Auf das Umfeld kommen es an: Der richtige Arbeitsplatz ist für jeden Anwender wichtig

Der richtige Arbeitsplatz heißt vor allem »sich wohlfühlen« am Arbeitsplatz. Besonders wenn es um das zeitintensive Hobby Computer geht, ist eine gute Ausstattung wichtig.

Jeder hat sicher so seine eigene Vorstellung zum Thema »guter Arbeitsplatz«. Und überhaupt, was ist das eigentlich für ein Thema in einer Computerzeitung? Fällt denen denn gar nichts mehr ein über die ewig neueste Festplatte und das wieder einmal professionellste, schnellste, ...ste?

Doch, doch, uns fällt schon genügend ein. Vor allem aber fiel uns etwas auf, und zwar, wie großzügig das Thema Computer gerade in der Vorweihnachtszeit wieder einmal in Werbung und Kaufhausrummel behandelt wird. Im Zuge dieser neuen (?) Leidenschaft handeln dann auch viele Anbieter für Computerzubehör, vom Diskettenkasten bis zum Computertisch reicht die Palette. Vom Kaufhaus um die Ecke bis zum Möbellager im Industriegebiet, alle wollen beim Thema Computer mitreden, aktuell sein - und kräftig abkassieren.

Die Qualität mancher Angebote ist dabei allerdings mehr als fragwürdig und beim Blättern in Zeitungsbeilagen und Prospekten fragt man sich immer wieder, ob die Designer solch raffinierter Angebote wirklich wissen, was sie da mit manchen ihrer Kreationen anrichten. Nichts gegen den guten alten Commodore C64, aber ein Computertisch, auf dem nicht einmal eine Maus Platz findet, der sollte besser aus den Angeboten verschwinden.

Amüsantes dagegen offenbart das Studium der Kataloge manches Büroausstatters. Vom angeketteten Computer (ja, ja, die Sicherheit) bis zum beheizbaren Fußbänkchen für die geplagte Sekretärin findet sich hier manches, vor allem preislich sehr hochwertige Angebot, das den normalen Schreibtischtäter vor Neid erblassen läßt.

Allerdings sei unbestritten, daß manches sinnvolle Zubehör sich unter diesen Angeboten findet. Wer den ganzen Tag am Bildschirm verbringt, der ist mit einem Strahlenschutzvorsatz sicher gut beraten. Besser wäre natürlich gleich die Einführung strahlungsarmer Monitore, aber die kosten natürlich gleich wesentlich mehr Geld. Das gleiche gilt für so sinnvolle Kleinigkeiten wie Vorlagenhalter oder schwenkbare Telefonarme.

Etwas kostenintensiver aber sicher noch viel wichtiger sind Dinge wie medizinisch empfehlenswerte Stühle. Als sehr gesunde Alternative zum Küchenstuhl haben sich die Kniehocker erwiesen, die gerade bei längerer, ununterbrochener sitzender Tätigkeit die Wirbelsäule und die gesamte Rückenmuskulatur spürbar entlasten. Zumindest als Alternative zum Sitzen lohnt sich die Anschaffung eines solchen Kniehockers wirklich.

Bei allem Positiven, das es im Zubehörbereich zu finden gibt, es bleibt doch ein gewisses Gefühl von Wehmut. Die Hersteller von Zubehör, Ausstattungen und Büromöbeln sind meistens auf dem heutzutage völlig unzweckmäßigen Niveau jenes unglückseligen »Industriestandards« stehengeblieben, der vor einigen Jahren einmal Stand der Dinge war. Etwas mehr Schritthalten mit der aktuellen technischen Entwicklung wäre nicht schlecht. Wo bleiben beispielsweise funktionelle Arbeitsplatzkonzepte für den DTPler mit Großbildschirm oder ein übersichtliches Archivierungssystem für Wechselplatten? So bieten sich dem ambitionierten Anwender häufig nur halbfertige Anregungen, die Ausführung bleibt ihm selber überlassen. So greift denn der ambitionierte Arbeitsplatzausstatter zunächst zum CAD-Programm und anschließend zu Zollstock, Säge und Verbandskasten, um den Traum vom topergonomischen Arbeitsplatz selbst zu verwirklichen. Diese Lösung ist auch gar nicht die schlechteste. Was halten Sie davon, den Monitor in 45 Grad Neigungswinkel gleich in die Tischplatte zu integrieren? Gewissermaßen der Supertower mit eingebautem Anwender. (wk)


Wolfgang Klemme
Aus: TOS 01 / 1992, Seite 16

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