Piccolo - Allzeit bereit

Raus aus dem Textprogramm, rein ins Malprogramm, zwei Änderungen gemacht, zurück ins Textprogramm — wie schön wäre doch ein kleines Grafik-Accessory!

Warum wir »Piccolo« von Application Systems Heidelberg gut finden? Weil es eine Handvoll Eigenschaften vereint, die es für 99 DM nirgends sonst gibt: z. B., daß es sich als Accessory installieren läßt. Oder daß es über die Funktionstaste F6 auch aus Signum 2 heraus arbeitet. Daß es übergroße Bilder laden kann, auflösungsunabhängig auf allen STs und TTs arbeitet (allerdings nicht in Farbe) und daß alle Zeichenoperationen in der Lupe funktionieren.

Piccolo ist ein kleines Bitmap-Malprogramm, das nicht gegen die »Großen« anstinken will, sondern immer dann zum Einsatz kommt, wenn's mal schnell und einfach gehen soll. Das Progrämmchen wartet mit einer eigenen Fensterverwaltung auf: Die Menüleiste nimmt keinen Platz weg, sie läßt sich nämlich frei dahin verschieben, wo sie nicht stört, oder per TAB ganz wegschalten und über Tastenkürzel bedienen. Je nach RAM erlaubt Piccolo bis zu 20 Bilder in GEM-Fenstern gleichzeitig auf dem Bildschirm.

Piccolo sieht alle wichtigen Rastergrafik-Dateiformate vor (IMG, IMC, PI* PC*, Tif, SCN, PAC, SEQ, NEO, DOO, GEM), kommt aber in der vorliegenden Version nicht mit Farbdateien klar (z. B. PI1, NEO). Speichern kann der Grafik-Winzling unter IMG, IMC, DOO und TIF. Die Bedienung der Programmfunktionen inklusive der hervorragenden Lupe/Zoom ist ein Kinderspiel, vor allem, wenn man bereits etwas Erfahrung mit Malprogrammen mitbringt. Piccolo beschränkt sich auf die wichtigsten Grundfunktionen: Einen Stift zum Freihandzeichnen und einen Menüpunkt zum Linienziehen, einen Pinsel mit fünf verschiedenen Stärken, Rechteck-, Kreis- und Füllfunktion sowie einen Radierer, dessen Größe und Rechteckform sich allerdings nicht ändern läßt. Linien lassen sich entweder als Geraden an den Ecken verbinden oder als Splines (Kurve bzw. geschlossener Zug) anlegen. Ein Lasso ermöglicht formgenaues Erfassen von Bildblöcken und die Blockkopie verschiebt einzelne Bereiche — allerdings leider nicht von Fenster zu Fenster. Alle Funktionen lassen sich auch über das Menü der rechten Maustaste erreichen.

Speziell in Signum 2, das ja bekanntlich keine Accessories zuläßt, macht sich Piccolo über F6 nicht nur als Malprogramm nützlich, durch die Dateioperationen der Auswahlbox lassen sich auch Ordner anlegen, Dateien umbenennen, löschen und Disketten formatieren.

Und die Nachteile? Ein echtes Minus ist, daß sich keine Blöcke von einem Dateifenster ins andere verschieben lassen, z. B. aus einer Bauteile-Library in eine Beispielgrafik (was zugegeben nicht ganz einfach ist). Textfunktionen fehlen ganz — einerseits verständlich, andererseits unpraktisch, denn Beschriftungen lassen sich (wie z. B. in »Omikron Draw« oder »Stad«) am schnellsten direkt aus dem Malprogramm anlegen. Daß keine Druckfunktionen vorhanden sind, dürfte klar sein: das unterstreicht' die Rolle von Piccolo als kleines Helferlein, (hu)

Piccolo 1.0

Hersteller: ASH

Preis: 99 DM

Stärken: Läuft als Accessory, läuft aus Signum, verschiebbare Fenster, bis zu 20 Fenster gleichzeitig, erkennt wichtigste Dateiformate, sehr einfache Bedienung, Tastaturkürzel, Malfunktionen in Lupe aktiv

Schwächen: keine Blockkopie von Fenster zu Fenster möglich, keine Textfunktion, verbraucht relativ viel RAM (rd. 120 KByte plus Bilddatei)

Fazit: Preiswertes Grafikmodul speziell als Ergänzung zur Textverarbeitung



Aus: ST-Magazin 12 / 1991, Seite 32

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