit auf dem Desktop (jinnee arbeitet übrigens hervorragend), sondern auch auf die Arbeit mit den Programmen. Besonders erfreulich ist dabei die hohe Kompatibilität - ich habe bisher noch kein heutiges Anwenderprogramm gefunden, dass auf dem G4 seinen Dienst versagt hätte (eine Aufstellung der getesteten Programme entnehmen Sie bitte der Infobox 2).

Um diesen Satz noch etwas zu untermauern, haben wir einige Experimente vorgenommen: Papillon braucht für die Darstellung einer 1-MB-IFF-Grafik mit 1280x1024 Bildpunkten weniger als 1 Minute. Ein Abspeichern derselben Grafik im JPEG-Format bei einer Packrate von 60% kostet den Rechner knapp 3 Sekunden. Ein Auspacken und Darstellen der jetzt 190 KB großen JPEG-Grafik ist in weiteren 3 Sekunden erledigt. Auch Smurf braucht für diese Aufgabe nicht länger.

Auch Calamus haben wir ausgiebigen Geschwindigkeitstests auf dem G4 unterzogen. Die Ergebnisse waren ebenso erfreulich: Das dem Calamus beiliegende Dokument Euroskal.cdk war in knapp einer Sekunde geladen und auch dargestellt. Für die verschachtelte Fraktal-Grafik auf Seite 3 des Dokuments Fraktale.cdk wurde nicht einmal diese Sekunde gebraucht.

In Ausgabe 03/2000 lieferten wir ein erstes Preview auf die Version 4 der beliebten Textverarbeitung Tempus Word. Hier verglichen wir das Laden einer Seite aus einer Programmzeitschrift auf einem Falcon 030/32 mit einem Hades 040. Der Falcon brauchte für dieses Beispieldokument 33 Sekunden, der Hades war immerhin schon in 9 Sekunden zu einem Ergebnis gekommen. Auf dem Power Mac G4 ist das Dokument in knapp 2 Sekunden komplett dargestellt.

Weitere Geschwindigkeitstests entnehmen Sie bitte dem GEMBench-Screenshot.

# Infobox 2: Programmtests

Aniplayer 2.09
ArtWorx 2.x
CAB
Calamus SL 99
Chatter
CoMa
CyPress
DaCapo
EMailer
Freedom
GEMBench
I-Connect
Idealist
Lharc Luna 1.52a
NVDI 5.x
OCR Papillon 3.0
Papyrus 5
Papyrus 7
qed
Smurf
ST-Guide
STZip
Tele-Info Tempus Word 4.0
TwiLight
TwoInOne
Universum
Zeig's mir!

Internet

Die Nutzung des Internets ist heute für ein modernes Betriebssystem ein wichtiges Bewertungskriterium. Wir installierten für unseren Test PPP-Connect unter MagiCMac. Die Konfiguration ging völlig problemlos vonstatten. Unter Modem 1 wird das interne 56k-Modem des Macs angesprochen. Die Übertragungsraten waren erfreulich hoch: CAB erreichte im Durchschnitt Geschwindigkeiten von 8000 Bytes pro Sekunden. Besonders, wenn auf den favorisierten Seiten bereits einige Seiten im Cache zwischengespeichert sind, erweist sich CAB um einiges flinker als die vorinstallierten Mac-Browser Netscape und Explorer. Außerdem ist CAB zu ungeahnten Geschwindigkeits-Höhenflügen fähig: In einer True-Colour-Auflösung wird unsere oben erwähnte JPEG-Grafik in knapp 4 Sekunden dargestellt.

Weniger schön ist, dass das interne Modem beim Verbindungsaufbau arge Probleme hat und mindestens zwei Anläufe braucht, um die Verbindung überhaupt aufzubauen. Steht diese jedoch erst einmal, ist die Verbindung schnell und stabil. Warum allerdings die bei analogen Modems recht nervigen Krächz- und Pfeifgeräusche auf den internen und angeschlossene externe Lautsprecher des Mac übertragen werden, wissen wohl nur die Apple-Techniker.

Meckern

Es kann jedoch auch herzhaft über den Nobel-Rechner gemeckert werden: Weniger gut gefällt mir die doch sehr enge und extrem flache Tastatur, die standardmäßig mitgeliefert wird. Cursortasten und Zehnerblock sind sehr nah an den anderen Tasten untergebracht. Ausserdem wurde mir bestätigt, dass Besitzer längerer Fingernägel beim Betätigen der oberen Zahlentasten leicht einmal eine Funktionstaste miterwischen. Allgemein ist mir die Tastatur auch etwas zu schwammig - sie entspricht höchstens dem Tippgefühl durchschnittlicher PC-Tastaturen, was bei einem so teuren Rechner einfach nicht ausreichend ist. Keine Probleme hatte ich dagegen mit der oft gescholtenen runden Maus. Ich neige eher dazu, die Maus nicht mit der ganzen Hand, sondern nur mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger zu berühren, wofür eine runde Maus optimal ist.

Ein schwaches Bild ist jedoch die fehlende Softwareausstattung auf MacOS-Seite des G4-Mac. Werden iMac-Käufer mit leistungsfähiger Software geradezu „zugeschmissen", findet sich neben der Systemsoftware, Internetprogrammen, einem Audio-CD- und einem DVD-Player rein gar nichts auf den mitgelieferten CD-ROMs und der Festplatte. Nicht einmal das hauseigene Apple Works liegt bei. Hätten wir den G4 nicht explizit für die Benutzung von MagiC gekauft, so wären weitere Investitionen im Wert von mehreren hundert oder gar tausend Mark fällig gewesen. Bedenkt man, wie gut ein Milan II oder auch ein Low-Cost-PC bereits mit Software ausgestattet sind, grenzt die Ausstattung des Power Mac in dieser Hinsicht fast an einen Skandal. Ich habe mich tatsächlich dabei ertappt, die Originalverpackung mehrmals in der Hoffnung zu durchsuchen, eine CD übersehen zu haben.

Probleme

Probleme beim laufenden Betrieb mit MagiCMac gab es eigentlich nicht. Allerdings ging uns der erste Programmstart ziemlich in die Hose: In einem Anfall von Übermut hatten wir unseren G4-Mac mit der High-End-Grafikkarte MacPicasso 960 geordert. Diese Investition erwies sich jedoch in doppelter Hinsicht als Flop: Erstens ist die eingebaute AGP-Karte des Mac um einiges schneller als die PCI-Voodoo-Karte, zweitens arbeitet MagiCMac einfach nicht mit der MacPicasso zusammen: Der Mauszeiger folgte nicht den Mausbewegungen - ein Fehler, den sich auch ASH nicht erklären kann. Sparen Sie also Ihr Geld und freuen Sie sich an der internen ATI-Karte.

Vorbildlich

Vorbildlich ist neben der Optik auch das funktionelle Design des Power Mac G4: Ein Handgriff genügt, um den Rechner zu öffnen. Ein Riegel öffnet eine Gehäuseseite, die das Innere freigibt. Alle Erweiterungs- und Speichersteckplätze sind sofort komfortabel zu erreichen. Zum Schließen wird die Seite einfach wieder zugeklappt - Schraubenzieher und ähnliches können also im Werkzeugkasten verbleiben.

Persönliches Fazit

Es ist wohl nicht weiter verwunderlich, dass der G4-Mac mein Haupt-Arbeitsrechner geworden ist und Falcon und Hades weitestgehend zu Faxmaschinen bzw. arbeitslosen Rechnern gemacht hat. MagiC ist so sauber in das System integriert, dass von einer Emulation fast nichts mehr zu merken ist (zumal MagiCMac so installiert werden kann, dass das Programm direkt beim Systemstart direkt hochfährt). Die hohe Geschwindigkeit weiß nachhaltig zu begeistern, die hohe Kompatibilität lässt keine Wünsche offen. Auch die leistungsfähige Grafik des PowerMac ist ein Segen nach Jahren der Benutzung der doch im Vergleich ärmlichen Falcon-Grafik. Die wenigen Mankos liegen zumeist am Mac selbst.

Übrigens laufe ich nicht Gefahr, mittelfristig komplett zum Mac überzulaufen, wie dies oft als Argument gegen MagiCMac verwandt wird: Das darunterliegende MacOS empfinde ich als vergleichsweise zäh und unübersichtlich. MagiC wirkt einfach frischer und flinker und macht bei der täglichen Arbeit mehr Spaß. Allerdings genieße ich die Nutzung von Standards wie Java oder RealVideo auf dem Mac und sehe mir auch gern einen DVD-Film an - insofern stellt das MacOS für mich allerhöchstens eine Erweiterung der Entertainment-Möglichkeiten dar.

Während Heimanwender mit einem Milan II wohl am besten ausgerüstet sind, sollten DTP-Profis und User, die stets die höchstmögliche Leistung für ihr System verlangen, ruhig über die Investition in einen PowerMac G4 nachdenken. Bedenkt man, dass auch mit der letzten PowerMac-Generation locker drei bis vier Jahre gearbeitet werden konnte, bevor der nächste Sprung kam, lohnt sich die Ausgabe für die derzeitige Königsklasse auch für Atari-Computing-Fans.

Application Systems Heidelberg, Pleikartsförsterhof 4/1, D-69124 Heidelberg, http://www.ash-software.de


Thomas Raukamp
Aus: ST-Computer 05 / 2000, Seite 18

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