Busy_Man: Steuerschraube

Die Musikszene hat sich in den 90ern weitgehend mit der Gesellschaft arrangiert, ist solide geworden. Jetzt schlägt der Fiskus zurück: Wehe, wenn der Punk-Rocker von gestern seine Bücher nicht ordentlich geführt hat.

INGRID SITTE-NADLER UND MANFRED NEUMEYER

Sind Eure Geschäftsbücher mit Busy_Man geführt, hat das Finanzamt fast keine Chance und Ihr, Eure Gitarren, Synthies und das restliche Equipment sind vor dem Kuckuck und anderen behördlichen Zwangsmaßnahmen gerettet. Mit Busy_Man treten nun auch Musikbands dem Fiskus mit adäquaten Mitteln entgegen. Mit dem Rechner wird endlich der wahre Wert der Musik und die tatsächlichen Kosten einer Musikband schwarz auf weiß registriert und gegen müde Gagen abgewogen.

Reisekosten

Da werden in der Reisekostenabrechnung die Kilometer auf der Suche nach neuen Gigs vermerkt, ebenso die Fahrten mit dem Privat-PKW für Gesprächstermine mit Vertretern von privaten und öffentlichen Funk- und Fernseh-Repräsentanten (auch wenn Ihr bereits am Pförtner gescheitert seid). Auch Frusterlebnisse mit allgewaltigen A&R-Managern der Schallplattenindustrie (seltsam wie inflationär diese Branche den Begriff Manager verwendet) werden registriert. Sie stehen auf Heller und Pfennig — ausgewiesen als Kilometerpauschale — nicht nur in der Reisekostenabrechnung:

Busy_Man überträgt die Kosten automatisch auch in die Finanzbuchhaltung.

Bislang haben viele Bands den unerwarteten Kampf "Rebel ’gainst Tax-Society" im Nachhinein verloren. Denn der "Feind" wartet und hat Zeit — viel Zeit. Er rechnet förmlich damit, daß die Moral, alle Quittungen, Belege und Rechnungen sorgfältig zu sammeln, mit der Zeit abnimmt. Der Fiskus prüft oft erst Jahre später. Meist ist die Band nicht mal mehr zusammen. Die gefürchtetste und zugleich härteste Waffe des Fiskus heißt " Schätzung" und kommt mit Vorliebe bei "wilden Gitarrenbands" zum Tragen. Werden die Einkünfte von Musikgruppen geschätzt, könnt Ihr meist sofort Konkurs anmelden, das gilt freilich auch fürs Privatvermögen (falls vorhanden). Wenn Ihr Pech habt, werden Euch mehr Einnahmen untergeschoben, als Ihr Euch je zu träumen gewagt hättet. Kosten könnt Ihr ja wohl keine nachweisen oder?

Papierkrieg

Papierkrieg, das weiß der Fiskus, läuft jeder Kreativität entgegen. Bands kassieren die Gagen an den Tresen, zwischen Abbau und Verstauen von Instrumenten und Anlage, irgendwo hinter der Bühne oder kurz vor dem Auftritt. Der Ärger mit dem Finanzamt bleibt in der Praxis immer beim Bandleader hängen. Und für das Finanzamt gilt als Bandleader, wer irgendwann einmal für seine Gruppe ein Dokument unterzeichnet hat. Viele Unterschriften sammeln sich mit der Zeit bei den diversen Finanzbehörden, alle Ämter sind heute mit EDV ausgestattet. Am Ende einer Reise haben ordentliche Musiker alle diese Quittungen geordnet und sämtliche Ausgaben im Kassenbuch vermerkt. Von den Colaträgern im Bus, den Ginflaschen aus der Tankstelle, den Semmeln für die Roadies bis zu den Gagen für die Mädels im Hotel. Glücklich, wer da fleißige Helfer hat, und die Belege verbucht. Die Gagen der Konzerte, die Rechnungen im Hotel, Leasingraten für die Lautsprecheranlage und Lightshow und der Ölwechsel für Bus und Mannschaftswagen. Freilich müssen auch Fahrtenbücher auf den Meter genau geführt werden. Besonders wichtig bei Geschäftsreisen: Angabe von Grund, die besuchte Firma und genaue Kilometerangaben, keine Schätzungen.

Auch die Miete für den Arbeitsraum ist abzugsfähig
Abrechnung: Journal für den Monat Januar
Busy Man verwaltet wichtige Adressen

Gin & Girls

Viele Musikgruppen wünschten, Busy_Man wäre einige Jahre früher vielleicht auf dem 64er am Markt gewesen. Die Spezial-Module für Musiker, Musikgruppen, Labels und Studios automatisieren das komplette Büro. Es erledigt die Steuererklärung, schützt vor Steuerfahndung und spart teuere Honorare für den Steuerberater. Ein Steuerberater ist im übrigen keine Pflicht. Sie kosten Geld und sparen Euch nicht immer Steuer. Ihr dürft auch als Band — z.B. als GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) selbst die Steuer erklären. Für die Gründung einer GbR schreibt das Gesetzbuch (BGB) einen formlosen Gesellschaftsvertrag vor. Mit Busy_Man und etwas Ahnung von Buchführung dürfte eine Steuererklärung kein Problem sein.

BGB-Gesellschaft

Busy_Man bietet optional auch ein GEMA-Modul für Komponisten. Dies sollten fairerweise nur die Herren oder Damen Bandmitglieder bezahlen, die auch GEMA-Einkünfte haben. In der Regel sollte man GEMA-Einkünfte von der Musikgruppe ausgrenzen.

Busy_Man ist modular aufgebaut und kann beliebig ausgebaut werden. Besonders für On-The-Road-Bands ist das Modul Reise interessant. Praktisch ist eine Adressenbank. (mn)

WERTUNG

Busy_Man

Hersteller: Selzer Software
Preis: 50 Mark
Vorteile: Komplettlösung für Musiker; keine Probleme mit dem Fiskus
Einschränkungen: Vorkenntnisse in Buchhaltung erforderlich

Selzer Software, Siegener Str. 6, 6230 Frankfurt 80

Busy_Man Modul 1 Barbuch: Bar-Kasse, Buchhaltung, Vorkontierung; schnell und einfach zu bedienen; jede Buchung enthält Nummer, Datum, Vorgang (Text), Betrag, Mehrwertsteuer und wird einem Sach- sowie einem Geldkonto zugeordnet; Eingabe mit automatischer Numerierung; Datum- und Text-Übernahme; Ausdruck von Journal und Konten; Kontensummen und Saldenlisten; Suchfunktion; Kontenrahmenmuster

Busy_Man Modul 2 Reise:
Aufstellung der Geschäftsreisen mit Angabe von Daten, Ort und Dauer; Verpflegungspauschalen

Busy_Man Modul 3 GEMA:
Anmeldungslisten; Aufführungen für Veranstalter; auch spätere Gig-Anmeldung möglich;

Busy_Man Modul 4 Adressenbank:
Rundschreiben für Veranstalter; Etikettendruck

Busy_Man Modul 5 Post:
Briefköpfe und Formulare

Busy_Man Modul 6 Waren und Lager:
Lagerverwaltungs- und Fakturierungsprogramm

Busy_Man Modul 7 Komfortmodule:
Terminplaner; Master-Archiv; eine Titel/Job-Verwaltung für Audio-Studios, Songschreiber und Produzenten; Lizenzenabrechnung



Aus: ST-Magazin 01 / 1993, Seite 36

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