Tricks in Bildern: Kreative Farbfilter-Effekte

In unregelmäßigen Abständen möchten wir Sie in Zukunft in einige Tipps & Tricks rund um die Arbeit mit Grafikprogrammen auf dem Atari einweihen.

Diskette Ausgangsgrafik zum Mitmachen des Workshops.

Die Gestaltung von Objektkanten ist ein ernstes Thema, insbesondere im Bereich des Screen Publishing. Webdesigner können ein Lied davon singen Ziel soll es sein, die hässlichen Klötzchen und Treppchen an Bildbestandteilen (wie sie z.B beim Einfügen von Text und Polygonen in Pixelgrafiken entstehen) zu vermeiden.

Aber warum ist dies so wichtig bzw. warum entstehen überhaupt diese Klötzchen? Nun, beim Screen-Publishing ist der Anwender (selbstredend) an die Bildschirmauflösung gebunden, und diese liegt in der Regel (je nach Grafikkarten-Ausstattung) etwa bei 70 bis 96 dpi, also deutlich geringer als im Printbereich. Dies bedeutet, dass wir mit verhältnismäßig groben Rastern arbeiten und dadurch jedes einzelne Pixel deutlich in Erscheinung tritt, da es einen größeren Darstellungsraum einnimmt

Um also weiche Kanten zu realisieren, bietet moderne Graphiksoftware (wie z.B Macromedias Flash) hierzu leistungsfähige Antialiasing-Module an, die parallel und automatisch im Hintergrund arbeiten. In Papillon existieren eigentlich drei verschiedene Wege, um glatte und weiche Kanten zu erzeugen, wobei sich nur ein Verfahren als wirklich brauchbar erwiesen hat.

Im Folgenden möchte ich Ihnen die Resultate aller drei Methoden nebeneinander demonstrieren. Eines jedoch vorweg: automatisch läuft hier gar nichts. Papillon-User benötigen vor allem Ausdauer!

Methode 1: Mischfarbton manuell nachziehen Malen oder laden Sie Ihr Ausgangsbild. Ziehen Sie vorsichtig mit dem Stift Werkzeug (Pixelbreite = 1 Dot) entlang der jeweiligen Objektkante einen Mischfarbton, den Sie über die Farbpalette und dessen RGB Farbkanäle errechnen und generieren.

Beispiel der Mischfarbton aus Schwarz [000 000 000] und Weiß [1000/1000 1000] ist Grau [500 500 500]

Vorteil dieser Methode: die Farbtiefe des gewonnenen Bildes kann auf ein Minimum reduziert werden. Nachteil dieser Methode:

Methode 2: Filterwerkzeug „Weichzeichner". Malen oder laden Sie Ihr Ausgangsbild. Öffnen Sie das Pop-Up-Fenster „Werkzeug" im Menü „Einstellungen/Paletten". Wählen Sie hier folgende Einstellungen: Funktion = Weichzeichner, Shape = Kreis, Kerngröße = 100%. Öffnen Sie nun das Pop-Up-Fenster „Deckung" im Menü „Einstellungen/Paletten". Justieren Sie die RGB-Kanäle je nach Geschmack auf Werte von jeweils 30 bis 80 Prozent. Wählen Sie das Filterwerkzeug aus der linken Icon-Leiste. Ziehen Sie nun einen kleinen Rahmen auf (empfohlene Größe = 5x5 Pixel) und fahren Sie damit anschließend bei konstant aktivierter linker Maustaste über alle kritischen Bildpassagen. Auf diese Weise simulieren wir das aus anderen EBV-Systemen bekannte Tears- oder Tropfen-Tool, das zum Verwischen harter Kanten bestimmt ist.

Vorteil dieser Methode:

Nachteil dieser Methode:

Anmerkung: die dargestellten Arbeitsschritte erfolgten auf einem originalen ATARI Falcon 030 (TOS 4.04, Bildschirmmodus 256 Farben) mittels ASH Papillon in der Version 3.04

Methode 3: Interpolieren durch Skalieren. Methode 3 sollte auch für Sie das Verfahren erster Wahl werden/sein. Es ist mein persönlicher Favorit und liefert sensationelle Ergebnisse. Wenn auch Sie Grafiken herstellen, die in Webseiten eingebunden werden sollen, dann gewöhnen Sie sich grundsätzlich an, alle Grafiken und die zugehörigen Elemente (wie Text, Polygone, Masken oder was auch immer benötigt wird) zunächst in doppelter (oder sogar dreifacher) Bemaßung anzufertigen. Dient als Ausgangsmaterial ein Photo, dann scannen Sie dieses großzügig bei doppelter oder dreifacher Auflösung ein. Anschließend definieren Sie das gesamte Bild als Block und schicken es mit [CONTROL] + [C] aufs Clipboard. Definieren Sie nun ein neues Bild mit [CONTROL] [N] in der Farbtiefe TC (= True Color). Im erscheinenden Dialog hat Papillon die aktuelle Blockbemaßung bereits eingetragen. Dividieren Sie nun beide Werte um einen ganzzahligen Faktor, betätigen Sie mit [RETURN] und fügen Sie den Inhalt Ihres Clipboards mit [CONTROL] + [V] in das neue Bild ein. Der Block wird nun auf die ursprünglich gewünschte Bildbemaßung abskaliert. Dabei unterzieht sich das Bild einer Interpolation, von der natürlich auch alle Objektkanten betroffen sind und in sensationell weiche Linienzüge überführt werden — einfach smoothy!

Papillon entfaltet hier seine ganze EBV-Power. Die auf diese Weise erhaltene Bildqualität übertrifft sogar die Ergebnisse des Auto-Alias von Flash, der nämlich mitunter extrem schmieren kann und Ihnen vorgaukelt, sich vielleicht mal beim Augenoptiker einzufinden.

Vorteil dieser Methode:

Nachteil dieser Methode:

Trotz originalem Falcon 030 mit 14 MBytes sollten Sie dennoch bitte beachten, dass der im RAM bzw. Clipboard stehende Blockinhalt nicht grösser als 1.5 MBytes werden sollte, da ansonsten der Skalier-Prozess - aus mir unerklärlicher Weise - nicht ausführbar ist. Der Hersteller ASH sollte hier schnellstmöglich ein Update nachschieben!


Michael Neihs
Aus: ST-Computer 05 / 2002, Seite 52

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