Hat GFA-Basic Zukunft?

Basic wird schon seit langer Zeit oft als Einsteiger-Sprache bezeichnet, mit der eine saubere Programmierung nicht möglich ist. Als GFA-Basic auf den Markt kam, erlebte diese Programmiersprache einen Boom. Einerseits war es das beste Basic, das es bisher überhaupt gab und andererseits erzeugte es einen für Basic-Maßstäbe rasanten Code.

Doch in den letzten Jahren gewann auf dem ST die reine GEM-Programmierung mehr und mehr an Bedeutung. Ausgelöst wurde dies durch die Aussicht auf Multitasking, durch neuere Computer-Modelle und Erweiterungen wie Großbildschirme.

Unter solchen Voraussetzungen laufen eben nur noch solche Programme sicher, die sich an die Vorgaben des Betriebssystems halten. Mit GFA-Basic ist es schwer, reines GEM zu programmieren. Weniger weil es technisch nicht machbar ist, das ist durchaus möglich, aber die Verlockung, einfach ein 'Print' zu benutzen, ist schon sehr stark. Außerdem stellt doch das GFA-Basic so viele schöne Funktionen zur Verfügung, die das Programmieren so erleichtern...

Ein weiteres Problem ist, dass eigentlich niemand so genau weiß, was das Basic eigentlich so im Inneren des Computers anstellt. Irgendwie wird es schon laufen, aber was genau im Speicher passiert, erfährt man nicht, und vielleicht ist es besser so. Basic ist eine Interpreter-Sprache. Man kann das Programm starten, wenn es noch gar nicht kompiliert ist. Das hat komfortable Vorteile, ist aber für die saubere Programmierung nicht zu empfehlen. Startet man ein Programm im Interpreter, wird der Speicher völlig anders verwaltet als im Compilat. zum Beispiel weil sich noch der Interpreter selbst im Speicher befindet, was beim ausführbaren Programm nicht mehr der Fall sein wird. Dann reagiert der Compiler manchmal anders als der Interpreter, die Compiler-Options verwirren zusätzlich, und wenn im fertigen Programm Probleme auftreten, die im Interpreter nicht zu entdecken sind, dann sind 90 Prozent der Hobby-Programmierer ratlos.

Diese ganzen Mankos nahm man gerne auf sich, und auch auf das GEM könnte man noch eine ganze Weile verzichten. Es wird noch lange Zeit genug Leute mit der Standard-ST-Ausrüstung geben, aber was meiner Meinung nach eine Wende herbeiführen könnte und das hoffentlich auch tut, ist die Entwicklung der anderen Programmiersprachen. Ich denke hier besonders an die beiden 'Puren': Pure C und Pure Pascal.

Hier wird erstmal bei einer Compiler-Sprache der Komfort einer Interpreter-Sprache erreicht, da die Programme extrem schnell übersetzt werden. Die Programmieroberfläche ist auch um etliches angenehmer. Diese Hochsprachen haben Standard-Befehle, die sauber programmiert sind. Und schneller als Basic sind sie natürlich auch. Dabei ist gerade Pascal kaum schwerer zu erlernen als Basic.

Wenn ich daran denke, dass Pure C und Pascal im Gegensatz zu GFA-Basic sicherlich weiterentwickelt werden, und spätestens beim ersten Multitasking-Computer von Atari GEM-Programmierung Voraussetzung sein wird, gebe ich GFA-Basic wenig Zukunfts-Chancen. Sicher werden auch in etlichen Jahren noch Leute in GFA-Basic programmieren und ihre Werke veröffentlichen, aber die meisten Programmierer, die ihr Hobby etwas ernster nehmen, werden wahrscheinlich umsteigen. Wir werden sehen...


Timo Krämer
Aus: STraight Up 09 / 1992, Seite

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite