Atari-Computer im Netzwerk: Ethernet Projekt

Obwohl Atari viele seiner Rechnermodelle mit einem LAN-Port ausrüstete, fanden nicht viele Computer aus Sunnyvale Anschluss an ein Netzwerk. Mangels Ethnernet-Karten blieben besonders die „kleinen" Ataris bisher außen vor. Das Ethernet-Projekt von Elmar Hilgart könnte dieser Situation ein Ende setzen. Robert Schaffner schaute sich die Lösung im Detail an.

Das Ethernet-Projekt von Elmar Hilgart ist zweiteilig und besteht aus Hard- und Software. Die Treiber sind für STinG ausgelegt und laufen auf allen Computern mit ROM-Port - auch unter MagiC 6 und auf beschleunigter Hardware, wie z.B einem Falcon mit Centurbo II.

Benötigt wird die Hardware, die Treiber und ein „Parallel Pocket Ethernet Adapter", der auf einem Realtek-RTL-8012-Chip basiert. Die Hardware wird über ein kleines ROM-Port-Interface direkt an den ansonsten meist ungenutzten Atari-ROM-Port angeschlossen. Der Pocket-Adapter wird über ein Stück Flachbandkabel 1:1 an das ROM-Port-Interface angeschlossen. Mittels BNC- oder UTP-Kabeln lässt sich der Atari dann an ein vorhandenes 10/1 OOT-Base-Ethernet anschließen. Eine direkte Verbindung (Crossover) zweier Computer ist so ebenfalls möglich. Bei mehr als 2 Computern und UTP-Kabeln benötigen wir zusätzlich auch einen Ethernet-Hub.

Mit diesem Projekt wird es endlich möglich, auf eine sehr einfache und vor allem günstige Art Atari-Computer Ethernet-fähig zu machen. Die Erweiterung greift in keine Rechner-Hardware ein und es muss auch nicht gelötet werden. Alle Atari-Computer vom 520 ST mit TOS 1.02 - wobei STinG von Diskette gebootet werden kann - bis zum Atari TT oder Falcon bzw. CT-II-Falcon können so sehr in leicht ein Ethernet integriert werden.

Die Hardware. Die Hardware besteht aus zwei Teilen: dem Interface und dem Pocket-Adapter. Das Interface wird in den ROM-Port gesteckt und stellt dem Adapter einen Parallel-Port, eine abgespeckte EPP-Mode-Version, für den LAN-Adapter zur Verfügung. Das Interface ist dabei klein und kompakt, da es vollständig mit SMD-Bauteilen bestückt ist. Es verschwindet fast vollständig in der Aussparung des ROM-Ports an den jeweiligen Originalgehäusen.

Der Ethernet-Adapter vom Typ E3000II besitzt einen BNC- und einen UTP-(RJ45, CAT5)Anschluss. Der vorhandene Multiplexer-Parallel-Port kann an Atari-Computern nicht genutzt werden. Der Adapter wird bei der ersten Interface-Generation aus einem separaten Steckernetzteil mit Spannung versorgt. Die neuere Generation versorgt den Adapter bereits über das ROM-Port-Interface mit 5 Volt Spannung.

Der Adapter erkennt selbstständig, auf welche Weise das Ethernet angeschlossen ist - also entweder über ein Koaxial- oder über ein RJ45-/UTP-Kabel (CAT5). Beide Anschlussarten können nicht gleichzeitig verwendet werden. Für höchste Performance sollten Sie UTP-Kabel verwenden - möchten Sie Ihren Atari in einem 100T-Base-Ethernet einbinden, ist dies Voraussetzung.

Anschließen

Der Pocket-LAN-Adapter wird zuerst mit der 25-poligen-SUB-D-Buchse des Flachbandkabels des ROM-Port-Interfaces verbunden. Die weiteren Schritte dürfen nur durchgeführt werden, wenn der Atari ohne Spannung - also generell komplett abgeschaltet - ist. Anschlussarbeiten bei eingeschaltetem Computer beschädigen die Hardware!

Sehr wichtig ist die richtige Lage des Interfaces: Welche Seite nach oben kommt, ist leicht an den beiden SMD-ICs und dem Anschluss für das Flachbandkabel zu erkennen. Beim Einstecken in den ROM-Port ist darauf zu achten, dass die Platine nicht verkantet wird - ansonsten kann die Platine nicht korrekt eingesteckt werden und beschädigt eventuell die Computerhardware.

Die Software

Der Treiber ist für STinG ausgelegt und läuft sowohl unter MagiC als auch unter SingleTOS. Autor des Ethernet-Treiber ist der Grieche Vassilis Papathanassiou, der die Treiber als Freeware anbietet. Voraussetzung für einen reibungslosen Betrieb ist eine funktionierende STinG-Installation der Version 1.20 (oder höher) des Treiberpakets. Empfehlenswert ist aber die aktuelle Version 1.26. Treiber für MiNTNet sind in bereits Arbeit - bleibt eigentlich nur noch die Freeware-Netzwerkfähigkeit von MagiC 6 abzuwarten.

Wenn kein STinG-TCP/IP-Stack auf Ihrem Atari installiert ist, müssen sie dessen Installation nachholen. Wie STinG korrekt installiert und generell konfiguriert wird, entnehmen sie bitte der STinG beiliegenden Dokumentation. STinG kann dabei so eingerichtet werden, dass eine bereits vorhandene Modemeinwahl am Atari erhalten bleibt und z.B CAB trotzdem auch Daten aus dem Internet über das heimische Ethernet lädt.

Dem Interface und dem Pocket-Ethernet-Adapter liegt eine Diskette bei, die einige geänderte Dateien für STinG enthält. Sie haben nichts weiter zu tun, als den neuen Treiber ether_pa.stx und das neue STinG-Port-Setup-CPX auf ihrer Festplatte an die richtige Stelle zu kopieren. Danach sollten sie neu booten und einige Einstellungen vornehmen. Im Einzelnen sind die wenigen Einstellungen sehr genau in einem bebilderten Anleitungsheftchen beschrieben, das dem Interface und dem Adapter beiliegt.

Wichtig ist allerdings, dass Sie sich ein wenig mit dem Themenbereich der IP-Adressen beschäftigen. Jede IP darf nur ein einziges Mal in Ihrem Netz vorkommen. Der IP-Bereich 192.168.x.x bis 192. 168.255.255 ist eine Empfehlung für den Rechner im Heimbüro. Dieser spezielle Bereich ist ausschließlich für lokale Netzwerke reserviert und ist im Internet nicht verfügbar. Als Subnet Mask verwenden Sie hier ausschließlich 255.255.255.0.

Beachten Sie genau die Angaben zum Erzeugen der Datei ROUTE.TAB für STinG. STinG erfährt über die ROUTE.TAB, wohin es die Daten schicken muss bzw. woher die Daten über das Netz kommen. Der Rechner mit dem Modem und dem Internetzugang wird für alle anderen Computer im Netz das Gateway nach Außen.

Nachdem sie den Anweisungen bezüglich den Einstellungen aus dem Handheftchen gefolgt sind, sollte einem Zugriff auf ein lokales Ethernet bzw. dem Zugriff aller Ihrer Computer auf das Internet nichts mehr im Weg stehen.

Der Durchsatz

Jedermann weiß, dass der ROM-Port am Atari keine Highspeed-Schnittstelle ist. Er war vielmehr als Schnittstelle für Softwaremodule gedacht, niemals aber als schneller Datenport. Theoretisch wäre eine Geschwindigkeit von ca. 200 KB pro Sekunde machbar. Dieser Port ist daher rein technisch nicht mit einer richtigen Ethernetkarte vergleichbar, was sich in Geschwindigkeitstests offenbart: CAB 2.8 erreicht bei mir 8000 cps laut dessen eigener Anzeige. IPNetMonitor auf dem Mac (der Computer, der mein Gateway zum Internet darstellt) zeigt ebenfalls 8 KB/s an, wenn CAB auf meinem Falcon allein Daten aus dem Netz lädt.

Alle weiteren Informationen zu diesem Projekt finden sie im Internet auf der Homepage des Entwicklers Edgar Hilgart. Dort finden sie auch weitere Links zu Treibern, FTP-Servern und diversem Zubehör.

Elmar Hilgart, Goethestraße 31, D-92237 Sulzbach-Rosenberg, www.asamnet.de/~hilgarte/

Robert Schaffner, tr

Der Ethernet-Adapter findet Anschluss an jeden Atari mit ROM-Port - hier am Atari Falcon 030.
Für STinG wird ein n eues CPX-Kontrollfeld mitgeliefert, über das alle notwendigen Einstellungen getätigt werden.


Aus: ST-Computer 09 / 2000, Seite 40

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