Kopierprogramm E-COPY: Sicher über die Runden

Ein neues Kopierprogramm muß schon einiges bieten, um noch zur Notiz genommen zu werden. »E-COPY« geizt daher nicht mit Features. Highlight ist die ED-Fähigkeit.

E-Copy ist aus dem Shareware-Programm H-Copy hervorgegangen. Wie es sich für ein gewerblich vertriebenes Produkt gehört, gibt es nun auch ein Handbuch. Der Hersteller hat sich Mühe mit der exakten Beschreibung der Programmfunktionen gegeben. Auf über 40 übersichtlich gestalteten Seiten werden sämtliche Funktionen erklärt. Die zweite große Erweiterung ist die Fähigkeit, mit den neuen ED-Diskettenlaufwerken umzugehen. E-Copy ist in der Lage, durch Formatiertricks bis zu 3,2 MByte freien Platz auf den Magnetscheiben zu schaffen.

Der Autor Robert Weiss legte Wert darauf, daß E-Copy auf allen Computern der Atari 68000er Linie in jeder Konfiguration, übrigens auch als Accessory, lauffähig ist. Einzige Ausnahme sind Rechner mit dem völlig veralteten TOS 1.0. Viele bisherige Kopierprogramme verzichteten auf die Nutzung der im Computer vorhandenen Timer, was die Beschränkung der Lauffähigkeit auf STs mit 8 MHz zur Folge hatte. Während der Mega STE notfalls noch auf diese Taktfrequenz runtergeschaltet werden kann, standen Sie mit solchen Hackwerken als Besitzer des Rennpferds TT im Regen.

Ein anderer, noch nicht in allen Kopierprogrammen behobener Fehler besteht darin, jeder formatierten Diskette die gleiche Seriennummer im Boot-Sektor zu geben. Beim Diskettenwechsel versucht das Betriebssystem unter anderem auch am Vergleich der Seriennummer mit jener der vorher eingelegten Diskette festzustellen, ob tatsächlich ein anderes Medium in der Floppy steckt. Wird es hier getäuscht, können im schlimmsten Fall die Verwaltungsinformationen der Diskette derart zerstört werden, daß Ihre Daten unwiederbringlich verlorengehen. E-Copy vergibt zur Vermeidung solcher Desaster selbstverständlich für jede Diskette eine unterschiedliche Seriennummer.

E-Copy: Alles Wichtige auf einen Blick

E-Copy ist gleichzeitig Kopier- und Formatierprogramm. Seine Stärke ist die Flexibilität bei der Behandlung aller üblichen Diskettenformate. Sie geht weit über die Fähigkeit der Formatierung unter MS-DOS lesbarer Disks hinaus und macht auch vor 3,5- und 5,25-Zoll-High-Density-Formaten sowie den genannten ED-Disketten nicht Halt. Neben der originalen Atari-Methode zum Anschluß von HD-/ ED-Laufwerken unterstützt E-Copy auch diverse Zweitanbieter-Lösungen durch die Möglichkeit, einzustellen, welches Register für den Takt des Floppycontrollers bzw. die Steprate verantwortlich ist. Mit einem entsprechend ausgerüsteten Atari können Sie auf einer von E-Copy formatierten HD-Diskette bis zu 1,8 MByte unterbringen. Der Programmierer richtete sein Augenmerk nicht allein auf Quantität. Die Qualität spielte eine ebenso große Rolle. Diese besteht einerseits in der Geschwindigkeit, mit der E-Copy kopiert und formatiert (35 Sekunden für eine normale Diskette), andererseits in dem erzeugten Format. Die Ausnutzung aller Tricks wie Spiralisierung und Interleave-Faktor sorgt für rasant beschreib- und lesbare Disketten. Übrigens werden beim Formatieren auf Wunsch defekte Sektoren als nicht beschreibbar gekennzeichnet. Interessant für die Wahl des optimalen Formats: Im Handbuch ist eine Tabelle der Lesegeschwindigkeiten bei verschieden formatierten Disketten abgedruckt. Ihren eigenen Experimenten kommt die Funktion »Lesetest« entgegen, die in Echtzeit die durchschnittliche und, nach Ende des Tests, die höchste gemessene Lesegeschwindigkeit anzeigt.

Eine Frage des Formats

Beim Kopieren von zu MS-DOS-kompatiblen Disketten müssen Sie in E-Copy darauf achten, daß Sie die richtigen Formatierparameter eingestellt haben. So sollten, an-betracht unintelligenter MS-DOS-Derivate, u.a. die »Additional Headers« deaktiviert werden, damit es nicht zu Austauschproblemen kommt. Wir hoffen, daß E-Copy bald in der Lage ist, automatisch das Format der Originaldiskette zu reproduzieren.

Flexible Speichernutzung

Zu den herausragenden Features von E-Copy zählt die Fähigkeit, Disketten verschiedener Formate umkopieren zu können. Damit ist z.B. der komfortable Transfer des Inhalts von 5,25-Zoll-HD-Disketten auf solche des 3,5-Zoll-HD-Typs möglich, ohne auf das langsame fileweise Kopieren zurückgreifen zu müssen. Selbstverständlich können Sie einstellen, daß nur belegte Sektoren der Masterdisk auf das Zielmedium kopiert werden, um Zeit zu sparen. Neu in E-Copy ist die Möglichkeit, bei nicht ausreichend freiem Speicherplatz die Daten während des Kopierens auf einer festzulegenden Partition der Festplatte zwischenzuspeichern. Damit wird die Anzahl der Zugriffe auf die Disketten minimiert, was der Kopiergeschwindigkeit zugute kommt. Einstellbar ist auch, wieviel RAM E-Copy vor dem Kopieren freihalten soll. Unter Multitasking Systemen wie MultiTOS ist dies wichtig für parallel laufende Programme.

Alle Funktionen von E-Copy sind außer mit der Maus auch per Tastaturkommandos erreichbar. Für ein ansprechendes Äußeres kommen die mit dem Programm »Interface« vertriebenen »MyDials« zum Einsatz. Alle Dialogboxen lassen sich dadurch frei auf dem Bildschirm verschieben. So zeitgemäß und praktisch fliegende Dialoge auch sind: besonders für den Betrieb unter MultiTOS wünschen wir uns, daß die Dialoge von E-Copy zukünftig in Fenster gelegt werden. So würden die Bildschirmausgaben anderer Programme nicht verhindert. Der Hersteller sagte uns diese Verbesserung für eine spätere Version zu.

Noch im My-Dials- Gewand: das erweiterte Bedienpanel

Zum Lieferumfang von E-Copy gehören einige praktische Utilities. Darunter sind Mini-Programme, die bei Vorhandensein eines HD-oder ED-Laufwerks den System-Cookie setzen, ein Tool, das die maximal nutzbare Spur eines Laufwerks ermittelt, sowie einige Boot-Sektoren, die E-Copy auf Wunsch nach dem Formatieren auf die Disketten schreibt. Für die glücklichen Besitzer eines ED-Laufwerks befindet sich auf der Programmdiskette auch ein TOS-Patch, der die leidigen Probleme beim Betrieb am Atari wirkungsvoll verhindert.

Der Preis von 69 Mark für ein Kopierprogramm mag zunächst nicht billig erscheinen. Die üppige Ausstattung mit Funktionen, die mitgelieferten Utilities und die saubere Programmierung rechtfertigen den Betrag jedoch allemal. Für registrierte Käufer des Programms gibt es außerdem einen telefonischen Hotline-Service. Anwender mit Model genießen einen weiteren Vorteil: Sie können den Programmierer nämlich auch einfach und schnell im MausNet erreichen. (uw)

WERTUNG

Preise:
E-Copy: 69 Mark
Paket aus ED-Laufwerk, ED-Kit, Ajax-Chip und E-Copy: 469 Mark
Hersteller: MW electronic

Stärken: kopiert und formatiert zuverlässig, ED-fähig, praktische Funktionen wie Umkopieren, Auslagerung auf Festplatte

Schwäche: noch keine komplett automatische Anpassung des Formats beim Kopieren

Fazit: empfehlenswertes Allround-Kopierprogramm

Den Programmierer von E-Copy können Sie im MausNet unter folgender Adresse erreichen: Robert Weiss @R MW electronic, Postfach 2168, 5330 Königswinter 1


Patrick G. Dubbrow
Aus: ST-Magazin 12 / 1992, Seite 34

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