Creator, die Zweite!

Das Zeichen- und Animationsprogramm in neuem Gewand

Druckeranpassung leichtgemacht. Alle wichtigen Modelle werden unterstützt.

Unter der Flut von Grafikprogrammen, die den ST-Softwaremarkt überschwemmt, gibt es vor allem ein Programm, das aus der Masse herausragt: Der »Creator«. Dieser Pixelkünstler bietet nicht nur exzellente Zeichenfunktionen, sondern verfügt darüber hinaus über einen vollständigen Animationsteil, mit dem Sie Ihren Bildern Leben einhauchen. Kein Wunder, daß das Programm schnell zum Renner unter den Grafikfans wurde und sich über 1200mal verkaufte.

Ein Jahr nach der Erstveröffentlichung (wir testeten sie in der Ausgabe 2/89) erscheint der Zeichenkünstler nun in einer überarbeiteten Version. Der Creator 1.1 Plus — so die interne Versionsnummer — wurde nicht nur von diversen kleinen Bugs befreit, sondern ist auch um einiges schneller geworden. Und obwohl das Programm nun 120 KByte weniger Speicher als sein Vorgänger belegt, bietet es einige neue Features. Grund genug also für uns, die erweiterte Version etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Nach dem Starten des Programms befinden Sie sich erst einmal in dessen Zeichenteil. Bis zu 99 Bilder hält der Creator gleichzeitig im Speicher, allerdings nur, wenn Sie Ihrem ST auch ausreichend RAM-Chips spendiert haben. Des weiteren steht Ihnen noch eine Ganzseite zur Verfügung, auf der Sie Bilder in beliebiger Größe bearbeiten können. Diese Ganzseite läßt sich in einer (selbstverständlich verkleinerten) Übersicht anzeigen, auf die Sie auch einige Zeichenfunktionen anwenden können. Allerdings ist hier die Auswahl auf das Nötigste der insgesamt über 100 teils sehr mächtigen Grafikoperationen beschränkt. Bei den Ausschneidefunktionen können Sie auf ein Lasso zurückgreifen, das Objekte in beliebiger Form aus der Grafik herauslöst. Wies die alte Version bei Verschiebeoperationen noch einen Punktversatz von einem Pixel auf (die Grafik wurde immer etwas zu weit links positioniert), so ist dieser Fehler nun behoben.

Auch bei Verzerrungen werden nun die genauen Konturen erfaßt und nicht mehr nur der grobe Umriß.

Selbstverständlich steht Ihnen auch eine komfortable Lupe zur Verfügung, bei der Sie auf die Grundzeichenoperationen wie Linien, Kreise etc. zurückgreifen lassen. Den Lupenausschnitt verschieben Sie in der neuen Version einfach mit den Cursortasten. Alle Füll- und Pinselformen können Sie nun problemlos speichern. Somit müssen Sie die Muster nicht wie bisher bei jeder Sitzung neu definieren. Die verschiedenen Pinselbreiten wirken auch auf Splines und Bögen. Wenn Sie zeichnerisch weniger begabt sind, sollten Sie sich eines Scanners bedienen. Creator spricht Modelle von Hawk, Marvin und Panasonic direkt an. Neu hinzugekommen ist eine Laderoutine für Scanner, die nach dem IDC-Standard funktionieren. Dadurch können Sie mit jedem Gerät arbeiten, für das der Hersteller einen entsprechenden Treiber anbietet.

Auch sonst gibt sich der Creator kommunikationsfreudig. Das Programm schluckt Bilder in allen auf dem ST bekannten Formaten. Neu hinzugekommen ist das Metafile-Format, das vor dem Laden zusätzlich skaliert werden kann. Einschließlich der Fonts, Füllmuster etc. verarbeitet der Creator insgesamt 48 Grafikformate. Für alle Diskettenoperationen wurde übrigens eine eigene, erweiterte Fileselectorbox geschaffen, die ein komfortables Auswählen auch mehrerer Dateien auf einmal ermöglicht.

Die Bewegungszyklen werden in Figuren zusammengefaßt

Neu im Lieferumfang ist ein kleines Utility, mit dem Sie Signumdruckseiten in Ihre Grafiken einbinden. Nach dem Installieren des Programmes leitet Signum alle Druckausgaben in eine spezielle Datei um. Mit einem weiteren Utility konvertieren Sie dieses File in eine Bilddatei, die Sie anschließend problemlos in Creator einlesen — zumindest in der Theorie. Unser Konverter nämlich ließ sich partout nicht dazu überreden, seine Arbeit ordnungsgemäß zu verrichten. Statt dessen belegten die erzeugten Bildschirmseiten zwar gehörig Speicherplatz (meist mehrere hundert KByte), waren aber ansonsten ohne Inhalt. Application Systems versprach, sich des Problems anzunehmen.

Funktionieren soll das Ganze nur mit dem 24-Nadel-Treiber, Ihre Dokumente mit 9-Nadelfonts können Sie also nicht verwenden. Nach wie vor besteht allerdings die Möglichkeit, die Signum-2-Zei-chensätze direkt zu benutzen. Auch »Monostar«- und GEM-Fonts lädt der Creator. Die Zeichensätze werden jetzt im Editor direkt auf dem Bildschirm angezeigt und nicht mehr nur mit dem Namen gekennzeichnet. Das Löschen der Zeichensätze (bei der alten Version fehlerhaft) erfolgt nun problemlos.

Der Ausdruck erfolgt wahlweise über Nadel- oder Laserdrucker. Der 24-Nadel-Treiber unterstützt jetzt eine Auflösung von echten 360 dpi. Die Größe des Ausdruckes kann in mehreren Schritten verzerrungsfrei geändert werden. Auch die Position des Bildes auf dem Papier dürfen Sie nun variieren. Alle Einstellungen werden beim Verlassen des Programmes automatisch gespeichert und stehen nach dem Start sofort wieder zur Verfügung.

Die gezeichneten Grafiken übernehmen Sie nach wie vor über das Objektboard in den Animationsteil. Dort fassen Sie die einzelnen Zeichnungen zu Bewegungsphasen (Cycles) zusammen. Manche Cycles werden vom Creator doppelt angelegt; diese können Sie nun per Mausklick entfernen. Außerdem ist gewährleistet daß die Bewegungsphasen nicht mehr aus dem ihnen zugewiesenen Rahmen heraustreten können. In die einzelnen Szenen blenden Sie auf Tastendruck Leerbilder ein, ohne mühsam leere Bildschirmseiten kopieren zu müssen.

Schneller als der Vorgänger

Die Animationen selber sind um einiges schneller als beim Vorgänger. In der Regel darf man mit einem Geschwindigkeitszuwachs von etwa 20 Prozent rechnen. In Extremfällen läuft die Animation sogar doppelt so schnell. Besonders bei komplexeren Anwendungen und bei Titeleffekten macht sich dieser Effekt bemerkbar. Erreicht wurde die Steigerung durch die Optimierung einiger zeitkritischer Routinen, sowie die vollständige Konvertierung des Quelltexts von Megamax-C nach Turbo C

Als Folge dieser Portierung schluckt die neue Version des Creators 120 KByte weniger Speicher als sein Vorgänger. Trotzdem sollten Sie für eine sinnvolle Anwendung des Programmes besser 2 MByte zur Verfügung haben, sonst müssen Sie beim Arbeiten auf umfangreichere Anwendungen verzichten. Wenigstens stürzt Creator bei Speichermangel nicht mehr mit Bombengrüßen ab, wie noch bei der ursprünglichen Version geschehen. Den genauen Speicherbedarf erfahren Sie durch Klick auf das Fragezeichen im »Option-Panel«. Wer sich nur mit dem Zeichenteil des Programmes beschäftigen will, für den findet sich auf der Diskette noch eine abgespeckte Version ohne Animationsfähigkeiten, die weniger Speicher belegt.

Die neue Fileselectorbox des Creators läßt kaum noch Wünsche offen

Ebenfalls überarbeitet wurde das nun knapp 200 Seiten starke Handbuch. 30 Seiten des Ringordners widmen sich ganz den Neuerungen der Version 1.1 Plus. Außerdem haben die Autoren der Anleitungen einen längst überfälligen Index spendiert, mit dem Sie alle Funktionsbeschreibungen auf einen Blick finden — eine brauchbare Alternative zu dem nach wie vor fehlenden alphabetischen Stichwortverzeichnis. Geblieben ist der lockere, aber trotzdem sachliche Stil des Handbuchs.

Insgesamt ist dem Autor Stefan Herzer mit seinem Update ein wichtiger Schritt gelungen, den Wünschen der Creator-Anwender entgegenzukommen. Einige Schwachpunkte wie etwa die eingeschränkten Zeichenoperationen im Ganzseitenmodus sind allerdings immer noch vorhanden. Vielleicht werden sie ja in einer zukünftigen Version beseitigt sein. Registrierte Benutzer von Creator 1.0 erhalten das aktuelle Update gegen eine Gebühr von 20 Mark sowie einen frankierten Rückumschlag, (uw)

Wertung

Name: Creator 1.1 Plus
Vertrieb: Application Systems
Preis: 248 Mark

Stärken: □ sicheres Arbeiten □ kleiner und schneller als der Vorgänger □ einfaches preiswertes Update
Schwächen: □ fehlendes Stichwortverzeichnis im Handbuch □ eingeschränkte Zeichenoperationen im Ganzseitenmodus

Application Systems Heidelberg, Englerstr. 3, Postfach 102646, 6900 Heidelberg


Marc Kowalsky
Aus: ST-Magazin 04 / 1990, Seite 16

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