Was die Treiber treibt - Auf der TOS-Disk: Hilfsprogramm zu GDOS

Von Dietmar Lorenz und Stefan Hüter

GDOS und AMCGDOS treiben die Ausgabequalität hoch, vor allem beim Drucken. Doch kaum ein Anwender weiß, wie er diese Programme bedient. Da hilft die TOS-Disk zu dieser Ausgabe mit GTOOL.

Das Atari-Betriebssystem TOS teilt sich in BIOS, XBIOS, GEMDOS, Desktop und GEM. Letzteres ist die grafische Benutzeroberfläche. Sie kennen alle diese Oberfläche, die sich in Form der Pull-Down- oder Pop-Up-Menüs sowie der Icons und Fenster darstellt. Das GtM unterteilt sich in die Bereiche VDI (virtual device interface) und AES (application environment services). Das VDI stellt viele Grafikfunktionen für die unterschiedlichen Ausgabegeräte wie Bildschirm, Plotter, Drucker, Clipboard oder Grafiktablett zur Verfügung, wenn der dazu notwendige Teil des Betriebssystems, das GDOS (graphic device operating system), vorhanden ist. Das AES verwendet solche Funktionen zur Bearbeitung der Menüzeilen, Fenster und Dialogboxen.

Das GDOS übernimmt also die Verwaltung der Gerätetreiber und der Zeichensätze, die Zuordnung aller VDI-Aufrufe auf die jeweiligen Gerätetreiber und die Umrechnung zwischen den beiden möglichen Koordinatensystemen. Diese Koordinatensysteme »NDC« und »RC« unterscheiden sich zum einen dadurch, daß der Nullpunkt entweder in der linken unteren Ecke oder in der linken oberen Ecke liegt. Zudem können die x- und y-Werte im NDC-System zwischen 0 und 32767 liegen, während im RC-System die Koordinaten durch die Anzahl der Pixel in beiden Richtungen begrenzt ist. Jede Umrechnung zwischen diesen Systemen nimmt das GDOS vor.

Leider findet jedoch nicht das gesamte System in den ROMs des Betriebssystems Platz. Dort sind nur die GDOS-Funktionen verankert, die den Bildschirm betreffen. Alle geräteunabhängigen Grafikfunktionen -lassen Sie sich das »geräteunabhängig« auf der Zunge zergehen - muß man leider über GDOS im Auto-Ordner nachladen. Als weiterer Baustein zur Ausgabe der Grafiken auf Papier sind dann beispielsweise Druckroutinen nötig. Diese Inkonsequenz führt dazu, daß fast alle Text- und Grafikprogramme ihr eigenes Ausgabesüppchen kochen und untereinander nicht kompatibel sind.

Entscheidende Bedeutung für das GDOS hat die Datei »Assign.sys«. Hier sind die jeweils notwendigen Gerätetreiber und Zeichensätze festgelegt. Der Aufbau dieser Datei ist aus dem Bild ersichtlich. Beim Einschalten des Computers wird das GEM gestartet und aus dem Auto-Ordner das GDOS installiert. Dieses sucht nun auf dem aktuellen Pfad die Datei »Assign. sys« und bestimmt für jede Gerätenummer einen Treiber und die verfügbaren Zeichensätze. Spricht ein Programm das Ausgabegerät an, so lädt GDOS den zugehörigen Treiber und die benötigten Zeichensätze. In der ersten Zeile der »Assign.sys«-Datei steht der Pfad, auf dem sich die Treiber und die Zeichensätze befinden. In unserem Beispiel ist dies die Partition F der Festplatte mit dem Ordner »Gemsys«. Die in der Datei angegebenen Gerätenummern sind vom Gerätetyp abhängig. Die ersten zehn Nummern sind für den Bildschirm reserviert. Nummern ab 11 gelten für Plotter, Nummern ab 21 für Drucker, ab 31 für Metadateien, ab 41 für Clipboards und ab 51 für Grafiktabletts. Steht hinter der Nummer der Buchstabe »r«, so lädt GDOS den Treiber nach dem Auffinden und behält ihn resident im Speicher. Der Buchstabe »p« bedeutet permanent und zeigt an, daß dieser Treiber nicht geladen werden muß, sondern sich bereits im ROM befindet. Dies trifft z.B. für alle Bildschirmtreiber zu, die den Namen »Screen.sys« tragen. Nach dem Treiber sind die jeweiligen Zeichensätze für das Gerät anzugeben. Um einen Kommentar in eine Zeile einzufügen, setzen Sie einfach einen Apostroph davor.

Doch wie sieht beispielsweise ein Zeichensatz mit dem Namen »ATSS10.FNT« auf dem Bildschirm aus, und zu welchem Gerätetreiber gehört er? Um dieses Problem leicht zu lösen, enthält die TOS-Diskette dieser Ausgabe das Programm »GTOOL« von Stefan Hüter. Dieses Programm ermittelt alle auf der Diskette oder Festplatte enthaltenen Zeichensätze und zeigt sie auf dem Monitor. Das gilt auch für Zeichensätze, die eigentlich nicht für den Bildschirm bestimmt sind. Die Bezeichnung der Zeichensätze erfolgt meist nach einem bestimmten System. Die ersten Buchstaben kennzeichnen den Gerätetreiber:

AT - Atari Bildschirm in hoher Auflösung
EP - Epson Drucker
HP - Hewlett-Packard Drucker
IBMH - Grafikkarte nach EGA Standard
IBML - Grafikkarte nach CGA Standard

Die folgenden Buchstaben geben die Schriftfamilie an:

SS - Swiss (Helvetica)
RK - Rockwell
TR - Dutch (Times)
TP - Typewriter (Courier)

Die Zahlen am Ende kennzeichnen dann die Zeichenhöhe in 1/72 Zoll, die sich auf dem entsprechenden Ausgabegerät ergibt. Die Endung lautet immer »FNT«. Unser Beispiel ist also ein Zeichensatz für den Atari-Monitor (ca. 80 dpi Auflösung) aus der Schriftfamilie Swiss und besitzt auf dem Monitor eine Höhe von 10 Punkten, wobei ein Punkt 1172 Zoll entspricht. Leider ist manchmal die Bezeichnung der Zeichensätze nicht konsequent, und die Reihenfolge der Codierung wird vertauscht. Finden Sie einen Zeichensatz mit dem Namen »ATSS10EP.FNT«, so ist damit wahrscheinlich ein Zeichensatz für einen Epson-Treiber gemeint, obwohl das EP am Ende steht. Die Buchstaben AT haben dann eigentlich keine Bedeutung, es sei denn, damit ist das Wort Atari abgekürzt.

Benutzen Sie einen Zeichensatz in der hohen ST-Auflösung, dann sieht er in der mittleren Auflösung verzerrt aus, die Länge der Zeichen ist doppelt so groß wie in der hohen Auflösung. Der Grund ist die halbierte Pixelzahl für die Darstellung in y-Richtung. Da die Zeichen durch ihre Punktezahl definiert sind, erscheint das Zeichen in der mittleren Auflösung also doppelt so groß. Sie müssen also für jede Bildschirmauflösung einen eigenen Zeichensatz verwenden, um die Proportion der Zeichen immer gleich zu halten. Noch extremer sind die Verhältnisse, wenn Sie einen Druckerzeichensatz auf dem Bildschirm darstellen, da der Drucker eine höhere Auflösung als der Monitor hat. Probieren Sie dies doch mit dem Programm »GTOOL« einfach mal aus.

Nach dem Start befinden Sie sich in der gewohnten GEM-Umgebung mit einer kleinen Menüzeile. Wählen Sie den Menüeintrag »open... « aus dem Datei-Menü, dann erscheint die gewohnte Dateiauswahl-Box. Öffnen Sie den Ordner mit Ihren Zeichensätzen und klicken Sie auf »OK«. Das Programm lädt nun sämtliche Zeichensatzinformationen (Font-Header) in den Arbeitsspeicher und sortiert sie nach der Zeichensatznummer und der Größe. Danach öffnet sich eine Dialogbox, in der oben links die Schriftfamilien aufgeführt sind. Daneben finden Sie eine Liste der verfügbaren Schrifthöhen und der dazugehörenden Dateinamen. Die Auswahl einer Familie und die Höhe wählen Sie einfach durch Anklicken. Erst jetzt lädt GTOOL den Zeichensatz vollständig und zeigt ihn. Im rechten unteren Teil der Dialogbox sehen Sie einen Ausschnitt aus dem Zeichensatz, der mit den Rollpfeilen beliebig zu verändern ist.

Weitere Informationen, die im Font-Header stehen, sind in den fünf weiteren Boxen angezeigt. Diese Parameter dienen nur der Information. Sie sehen beispielsweise sofort das erste und das letzte Zeichen im Zeichensatz anhand der ASCII-Werte. In der Box »Distances« sind die Abstände verschiedener Hilfslinien der Zeichen zur Grundlinie und der Verbreiterungsfaktor für Fettschrift sowie die Dicke des Unterstreichungsstriches angegeben. Die beiden Einträge im Feld »Cell« geben die Ausmaße einer Zeichenzelle an, und im Feld »Delta« finden Sie die Offset-Werte für Kursivschrift. Die Ankreuzfelder oben rechts zeigen das Format, in dem der Zeichensatz vorliegt. Klicken Sie auf das Druckersymbol, um eine Liste der Zeichensätze auszugeben. So wählen Sie schnell die gewünschten Zeichensätze aus, um sie in der assign.sys-Datei einzutragen. (wk)

So zeigt »GTOOL« alle Informationen über einen GDOS-Zeichensatz


Aus: TOS 05 / 1991, Seite 76

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