TrueMultiScreen-Grafikkarte: Aus eins mach' vier

Für manche Programme ist selbst ein Großbildschirm noch nicht groß genug. Ideal wäre hier der simultane Betrieb von zwei, drei oder manchmal sogar vier Bildschirmen. »TrueMultiScreen« von tms macht's möglich.

Der Platzmangel am Bildschirm ist im DTP-Bereich besonders akut. Der Großbildschirm zeigt die montierte Seite — Platz für die einzelnen Elemente, z.B. einen kleinen Textblock, eine Grafik und Bilder — ist nicht vorhanden. Alles liegt kreuz und quer über- und untereinander.

Für das »TrueMulti-Screen«-Desktop ist das kein Problem: Die Arbeitsfläche läßt sich in jede beliebige Richtung erweitern und vergrößern. In einer bunten Mischung können Sie Monochrom-, 8-Bit-Farbmonitore oder Echtfarb-Bildschirme koppeln. Der TrueMulti-Screen-Treiber regelt dabei die Position der angeschlossenen Schirme im Desktop. Sie können die Monitore beliebig über- oder nebeneinander positionieren — ja sogar mit vier Schirmen einen riesigen quadratischen Desktop bilden. Die Maus wandert dann fließend von einem Schirm in den nächsten — Bilder können in eigene Arbeitsbereiche abgelegt und dort weiter bearbeitet werden, bevor die Objekte ins montierte Endprodukt wandern.

Das Desktop auf zwei Bildschirme verteilt

Das Macintosh-Betriebssystem beherrscht diesen Trick freilich schon seit Jahren. Am Atari stellt sich bislang das GEM-Desktop quer. Mit einem Kunstgriff gaukelt nun der TrueMultiScreen-Treiber dem Betriebssystem ein entsprechend großes Desktop vor. Dieses Arbeitsfeld teilt der Treiber dann auf die angeschlossenen Schirme auf.

Neben dem TrueMulti-Screen-Treiber benötigen Sie für den Betrieb natürlich einen zweiten Monitor mit einer entsprechenden Grafikkarte. Für zwei Farbmonitore werden zwei Farbkarten benötigt. Angeschlossen werden die Schirme an einen speziellen TrueMultiScreen-VME-Adapter.

Wenn Sie nun ein Programm starten, stehen alle Bildschirme als einheitliche Arbeitsfläche zur Verfügung. Leider sind nicht alle Programme auf diesen Kunstgriff vorbereitet. Hält sich das Programm streng ans GEM-Reglement — welches Programm tut das schon? — gibt’s keine Probleme. Eine andere Möglichkeit wäre eine spezielle Anpassung an dieses tms-Feature, dabei müßte der Anwender allerdings auf ein entsprechendes Update warten. DTP-Anwender können sich freilich freuen: Calamus arbeitet als sauber programmiertes Produkt automatisch mit dem großen True-MultiScreen-Desktop.

Der Vorteil einer großen Arbeitsfläche ist nicht nur ein ordentlich aufgeräumtes Desktop. Da bedeutend weniger gescrollt wird, erhöht sich automatisch auch die Arbeitsgeschwindigkeit. Skeptiker werden einwenden, daß durch den höheren Verwaltungsaufwand dieser Geschwindigkeitsgewinn wieder verlorengeht. Mit bloßem Auge war allerdings beim direkten Vergleich gegenüber nur einem angeschlossenen Monitor kaum ein Unterschied festzustellen.

Leider eignen sich nicht alle Grafikkarten für True-MultiScreen. Sie müssen entsprechend angepaßt werden; dazu müssen allerdings die Hersteller von Grafikkarten der Firma tms erst eine entsprechende Gelegenheit bieten. Zur Zeit laufen die Anpassungen auf Hochtouren. Ob die Umrüstung von bereits ausgelieferten Grafikkarten möglich ist, muß von Fall zu Fall entschieden werden. Entsprechende Auskünfte erteilt tms. Als Monitore können Sie alle Geräte verwenden, die ursprünglich mit den modifizierten Grafikkarten Zusammenarbeiten.

Prinzipiell laufen alle Programme mit TrueMulti-Screen, die nach dem GEM-Reglement programmiert sind oder entsprechend angepaßt wurden. Problemlos arbeiten neben Calamus z.B. das Cranach Studio, 1st Word, SciGraph, SciLab, Fly-Ex, Interface und natürlich die tms-Produkte tms-Vektor, tms-Bambino sowie tms-Paint.

Die maximale Anzahl der Grafikkarten ist lediglich durch den VMEbus begrenzt — d.h. ohne weitere Modifizierungen lassen sich zwischen zwei und vier Karten anschließen.

TrueMultiScreen ist unabhängig von der Größe des Arbeitsspeichers und arbeitet zur Not sogar mit 500 KByte RAM.

WERTUNG

TrueMultiScreen

Hersteller: tms
Preis: auf Anfrage

Vorteile: große Arbeitsfläche, bis zu vier Monitore, alle Monitortypen, Mischung von Monochrom- und Farbschirmen möglich

Einschränkungen: Grafikkarten müssen angepaßt sein, Programme müssen sich ans GEM-Reglement halten oder angepaßt werden

tms GmbH, Dr.-Gessler-Str. 10,8400 Regensburg


Manfred Neumayer
Aus: ST-Magazin 09 / 1992, Seite 44

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