Editorial - Set-Top - und gut

Gerüchten zufolge erscheint nach neun Jahren wieder ein neuer Atari - als Set-Top-Box. Auch wenn Genesi, die Firma hinter dem Projekt, in Atari-Kreisen kaum bekannt sein dürfte: das Unternehmen hat ordentlich Finanzkraft. Zumindest genug, um beim derzeitigen Inhaber der Marke, Infogrames, angehört zu werden.

Der Begriff "Set-Top-Box" ist nach der Internationalen Funkausstellung in Berlin in aller Munde. Dabei beschreibt er eigentlich nur eines: eine Box, die auf dem Fernseher steht (oder darunter). Wer im Raum Berlin Fernsehen über Antenne empfangen will, braucht so eine Box, denn dort wurde alles auf das digitale Format umgestellt - ohne Box gibt es kein Bild. Sicherheitshalber wurden aber alle betroffenen Haushalte vorgewarnt.

Dann gibt es noch diese tollen Kästchen wie die Metabox, mit denen man ohne Computer ins Internet kommt. Natürlich ist der Fernseher aufgrund seiner geringen Auflösung nicht besonders gut dafür geeignet, und einige Vorteile eines PCs bietet ein solches Gerät auch nicht. Derzeit werden diese Geräte über diverse Home-Shopping-Kanäle verscherbelt.

Und nun kommt Atari. Die neue Set-Top-Box könnte alles sein. Vermutlich wird dabei eine Multimedia-Box herauskommen, die natürlich Internet-fähig sein wird. Künftig soll jeder Mensch bequem am Fernseher einkaufen - ob dies auch in der Praxis ankommt, ist fraglich. Zwangsläufig treten diese Boxen dann in Konkurrenz mit den Videospielkonsolen, die auch alle ins Internet kommen.

Da bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass die Atari-Box erheblich leistungsfähiger ist als die Durchschnitts-Box, um auch einen großen Kundenkreis anzusprechen. Die Bereitschaft, zwei oder drei Boxen mit dem entsprechenden Kabelsalat aufzustellen, dürfte gering sein. Mit Internet und E-Mail wäre der PowerPC auch restlos unterfordert. Vielleicht ist es auch einfach ein abgemagerter Pegasos II ohne CD-/DVD-Laufwerk und mit weniger Schnittstellen.

Eines steht aber fest: die Atari-Box dürfte mit Sicherheit besser werden als die Neuauflage des C64 - der auch "Weblt" genannte Computer beinhaltete eine Abart des 486-Prozessors und ein paar Anwendungen. Sogar ein C64-Emulator war enthalten - dumm nur, das ein 486 nicht schnell genug für eine solche Emulation ist.


Mia Jaap
Aus: ST-Computer 11 / 2003, Seite

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