Multi-GEM: Ein Hauch von Multitasking

Maxon verspricht mit seiner Systemergänzung »Multi-GEM« zu halten, wovon viele Atari-Anwender heute noch träumen: Multitasking für den ST.

Unix, OS/2, MacOS, AmigaOS und mittlerweile selbst Windows besitzen ein mehr oder weniger konsequent durchdachtes Multitasking-System. Beim Atari-GEM reicht es trotz immer schnellerer Maschinen bislang nur zu parallel arbeitenden Accessories — und deren Einsatzmöglichkeit ist aufgrund vielfältiger Mängel leider begrenzt.

Dem soll Multi-GEM nun abhelfen. Das Programm wird im Auto-Ordner installiert. Leider gucken TT-Besitzer fürs erste in die Röhre.

Nach dem Booten erscheint zunächst einmal der gewohnte Desktop. Auffällig ist sdlein, daß sämtliche Accessory-Einträge belegt sind — entweder durch Accessories oder durch den Eintrag »MultiGEM«. Bei Start eines Programms wird hier der Programmname eingetragen. Damit soll der Anwender zwischen den Applikationen hin- und herschalten. Und zugleich wären wir dann auch schon bei einem der herbsten Kritikpunkte, bei sieben aktiven Prozessen inkl. Desktop: Ende der Fahnenstange.

Die Hauptprogramme starten Sie wie gewohnt vom Desktop aus. Dabei werden jedoch geöffnete Fenster nicht mehr geschlossen, sondern bleiben einfach offen.

Das Prinzip des Umschaltens zwischen den Programmen ist einfach: Entweder haben beide Hauptprogramme Fenster geöffnet, dann muß der Anwender nur einfach das entsprechende Fenster anklicken, um ins zweite Programm zu wechseln, oder aber er benutzt dazu die Accessory Spalte und schaltet zum zweiten Hauptprogramm — als ob’s ein Accessory wäre. Sollte ein Hauptprogramm einen neuen Desktop installieren, schaltet Multi-GEM diesen ebenfalls um.

Damit jedoch nicht genug: Programme arbeiten tatsächlich auch parallel, so kann beispielsweise gleichzeitig ein Programm eine Linie zeichnen und ein anderes eine Diskette formatieren. Wenn Sie zwei Programme jedoch gleichzeitig auf den Bildschirm ausgeben möchten, so wird diese Ausgabe, genau wie im normalen GEM-Betrieb zwischen Accessories und Hauptprogramm, durch die OS-Funktion »wind__update()« koordiniert. Dies hat zur Folge, daß sämtliche Programme, die gerade auf den Bildschirm ausgeben, angehalten werden, sobald z. B. eines eine Dialogbox öffnet.

Das Verhalten von Multi-GEM können Sie über ein externes Programm beeinflussen. So kann beispielsweise eine Datei automatisch beim Booten gestartet oder ein bestimmter Speicherbedarf für spätere Anwendungen reserviert werden. Leider fordern immer noch zu viele Programme zu große Speicherbereiche an, so daß ein 1-MByte-Rechner schon mit zwei Hauptprogrammen schnell überfordert ist.

Das aus wenigen Seiten bestehende Handbuch weist den Anwender schnell und knapp in die Funktionsweise und die Bedienung von Multi-GEM ein — es ist kein Paradestück einer umfangreichen Anleitung aber es genügt.

Wären da nicht die vielen imgeklärten Abstürze, die vollkommen unvorhersehbar auftreten, könnte man MultiGEM empfehlen. MultiGEM zeigt sich insbesondere bei knappem Speicherangebot sehr absturzfreudig

Tatsache ist, daß Multitasking eine komplizierte Sache ist. Daß sich überhaupt ein Unternehmen, abgesehen von Atari höchstpersönlich, diesem Anliegen annimmt, zeugt von allerhand Pioniergeist, (uw)

WERTUNG

Pam's Multi-GEM

Vertrieb: Maxon Computer
Preis: 159 Mark

Stärken: wirkliches Multitasking

Schwächen: ungewohnte Bedienung, Beschränkung auf 7 Prozesse, unvorhersehbare Abstürze, noch keine TT-Anpassung

Fazit: interessantes Konzept, an dessen Ausführung aber noch gearbeitet werden sollte.

Maxon Computer GmbH, Schwalbacherstr. 52, 6236 Eschborn
Literatur: K. Isakovic, J. Reschke, »Chame leon, der Maskenbildner«, ST-Magazin 10/90, Seiten 68ff., Markt & Technik Verlag.

Die Konfigurationsbox von Multi-GEM


Laurenz Prüßner
Aus: ST-Magazin 07 / 1991, Seite 31

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