MAGXSND 0.95

Soundausgabe in CD-Qualität ist auch unter MagiCMac längst ein alter Hut. Aber auch das Aufnehmen von Klängen ist nun dank MAGXSND möglich.

Ja ja, die Emulationen: Entweder man liebt sie, oder man hasst sie - dazwischen ist bei den meisten Anwendern keine Grauzone. Besonders Besitzer eines Atari Falcon verschmähten bisher auch die schnellste Emulation auf einem Apple Macintosh, da die spezifischen Soundeigenschaften von Ataris Raubvogel nur unzulänglich nachgebildet wurden. Zwar wird das XBIOS des Falcon schon seit geraumer Zeit durch Systemerweiterungen wie MacSound nachgebildet, allerdings war es bisher nur möglich, Klänge und Musik auszugeben. Die Aufnahme war noch nicht möglich, dazu musste dann doch ein originaler Atari her.

Didier Mequignon (Entwickler des Aniplayer) hat sich nun dieses Problems angenommen und bietet seit einiger Zeit den MagiCMac Sound Dr-iver an, den er auch kurz "MAGXSND" nennt. Erstmals soll es mit dieser Erweiterung möglich sein, Audiosignale in derselben Qualität wie beim Atari Falcon aufzunehmen.

Voraussetzungen

Es sei nochmals erwähnt: MAGXSND wurde entwickelt für den Betrieb unter MagiCMac. Originale Ataris werden nicht unterstützt warum auch, schließlich verfügt ein Falcon über das originale XBIOS-System. Aber auch Emulationen wie MagiC PC müssen draußen bleiben, denn hier wird die Soundlogik anders angesteuert als auf einem Macintosh.

Ab der aktuellen Version 0.95 können sich aber auch Hades-Besitzer freuen: MAGXSND unterstützt nun auch den schnellen Atari-Clone. Allerdings beschränkt sich der Treiber hier auf die Soundausgabe über den Yamaha-Soundchip oder die MV16-/PSOUND-Karte. Alle Eingaberoutinen zum Samplen von Daten wurden entfernt. Der Milan Blaster wird hingegen noch nicht unterstützt.

Installation

Überraschenderweise wird MAGXSND im AUTO-Ordner der Bootpartition installiert - für ein MagiC-Programm bzw. -Systemerweiterung ein eher ungewöhnlicher Platz. Zur Konfiguration wird außerdem ein CPX-Modul mitgeliefert, das wie gewohnt in den CPXOrdner verschoben wird, damit es z.B. von Cops erkannt werden kann.

Nach der einfachen Installation muss MagiCMac neu gestartet werden. Hier fällt das erste kleine Problem auf: der Rechner bleibt beim Hochfahren einfach stehen. Nach Ausstoßen der ersten Flüche griff der Schreiberling dieses Artikels zur ersten, etwas dilettantischen Hilfsmethode: rythmisches Trommeln auf der Tastatur und der Maus. Und siehe da: MagiC fährt nach Betätigung einer beliebigen Taste wie gewohnt weiter hoch. Warum dies so ist? Keine Ahnung. Hier muss der Entwickler nacharbeiten.

Konfiguration

Auf dem Atari-Desktop angekommen, gilt es, MAGXSND korrekt zu konfigurieren. Entscheidend für das Samplen ist die Wahl der Audio-Eingangsquelle. Diese lässt sich im erwähnten CPX-Modul bequem per Aufklappmenü festlegen. Neuere Macintosh-Systeme verfügen über einen Audio-Eingang (3.5 mm Klinke) ähnlich wie der Falcon. Als Eingangsquelle ist in einem solchen Fall optimalerweise „Ext. Mikrofon“ auszuwählen. Außerdem können z.B. auf dem ibook das interne Mikro und auch das interne Modern gewählt werden - Telefonmitschnitte sind also kein Problem, wenn auch illegal.

MAGXSND bietet dabei scheinbar immer genau die Eingangsquellen an, die das darunterliegende Mac OS ihm anbietet - so soll es sein.

Und Aufnahme! Nachdem wir die Soundausgabe als wie gewohnt korrekt kontrollierten, waren wir natürlich auf die Eingabe gespannt. Um auf dem Mac unter MagiC Audio-Mitschnitte zu machen, muss das verwendete Programm natürlich mit dem MagiCMac Sound Driver zusammenarbeiten. Didier Mequinon bietet auf seiner Webseite das frei erhältliche und hinlänglich bekannte Programm Sondigit an, ein einfaches, aber recht leistungsfähiges Sample-Programm mit einem Editor für so gebräuchliche Formate wie WAV und AVR. Ob noch andere Programme funktionieren, konnten wir mangels Audio-Software leider nicht testen - vielleicht kommt hier eine Rückmeldung von unseren Lesern. Theoretisch sollte jedes Programm funktionieren, das für die Soundaus- und -eingabe auf das XBIOS des Falcon zurückgreift. Wenn allerdings direkt auf die Hardware oder aus Timinggründen auf spezielle Screenmodes des Falcons zugegriffen wird, sieht es natürlich mau aus.

Sondigit findet sich übrigens auf der stc-Diskette vom Dezember 2001.

Bevor wir für einen Test der Audioaufnahme Sondigit starteten, verbanden wir noch den Soundausgang des Power Macintosh G4 mit dem Soundeingang, damit wir z.B. ein Stück von einer AudioCD aufnehmen konnten. Sondigit ermöglichte zusammen mit MAGXSND eine problemlose Aufnahme in einer Qualität von bis zu 44.1 kHz bei 16 Bit. Knackser oder Aussetzer waren zumindest auf dem G4 nicht zu verzeichnen.

Problemchen

Nach Installtion von MAGXSND war die Sample-Ausgabe anderer Programme (z.B. Rational Sounds) blockiert. Der Entwickler sollte in zukünftigen Versionen seines ansonsten gelungenen Treibers dafür sorgen, dass die Soundausgabe freigegeben wird, wenn kein Signal vorliegt.

Zweites Manko ist, dass MAGXSND nicht mit einer Online-Dokumentation ausgestattet ist. Es liegt lediglich eine englischsprachige Read Me!-Datei vor. Zwar ist die Installation bzw. Konfiguration weitestgehend selbsterklärend, trotzdem wäre es schön, wenn sich eine Dokumentation zumindest über die Zusammenarbeit mit Programmen ausließe.

Fazit

MAGXSND ist bringt die Atari-Emulation auf dem Macintosh ein großes Stück weiter Richtung Falcon. Bei der Bearbeitung von Samples macht es sogar mehr Spaß, mit MagiC auf einem schnellen Mac zu arbeiten als auf originaler Atari-Hardware, da sich die hundertfach höhere Rechenleistung hier natürlich deutlich bemerkbar macht.

Brauchbar wird ein Treiber natürlich erst durch Programme, die ihn nutzen. Sondigit ist für den Heimbedarf recht nett, aber in vielen Benutzungskonzepten einfach veraltet (eigener Desktop, pfff!). Wir würden uns freuen, von Ihnen zu hören, inwieweit sich MAGXSND mit anderen Sampling-Programmen für STe und Falcon versteht.

http://perso.wanadoo.fr/didierm/


Thomas Raukamp
Aus: ST-Computer 03 / 2002, Seite 44

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