Creatures: Einer für alle

Clyde Ratcliff ist ein putziger kleiner Alien mit dickem Fell und großen Problemen. Ein namen-loser Dämon hat alle anderen Creatures vom Stamme der Fuzzy Wuzzys auf sein Schloß verschleppt.

Dort blüht den Kuschelwesen in den Folterkammern ein überaus trauriges Schicksal als Versuchskaninchen für bizarre Experimente. Clyde muß um den Fortbestand seiner Spezies fürchten. Nach dem Motto »neue Helden braucht das Land«, greift er also beherzt nach der Feuerkeule und bricht in den ersten der sechs Level auf.

Auf einer Übersichtskarte sieht der Spieler, welcher Weg vor ihm liegt. Clyde startet mit fünf Leben am Eingang einer langgezogenen Höhle. Am Boden krabbeln aggressive Schnecken, Aasgeier schwirren durch die Luft und fiese Monster nehmen den kleinen Außerirdischen aus Fesselballoons unter Beschuß: Beste Voraussetzungen für einen zünftigen Geschicklichkeitstest. Per Joystick hüpft Clyde über Plattformen, überquert auf einem Floß reißende Flüsse und heizt seinen Widersachern kräftig ein. Stößt er dabei an den Bildschirmrand, blättert das Programm flugs eine Seite weiter nach rechts.

Auch die leichtesten Gegner geben erst nach mehreren Treffern den Löffel ab. Extrawaffen tun daher Not. Für besseres Equipment muß man bestimmte Fuzzy Wuzzys durch Berühren von ihren Qualen erlösen. Den Rest erledigt eine hilfreiche Hexe: Aus eingesammelten Zutaten braut sie Mehrfachkanonen und Zielsuchraketen zusammen. Für die am Wegrand liegenden Goldstücke dürfen im genreüblichen Shop am Ende des Levels Bonusleben und zusätzliche Ingredenzien für die magische Waffenschmiede gekauft werden.

Allerdings erst, nachdem auch hier der Zerbero an der Eingangstür erfolgreich aus dem Weg geräumt ist.

Kein Märchenschloß sondern grausame Wirklichkeit

Nach jedem zweiten Level stolpert Clyde in eine Folterkammer. Für die nun notwendige Rettungsaktion verzichtet er auf die gesamte pyrotechnische Unterstützung und vertraut voll und ganz auf seinen schlechten Mundgeruch. Es genügt aber bei weitem nicht, alle Wächter mit der Bierfahne aus den Schuhen zu hauen. Im Kampf gegen die Uhr legt der Spieler Schalter um und stellt so die absurden Tötungsmaschinen ab. Nicht nur in den kurzen Knobeleinlagen wird Abwechslung großgeschrieben: Gegen Ende des Abenteuers stülpt sich der siegessichere Fuzzy Wuzzy eine Taucherglocke über. Auf dem Meeresboden sorgen Piranhas und der knappe Sauerstoff für Aufregung. Anschließend marschiert Clydfe durch einen Sumpf, die Krokodile lassen grüßen, und lehrt die Gespenster auf einer verfallenen Burg das Fürchten.

Ein langer Weg liegt vor Clyde

Unserem Helden droht Gefahr aus der Luft

Nur Selbstmord bleibt als letzter Ausweg

Alte Spiele-Hasen kennen Creatures aus seligen 8-Bit Tagen. Leveldesign und Gegner der ST-Fassung blieben gegenüber dem Orgiginal auf dem C64 unverändert. Dafür haben Grafik und Sound eine Frischzellenkur bekommen. Jeder Abschnitt umfaßt zehn abwechslungsreiche Screens, in denen es vor hübschen Animationen, z.B. dem stimmungsvollen Wasserfall, nur so wimmelt. Clyde selbst gehört zu den knuddligsten Sprites der letzten Monate. Seine Widersacher geben ebenfalls oft Anlaß für so manchen Schmunzler. Allerdings kommt es durch den Verzicht auf jegliches Scrolling zu unfairen Situationen: Regelmäßig läuft der Fuzzy Wuzzy in eine Sackgasse; es bleibt nur Selbstmord. Zusätzlich hebt die etwas träge und ungenaue Joystick-Steuerung den Schwierigkeitsgrad in einsteigerfeindliche Höhen. Neben der schicken Präsentation merzt Creatures diese Schwachstellen mit den gnadenlos komischen Slapstickeinlagen in den Folterkammern und stimmungsvollen Zwischengrafiken aus. Angesichts des akuten Mangels an akzeptablen Action-Spielen besitzt der aufgebohrte Klassiker durchaus Hitchancen. Als Rüstzeug benötigt Clyde 1MB RAM. TT- und Falcon-Besitzer gehen wegen Kompatibilitätsschwierigkeiten leer aus. Schade, (ua)

Reißende Flüsse sind für den Fuzzy Wuzzy kein Hindernis

WERTUNG

Creatures

F030: □ TT: OSTE: Bf ST: Bf
Hersteller: Thalamus
Preis: ca 100 Mark
Mono: Nein
Harddisk: Nein
Genre: Geschicklichkeit

Grafik: 5 von 6
Sound: 4 von 6
Idee: 4 von 6
Motivation: 5 von 6

Leisuresoft, Robert-Bosch-Str. 1, 4703 Bönen


Carsten Borgmeier
Aus: ST-Magazin 08 / 1993, Seite 96

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