Supra MegaDrive ST: Der kompakte Riese

Einbau-Festplatte mit 40 MByte für die Mega ST-Serie schafft Platz

Jeder kennt sie, die Festplatten für den Atari ST. Zwar passen sie 00 gut unter das Gehäuse des Mega ST und erleichtern damit das Wechseln der Diskette, aber verursachen wieder zusätzliches Kabelgewirr an der Rückseite. Als Alternative für Mega ST-Besitzer bietet CSH die Supra MegaDrive ST-Serie an. Diese Platten finden ihren Platz im Mega ST-Gehäuse, werden vom internen Netzteil versorgt und benötigen keinen zusätzlichen Lüfter. Wir haben die 40-MByte-Ausführung dieser Serie einem gründlichen Test unterzogen.

Wenn Sie größere Datenmengen zu verarbeiten haben oder häufiger programmieren, ist eine Festplatte eigentlich unerläßlich. Die herkömmliche Kombination von Computer und Festplatte in separaten Gehäusen hat jedoch einen entscheidenden Nachteil: Zwei Lüfter rauschen nicht gerade leise vor sich hin und verkünden so ihre ständige Bereitschaft, den Rechner und die Festplatte vor dem drohenden Hitzetod zu bewahren. Findige Entwickler dachten sich nun, es müßte auch einer dieser lärmenden Helferlein genügen, wenn die Festplatte im Computergehäuse residiert. Der Mega ST ist zwar äußerst kompakt aufgebaut, aber für eine 3,5-Zoll-Platte findet sich genügend Platz. Auch Atari scheint eine solche Lösung ins Auge gefaßt zu haben, denn es findet sich nicht nur ein Steckplatz für die Stromversorgung, sondern auch ein DMA-Anschluß ist als Pfostenfeld auf der Rechnerplatine vorhanden. Diese Idee hat Supra Corporation aufgegriffen. Supra bietet Festplatten mit einer Kapazität von 30 bis 40 MByte zum direkten Einbau in das Mega ST-Gehäuse an.

Der Einbau des Laufwerks führt der Anbieter oder ein autorisierter Händler durch. Dies ist auch sinnvoll, da die Montage erhebliche »Bastlerfähigkeiten« verlangt. Zum sachgerechten Einbau muß man den Computer aus seinem Gehäuse befreien und das gesamte Abschirmblech demontieren. Der Einbausatz enthält das Laufwerk Miniscribe 8051 mit Controller, die SCSI-Hostadapterplatine, Treiber- und Hilfsprogramme auf Diskette und alle zum Einbau nötigen Kleinteile. Die beiden Handbücher sind in Englisch, eine kurze deutsche Beschreibung der dazugehörenden Programme ist jedoch in Arbeit.

So findet der Einbausatz seinen Platz im Mega ST

Schalten Sie den Computer ein, so erleben Sie eine angenehme Überraschung: Der Computer startet erst, wenn die Festplatte ihre Solldrehzahl erreicht hat, also ansprechbar ist. Bei den meisten anderen Plattensystemen ist es entweder notwendig, die Festplatte zuerst einzuschalten oder den Resetknopf des Computers einmal zu betätigen. Damit ist ein weiteres Übel, mit dem andere Festplatten ihre Besitzer verärgern, aus der Welt geschafft. Diese Wartezeit läßt sich einfach über ein Potentiometer einstellen. Somit ist sicheres Booten von der Festplatte gewährleistet. Da die Platte bereits formatiert, partitioniert und bootfähig ist, läßt sie sich sofort in Betrieb nehmen. Möchten Sie nicht von der Festplatte starten, so läßt sich dies durch die Tastenkombination < CONTROL, SHIFT, ALTERNATE > unterbinden.

Auch auf der Softwareseite braucht sich das Einbaukit von Supra nicht hinter anderen Plattensystemen zu verstecken. Es wird eine große Anzahl von Hilfsprogrammen mitgeliefert, die die Arbeit erheblich erleichtern. Das Wichtigste nennt sich SUPFMT.PRG und dient zum Formatieren, Partitionieren und Festlegen der SCSI-Ansprechnum-mer. Da die Adapterplatine einen SCSI-Bus zur Verfügung stellt, können Sie mit diesem Programm auch andere SCSI-Platten in das System einbinden. Eine Einbauanleitung für ein zweites Laufwerk finden Sie als Textdatei auf der beigelegten Diskette. Im Menü des Formatierprogramms findet sich eine große Anzahl von Festplatten und Controllern, die die Software unterstützt. Weitere Programme erlauben es Ihnen unter anderem, zerstörte Sektoren ausfindig zu machen und für den Zugriff zu sperren sowie die eingestellte Partitionierung anzuzeigen. Natürlich wurde auch an ein Parkprogramm gedacht, genauer gesagt an zwei: eins im »GEM-Federputz« und eins im schlichten »TOS-Gewand«. Diese Programme fahren die Schreib-Leseköpfe auf eine unbenutzte Spur. Das verhindert, daß die Magnetköpfe, die während des Betriebs auf einem Luftpolster »schwimmen«, auf Spuren landen, die zur Datenspeicherung dienen. Überhaupt ist die mitgelieferte Software bedienerfreundlich. Sie nutzt sinnvoll die Fähigkeiten des GEM, ohne verspielt zu wirken. Dabei ist sie auch für Festplatten von anderen Herstellern, wie zum Beispiel Ataris SH205, zu gebrauchen. Sogar an einen einfachen, aber funktionellen Festplattenmonitor, mit dem einzelne Sektoren betrachtet und geändert werden können, hat der Hersteller gedacht.

Auskunftsfreundlich zeigt sich das Formatier-Programm

Im Betrieb

Wenn die Leuchtdiode und die mitgelieferte Zierblende nicht vorhanden wären, würden Sie diese Festplatte fast nicht bemerken. Keine zusätzlichen Anschlußkabel, kein lauter Lüfter verraten ihr Vorhandensein. Ihr Betriebsgeräusch geht fast vollkommen im Rauschpegel des Computerlüfters unter. Schalten Sie den Computer ein, und die automatische Bootfunktion ist angewählt, wird ohne großen Umstand von der Festplatte gebootet, der Auto-Ordner abgearbeitet und die Accessories geladen. Diese Autostartfähigkeit läßt sich jedoch abstellen, um die Festplatte »manuell« zu starten. Dieses Verfahren bietet sich zum Beispiel an, wenn Sie selbstprogrammierte Accessories testen. Falls jedoch bei eingeschalteter Autobootfähigkeit ein Accessory nicht richtig arbeitet, und der Computer dauernd einen selbständigen Reset durchführt, besteht durch die obengenannte Tastenkombination immer ein »Notausgang«. Der Computer startet so vom Laufwerk A. Die Festplatte binden Sie dann von Hand mit dem Programm SUPBOOT ins System ein. Dies ist bei dieser Platte unabdingbar, da nicht einfach ein Stecker aus einer Buchse gezogen werden kann, um sie so vom übrigen System zu trennen.

Wenn Sie bisher nur mit Diskettenlaufwerken gearbeitet haben, ist die Geschwindigkeit dieser Festplatte eine wahre Freude. Das verwendete Plattenlaufwerk hat eine mittlere Zugriffszeit von 28ms. Sie müßte damit schneller als die originale Festplatte von Atari sein, da deren Laufwerk mit 65 ms langsamer arbeitet. Doch es scheint, als würde der Controller oder der Hostadapter bremsen, denn das Supra MegaDrive ST ist in der Praxis nur unwesentlich schneller. Wir versuchten es mit verschiedenen Interleavefaktoren, haben damit allerdings aber auch keine signifikanten Geschwindigkeitssteigerungen erreicht. Brauchen Sie einen schnelleren Zugriff, so können Sie ohne weiteres mit Turbo-DOS von Atari arbeiten. Hierbei traten, zumindest während des Tests, keinerlei nachteilige Effekte auf. Dies ist leider nicht bei allen Platten von Fremdherstellern gewährleistet.

Durch die zusätzliche thermische Belastung erwärmt sich der Rechner zwar stärker als vor dem Einbau, die Temperaturen bleiben in einem verträglichen Rahmen. Sie müssen also nicht befürchten, daß die auf der Festplatte gespeicherten Daten durch eine übermäßige Wärmebelastung zerstört werden.

Insgesamt macht das MegaDrive ST mit gut 40 MByte formatierter Kapazität einen guten Eindruck. Das Konzept ist gut durchdacht, und der Einbau durch CSH oder Vertragshändler macht diese Festplatte auch »Nichtbastlern« zugänglich. Die Vorteile eines Einbaus in das Rechnergehäuse sprechen für sich, wird doch dadurch der Schallpegel erheblich gemindert, die Anlage ist einfacher zu transportieren und der »Kabelsalat« an der Rückseite des Computers wird kleiner. In Kürze soll auch die 30-MByte-Version dieser Reihe zu einem Preis von 1498 Mark lieferbar sein. (uw)

CSH Ingenieurbüro, Schillerring 19, 8751 Großwallstadt

Wertung

Name: MegaDrive ST

Preis: 1998 Mark

Vertrieb: CSH Ingenieurbüro

Stärken:

□ kein eigener Lüfter notwendig
□ gute Software
□ große Kapazität
□ keine externe Verkabelung notwendig
□ sicheres Booten
□ DMA-Port bleibt frei

Schwächen:

□ englische Betriebsanleitung
□ keine Autoparkfunktion
□ kaum schneller als Originallaufwerk

Fazit: Durchdachtes Konzept für den Mega ST


Uwe Wirth
Aus: ST-Magazin 02 / 1989, Seite 132

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite