Microdeals Einsteiger-Sequenzer »Concerto« im Test: Concerto grosso?

Concerto: ein altbekanntes Konzept in etwas altbackenem Design

Immer in den Momenten, in denen man meint, ein Marktsegment - in diesem Fall das der MIDI-Sequenzer - sei mehr als hinreichend abgedeckt, öffnet sich wie von Geisterhand ein kleines Türchen und keck herausspaziert kommt ein neuer hoffnungsvoller Aspirant auf Publikumsgunst und Testerehren.

Gleich nach dem Laden entpuppt sich unser Proband als klarer Vertreter der bekannten Pattern-Song-Philosophie, deutlich erkennbar an den beiden Pattern- und Track-Listen in der Bildschirmmitte. Ein Concerto-Song besteht aus bis zu hundert Pattern mit je 24 Tracks. Die Aufnahme der Pattern nehmen Sie dabei auf der Hauptbildschirmseite »Main« vor. Die Pattern fügen Sie dann im »Arrange«-Teil zu einem kompletten Song zusammen.

Zur Korrektur der eingespielten MIDI-Daten bietet Concerto üppige fünf Editoren, die Sie ebenso wie alle anderen Bildschirmseiten über die Funktionstasten oder per Mausklick auf das entsprechende Symbol am oberen Bildschirmrand erreichen. Vertreten sind hier gute alte Bekannte wie Drum-, Key-, Event- und Score-Editor, die wir in ihrer Funktion sicherlich nicht näher erläutern brauchen. Erwähnenswert vielleicht, daß der Score-Editor zwar die Korrektur von Events gestattet, den Ausdruck von Einzelsystemen oder gar ganzer Partituren jedoch nicht beherrscht.

Für die Noteneingabe ohne MIDI-Instrument eignet sich zuerst der Step-Editor, in dem Sie mit Hilfe einer Bildschirmtastatur und der Maus die gewünschten Werte Schritt für Schritt »einspielen«. Ausgesprochen gelungen ist die Idee der »Synthesizer«-Page. Hier lassen sich - ähnlich wie bei General MIDI (GM) -verschiedene Instrumenten-Typen für diverse Synthesizer per »Program Change« Befehl definieren. So stellen Sie sicher, daß Ihr Song auch auf einem anderen Instrument mit annähernd gleichem Sound erklingen wird.

Atari STE/TT Besitzer begrüßen sicherlich die Unterstützung der DMA-Sound-Fähigkeiten ihres Computers. Mit Hilfe eines speziellen, im Lieferumfang enthaltenen Programms gestattet es Concerto, einzelne Tracks nicht über MIDI sondern per DMA-Sound abzuspielen. So binden Sie z.B. auch Sprach-Samples oder ungewöhnliche Naturgeräusche in Ihre Aufnahmen ein.

Und wie lautet unser abschließendes Urteil über Concerto? Schwer zu sagen! Auf der einen Seite bietet Concerto für den wirklich ausgesprochen günstigen Preis von knapp unter 120 Mark eine enorme Funktionenvielfalt und einige gute Ideen, wie z.B. die DMA-Unterstützung für die STE/TT-Serie und die Soundkonvertierung für verschiedene Synthesizer. Auf der anderen Seite wirkt das Konzept und Design angesichts moderner Sequenzersysteme doch recht angestaubt und veraltet, so daß man sich fragen muß, ob gerade Einsteiger mit Concerto glücklich werden. Hinzu kommt noch, daß Concerto nicht unbedingt zu den flottesten Vertretern seiner Art gehört. So bleibt es letztlich dem Käufer überlassen, ob er gewillt ist, in Anbetracht des wirklich fairen Preises über die eine oder andere Schwäche großzügig hinwegzusehen, oder ob er nicht lieber gleich 80 Mark mehr in einen der professionelleren Einsteigersequenzer der renommierten Firmen (siehe TOS 6/92) investiert. Eine Überlegung, die vor dem Hintergrund diverser Systemabstürze während der Testphase sehr anzuraten ist. (wk)

Microdeal, Box 68, St. Austeil. Cornwall, PR 25,4YB England

WERTUNG

Name: Concerto 1.1
Preis: ca. 120 Mark
Hersteller: Microdeal Ltd.
Stärken: sehr günstiger Preis □ großer Funktionsumfang □ DMA-Soundunterstützung
Schwächen: Konzept etwas veraltet □ Bedienung gelegentlich ein wenig umständlich □ nicht betriebssicher

Fazit: Sehr günstiger Sequenzer mit Nachholbedarf bei Konzept, Benutzerführung und Stabilität.


Kai Schwirzke
Aus: TOS 10 / 1992, Seite 94

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