Phoenizisches Stilleben: Icons für »Phoenix« mit Schrifterkennung und Grafikprogramm

Icons sind eine schöne Sache. Nicht nur auf dem Desktop, sondern auch innerhalb eines Programms sehen die kleinen Bilder nicht nur gut aus, sondern sind auch noch praktisch. Und wer sich das Geld für einen Icon-Editor sparen möchte, findet hier eine praktische Alternative zum Nulltarif.

Die Datenbank »Phoenix« von Application Systems Heidelberg benutzt für ihre Icon-Dateien eine einfache ASCII-Datei als Quelle. Wer jedoch keinen Editor besitzt, der sich auf einen 8x8 Pixel großen Zeichensatz umschalten läßt, der bekommt früher oder später Probleme: das Seitenverhältnis stimmt nicht mehr, die Bildschirmdarstellung zieht die Icons in die Länge, Kreise sehen aus wie Eier. Und bis die neuen Icons optisch befriedigend entworfen und der Datenbank zugeordnet sind, gibt es ein ständiges hin und her zwischen dem Icon-Editor, dem »Designer« und dem »Manager«. Das »Zeichnen« mit der Tastatur ist nicht angenehm. Immerhin nimmt ein Icon bis zu 67 Zeilen inklusive der Zeilen »Size«, »Data« und »Mask« ein. Warum also nicht gleich Programme verwenden, deren Aufgabe es ist, Bilder zu entwerfen oder diese in Buchstaben zu verwandeln? Holen wir also ein Grafikprogramm und eine Schrifterkennung aus unserem Disketten kästen.

Grafikprogramm, na gut, aber Schrifterkennung? Kein Problem, denn als eifriger TOS-Leser haben Sie sicher die Ausgabe 1/91, auf der sich die Demo-Version von »Syntex«, einer Schrifterkennung der Marvin AG befindet. »Demo« heißt in diesem Fall nur, daß das Programm sehr langsam läuft, sonst aber alles kann. Doch auf ein paar Sekunden kommt es hier ja gar nicht an. Alternativ dazu gibt es im PD-Bereich auch ein Accessory namens »Mini-OCR« (Optical Character Recognition). Mit Hilfe einer solchen Schrifterkennung und eines Rastergrafikprogramms lassen sich nun die Icons bequem zeichnen, anschließend speichern und in eine Textdatei wandeln. Mit einem Snapshot-Accessory holen Sie sich bei Bedarf auch Icons aus anderen Programmen, um sie für Ihre Zwecke zu modifizieren - warum also das Rad zweimal erfinden?

Sofern das Grafikprogramm Accessories zuläßt, wandelt das Bild gleich dort mit Mini-OCR in eine ASCII-Datei um. Wenn nicht, speichern Sie das Bild als IMG-Datei, laden es in den Manager und lassen die OCR dort ihre Arbeit verrichten. Ihr Zeichenprogramm sollte in der Lage sein, eigene Füllmuster herzustellen und Bildausschnitte unabhängig für Breite und Höhe zu vergrößern, denn der normale System-Zeichensatz hat die Größe von 86 Pixeln. Diese Einschränkung ist aber nur für die Mini-OCR relevant, da es nur den Systemzeichensatz erkennt.

Bild 1: Hier ist Syntex gerade dabei, eine neue »Schrift« zu lernen

Mit »Arabesque« vergrößern Sie zum Beispiel die selbstentworfenen Icons problemlos über die Blockfunktion (Taste 2) und verknüpfen sie anschließend mit einem selbstdefinierten Füllmuster (Taste A). Kopieren Sie dazu das Icon (maximal 64x32 Pixel in Phoenix) und vergrößern es insgesamt dreimal, so daß die »Punkte« nun 8x8 Pixel groß sind. Bei vielen Icons ist es notwendig, sie zum Vergrößern in kleinere Segmente aufzuteilen, da Arabesque nur einen maximalen Blockpuffer von 640x400 Punkte zur Verfügung stellt. Die dritte Vergrößerung sprengt dann schon leicht.diesen Rahmen. Haben Sie den Bildbereich bestimmt, veranlaßt ein Druck auf die Taste A Arabesque, die schwarzen Flächen mit einem Füllmuster zu verbinden. Mit einem anderen Grafikprogramm füllen Sie den schwarzen Bereich mit einem Symbolmuster.

Beim Speichern des Textes aus Syntex sollten Sie der Übersichtlichkeit halber das Sternchen als Ausgabezeichen wählen, da auch die anderen Phoenix-Icons dieses Zeichen verwenden. Sie dürfen sich natürlich genausogut für ein beliebiges anderes Zeichen aus dem Systemfont entscheiden. Wenn Ihnen also Paragraphen lieber sind - bitte schön, kein Problem. Für Syntex spielt das Aussehen des Buchstabens keine Rolle, da es das Zeichen normalerweise ohnehin noch lernen muß. Sie können also auch das kleine Männchen aus der dritten Füllmuster-Ebene von Arabesque verwenden und anschließend Syntex erzählen, es wäre ein Sternchen. Computer sind doof, wie wir alle wissen. Falls es Schwierigkeiten mit dem Erkennen der »Schrift« gibt, vergrößern Sie das Icon einfach stufenlos. In Arabesque geht das über die Blockfunktion und den Buchstaben G.

Bild 2: Aus dieser abstrakten Kunst entsteht das Strickmuster für ein neues Icon

Achten Sie beim Positionieren des Symbolmusters darauf, daß die meisten Grafikprogramme die Muster immer relativ zum oberen oder unteren Bildschirmrand setzen. Sie müssen also entweder das Füllmuster oder Ihre Grafik entsprechend positionieren, damit keine halben Buchstaben erscheinen. In Arabesque muß der definierte Blockbereich exakt mit der obersten linken Pixelzeile beginnen. Den Aufwand mit dem Füllmuster betreiben sie aber nur einmal, dann speichern Sie das Muster und haben es für spätere Wandlungen immer parat.

Wer mit der Mini-OCR arbeitet, der muß das Icon noch in die Länge ziehen, um auf die Buchstabengröße des System-Zeichensatzes zu kommen. Das Accessory kennt auch nur den System-Zeichensatz. Verwenden Sie beispielsweise unter »NVDI« einen anderen Zeichensatz, dann wählen Sie ein Zeichen, daß einem original Atari-Zeichen sehr ähnlich ist, sonst hat die Mini-OCR unter Umständen Probleme mit der Identifizierung. Das erwähnte Sternchen hat bei NVDI beispielsweise kaum Ähnlichkeit mit seinem Pendant aus dem Atari-Font, es ist viel hübscher. Nehmen Sie statt dessen das X und ersetzen es anschließend in einem Texteditor durch das Sternchen.

Schließlich sollten Sie noch die Maske des Icons zeichnen, wobei Sie je nach Icon die weißen Flächen innerhalb des Icons füllen, die »Maske« wieder mit dem Füllmuster versehen und als eigene Datei speichern. Verbinden Sie jetzt die Daten von Icon und Maske, indem Sie zunächst die »Daten«-Datei des Icons und die »Masken«-Datei in einen Texteditor laden, die Zeilen und Spalten zählen und die Zahlen am Anfang der neuen Icon-Datei eintragen. Hat die Maske die gleiche Form wie der Data-Bereich des Icons kann es passieren, daß manche Details auf dem grauen Desktop-Hintergrund des Managers nicht mehr zu erkennen sind. So, damit hätten wir es auch schon geschafft. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Entwerfen neuer Icons. (wk)



Aus: TOS 11 / 1991, Seite 54

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