BSS-Plus: Die Rosinen aus dem Kuchen

Variodynamische Software liefert unterschiedlichsten Kunden der Geschäftswelt aus einer Vielzahl von Programmen ein individuelles Paket. Bavaria-Soft erfüllt nach diesem Prinzip bereits seit 1989 erfolgreich die ausgefallensten Wünsche.

Am Desktop warten die Module auf ihren Einsatz. Momentan geöffnet: Artikel-Statistik.

Ein Legobaukasten ist das Vorbild für variodynami-sche Konzepte. Auf einem Basismodell baut das gesamte System auf. Die einzelnen Bausteine passen zusammen. Gerade im Geschäftsleben ist der zukünftige Softwarebedarf nur schwer abzuschätzen. Wer weiß bei der Installation schon, welche Aufgaben seine Daten später mal erfüllen sollen. Geschlossene Systeme werden zu irgendeinem Zeitpunkt allesamt zu eng. Dabei liegen die Grenzen meist gar nicht mal in zu geringen Kapazitäten, vielmehr will der Anwender mit wachsender Routine auch mehr mit seinem Computer erledigen. War anfangs vielleicht nur eine Kundenkartei für den Vertrieb gefragt, wird recht bald die Finanzabteilung ebenfalls Zugang zu den Daten fordern — um z.B. ein Inkassobüro mit Handhaben zu füttern. Wenn die Firma wächst, muß das Softwarepaket mitwachsen! Nur offene Systeme gewährleisten dies. Bavaria-Soft plant bereits die ersten Gehversuche zusammen mit dem Kunden. Aus gut 30 Applikationen wählt der Softwareberater für jeden Betrieb nur das unbedingt Notwendige und Geeignete aus. Keine Branche ist wie die andere, und so muß auch hochspezialisierte Software weiter angepaßt werden. Speziallösungen hält Bavaria-Soft durch weitgehende Verwendung von Standardmodulen in einem bezahlbaren Rahmen. In der Regel baut Bavaria-Soft eine Speziallösung aus mehr als 70 Prozent preiswerter Standardapplikationen. Lediglich die restlichen 30 Prozent sind individuell erstellte Spezialanwendungen. Programmieren Informatiker im MS-DOS-Bereich eine Spezialapplikation, so kostet das Hunderttausende. Der Preis für Hardware fällt da kaum noch ins Gewicht.

Auch wenn das DOS-Preisniveau am ST aufgrund der Leistung durchaus seine Berechtigung hätte, weht doch am Atari-Markt ein anderer Wind. Das Basispaket BSS-Plus Mega-Basis kostet 449 DM, und ein Modul, z.B. für Anlagebuchhaltung »BSS-Plus Anlagebuchhaltung«, schlägt mit weiteren 300 DM zu Buche. Für dieses Geld programmiert ein Informatiker vielleicht eine gute Stunde an einer Speziallösung — recht weit kommt er in dieser Zeit freilich nicht. Auch wenn der ST-Anwender für Programme nur schweren Herzens mehr als 100 DM zahlt, die BSS-Lösung genügt professionellen Ansprüchen und ist so gesehen durchaus preiswert.

Für ein BSS-Plus-Programm sind Festplatten unverzichtbar! Beim ersten Programmstart steckt das Installationsprogramm sämtliche Applikationen zusammen. Das dauert unter Umständen sehr lange: Bei 20 bis 30 Applikationen darf man dem Rechner schon eine halbe Stunde Zeit lassen.

Jede Applikation erhält auf dem BSS-Desktop ein eigenes Icon. Die Menüleiste bleibt solange leer, bis eins der Module aktiv ist. Der Ausbau des Rechners ist die einzige Grenze für die Anzahl der Applikationen. Bis zu sieben Programme laufen dabei parallel. Allerdings besteht durch den modularen Aufbau eigentlich keine Veranlassung den Monitor mit derart vielen Fenstern zu überladen.

Sämtliche BSS-Plus-Module erinnern etwas an das Macintosh-Betriebssystem. Eine modifizierte File-Selek-torbox gibt dafür die ersten Hinweise. Als Alternative zu Mausklicks stellt sie Tastaturkürzel zur Verfügung. Eine Schaltfläche kreiert neue Ordner, und die angeschlossenen Laufwerke aktiviert ein Klick ins Stationen-Icon, worauf ein herunterklappendes Pull-down-Menü die Alternativen zur Wahl stellt.

Zur Grundausstattung zählen elementare Werkzeuge, die praktisch jeder Betrieb einsetzt: Die BSS-Plus-Adreßverwaltung bietet allein schon recht umfangreiche Möglichkeiten: Serienbriefe drucken, Anrede einfügen und in vorbereiteten Briefen nach definierbaren Gesichtspunkten Erweiterungsfelder ausfüllen. Jeder Eintrag erhält eine Adreß-nummer, mit der später auch andere Module arbeiten. Zur Erfassung dient eine Maske im Stil einer Karteikarte. Die Bedienung ist modern und komfortabel — Apple läßt grüßen. So wählt man die Briefanrede aus einer Box, die zehn vorformulierte Möglichkeiten zur Wahl stellt. Ein Klick und das entsprechende Feld füllt sich automatisch.

Neben einer Adreßverwaltung gibt es im Basismodul einen Notizblock. Er arbeitet ähnlich wie ein Desk-Accessory und kann auch aus anderen Modulen gestartet werden. Eine andere wichtige Funktion ist der Textanschluß: Damit wird die Textverarbeitung »1st Word Plus« an BSS-Plus gekoppelt. Der Funktionsumfang von 1st Word Plus wird damit um einige Punkte erweitert: Hintergrunddruck, Stapeldruck und Musterlisten für die übrigen Module — um nur die wichtigsten Möglichkeiten zu nennen. Viele nützliche Helfer bietet das »Disktool«. Damit erledigt der Anwender simple Arbeiten, die normalerweise nur möglich sind, wenn das geladene Programm beendet wird: Formatieren von Disketten, Löschen, Umbenennen oder Kopieren von ein-I zelnen Dateien oder ganzen Disketten. Im Menü »Hilfsfunktionen« gibt es dann noch einen Taschenrechner und ein Fenster zur Funk-tionstastenbelegung. Am Beispiel der Applikation »Vertreter« sehen wir uns einmal das Zusammenspiel einzelner Module an. Um Vertreter optimal einzusetzen, sind neben dem Basismodul weitere Applikationen nötig: »Auftrag«, »Artikel« und »Kunden«. Das Modul kommt dabei auch mit strukturmäßig arg verschachtelten Unternehmen zurecht. Es zeigt die Provisionsansprüche der einzelnen Vertreter, bewertet ihr Verkaufsgeschick und analysiert natürlich die monatlichen Verkaufszahlen.

Artikel suchen mit BSS Plus: Bekannte Felder eintragen oder einfach mit Klick aus einer Auswahlbox übernehmen.

Das Modul »Kunde« ordnet jedem Kunden einen Vertreter fest zu. Bei jedem Auftrag schreibt das Modul die fällige Provision dem dort verzeichneten Vertreter gut. In der Applikation »Auftrag« ist es allerdings noch möglich, diesen Betrag und die Vertreterzuordnung zu ändern. Neben. kundenorientierten Provisionen kennt BSS auch eine artikelorientierte Berechnungsmethode. Dabei ordnet die Applikation »Artikel« jedem Artikel einen Vertreter zu. Ein Mischen beider Abrechnungsformen ist allerdings nicht möglich — im Zweifelsfall ist nach Bavaria-Soft Erfahrung der kundenorientierten Abrechnung der Vorzug zu geben.

Neben Stammdaten erfaßt die Vertreterdatei für jeden Außendienst-Mitarbeiter folgende Einträge: das Einsatzgebiet, der vorgesetzte Gruppenleiter, Provisionssatz, Art des Mitarbeitervertrags, die Höhe der Stornoreserve sowie drei frei verfügbare Infofelder. Außerdem ist es möglich, eine Prämienstaffel zu definieren. Zwingend vorgeschrieben ist ein Eintrag im Feld »Vertreterart«: Angestellter, Freiberufler mit oder ohne Steuer oder Reisender. Auch dieses Feld füllt die BSS-Plus selbständig aus — ein Klick in die Auswahlbox genügt.

Für jeden Vertreter existiert eine Karte mit monatlichen Umsatzzahlen, die Basis für den Jahresabschluß. Am Jahresende genügt ein Klick, und die Umsätze werden aufaddiert — die Monatsfelder sind wieder frei. Eine neue Abrechnungsperiode kann beginnen.

Eine genaue Auflistung der Provisionen anhand der tatsächlich geleisteten Zahlungen führt dann »BSS-Plus Provisions-Abrechnung« durch. Das Modul »BSS-Plus Zahlungseingang« bucht dazu die tatsächlich geleisteten Zahlungen automatisch ein. Dies ist aber auch von Hand möglich. Ist das Modul »BSS-Plus Kaufverhalten« im System, wird dies um das Datenfeld Vertreternummer erweitert. Dieser Baustein bietet eine genaue Analyse über einzelne Positionen oder Gruppen. Fünf verschiedene Klasseneinteilungen — Artikel-, Adreß-, Datum-, Postleitzahlen- und Rabattanalyse — sorgen dafür, daß die Statistik jeden Faktor isoliert betrachten kann. Der Vorteil: BBS Plus wächst mit. (mn)

BSS-Plus

Hersteller: Bavaria Soft

Vertrieb: Bavaria Soft, Otto-Hahn-Str. 25,8012 Ottobrunn

Preise:

Basispaket 449 DM, Mehrplatzversion 898 DM

Kopierschutz: keiner

Stärken: komfortable Bedienung, modularer Aufbau, individueller Kundenservice, gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Einschränkungen: viele kleine Module erforderlich, Einstieg etwas schwierig

Fazit: echtes Profipaket mit Macintosh-ähnlicher Oberfläche

Teil der Grundausstattung: eine umfangreiche Adreßverwaltung.


Aus: ST-Magazin 09 / 1991, Seite

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