MIDI-Arranger: Komponieren — kinderleicht

MIDI-Arranger wurden kräftig weiterentwickelt. Längst haben sie mit der simplen Begleitautomatik antiquierter Keyboards nichts mehr zu tun — heute sind sie ideal für Leute, die weder Noten lesen noch Instrumente spielen können.

Soft Arranger: ein Display voller Schalter und Regler

Musikalische Einsteiger und sogar absolute Laien können ohne große Probleme eigene Songs kreieren, die letzten Urlaubsvideos vertonen oder für Abwechslung bei der nächsten Karaoke-Party sorgen — dank intelligenter Arranger-Programme wie »fractal music«, »Soft Arranger« oder »Session Partner«.

Ein recht eigenwilliges Programm präsentiert Karus & Nießen mit »fractal music«. Es generiert in Echtzeit endlos Musikstücke auf der Basis fraktaler Algorithmen. Die Grundidee, das grafische Fraktal in ein musikalisches Diagramm zu projizieren, stammt von Barry Martin. Die 128 Töne eines Keyboards werden dabei auf x- und y-Achsen abgebildet. Die fraktale Musikgenerierung erzeugt damit reichlich ungewohnte Klangkombinationen, die sich endlos aus sich selbst — durch stufenlose Parameterverschiebung mittels Maus — weiterentwickeln und aufbauen. Bewährt hat sich der Hüpfer-Algorithmus mit seiner grafischen Entwicklung vom O-Punkt nach außen. Das Klangergebnis bezeichnet der Hersteller als »New-age-Musik der besonderen Art«.

Zugegeben: Was bei gemäßigtem Tempo wie harmonische, meditative Musik wirkt, entwickelt sich bei vollem Speed leicht zum nervtötenden Chaos. Leider bedient der Arranger nur drei MIDI-Kanäle: Zwei Melodiestimmen sowie eine Akkordbegleitung. Percussion-Instrumente sind nicht vorgesehen.

Fractal: Meditation per Formeln

Fractal Music kann auch den »Illuminator«, eine vom selben Hersteller entwickelte »Mind Machine«, ansteuern. Dies ermöglicht jene Art von audiovisuellen Meditations- und Entspannungs-Sessions, die in New Age-Kreisen zunehmend Aufsehen erregen. Billig ist der Seelen-Trip allerdings nicht: Rund 1700 Mark kostet die umfangreiche Hardware mit Adapter, Brille, Kopfhörer... inkl. Software.

In eine Szenerie wie in der Kommandozentrale eines Raumschiffs, versetzt Sie die Mainpage des »Soft Arrangers« von »Rol. K.-MIDI-Hard & Soft«. Nicht nur der Bildschirm ist übervoll mit Bedien-Elementen — auch die Tastatur ist doppelt und dreifach mit Funktionen zur Kontrolle und Steuerung der unterschiedlichsten musikalischen Elemente belegt. Dadurch ist der Soft Arranger auch ohne Monitor zum Liveeinsatz auf der Bühne geeignet. Über Funktionstasten lassen sich die verschiedensten Variationen, Intros oder Endings, aufrufen. Ein integrierter MIDI-Real-Time-Mixer sorgt dabei für die rechte Balance. Die Variationen beruhen auf vordefinierten »Style«-Files. Eine Reihe zusätzlicher Musikstile liefert der Hersteller als Zubehör. Das Sortiment wird stets erweitert und aktualisiert. Wer will, kann mit etwas Geduld »Style«-Files aber auch selbst erzeugen.

Live können Sie Ihr gesamtes Repertoire in ein »All«-File legen, die der Soft Arranger automatisch beim Starten einliest. Beim Empfang von Song-Select-Befehlen bereitet das Programm das Musikstück für die nächste Performance auf.

Auch beim neuen »Session Partner 1.3« hat der Anwender nur bedingten Einfluß auf Melodien und Rhythmen. Eine eingeschränkte Melodiefunktion ermöglicht neben Begleitarrangements die Komposition kompletter Songs. Das Programm simuliert eine komplette Musikgruppe und bedient 13 Instrumente —jedes auf einem separaten MIDI-Kanal. Dabei greift es nicht wie andere Arranger auf vordefinierte

Stile zurück, sondern arbeitet mit raffinierten Algorithmen. Die Musikgruppe weiß genau, wie das jeweilige Instrument zu spielen ist. Auch die Unterschiede zwischen Funk und Slow Waltz gehören zum Know-how des Programms. (mn)

fractal-music
Vertrieb: Karus & Nießen, Thielstr. 35, 5030 Hürth, Preis: 89 Mark

Soft Arranger
Vertrieb: Rol.K. MIDI-Hard & Soft; Preis 285 Mark

Session Partner
Vertrieb: DVPI, Postfach 1260, 7068 Urbach, Preis: 298 Mark

Neu: Session Partner 1.3

Ingrid Sitte-Nadler
Aus: ST-Magazin 04 / 1992, Seite 112

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