Porfolio Compact Flash: Speicherriesen für den Tastenzwerg

Compact Flash-Speicherkarten haben besonders durch Digitalkameras und MP3-Player am Markt etablieren können. Eine neue Adapterkarte macht sie nun auch dem Atari Portfolio zugänglich. Wir schauten uns diese Entwicklung genauer an.

Taschen-PCs und Handheld-Computer sind in aller Munde. Egal ob mit oder ohne Tastatur - es ist heute "hipp" einen digitalen Organizer mit vielen Zusatzfunktionen in seiner Westentasche zu tragen. Atari hat - wie wir es kaum anders kennen - auch in diesem Bereit schon 1989 Zeichen gesetzt und ein etwa Psion-großes Gerät namens Portfolio vorgestellt, das heute noch wie vor Jahren von etlichen Anwendern weltweit eingesetzt wird.

Geschwindigkeitsvergleich verschiedener Flash-Karten

Zwar ist die Compact-Flash-Card auf jeden Fall schneller als viele vergleichbare Verfahren - insbesondere die bisherige Portfolio-Lösung - doch gibt es von Hersteller zu Hersteller Unterschiede. Der Test mit einer Nikon 990-Digital-Kamera ergab folgende Werte zum Schreiben von Daten (in Sekunden). Wir machten mehrere Bilder in verschiedenen Größen und Datendichten.

Dank des Preisverfalls Mitte der neunziger jähre wurde der kleine Taschencomputer so günstig, dass sich viele Atari-Fans der Pofo-Gemeinde anschlössen. Doch seit dem Weggang Ataris stellt sich heute zunehmen das Problem ein, dass die bekannten 64 KB-und 128 KB-Speicherkarten rar werden und heute bestenfalls über Kleinanzeigen oder Internet-Auktionshäuser zu horrenden Preisen zu haben sind. Was tut also der Portfolio-Besitzer? Er schaut in die Röhre. Oder er greift auf den brandneuen Compact Flash-Card-Adapter von Stefan Kachele, der sich seit Jahren einen guten Namen für seine findigen Entwicklungen rund um den Taschencomputer gemacht hat.

Seit 1994 gibt es Compact Flash-Karten, die erst in jüngster Zeit dank dem wachsenden Markt für Digitalkameras, Pocket-Computer und MP3-Spieler wirklich an Bedeutung gewonnen haben. Sie sind kaum dicker als die bislang bekannten Porfolio-RAM-Speicher, knapp halb so lang und verfügen über mindestens 4 MB bis 128 MB-Speicherplatz. Sie haben korrekt gelesen, selbst die minimalste Variante kann etwa 32 mal mehr Speicher anbieten als die 128 Kbyte-Karten des Portfolio. Und die Compact Flash-Karten haben noch einen Vorteil, der sich beruhigend auf die Nerven ausübt: Sie benötigen keine Batterie und laufen damit auch nicht Gefahr, irgendwann komplett geleert zu sein, wenn man die Karte mal 3 Monate im Regal vergisst.

Nun, wir haben uns den Compact Flash-Adapter zusenden lassen und an einem unserer Redaktions-Pofos ausgetestet um den "Wunderadapter" zu prüfen.

Hersteller und Kartengröße Bild 1 Bild 2 Format Bild 3
SimpleTech
64MB
96 MB 8.28 7.50 2.87 7.09
128 MB 5. 28 4. 94 2.56 5. 10
7.90 7.28 2.16 6.10
SanDisk
64MB
96MB
128MB
160MB
192MB

7.91
9.19
9.00
8.60
8.53

8.09
7.69
8.31
8.35
8.45

2.15
3.25
4.37
3.18
3.50

9.03
8.90
9.00
8.86
9.12
Microtech
48 MB C4
64 MB C4
64 MB C5
96MB
128MB

6.03
5.30
7.16
4.96
5.96

5.85
5.18
6.69
4.50
5.39

1.56
1.44
2.21
2.56
2.72

5.03
4.78
7.66
5.06
4.78
Delkin
128MB
9.12 9.12 4.00 7.93
Lexar
80 MB 8x
160MB 8x
160MB 10x
7.00
4.18
4.22
6.22
4.50
4.13
4.03
1.24
1.28
6.48
4.13
4.13

Funktionsweise

Die Adapterplatine macht einen guten und professionell erstellten Eindruck. Sie ist so groß wie eine herkömmliche Portfolio-Speicher-karte und passt somit in den dafür vorgesehenen Schlitz. Eine feste Verbindung kommt hierbei nicht zustande, sie kann also jederzeit wieder entfernt werden.

Die CompactFlash-Karte verhält sich im Portfolio wie eine Festplatte. Der dafür notwendige Treiber wird vor der Auslieferung seitens des Herstellers auf dem Adapter in einem ROM installiert, das zwei mal 128 Kbyte groß ist und sich beim Einstecken der Karte selbständig als Laufwerk A: installiert, das damit vollständig belegt ist. Nach dem Booten hat der Portfolio-Besitzer anschließend mindestens ein weiteres Laufwerk D: zur Verfügung. Durch das im Portfolio vorhandene DOS 2.11, das eine Laufwerkslimi-tierung von 32 MByte hat, wird es beispielsweise bei einer 64 MByte-Karte notwendig, ein weiteres Laufwerk E: zu generieren, was aber automatisch geschieht.

Eingriffe

Ein wenig Lust zum Basteln muss der Flashard-Adapter-Käufer mitbringen, denn es ist ein winziger operativer Eingriff notwendig. Ein bislang seitens des Pofo ungenutzter Pin muss so modifiziert werden, dass dem Adapter ein bestimmtes Signal zugeführt wird. Die Standard-Karten sind davon jedoch nicht betroffen. Um etwaige Spannungen im Gehäuse Taschencomputers zu vermeiden, ist es zudem notwendig, ein wenig von den inneren Führungsrippen des Bodendeckels zu entfernen. Beide Eingriffe sind detailliert beschrieben und können binnen weniger Minuten auch von relativen Laien vorgenommen werden. Konsequenzen bringt das eigenständige Öffnen des Gehäuses auch nicht, da kaum noch ein Portfolio erhältlich sein dürfte, der noch einen reguläre Garantieanspruch besitzt.

Kompatibilität

Da die Flash-Card nicht die einzige Möglichkeit darstellt, Ataris Kleinsten mit einem zusätzlichen Laufwerk zu versehen (es gibt außerdem auch einen Zip-Drive-Adapter sowie einen IDE-Festplattentreiber) stellt sich die Frage, inwieweit diese Peripheriegeräte miteinander harmonieren. Was den gleichzeitigen Betrieb angehen, koexistieren Sie leider gar nicht. Aber das einzelne Installieren der jeweiligen Treiber funktioniert nach den bisherigen Beobachtungen.

Außerdem muss man bei der Anschaffung des Adapters folgendes bedenken: durch den Einsatz dieser Erweiterung wird der Kartenschacht für die herkömmlichen Karten, die als Laufwerk A: angesprochen werden, besetzt. Somit ist es ohne externes Karten-Lesegerät nicht möglich parallel zur Flash-Card auch Pofo-Karten zu lesen und zu schreiben. Vor dem endgültigen Einsatz einer großzügig ausgelegten Mini-Karte bietet es sich also an, relevanten Daten anderer Speichermedien auf dem PC, dem ST oder im Speicher des Portfolio abzulegen, um dann komplett umzusatteln.

Das direkte Schreiben und Lesen der Flash-Cards über im Handel erhältliche Lesegeräte ist momentan leider noch nicht möglich, da das FAT-Datenformat noch nicht unterstützt wird. Es ist aber nicht auszuschließen, dass ein cleverer Programmierer und Pofo-Fan eine Lösung erarbeitet, zumal die Quellcodes für den Flash Card-Treiber des Portfolio frei zugänglich sind.

Fazit

Hunderte elektronischer Geräte setzen mittlerweile auf die Compact Flash-Card, sodass ein Aussterben dieses Mediums für die kommenden Jahre nicht zu erwarten ist. Im Gegenteil: die Preise für den Speicher werden weiterhin sinken, sodass dem Portfolio-Anwender eine echte Alternative zur Verfügung gestellt wird. Sollte es in Kürze möglich sein, die mit dem Pofo geschriebenen Daten auch mit den herkömmlichen Lesegeräten zu verwenden, entstünde so eine neue Möglichkeit Daten zwischen Taschen- und Tischcomputer auszutauschen.

Alles in allem wurde mit diesem Gerät ein wirklich zukunftsweisende Entwicklung vorgestellt, wie man es sich vor ein oder zwei Jahren nicht hätte träumen dürfen. Schon mittelfristig dürfte die Anschaffung günstiger sein als permanent Ausschau nach gebrauchten oder total überteuerten Standard-Karten mit nur 64- oder 128- KB RAM zu halten.

Preise

Compact-Flash-Adapter inklusive Einbau, umfangreicher Software zum Bearbeiten, Datentransfer-Programm etc: 250
Compact-Flash-Adapter vollkommen einsatzbereit jedoch ohne Einbau: 200 DM

Compact-Flash-Adapter bestehend aus der Platine, Flash-ROM ohne Inhalt und aufzulötenden Bauteilen, inklusive Software und Anleitung: 150 DM

Eine Flash-Karte ist im Lieferpreis jeweils nicht enthalten. Versandhandel für Computer & Zubehör Stefan Kachele, www.palmzip.de

Der Compact Flash-Adapter passt elegant in den Kartenschacht des Atari Portfolio. Wo vorher also noch in KBytes gerechnet wurde, werden jetzt MBytes gefasst.

Glossar

Compact-Flash ist ein kleiner Wechselspeicher auf Basis des Flash-ROM-Verfahrens. Erstmals wurde das Prinzip von SanDisk 1994 vorgestellt. Es bietet die volle PCMCIA-und IDE-Funktionalität und ist somit prinzipiell festplattenkompatibel. Die Größe wurde mit 43 x 36 x 3.3 mm definitert und ist somit halb so groß wie eine Standard-PCMCIA-Karte, die häufig in Notebooks ihren Einsatz findet.

Die Flash-Technologie benötigt keine Batterie und unterliegt somit keinen automatischen Datenlöschungen. Gleichzeitig ist die Datensicherheit bei diesem Verfahren rund 5 bis 10 Mal höher als bei herkömmlichen Festplattensystemen. Der Stromverbrauch beim Einsatz im Portfolio beträgt ca. 45 mA beim Zugriff auf die Karte, ohne jeglichen Zugriff liegt er unter 1mA. Die physikalische Stabilität sieht vor, dass Karten aus bis zu 4 Metern fallend keine Defekte erleiden und der Speicher bis zu 100 Jahre resistent ist.


Ali Goukassian
Aus: ST-Computer 04 / 2001, Seite 34

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