Vier Jumbo-Platten im Vergleich

Die flüsternde Konservendose

Was wispert so spät durch Bytes und Bits, es ist die Maxtor, man hört fast nix!« So könnte man sehr frei nach Johann Wolfgang von Goethes »Erlkönig« das Arbeiten mit dem 3,5-Zoll-Festplatten-Laufwerk »Maxtor LXT100S« beschreiben. Anfänglich mußte unser Tester von Zeit zu Zeit sein Ohr ganz nahe an das Laufwerk legen, um zu überprüfen, ob sich die Magnetplatten in der LXT100 tatsächlich noch drehten.
Der kleine Speicherriese stellte sich als das leiseste Laufwerk im Testfeld heraus. Geringe Umgebungsgeräusche reichen bereits aus, das Laufgeräusch völlig zu überdecken. Das richtige Gerät also für Stillefanatiker. Die LXT100 beherbergt in seinem an einen Konservendosendeckel erinnernden Gehäuse vier Magnetplatten. Acht Schreib-/Lese-Köpfe herrschen über eine Speicherkapazität von 96 MByte. Dabei legen sie mit einer mittleren Spurzugriffszeit von gemessenen 29 ms ein beachtliches Tempo vor. Die Datentransferrate läßt nichts zu wünschen übrig. Auch bei subjektiver Betrachtung hat man stets das Gefühl, mit einer schnellen Festplattenstation zu arbeiten.
Mit nur 13 Watt Leistungsverbrauch stellte die LXT100 geringe Anforderungen an das Netzteil.

Agora Computerperipherie Vertriebs GmbH, Martin-Kollar-Str. 10, 8000 München 82

Wertung
Name:Maxtor LXTl00S
Beschreibung:3 1/2-Zoll-Laufwerk, halbe Bauhöhe
Preis:2536,50 Mark
Hersteller:Maxtor Corporation, San Jose (USA)
Vertrieb:Agora GmbH, München

Kapazität: 96 MByte
Köpfe: 8
Zylinder: 733
Sektoren/Spur: 32
Byte/Sektor: 512
Datentransfer mit Spurwechsel: 3394 KByte
Datentransfer ohne Spurwechsel: 7333 KByte
mittlerer Spurzugriff: 29 ms
Stärken: fast geräuschfrei
Schwächen: vergleichsweise hoher Preis
Fazit: extrem leises Laufwerk

Der knurrende Elefant

Elefanten haben ein großes Gedächtnis und vergessen nie!« Dieser Lehrerausspruch aus dem Biologieunterricht kam unserem Tester in den Sinn, als der »massigste« Massenspeicher des Testfeldes auf dem Arbeitstisch stand. Ein 51/4-Zoll-Laufwerk in voller Bauhöhe wie die »Fujitsu M2249SA« bietet immer einen imposanten Anblick. Doch auch die »inneren Werte« der M2249SA erinnern an das sprichwörtliche Elefantengedächtnis. 334 MByte Kapazität reichen auch bei speicherintensiven Anwendungen wie DTP oder Bildbearbeitung einige Zeit aus. Zukünftige Besitzer einer M2249SA müssen sich auf gelegentliche Schrecksekunden gefaßt machen: Ab und zu »knurrt« der Speicherelefant laut und vernehmlich. Dieses Geräusch rührt von der Positionsüberprüfung der Kopfträger her, die das Laufwerk in regelmäßigen Abständen vornimmt.
Doch nicht nur hinsichtlich der Speicherkapazität nimmt die M2249SA eine Spitzenstellung in unseren Testfeld ein. Die mittlere Spurzugriffszeit von 19 ms gehört zum Schnellsten, was der heutige Festplattenmarkt zu bieten hat. Dies schlägt sich beim Anwender auch als subjektiver Eindruck nieder: Die Fujitsu-M2249SA ist einer der rasantesten Datenschaufler, die unseren Redaktions-ST je auf Touren gebracht haben.

Roc electronic systems GmbH, zeppelinstr. 2, 5000 Köln 1

Wertung
Name:Fujitsu M2249SA
Beschreibung:5 1/4-Zoll-Laufwerk, volle Bauhöhe
Preis:3500 Mark
Hersteller:Fujitsu Deutschland GmbH, München
Vertrieb:ROC GmbH Köln

Kapazität: 334 MByte
Köpfe: 15 (+ 1 Servokopf)
Zylinder: 1243
Sektoren/Spur: 36
Byte/Sektor: 512
Datentransfer mit Spurwechsel: 3689 KByte
Datentransfer ohne Spurwechsel: 7775 KByte
mittlerer Spurzugriff: 19 ms
Stärken: sehr schnell
Schwächen: nicht sehr leise
Fazit: schnelles Laufwerk für großen Speicherbedarf

Der Mini-Gigant

Das 3 1/2-Zoll-Festplatten-Laufwerk »Fujitsu M2614S« gehört zu den Minis unter den Speicherriesen. dass es trotz seiner geringen Größe 180 MByte formatierte Kapazität zu bieten hat, löste bei Testteam zunächst einmal ungläubiges Kopfschütteln aus.
Der Hersteller verspricht eine mittlere Spurzugriffszeit von 25 ms, die neueste Bauserie ab Herbst 1989 soll nur noch 20 ms benötigen.
Bewundernswert: die Geschwindigkeit der Datenübertragung. Im Test erwies sich die M2614S als eines der schnellsten Festplatten-Laufwerke. Ein eingebauter Cache-Speicher sorgt dafür, dass häufig abgerufene Sektoren ohne Plattenzugriff übergeben werden.
Im Betrieb bewährte sich die M2614S als äußerst zuverlässiger und leiser Partner. Weder im Standby-Modus noch im Betrieb, selbst beim Hochfahren oder Abschalten waren dem Gerät laute Geräusche zu entlocken. Eine Besonderheit des Fujitsu-Festplatten-Laufwerkes stellt die automatische Fehlerkorrektur dar. Tritt während des Betriebs ein unkorrigierbarer Fehler auf, ersetzt die M2614S den defekten Sektor durch einen Reservesektor, den das Gerät beim Installieren in jeder Spur reserviert. Ein Markieren von defekten Sektoren durch die Formatiersoftware ist daher nicht erforderlich.

Roc electronic systems GmbH, zeppelinstr. 2, 5000 Köln 1

Wertung
Name:Fujitsu M2614S
Beschreibung:3 1/2-Zoll-Laufwerk, halbe Bauhöhe
Preis:2498 Mark
Hersteller:Fujitsu Deutschland GmbH, München
Vertrieb:ROC GmbH Köln

Kapazität: 180 MByte
Köpfe: 8
Zylinder: 1334
Sektoren/Spur: 34
Byte/Sektor: 512
Datentransfer mit Spurwechsel: 5259 KByte
Datentransfer ohne Spurwechsel: 7776 KByte
mittlerer Spurzugriff: 25 ms
Stärken: hohe Datenübertragungsrate
Schwächen: keine
Fazit: 3 1/2-Zoll-Laufwerk mit hoher Kapazität

Die Volks-Winchester

Eine Sonderstellung in diesem Test nimmt das 5 1/4-Zoll-Festplatten-Laufwerk »Seagate ST296N« ein. Einerseits besitzt es mit 85 MByte die »geringste« Kapazität der getesteten Laufwerke, andererseits stellt die ST296N das preisgünstigste Gerät unter den Testkandidaten dar.
Die Daten werden nach dem RLL 2,7 Aufzeichnungsverfahren auf die drei Platten gebracht. Mit der gemessenen mittleren Zugriffszeit von 29 ms ist die ST296N in der Klasse der schnellen Laufwerke anzusiedeln. Die Meßwerte für die Datenübertragung »hinken« allerdings hinter der Konkurrenz her.
Die Startprozedur der ST296N arbeitet unüberhörbar gründlich. Ganze 22 Sekunden benötigt das Laufwerk, um unter Tosen und Knarren die Betriebsbereitschaft zu erreichen. Auch im Betrieb konnte kein anderer Kandidat in puncto Lautstärke dem Seagate-Laufwerk das Wasser reichen.
Dabei traten während unseres mehrwöchigen Tests in allen anderen Bereichen keinerlei Probleme auf. Die ST296 zeigte sich als Muster an Robustheit. Neuere Revisionen des Laufwerkes arbeiten leider nur noch mit dem Interleavefaktor 2. Dies macht sie träger als die anderen Testkandidaten.
Der niedrige Preis prädestiniert sie geradezu für speicherhungrige Heimanwendungen. (wk)

Agora Computerperipherie Vertriebs GmbH, Martin-Kollar-Str. 10, 8000 München 82

Wertung
Name:Seagate ST296N
Beschreibung:5 1/4-Zoll-Laufwerk, halbe Bauhöhe
Preis:1365,72 Mark
Hersteller:Seagate Technology Inc., Scottsvalley (USA)
Vertrieb:Agora GmbH, München

Kapazität: 85 MByte
Köpfe: 6
Zylinder: 817
Sektoren/Spur: 34
Byte/Sektor: 512
Datentransfer mit Spurwechsel: 3320 KByte
Datentransfer ohne Spurwechsel: 6057 KByte
mittlerer Spurzugriff: 29 ms
Stärken: geringer Preis
Schwächen: lautes Arbeitsgeräusch
Fazit: Preiswert und Zuverlässig

Michael Bernards/Wolfgang Fastenrath



Aus: ST-Magazin 12 / 1989, Seite 34

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