Spiele-Kurztests

Wings of Death: Laß krachen, Drachen

Nach einigen Stunden »Wings of Death« sind warme Umschläge und Lockerungsübungen für den Feuerknopfdaumen geradezu unvermeidlich: Herausragende Spielbarkeit, Tempo und haufenweise Extrawaffen prägen »Thalions« turbulenten Shoot-Out. Hat man endlich seinen Flugdrachen am Zügel, grünen unten harmlos die Wälder und oben ist der Teufel los. Der Spieler ballert unaufhörlich auf wurmförmige, geflügelte oder gepanzerte Untiere, die selbst nicht gerade sparsam mit ihren Geschossen umgehen. Mancher Treffer, der einen Gegner aus der Haut pustet, wird mit Bonussymbolen belohnt. Nützliche Dinge schweben dann über den Screen: Einige geben Extraleben, andere bereichern das Punktekonto oder spendieren einen Schutzschild. Aufgepaßt, wer zwischendurch allzu gierig nach einem anderen Symbol schnappt, verliert die gesammelte Schußkraft. Natürlich schwirren auch unerwünschte Symbole umher, z. B. Totenköpfe, die einem die mühsam eingefangenen Extras wieder abnehmen, wenn man nicht schnell genug ausweicht. »Wings of Death« ist ein brillantes Ballerspiel, sowohl technisch als auch spielerisch.

(Carsten Borgmeier/hu)

Hersteller: Thalion
Preis: 84,95 Mark
Note: 1-

United Soft, Carl-Bertelsmann-Str. 161, 4830 Gütersloh

Auch mit der Grafik hat sich Thalion viel Mühe gemacht

Gold of the Aztecs: Edles Metall

Der Vorgänger ist offensichtlich stark abgemagert...

Viele fette Golddollars glänzen den Jungs von »U.S. Gold« in den Augen, wenn sie vom neuesten Projekt »Gold of the Aztecs« sprechen. Bei so viel Edelmetall wundert es nicht, daß das neue Adventure mit einer umständlichen Sicherheitsabfrage gesichert ist, als wäre es der Goldschatz selbst. Doch der soll ja im Spiel gefunden werden. Mit dicken, agilen Sprites, feinen Grafiken und dschungelmäßiger Farbenpracht ruft U.S. Gold zur Schatzsuche. Bred Conrad, Ex-Vietnamkämpfer und offensichtlicher Materialist, ist hinter antiken Nuggets her. Da er eine Schatzkarte hat, die ihn zum geheimen Versteck führt, hat er gute Aussichten auf Erfolg. Im tropischen Gewächs harrt allerlei Giftbrut auf Futter. Leichtfüßige Raubkatzen und LKW-große Elefanten wollen den Veteran nicht so schnell an seine dicke Rente lassen. Allerdings hat der kampferfahrene Bred Pistole und Buschmesser am Gürtel. Anschleichende Gegner wehrt er mit der Machete ab. Hier haben die Programmierer dem Spieler aber kaum Chancen gelassen. Gold of the Aztecs enttäuscht durch holprige Animationen und den übertrieben hohen Schwierigkeitsgrad.

(Carsten Borgmeier/hu)

Gold of the...

Hersteller: US. Gold
Preis: 64,95 Mark
Note: 4

United Soft, Carl-Bertelsmann-Str. 161, 4830 Gütersloh 1

The Spy who loved me: Bond ohne End

Doppelnull James Bond rast in »The Spy who loved me« mit seinem schnellen Flitzer über hindernisreiche Highways, zischt mit Jet-Skis oder im Motorboot durch reißende Flüsse oder nimmt im Hauptquartier des Oberschurken schießwütige Gangster ins Fadenkreuz. Grafik und Sound sind zwar nur durchschnittlich, dafür bereiten die vielen unterschiedlichen Actionszenen eine Menge Spielspaß.

Hersteller: Domark
Preis: 69,95 Mark
Note: 2-

Auch »Ocean« setzt auf mutige Geheimagenten. Im Actionspiel »Sly Spy« haben Terroristen eine ganze Stadt besetzt. Um Recht und Ordnung wieder herzustellen, springt der Agent seiner Majestät aus dem Flugzeug und landet sanft per Fallschirm in der unterjochten Stadt. Dort stehen Feuergefechte mit den Gangstern, heiße Motorradjagden und Tauchmanöver auf dem Programm. Dabei wird geballert, bis der Joystick kracht. Glücklicherweise lassen sich gelegentlich Bonussymbole aufsammeln, die Extrawaffen oder frische Munition bescheren. Obwohl die Handlung ziemlich platt ist, macht »Sly Spy« wenigstens für einige Stunden Spaß.

(Carsten Borgmeier/hu)

Hersteller: Ocean
Preis: 64,95 Mark. Note: 3+

Bomico, Am Südpark 12, 6092 Kelsterbach, Tel. 06107/7606-0

Primitive Keilerei mit prominenten Zuschauer

Light Corridor: Röhrentennis

»The Light Corridor« besticht durch ein originelles Konzept, enttäuscht gleichzeitig durch karge Grafik und langweilige Soundeffekte. Es geht darum, eine Kugel mit einer schlägerartigen quadratischen Fläche durch einen unendlich langen Gang zu spielen. Dummerweise prallt die Kugel an Vorsprüngen oder beweglichen Hindernissen ab, so daß man sie auffangen und wieder zurückspielen muß. Ziel des Schinderei ist, durch möglichst viele Abschnitte des Korridors zu gelangen und die Kugel immer weiter voran zu treiben. Trotz der ätzend langweiligen Umgebung spielt sich das Game rasant und unterhaltsam. Mit etwas mehr programmtechnischer Sorgfalt und etwas mehr Fantasie hätte »The Light Corridor« ein echter Hit werden können...

(Carsten Borgmeier/hu)

Hersteller: Infogrames
Preis: 79,95 Mark
Note: 2-

Bomico, Am Südpark 12, 6092 Kelsterbach

Eine Mischung aus Future-Tennis und Squash...

Days of Thunder: Absteiger des Monats

Tom Cruise in seinem Kinostreifen »Days of Thunder«: Die 3D-Vektorgrafik ruckelt, als wäre der Kameramann besoffen, und die Steuerung ist sehr zäh. (Carsten Borgmeier/hu)

Hersteller: Mindscape
Preis: 89 Mark
Note: 4-

Rushware, Bruchweg 128-132, 4044 Kaarst 2

Der Blick aus dem »Rennwagen« ist noch das Beste am Spiel

Turrican: Ballerorgie

Mit dem Flammenwerfer schickt man seine Gegner zur Hölle

»Schieß oder Stirb« lautet die Devise von Rainbow Arts erstklassigem Ballerspiel »Turrican«. Auf 13 Spielabschnitten lauern über 50 böse Aliens und riesige Endmonster. Damit die Angreifer dem glorreichen Helden nicht zu schnell Laser-Löcher ins Blech-Jacket löten, kann er auf zahlreiche Extrawaffen zurückgreifen: Vom Superlaser bis hin zu lenkbaren Blitzen ist so ziemlich alles vertreten, was Getöse macht. Neben der ausgezeichneten Spielbarkeit verdient das Programmierer-Team Lob für die hervorragenden Sounds und Animationen. Sie machen aus »Tur-rican« eine schweißtreibende Ballerorgie...

(Carsten Borgmeier/hu)

Rushware, Bruchweg 128-132, 4044 Kaarst 2

Sunny Shine on the Funny Side of Life: Viel Rauch um nix

Schade um den schönen Caddy...

Langsam wird’s ernst für die diversen Glimmstengelfirmen: Per Gesetz schrumpfen die Werbemöglichkeiten für Zigaretten mehr und mehr. Warum nicht durch ein Computerspiel werben? Der Zigarettengigant »Philip Morris« möchte jetzt im Spielesektor Fuß fassen. Das erste Projekt heißt »Sunny Shine on the Funny Side of Life« und handelt von einem qualmenden Werbegrafiker, dem eines schönen Morgens sein Luxusschlitten von einer Dampfwalze flachgebügelt wird. Ein humoriges Adventure beginnt. Während seines Streifzugs durch Los Angeles trifft der Held auf viele skurrile Gestalten. Wo Sunny auch hinläuft, Product Placement mit der Brechstange ist allgegenwärtig. Ein L&M-Logo hier, ein Zigarettenschnorrer da — was anfangs noch ganz witzig ist, geht auf die Dauer ziemlich auf die Nerven. Schade — aus dem Konzept hätte mehr werden können...

(Carsten Borgmeier/hu)

Sunny Shine on the Funny Side of Life

Hersteller: Rainbow Arts
Preis: 59,95 Mark
Note: 3

Philip Morris, Fallstr. 40, 8000 München 70



Aus: ST-Magazin 12 / 1990, Seite 130

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