Editorial - Ergebnisse einer Mini-Messe

Die Amiga-Messe mit Atari-Park in Köln zeigte wieder einmal, dass das Interesse an alternativen Computersystemen noch lange nicht gestorben ist. Die Messestände der einstmals so verfeindeten Systeme waren während der beiden Ausstellungstage stets gut besucht, und in beiden Märkten war kaum der Wunsch nach Aufgabe zu spüren.

Im Gegenteil: Die Atari- und Amiga-Anwender kamen nach Köln, um sich über den Status der Entwicklungen ihrer jeweiligen Plattformen zu informieren. Dabei ging es einem Großteil der Besucher nicht einmal in erster Linie um die liebevolle Pflege ihrer „Oldtimer“, sondern um echte Perspektiven für die Zukunft. Denn kaum ein Anwender hat mittlerweile in seiner aktiven Computerzeit nur am Atari oder Amiga gearbeitet. Nahezu jeder hat bereits ganz pragmatisch einen PC oder Macintosh neben seinem Lieblingsrechner stehen oder zumindest im Büro schon einmal mit den „großen“ Systemen Bekanntschaft gemacht - oder sollte ich sagen „machen müssen“? Dass sich genau diese Anwender in immer noch beachtlichen Zahlen für einen zusätzlichen oder - im privaten Bereich - sogar exklusiven Verbleib beim Atari- oder Amiga-System entschieden haben, spricht eine klare Sprache. Die nicht von der Hand zu weisenden Vorteile von Windows und Macintosh (höhere Arbeitsgeschwindigkeit, weitaus größere Hard- und Softwareauswahl, viel mehr Anwender) haben bei aller Rationalität die offenkundigen Gründe für die „kleinen“ Systeme nicht ausstechen können. Fast jeder Anwender, der einen Atari nutzt oder einmal benutzt hat, schwärmt noch immer von dessen leichter Bedienbarkeit und der hohen Zuverlässigkeit. Und diese Gründe geben noch immer einen Markt her, auf dem - wenn auch zurzeit nur im geringen Maße - Geld verdient werden kann. Der Umsatz, der allein auf der Messe mit dem Verkauf von mit MagiC gebündelten Umax-Rechnern gemacht wurde, ist Beweis genug.

Insofern wartet auf xTOS/Medusa, Czuba Tech und cortex design eine durchaus zu Investitionen bereite Anwenderschaft. Hard- und Software wird gekauft, sie muss nur vorhanden sein. Die Atari-Anwender sind mittlerweile alle schon mit den Vorzügen von schnellen PCs und Macs in Berührung gekommen. Trotzdem würden sie weiter auf die Atari-Schiene setzen, wenn diese weiter Antworten auf ihre Fragen bietet. «Wie stelle ich PDF-Dateien auf dem Atari dar?» «Wie verwalte ich mein Konto online mit dem Atari?» Wenn Fragen wie diese weiterhin schlüssige Antworten bekommen, dann steht ganz aus-ser Zweifel, das die meisten Atari-Anwender weiter ihrem System treu bleiben.


Thomas Raukamp
Aus: ST-Computer 01 / 2002, Seite 5

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