Frühlingsputz: QFax Pro

Vor etwa 18 Monaten kam mit ST-Fax die erste Fax-Software für den Atari ST auf den Markt. Das konsequent weiterentwickelte Programm wird nun, unter anderem von der Firma Richter Distributor, als QFax Pro vertrieben.

Bei einem betriebsbereiten Faxmodem beschränkt sich die Installation von »QFax Pro« auf das Kopieren aller Dateien der Originaldiskette auf die Bootpartition Ihrer Festplatte. QFax läuft dann entweder als Programm oder als Accessory.

Bevor Sie nun darangehen, Ihre ersten Faxe auf die Reise zu schicken, sollten Sie die Einstellungen des Programms überprüfen. Die Konfiguration erfolgt über eine ASCII-Datei. Die mitgelieferte Datei enthält schon einige Standardvorgaben, so daß Sie lediglich die Parameter für das von Ihnen verwendete Modem und Ihre Fax-ID ändern müssen.

Anschließend geht es an das Entwerfen des Faxes. Hier werden Sie mit einer ganz besonderen Raffinesse des Programms konfrontiert. In einem Anwendungsprogramm Ihrer Wahl installieren Sie anstelle des üblichen Druckertreibers den passenden Faxtreiber.

Starten Sie nun die Druckausgabe, wird Ihr Dokument nicht wie gewohnt auf dem Drucker ausgegeben, sondern im Fax-Format auf der Festplatte gespeichert. Voraussetzung ist selbstverständlich, daß für das gewünschte Programm auch ein entsprechender Faxtreiber zur Verfügung steht. Da der Autor von QFax die Routinen zum Generieren der Faxe als Public Domain freigegeben hat, steht es jedem Softwarehersteller frei, seine Programme mit Faxtreibern auszustatten. Zum Lieferumfang von QFax gehören Treiber für Calamus, Cypress und TeX. Laut Aussagen des Programmierers ist ein Treiber für FSM-GDOS in Vorbereitung, und auch namhafte Softwarefirmen arbeiten an Treibern für ihre Programme.

Steht für Ihr bevorzugtes Programm noch kein Treiber zur Verfügung, kommen der mitgelieferte IMG- oder der ASCII-Konverter zum Zug. Das letztgenannte Tool wandelt einen ASCII-Text in eine Grafik und speichert diese anschließend im Faxformat. Zwar läßt die Ästhetik des verwendeten Fonts stark zu wünschen übrig, doch gut lesbar sind die Zeichen allemal.

Kommandozentrale: die Hauptdialogbox von QFax Pro

Verfaxen…

Nach Aufruf von QFax erscheint auf dem Bildschirm die Hauptdialogbox des Programms. Möchten Sie das Fax an nur einen Empfänger schicken, geben Sie hier den Namen und die Telefonnummer an. QFax speichert diese automatisch in einer Datenbank. Haben Sie einen Adressaten schon einmal angewählt, brauchen Sie nur noch den Namen eingeben. Die passende Nummer sucht QFax automatisch nach Drücken der Re-turn-Taste. Alternativ zeigt das Programm auch alle gespeicherten Namen an. In einem Fenster wählen Sie dann den gewünschten Adressaten mit der Maus oder der Tastatur direkt aus. Auch hier überrascht QFax mit Bedienungskomfort: Betätigen Sie die Taste mit dem Anfangsbuchstaben des gesuchten Namens, wird die Liste augenblicklich an die passende Position bewegt.

Möchten Sie das Fax gleich an mehrere Personen senden, erreichen Sie über den Knopf »Gruppen« die Serienfax-Funktion. QFax verwaltet die Empfänger in einer ASCII-Datei, die sich leicht mit der Export-Funktion einer beliebigen Datenbank oder einem Texteditor erzeugen läßt. Natürlich bietet auch QFax Funktionen zum Generieren und Editieren dieser Datei. Eine weitere Spezialität von QFax ist die Fax-Queue. Hier geben Sie einzelne Faxseiten zum Versand frei oder löschen sie. Besonders praktisch ist dies, wenn Sie mit einigen Standard-Seiten arbeiten. Diese lassen sich nach Belieben dem aktuellen Fax-Auftrag hinzufügen. Auch Seiten, die Sie selbst empfangen haben, leiten Sie auf diese Weise an andere Personen weiter.

Nachdem Sie den oder die Empfänger bestimmt haben, benötigen Sie noch ein Deckblatt. In bis zu 32 Zeilen können Sie den Empfänger schon mal vor dem warnen, was da auf Ihn zukommt. Hierbei unterstützt Sie QFax wieder kräftig: Den Empfängernamen und dessen Faxnummer, die Anzahl der Seiten, das Datum und die Uhrzeit setzt das Programm auf Wunsch selbst ein. Außerdem läßt sich das Deckblatt mit bis zu zwei Grafiken verzieren, praktischer Einsatz hierfür ist Ihr Firmenlogo und Ihre gescannte Unterschrift.

Bevor Sie das Fax nun endgültigauf die Reise schicken, lassen Sie es sich noch mit der Preview-Funktion am Bildschirm anzeigen. Zwar erlaubt der Preview das Vor- und Zurückblättern, doch die Seite wird nur in Bildschirmgröße angezeigt. Ohne Großbildschirm erahnen Sie an dieser Stelle nur, was Sie da durch die Leitungen der Telekom schicken. Abschließend folgt ein Klick auf »Weiter«, und wenig später erfreut sich der erste Empfänger an Ihrem Fax.

… und empfaxen

Der Empfang von Faxseiten gestaltet sich recht unkompliziert. Haben Sie QFax als Accessory installiert, nimmt es Anrufe selbständig entgegen, andernfalls müssen Sie selbst den Befehl zum »Abheben« geben. Als besonderer Gag erweist sich die Tatsache, daß QFax zwischen einem Fax und einem »normalen« Datenanruf unterscheidet. Haben Sie also ein Terminalprogramm geladen, können Sie dem Anrufer nicht nur Faxempfang, sondern auch Up- und Download anbieten.

Die empfangenen Seiten werden im Fax-Format auf der Festplatte gespeichert und lassen sich danach mit Hilfe eines weiteren Programms, dem QFax-Manager, ausgiebig betrachten. Im Manager wählen Sie zwischen einer 1:1-oder einer 1:2-Darstellung. Überdies lassen sich die Faxe auch auf 9- und 24-Nadlern und Laserdruckern (HP LaserJet, Kyocera, Atari SLM) ausdrucken oder als IMG-Grafik speichern.

Eine besondere Würdigung verdient noch die Fehlerkorrektur des Managers. Die durch eine schlechte Leitung hervorgerufenen Empfangsfehler werden vor der Anzeige des Faxes korrigiert. Der Unterschied zwischen der fehlerhaften und der korrigierten Seite ist beachtlich.

Im Lieferumfang von QFax inbegriffen ist ein ausführliches, deutsches Handbuch. Hier finden Sie, neben der Bedienungsanleitung für das Programm, auch sämtliche möglichen Konfigurationen gut verständlich erklärt.

Als Zusatzgeräte sind bei der Firma Richter Distributor auch passende Modems erhältlich. So vertreibt Richter QFax Pro in Verbindung mit einem Faxmodem (Send-/Re-cieve-Fax) zum Preis von 495 Mark.

WERTUNG

Name: QFax Pro Version 3.17
Preise: QFax Pro 149 Mark, in Verbindung mit Modem 495 Mark
Hersteller: Tim Mehrvarz

Stärken: Treiberkonzept □ anwenderfreundliche Benutzerschnittstelle □ Tastaturbedienung □ Großbildschirmtauglich □ Verwaltung der Faxnummern □ Erkennung von Fax- und Datenanruf □ Software-Schnittstelle

Schwächen: kleine Darstellung der Faxseiten vor dem Versenden □ unästhetischer Zeichensatz des ASCII-Konverters

Fazit: Allen, die mit ihrem Atari auch faxen wollen, kann dieses Programm wärmstens empfohlen werden.

Tim Mehrvarz, der Autor von QFax Pro, gab bekannt, daß er nun auch die Routinen zur Steuerung von QFax als Public Domain bereitstellt. So sind Programmierer in der Lage, auf einfache Weise eine Funktion zum zeitversetzten Senden von Faxen zu programmieren. Als Fazit läßt sich festhalten, daß QFax Pro durch Funktionalität und Benutzerfreundlichkeit überzeugt. Sicher fehlen dem einen oder anderen Benutzer noch einige Funktionen, welche dem Programmierer als Anregung dienen können. Doch ist QFax auf dem Atari »State of the Art«, und Konkurrenzprodukte müssen sich daran messen lassen. (uh)

H. Richter Distributor, Hagenerstr. 65, 5820 Gevelsberg


Roland Dietz
Aus: TOS 05 / 1992, Seite 52

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