Hardwaretestprogramm Atari-Test: Atari unter der Lupe

Bei Arbeiten an der Hardware zieht sich die Fehlersuche oft entsetzlich in die Länge. Das Programm »Atari-Test« entlastet Bastler bei der Fehlerdiagnose.

Jeder, wirklich jeder Atari-Besitzer wird irgendwann einmal mit dem einen oder anderen scheinbar unerklärlichen Fehler konfrontiert werden. Sobald Viren oder die Software als Fehlerquelle aus-scheiden, beginnt reinen Anwendern eine Gänsehaut den Rücken hinunterzukriechen, denn der nächste Fachhändler ist meist weit und die Reparaturkosten sind nicht abzuschätzen. Gut, wenn es da Werkzeuge gibt, die auch von Nichtelektronikern zu bedienen sind und die den Schadensumfang wenigstens diagnostizieren können.

Mindestens so wichtig wie für reine Anwender ist ein solches Diagnose-Tool auch für Bastler, die sich mit Eigenentwicklungen oder Erweiterungen zum Selbsteinbau an ihrem Heiligtum vergriffen haben und sich wünschen, sie hätten’s nie getan, wenn der Computer beleidigt den korrekten Dienst verweigert. Das Hardwaretestmodul für den ROM-Port von Atari gibt es zwar seit über fünf Jahren — aber wer hat das schon zu Hause? Ansonsten bleiben nur noch Oszi oder Multimeter. Und wer solch teure Meßtechnik besitzt, verfügt sowieso über genügend Know-how, um sich auch selber zu helfen.

Das Programmpaket Atari-Test der Firma MHL hilft ein gutes Stück weiter. Allerdings — und das schränkt die Sache schon wieder erheblich ein — darf der Computer (ST/STE/TT) nicht soweit beschädigt sein, daß er überhaupt keine Reaktion mehr zeigt.

Atari-Test besteht aus einer Diskette und der Anleitung. Bevor es zur Sache geht, müssen Sie die Installation abschließen, indem Sie Seriennummer und Paßwort eingeben. Das Programm läßt sich zwar beliebig oft neu installieren aber nur mit der Originaldiskette.

Der RAM-Test hilft besonders bei Eigenbauerweiterungen
Testbild zur Konvergenzabstimmung des Monitors

Die Software besteht aus zwei Hauptteilen — einem kleinen RAM-Test und dem umfassenden Untersuchungsprogramm. Der RAM-Test checkt den Arbeitsspeicher je nach Konfiguration ein-oder mehrmals, indem er je ein Byte, Word, Longword und schließlich eine Long-word-Zahl (numeric) über den gesamten Speicher schreibt, um die MMU-Adressierung zu überprüfen. Anschließend kopiert bzw. liest die Software dann noch eine Random-Zufallsfolge aus dem RAM.

Bei TT-Rechnern wird auf diese Weise sowohl das ST-als auch das Fast-RAM überprüft. Ist bei der Prozedur kein Fehler aufgetreten, dehnt sich der RAM-Test auch auf den Videobereich des Arbeitsspeichers aus. Auftretende Defekte meldet das Programm in einer Dialogbox mit genauer Fehler-Bit- und Adreßstelle. Damit ist es kein Problem, etwaige vertauschte Adreßleitungen bzw. Select-Signale oder defekte RAMs zu orten.

Im eigentlichen Testhauptprogramm gibt es einen ähnlichen RAM-Test. Daneben überprüft Atari-Test mit der »GEM-Draw«-Funktion den Grafik-Blitter, »TOS-Check« bildet Prüfsummen der einzelnen ROM-Bausteine und vergleicht sie mit den bekannten Summen der offiziellen TOS-Versionen. »RAM-Monitor« bietet genau das, was der Name verspricht: Damit können Sie nach Lust und Laune im Speicher Ihres Computers herumstöbern.

»RAM-BANK_1« ist ein Test, der speziell für die älteren 260er, 520er etc. entwickelt wurde und die RAM-Bank 1 auf korrekten Anschluß (Adressen CASx-Si-gnale etc.) und Funktion überprüft (speziell für RAM-Nachrüster interessant!). »Floppy« überprüft alle vorhandenen Laufwerke (3,5-Zoll, 5,25-Zoll etc.). Hier sind Voreinstellungen wie die Anzahl der Spuren, Seiten, Sektoren (bis 21) erlaubt. Diagnoseoperationen wie »Drehzahl« und »Indexpuls« vervollständigen das Bild vom Zustand der Laufwerke.

Akribischer Test aller Computerbereiche
Komplexe Analysefunktionen und Hardwarekonfiguration

»Test-Bild« projiziert ein Testbild auf den Monitor, mit dem sich die Konvergenzeinstellung des Monitors (in Färb- und Monochromdarstellung) korrigieren läßt. »Drucker« testet den Ausdruck einer Seite mit allen sichtbaren ASCII-Zeichen. Über die Einzelzeichenfunktion per Tastaturkombination lassen sich auch unsichtbare Sonderzeichen testen, die ja meist als Drucker-Steuerzeichen fungieren. Außerdem führt das Programm einen Bit-Vergleich zwischen dem gesendeten und gedruckten Zeichen durch.

»Keyboard« überprüft nicht nur die Funktion der einzelnen Tasten des Keyboards, sondern testet auch die korrekte Funktion der Maus. »FILE WR/RD« überprüft das Schreiben und Lesen mit GEMDOS-Funktionen, »3D-Graph« dagegen ist eigentlich kein richtiges Testmodul, sondern dient lediglich dazu, einige — wenn auch primitive — 3-D-Grafi-ken am Bildschirm zu erzeugen, um damit die Rechnergeschwindigkeit zu demonstrieren. Es könnte eventuell nützen, wenn ein Virus den Computer bremst.

Wem nach all diesen Funktionen nach einem Check seines Soundsystems ist, der muß sich nur dem Drop-Down-Menü »Utility« widmen, um Geräuschkulisse als Testwert zu erhalten.

Atari-Test stellt durch seine komplexen Analyse- und Bewertungsfunktionen eine Bereicherung für ST-Besitzer dar. Für Entwickler, »Reparierer« und sonstige Lötkolbenakrobaten stellt das Programm eine wertvolle Hilfe dar. Zum Handbuch können wir uns nicht äußern, da es zum Test noch nicht vorlag. (hu)

WERTUNG

Atari-Test

Preis: 179 Mark
Hersteller: MHL

Stärken: umfangreiche Tests fast aller Hardwarebaugruppen der Atari-Computer, einfache Bedienerführung, gute Fehlerauswertung

Schwächen: Eignet sich nur für Fehlerdiagnose, wenn Laufwerk/Platte und Desktop noch funktioniert

Fazit: wertvolle Hilfe bei der Fehlersuche bzw. zum Präventiv-Check

MLH, Am Kammerberg 11, 3501 Ahnatal


Hans Hoffmann
Aus: ST-Magazin 01 / 1993, Seite 98

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite